Datum der Veröffentlichung: 1 November 2023
Zeekr X
Autotest

Zeekr X

Fortschritte, aber kein Vorsprung

Autotest - Zu Zeekr gehört eine besondere Geschichte. Die Modelle, die jetzt unter dem Namen Zeekr verkauft werden, wurden eigentlich für eine andere Marke entwickelt. Sie waren jedoch zu gut, und um Raum für Innovationen zu schaffen, beschloss die Muttergesellschaft, die Marke "Zeekr" zu gründen. In der Tat wäre das "X" seiner Zeit weit voraus

Der "X" ist das zweite Modell von Zeekr. Das erste ist eine große, schnelle und luxuriöse Limousine, deren einziger Zweck es ist, Zeekr berühmt zu machen. Das X hingegen ist ein kompakter SUV und damit zielt die neue chinesische Marke auf das beliebteste Segment des Marktes.

Zeekr X

Um den Ton anzugeben, wurde ein schlichtes und futuristisches Design gewählt. Dabei schaffen schwarze Paneele Kontraste, die die Formen stärker hervorheben. Schwarze Rahmen lassen zum Beispiel die Radkästen größer erscheinen, während das schwarze Dach über dem Auto zu schweben scheint. Die Heckscheibe steht aufrecht und verleiht dem X etwas Eigenwilliges. Gut zu wissen: Trotz der sehr kleinen Heckscheibe ist die Sicht in den Innenspiegeln recht anständig. Die randlosen Außenspiegel sind dagegen etwas zu klein, so dass die Sicht nicht optimal ist.

Trotz seiner bescheidenen Außenmaße ist das Platzangebot im Innenraum gut. Vorne ist der X nicht nur geräumig, dank der großzügigen Vordersitze fühlt sich das Auto auch größer an, als es tatsächlich ist. Der Platz auf den Rücksitzen ist ausreichend, ebenso wie der Kofferraum. Unter der Motorhaube befindet sich ein zusätzlicher Stauraum, der aber so klein ist, dass er eigentlich nur ein Ladekabel fasst (wenn es sehr eng zusammengerollt ist).

Zeekr X
Zeekr X

Ausrüstung

Um sein futuristisches Aussehen zu unterstreichen, wurde ein minimalistisches Design gewählt und alles, was weggelassen werden kann, wurde weggelassen. Wie viele Elektroautos hat der X daher auch keinen Startknopf. Wenn "Fahren" gewählt wird, schaltet sich das Auto ein. Wenn der Fahrer aussteigt, schaltet sich das Auto aus. Der X hat nicht einmal einen Lichtschalter oder einen Lautstärkeregler. Wirklich alles wird über das zentrale Display gesteuert. Alternativ können Sprachbefehle gegeben werden (nur in Bezug auf Navigation und Klimasteuerung) und die Innenraumkamera erkennt Gesten (z.B. Daumen nach rechts für den nächsten Song, nach links für den vorherigen).

All das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Zahl der Optionen ist riesig. Denn Zeekr bietet neben den üblichen Audio-, Kommunikations- und Navigationssystemen viele Sicherheitssysteme, sogar die nötigen Gimmicks. So kann das Auto zum Beispiel statt zu hupen auch bellen, grunzen oder miauen, und der Fahrer kann über einen Sprachwandler mit der Außenwelt kommunizieren. Das Audiosystem stammt von Yamaha, aber leider bietet es nicht die Qualität, für die die Marke bei Heim-HiFi-Geräten bekannt ist. Der Klang ist geräumig, aber der Klang ist nur "gut".

Weil die Europäische Union es vorschreibt, ist der X mit vielen Sicherheitssystemen ausgestattet, die bei jeder Kurve warnen oder sogar eingreifen. Wenn auch nur einen Moment zu schnell gefahren wird, erscheint eine Warnung und ein Ton ist zu hören. Bleibt die Geschwindigkeit dann zu hoch, ertönt eine eindringlichere Warnung und eine Stimme mahnt zur Reduzierung der Geschwindigkeit. Eine Warnung ertönt auch bei zu geringem Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug. All dies ist nicht nur verharmlosend, sondern oft auch ungerechtfertigt, weil die Kamera die Verkehrszeichen nicht immer richtig liest. Die Folge ist, dass der Fahrer alle Warnungen ignoriert, auch wenn sie vielleicht einmal berechtigt sind.

Zeekr X

Trotz seiner sehr umfangreichen Ausstattung bietet das Zeekr X nichts, was die Konkurrenz nicht auch bietet. Der Hauptunterschied besteht darin, dass das X serienmäßig sehr reichhaltig ausgestattet ist, während für ein vergleichbares Modell der Konkurrenz sehr viel mehr bezahlt werden muss. Im Vergleich zum Zeekr 001, das anderthalb Jahre zuvor auf den Markt kam, hat die Marke deutliche Fortschritte bei der Ergonomie und der Verarbeitungsqualität gemacht.

Elektroauto

Zeekr sieht, wie viele andere chinesische Marken auch, Platz auf dem Markt, weil das Establishment noch zu langsam auf das elektrische Fahren umsteigt. Alle Modelle von Zeekr sind daher elektrisch angetrieben. Dabei bietet der X die Wahl zwischen Heck- und Allradantrieb. Die Variante mit Hinterradantrieb hat 272 PS, während die Allradversion über einen zusätzlichen Motor verfügt, der es auf insgesamt 428 PS bringt. Diese Leistung wirkt sich auch auf die Reichweite aus. Die "Long Range"-Variante (Heckantrieb) hat eine Reichweite von 445 km, während die "Performance"-Variante mit einer vollen Batterie 425 km zurücklegt. Bei der Testfahrt lag der Verbrauch bei 17,9 kW / 100 km, was eine Reichweite von über 400 km bedeutet.

Zeekr X

Der X kann mit 150 kW an einer Schnellladestation und mit 22 kW an einer öffentlichen Ladestation geladen werden. Eine Besonderheit ist das kleine Display an der B-Säule, so dass man auch außerhalb des Fahrzeugs sehen kann, wie der Ladevorgang abläuft.

Für diesen Test wurde die Performance-Version gefahren, und wie erwartet ist sie sehr schnell, aber nie nervös oder aufdringlich. Nur wenn er wirklich gefordert wird, zeigt der X seine Fähigkeiten. Dann ist seine Leistung nicht nur gut, sondern sogar besser als die anderer Elektroautos in dieser Preisklasse.

Der Allradantrieb ist nicht permanent. Mehrmals pro Sekunde entscheidet die Elektronik, ob die Vorderräder unterstützen sollen. Mit anderen Worten: Der X verhält sich im Grunde wie ein Auto mit Hinterradantrieb.

Zeekr X

Straßenlage

Der X teilt seine Plattform mit einigen anderen Fahrzeugen des Mutterkonzerns. So basieren beispielsweise der Volvo EX30 und der Smart #1 ebenfalls auf dieser brandneuen Plattform (der Volvo XC40 / C40 und der Polestar 2 basieren auf einer älteren Plattform). Diese technische Basis bietet nicht nur Platz für einen modernen Antriebsstrang, sondern auch für ein fortschrittliches Fahrwerk. In der Version mit Allradantrieb geht dies allerdings auf Kosten des Wendekreises, der unangenehm groß ist.

Das X hat keine Mühe, seine großzügige Motorleistung in Leistung umzuwandeln. Außerdem ist von dem hohen Batteriegewicht fast nichts zu spüren. Die Federung ist nicht hart, aber trotzdem lenkt das Auto sehr straff. Der Hinterradantrieb sorgt dafür, dass das Gefühl im Lenkrad nicht durch Kräfte aus dem Antriebsstrang gestört wird. Dadurch fühlt sich der X extrem solide an, als wäre das Auto aus einem einzigen Block gehauen worden. Das alles sorgt für ein äußerst vertrauenserweckendes Gefühl und Fahrspaß.

Zeekr X

Schlussfolgerung

Die neue chinesische Marke "Zeekr" wirbt mit dem Slogan "ahead of the curve" und verspricht, schon jetzt zu liefern, was andere Hersteller erst für die Zukunft versprechen. In der Praxis wird das X diesem Anspruch nicht gerecht. Abgesehen von seinem zukunftsweisenden Design und einem einzigen Gimmick bietet das X keine Technologie oder Funktion, die die Konkurrenz nicht hat. Natürlich ist der X den Autos mit Verbrennungsmotor weit voraus, aber das gilt für alle Elektroautos.

Aber ... da ist noch mehr! Was Zeekr macht, ist, all die Vorzüge anderer Autos in einem Modell zu bündeln. Zum Beispiel umfasst die Ausstattung einfach alles, was in anderen Autos bestenfalls mit vielen Optionen erhältlich ist. Außerdem sind der Antriebsstrang, die Batterie und das Fahrgestell von der allerneuesten Generation, was für eine größere Reichweite, schnelleres Aufladen, bessere Leistung und ein raffinierteres Fahrverhalten sorgt. All das bietet Zeekr zudem zu einem Preis, für den andere nur ein Basismodell anbieten. Kurz gesagt: Der X bietet nicht den versprochenen Vorsprung, aber er bietet große Fortschritte.

plus
  • Hervorragende Fahreigenschaften
  • Hervorragende Leistung, schnelles Aufladen
  • Konkurrenzfähiger Preis, umfangreiche Ausstattung
minus
  • Kein Handschuhfach
  • Hoher Energieverbrauch
  • Unangenehm großer Wendekreis