Zeekr 7X
Überkompensieren
Zeekr ist einer der vielen Newcomer aus China. Allerdings macht es etwas ganz anderes als die anderen neuen Marken. Zeekr hat seinen Hauptsitz in Europa, entwickelt Autos in Europa und richtet sich an europäische Kunden. Seine Produkte werden jedoch in China gebaut, und die Muttergesellschaft Geely ist chinesisch.

Geely besitzt viele Automarken. Zeekr präsentiert sich als die fortschrittlichste von ihnen. Das zeigt sich zum Beispiel an der Linienführung. Zeekr verzichtet bewusst auf den klassischen Ansatz mit einem großen Kühlergrill und wütend wirkenden Scheinwerfern. Der 7X hat eine fast geschlossene Nase mit einem schwarzen Streifen direkt über den Scheinwerfern, was ihm ein einzigartiges Aussehen verleiht.
Platz
Die Technik ist gut integriert (Verpackung"), denn in Anbetracht der Außenmaße ist das Platzangebot im Innenraum hervorragend. Obwohl der Name etwas anderes vermuten lässt, ist der 7X kein Siebensitzer, sondern ein geräumiges fünfsitziges Familienauto. Vorne ist der 7X durchschnittlich geräumig, wobei die hohen Sitze und die Aussicht auf die Motorhaube ein großartiges Gefühl vermitteln. Im Fond bietet dieser Mittelklasse-SUV viel Platz. Dabei verfügt der Innenraum über eine rekordverdächtige Anzahl von Ablagen und Fächern, darunter Stauraum in den Armlehnen der Vordertüren und unter den Rücksitzen.
Die hier gefahrene Topversion ist mit elektrisch betätigten Türen ausgestattet, was als komplexe Lösung für ein nicht vorhandenes Problem empfunden wurde. Die elektrischen Türen öffnen und schließen viel langsamer als die normalen manuellen Türen. Obwohl das Auto über zahlreiche Sensoren verfügt, bietet Zeekr kein System, das verhindert, dass sich die Türen öffnen, wenn sich ein Fußgänger oder Radfahrer nähert. Eine weitere ungewöhnliche Beanstandung: Die elektrischen Fensterheber reagieren verzögert auf die Tasten und verleiten den Fahrer dazu, noch einmal zu drücken, bevor das Öffnen oder Schließen begonnen hat.
Ausstattung
Bei einer Marke, die viel Wert auf Technologie legt, überrascht es nicht, dass die meisten Funktionen über ein großes zentrales Display gesteuert werden. Das Setup und die Menüstruktur wurden von Tesla übernommen. Und wie bei Tesla hatten die Programmierer freie Hand bei der Entwicklung frivoler Funktionen wie einem Hundemodus (Klimaanlage an, Benachrichtigung für Passanten auf dem Bildschirm), einer Entspannungsfunktion (ruhige Musik, Sitzmassage) und einer echten Lichtshow.
Das gesamte Computersystem basiert auf dem frei verfügbaren Quellcode von Android. Dazu hat Zeekr seine eigenen Anwendungen hinzugefügt. Es ist also nicht von Google abhängig. Außerdem verhindert dies, dass Zeekr Anwendungen weiterentwickelt, während das Betriebssystem veraltet. Das Einloggen mit einem Zeekr-Konto bietet zusätzliche Funktionen, ist aber nicht erforderlich. Noch besser: Es gibt einen Datenschutzmodus, in dem das 7X nur die nötigsten Daten mit der Zentrale teilt. So sollte es sein!

Auch das Audiosystem wurde von Zeekr selbst entwickelt. Der Hersteller verspricht, dass die KI in jeder Situation (Fahrgeräusche und Anzahl der Insassen) die beste Klangqualität gewährleistet. Der Klang wird jedoch nur als "gut" empfunden. Konkurrenten erreichen mit höherwertigen Komponenten ohne Filter immer noch bessere Ergebnisse. Da der 7X mit Lautsprechern in den Kopfstützen ausgestattet ist, sind die Anweisungen des Navigationssystems nur für den Fahrer hörbar, was als cleveres Feature empfunden wurde.
Natürlich verfügt der 7X über alle von der Europäischen Union geforderten Sicherheitsmerkmale. Zeekr setzt sie jedoch sehr behutsam ein, und wenn sie dennoch als störend empfunden werden, lassen sie sich leicht abschalten. Der Testfahrer wurde nur selten von Buzzern oder Glocken belästigt, und wenn sich der digitale Assistent zu Wort meldete, war dies gerechtfertigt und der Fahrer hat tatsächlich einen Fehler gemacht. In China ist der 7X zum autonomen Fahren in der Lage. In Europa assistiert er nur beim Lenken, Bremsen und Beschleunigen, und das geht gut.
Elektroauto
Der 7X ist das erste Modell von Zeekr, das auf einer neuen Plattform basiert. Die Batterie nutzt die 800-Volt-Technologie für schnelleres Laden (kürzere Wartezeit) und Entladen (schnellere Beschleunigung). Dabei wurden neue Fortschritte im Bereich der Sicherheit erzielt. Da die Schutzschicht in der Batterie goldfarben ist, nennt Zeekr diese neue Batterie "Goldbatterie". Je nach gewählter Version hat sie eine Kapazität von 75 kWh oder 100 kWh, was eine Reichweite von 480 bzw. 615 km ergibt.

Zeekr möchte alle Möglichkeiten des elektrischen Fahrens ausschöpfen, deshalb verfügt der 7X über einen beachtlichen "Performance Drive". Vom ersten Moment an will der 7X Leistung bringen. Wenn das Gaspedal entschlossen durchgedrückt wird, ist der 7X sogar in der Lage, alle Insassen grob in die Sitze zu drücken. Das gilt nicht nur für niedrige Geschwindigkeiten, auch oberhalb von 100 km/h schafft es der 7X noch, brutal zu beschleunigen.
Im Komfortmodus hingegen lässt sich das Ungetüm gemächlich fahren. Oberhalb von 100 km/h nehmen die Geräusche der Reifen und des Fahrtwindes jedoch stark zu.
Der Fahrer kann entscheiden, wie stark der 7X beim Loslassen des Gaspedals regeneriert, inklusive der Möglichkeit, mit einem Pedal zu fahren (drücken zum Beschleunigen, loslassen zum Bremsen). Trotzdem ist der Testverbrauch mit 24 kWh pro 100 km sehr hoch.

Fahrverhalten
Um sicherzustellen, dass der 7X die enorme Motorleistung bewältigen kann und um das Auto für eine Vielzahl von Bedingungen geeignet zu machen, geht Zeekr viel weiter als die Konkurrenz. Der 7X verfügt über eine Luftfederung und Torque Vectoring. Letzteres sorgt dafür, dass die Antriebskräfte variabel auf die Räder verteilt werden. Dadurch wird verhindert, dass sich die Karosserie verwindet, weil ein Rad mehr Grip hat als das andere. Die hohe Leistung kann also fast ungestraft abgerufen werden, ohne dass das Auto ins Schlingern gerät.
Die Luftfederung macht theoretisch einen großen Unterschied zwischen dem komfortablen und dem sportlichen Modus. Dennoch wurde der 7X auch im Komfortmodus als straff empfunden (Testwagen auf 21-Zoll-Felgen), was aber nicht unbedingt ein Nachteil ist. Trotz all der Elektronik kommuniziert der 7X gut mit dem Fahrer und vermittelt ein vertrauenserweckendes Gefühl.
Dank der Luftfederung ist die Fahrhöhe einstellbar. Zusammen mit einem speziellen Off-Road-Modus weiß der 7X daher auch mit leichtem Gelände umzugehen. So kam der 7X ohne Probleme durch einen Waldweg mit heftigen Schlaglöchern, tiefen Pfützen und Schlammpisten.

Fazit
Zeekr ist eine neue Marke und um sich einen Platz auf dem Markt zu sichern, will sie mehr bieten als die etablierte Ordnung. Während der Testfahrt konnte der 7X daher die Erwartungen in allen Bereichen übertreffen. In allen Bereichen bietet der 7X mehr: von einer Leistung von 630 PS / 710 Nm über ein fortschrittliches Computersystem bis hin zur Luftfederung. All diese Dinge gibt es auch bei der Konkurrenz, aber nicht immer in dieser Kombination und schon gar nicht zu diesem Preis.
Der 7X fühlt sich daher in jeder Hinsicht überlegen an. Die Leistung ist hervorragend, die Reichweite ist riesig, die Ladezeiten sind kurz, die Anhängelast ist hoch, das Handling ist hervorragend und selbst die Geländegängigkeit ist überdurchschnittlich. Einige dieser Dinge sind für die Bewältigung der täglichen Fahrten völlig überflüssig, aber es ist ein schönes Gefühl, dass er das alles kann. Kurzum: Der Zeekr 7X ist ein Meister der Überkompensation, und daran ist nichts auszusetzen!
- Sehr geräumig
- Hervorragende Leistung
- Hervorragende Straßenlage
- Hoher Stromverbrauch
- Elektrisch betätigte Türen bieten mehr Unannehmlichkeiten als Komfort