Datum der Veröffentlichung: 17 Juni 2004
Volvo V50
Autotest

Volvo V50

Charme- Offensive

Autotest - Bisher war es sehr lästig, einen Testbericht über Volvo zu schreiben. Die neuen Volvos haben dynamische Fahreigenschaften und ein ausgesprochenes Design. Das gilt besonders für den V50.

Noch bevor der Schlüssel gedreht wird, muss man doch etwas zum V50 sagen. Zuerst der Name. Ab jetzt verwendet Volvo die ungeraden Nummern für Kombis und die geraden für Sedans. Deswegen heißt der neue Sedan, genauso wie der Vorgänger, S40. Der Nachfolger des V40 geht jedoch in die Richtung des V50.

Platz

Der Nachfolger ist kleiner als der Vorgänger. Volvo hat gleichzeitig, nach eigenen Angaben, mehr Innenraum aus dem bescheidenen Äußeren geschaffen. Jedoch in vielen Punkten gehört der V50 für ein Auto, das gerade auf dem Markt ist, nicht zu den Fortschrittlichsten. So ist das Hochklappen der Rücksitzbank eine relativ umständliche Prozedur. Zuerst den Sitz selbst hochklappen, danach die Kopfstützen herausnehmen, um endlich die Rückenlehne(in zwei ungleichen Teilen) hochzuklappen. Es gibt jedoch ein praktisches Detail – die Halter hinter dem Rücksitz – wo man die Kopfstützen unterbringen kann. Bei der Konkurrenz liegen die Kopfstützen noch immer herum.

Schließlich bleibt ein flacher Boden übrig, der bei Volvo großzügig mit Haken, Ösen und anderem Zubehör ausgestattet ist. Der Kofferraum ist riesig (1.307 Liter) und dank der breiten Heckklappe sehr gut erreichbar. Jedoch die Maße des Kofferraumes und des Platzes auf der Rückbank sind wesentlich kleiner als der Durchschnitt in diesem Segment. Auch Schade, dass die Heckklappe in einem Teil öffnet, während die letzte Kombi-Generation mit einer richtig geschickten, in zwei Teilen zu öffnenden, Heckklappe ausgestattet war. Jedoch sehr praktisch ist das Regenschirmfach, das sich mit einem Rollmechanismus in der Abdeckhülle befindet, die z.B. das Gepäck vor neugierigen Augen schützt.

Design

Autos wie der V50 werden häufig wegen ihres Äußeren und nicht unbedingt wegen des Platzangebots gekauft. Der Innenraum ist fest und modern, aber nicht steril und fantasielos. Die moderne Ausstrahlung begrenzt sich nicht nur auf das Design, sondern wiederholt sich wieder in der Materialwahl und z.B. den Graphiken des Bordcomputers. Die Sitze sind ebenso schön wie phänomenal gut. Das ist sehr wichtig, weil das Auto doch als Kilometerfresser gedacht ist. Diese Sitze sind nicht nur komfortabel sondern auch sicher.

Volvo V50

Die Mittelkonsole ist eine ganz andere Geschichte. Beim V50 ist sie keine gewöhnliche Verlängerung des Armaturenbrettes zum Mitteltunnel. Statt dessen entscheidet sich Volvo für eine dünne gewellte Platte, die lose aus dem Armaturenbrett kommt. Mit anderen Worten: hinter der Mittelkonsole entsteht einiger Stauraum. Auch das gewählte Material sorgt dafür, dass dieses Kunststück der Aufmerksamkeit nicht entgehen wird.

Musik

Die meisten Tasten der Mittelkonsole hängen mit der Bedienung des Audiosystems zusammen. Der Klang dieses Standardaudiosystems ist sublim. Nicht nur für ein Auto in dieser Preisklasse ist der Klang gut, sogar die viel teureren Autos können dieses System nicht überbieten. Nur das Audiosystem in Volvos viel teurerem Cabriolet C70 ist besser.

Sicherheit

Um die Geschichte über die Sicherheit fortzusetzen: Volvo will den Käufer darauf hinweisen, dass die Fahrgastzelle aus einem extrem starken Stahl gefertigt ist. Zusammen mit dem hinten platzierten Motor absorbiert die Nase bei einem Unfall so viel Kraft wie möglich und die Passagiere werden darüber hinaus durch die Fahrgastzelle geschützt. Da Euro-NCAP ein Auto nur in einigen Punkten testet, führt Volvo selbst fortwährend eine Vielzahl von Tests durch. Es stellt sich heraus, dass der V50 im Moment der sicherste Volvo ist.

Wenn der Schlüssel dann endlich gedreht wird, wartet eine angenehme Überraschung. Der Fahrer hat genügend Kommunikation mit dem Auto und der Abstand zur Außenwelt ist kleiner als früher. Das ist nicht nur der Straßenlage zu verdanken, sondern auch dem Motorklang. Der Motor dieses Testautos ist so leise, dass dieser bei ruhiger Fahrt kaum hörbar ist. Die Außengeräusche sind jedoch deutlich zu hören, was die Erfahrung eines komfortablen Autos etwas zunichte macht. Obwohl der Charakter ganz anders ist als der eines S60, fällt auch dieser V50 durch ein lebendige Straßenlage auf und bietet damit mehr Fahrvergnügen als die meisten anderen Volvos.

Fahrvergnügen

Dieses Fahrvergnügen wird durch die Motoren erhöht. Der V50 ist nur mit starken Motoren und jeder mit einer starken Kapazität, lieferbar. Der hier gefahrene 2.4i hat einen besonderen Charakter. Wie üblich wählt Volvo einen 5-Zylinder. Die Konstruktion bietet mehr Elastizität als ein 4-Zylinder, hat aber nicht den Durst eines 6-Zylinders. Bei niedriger Umdrehungszahl ist das Triebwerk gutmütig und hat den Charakter ähnlich dem eines starken Diesel. Um zu demonstrieren, wie stark dieser V50 ist: das Schalten ist kaum nötig, weil das Auto genauso einfach sowohl im 3. als auch im 1.Gang beschleunigt, ohne danach schalten zu müssen um auf der Autobahn durchzufahren.

Nur bei Vollgas erwachen alle 170 PS zum Leben und die Passagiere des V50 können ein angenehmes Drücken im Rücken empfinden. Der 2.4i ist im täglichen Gebrauch nie aggressiv oder aufdringlich, wodurch diese Ausführung trotz der großen Power absolut kein Spaßwagen ist. Die Kapazität ist lediglich als feste Reserve bestimmt, geschickt, um flott und selbstverständlich sicher mit dem Verkehr mitzukommen.

Volvo V50

Fazit

Mit dem V50 kann Volvo angenehm überraschen. Im Vergleich mit vorherigen Modellen ist der V50 ein lebhaftes Auto, das viel Fahrvergnügen bietet. Dabei kann der Newcomer mit gelungenem Design und einfach originellen Details bezaubern. Als Kombi ist dieser Volvo geräumig, aber nicht als "Arbeitspferd" gedacht. Der leise Motor, sublime Sitze und natürlich Volvo´s hohes Sicherheitsniveau machen aus dem V50 einen sorglosen und bezaubernden Kilometerfresser.

plus
  • Schöne Designdetails
  • Der lebhafteste Volvo bis jetzt
  • Viel Aufmerksamkeit für die Sicherheit
minus
  • Wenig Platz fürs Gepäck
  • Mäßige Leistungen trotz starken Motors
  • Umständige Prozedur die Rücksitzbank hochzuklappen