Datum der Veröffentlichung: 3 Juli 2016
Volvo S90
Autotest

Volvo S90

Bescheidene Schönheit

Autotest - Wer einen Volvo fährt, fährt etwas Besonderes. Nicht nur wegen seines spezifisch schwedischen Stils, sondern auch, weil ein Volvo mehr bietet als nur ein weiteres Auto. Gleichzeitig ist Volvo keine ausgesprochene "Premium"-Marke. Das soll sich mit dem S90 ändern: Mit dem S90 tritt Volvo in Konkurrenz zu deutschen und japanischen Premiummarken. Wird der S90 dieses Ziel erreichen?

Es ist einfach, im Nachhinein zu reden, aber jeder, der in den letzten Monaten und Jahren aufmerksam war, hätte vorhersagen können, wie der Volvo S90 aussehen würde. Immerhin zeigte Volvo 2013 auf der Internationalen Auto Ausstellung in Frankfurt das "Concept Coupé". Man nehme dieses Coupé, füge zwei Türen hinzu und fertig ist der S90!

Alles, was das Konzeptfahrzeug so attraktiv machte, wurde in die neue Limousine übernommen. Der S90 zeichnet sich durch eine niedrige, breite Nase mit einem relativ kleinen Kühlergrill aus. Trotz seiner gewaltigen Außenmaße hat der S90 den zivilisierten und doch selbstbewussten Look, der das skandinavische Design auszeichnet.

Volvo S90

Das Heck ist für Volvo-Verhältnisse etwas unruhig, wofür es mehrere Gründe gibt. Durch die Anbringung des Nummernschilds tiefer als üblich konnte der Coupé-Stil des ursprünglichen Konzeptfahrzeugs beibehalten werden. Gleichzeitig wurde dadurch mehr Platz für das Volvo-Logo geschaffen. Schließlich ist eine Limousine in Amerika und Asien besonders beliebt, und das Design des S90 trägt diesem Umstand Rechnung. Der Kombi (V90) wurde eher für Europa konzipiert und daher dem europäischen Geschmack angepasst.

Weltraum

Der S90 ist 496 cm lang und damit das längste Auto in seinem Segment. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und des guten Aussehens ist der S90 auch niedriger als üblich. Das Platzangebot vorne ist gut, das Platzangebot hinten so gut, dass der S90 auch als Chauffeurauto dienen könnte.

Volvo S90
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Die Inneneinrichtung ist durch und durch skandinavisch. Die hier gezeigte "Inscription"-Version ist mit "Blonde"-Leder gepolstert und mit Echtholz verarbeitet. Hier gibt es wenig Farbe, damit das Holz glatt wie Plastik glänzt, aber echtes Holz, das sich wie Holz anfühlt. Alle "technischen" Elemente sind in glänzend schwarze Paneele gehüllt, um ein Gefühl der Distanz zwischen den Insassen und der Technik zu schaffen.

Ausrüstung

Die meisten Funktionen können über das zentrale Display gesteuert werden, weshalb das Armaturenbrett nur acht Tasten hat. Wie bei den anderen neuen Volvo Modellen wurden die traditionellen Uhren (Tachometer und Drehzahlmesser) durch ein großes Display ersetzt. Der Aufbau aller Funktionen ist logisch und gut durchdacht. Autofahrer, die mit modernen Tablets und Smartphones vertraut sind, werden sich im S90 wie zu Hause fühlen.

Was den S90 zu mehr als einem durchschnittlichen Auto macht, ist seine Liebe zum Detail. Beachten Sie die dezente schwedische Flagge in der Polsterung oder den Text "Since 1959" auf dem Gurtschloss, der darauf hinweist, dass Volvo den Sicherheitsgurt 1959 erfunden hat (und ihn absichtlich nicht patentiert hat, damit jedes Auto sicherer ist!) Das optionale Audiosystem von Bowers & Wilkins klingt straff und neutral, für stundenlangen Hörgenuss ohne Ermüdung.

Natürlich steht bei Volvo die Sicherheit an erster Stelle. Dazu gehört weit mehr als Airbags und eine stabile Konstruktion. Viel wichtiger ist es, Unfälle zu vermeiden. So ist das System "City Safety" nun in der Lage, Autos, Fußgänger und große Tiere (sprich: Rentiere) zu erkennen und auf dieser Grundlage Entscheidungen zu treffen.

Volvo S90

Noch einen Schritt weiter geht der "Pilot Assist". Damit kann der S90 auf der Autobahn bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h autonom fahren. Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg zum selbstfahrenden Auto, denn der Mensch ist immer noch die Hauptunfallursache. Indem der Faktor Mensch so weit wie möglich reduziert wird, will Volvo die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2020 auf Null senken.

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"Pilot Assist" ist mehr als ein adaptiver Tempomat und ein aktiver Fahrspurassistent, wie ihn viele Autos heute anbieten. Der Aktive Fahrspurassistent korrigiert die Lenkung, wenn die Linien auf der Fahrbahn überschritten werden, während der Pilot Assist das Fahrzeug aktiv in der Mitte der Fahrspur hält.

Volvo geht beim autonomen Fahren etwas weniger weit als seine direkten Konkurrenten. So wird beispielsweise die Geschwindigkeit nicht automatisch an die von der Kamera erkannten Verkehrszeichen angepasst. Außerdem kann der S90 nicht autonom einparken, wenn der Fahrer aus dem Auto steigt. Auf die Frage, warum der S90 das nicht kann, antwortet Volvo nur: "Gadgets sind nett, aber wir konzentrieren uns auf solide Autos".

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Fahrgestell und Motoren

Der Volvo S90 basiert auf einer neuen Plattform und weist daher unter der Haut viele Ähnlichkeiten mit dem neuen Volvo XC90 auf. Je nach gewählter Version kann der S90 mit "FOUR C" ausgestattet werden, das die Wahl zwischen einem komfortablen, dynamischen, ökonomischen oder anpassungsfähigen (individual") Charakter ermöglicht.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Modi ist in der Praxis deutlich spürbar. Im sportlichen Modus neigt sich die Federung etwas weniger, was dem ganzen Auto ein souveräneres Gefühl verleiht. In allen Fällen legt Volvo großen Wert auf Komfort, weshalb sich der S90 groß und kultiviert anfühlt.

Der S90 bremst gut, aber das Gefühl im Bremspedal lässt etwas zu wünschen übrig. Bei einer Vollbremsung merkt man zudem, dass der S90 schwer ist, da das Antiblockiersystem (ABS) fast sofort eingreifen muss, um das Auto lenkbar zu halten. Im Gegensatz zu vielen anderen Marken hat sich Volvo nämlich nicht für eine Gewichtsreduzierung entschieden, da dies die Sicherheit beeinträchtigen würde.

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Um Kosten zu sparen, bietet Volvo seit 2013 in allen Fahrzeugen die gleichen Motoren an. Durch Hinzufügen eines oder mehrerer Turbolader, eines Kompressors oder anderer Techniken ist derselbe Motor jedoch mit unterschiedlichen Leistungen und Charakteren erhältlich.

Für diesen Test des Spitzenmodells von Volvo wurde auch die Spitzenmotorisierung gefahren: der T6. Während T6 in der Vergangenheit auf einen Sechszylindermotor hinwies, verfügt der S90 T6 über den gleichen 2,0-Liter-Vierzylinder wie alle anderen Modelle. Aber dank eines Turbos sowie eines Kompressors beträgt die Leistung 320 PS / 400 Nm und ein Sechszylinder würde sich dessen nicht schämen!

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Allerdings setzt Volvo die üppige Leistung hauptsächlich ein, um Geschmeidigkeit zu bieten, nicht um Leistung zu erdrücken. Dabei ist der T6 serienmäßig mit Allradantrieb ausgestattet. Die Kraft wird also unter allen Bedingungen mühelos und ohne Spektakel auf die Fahrbahn übertragen. Hinzu kommt das Fehlen aufregender Motorgeräusche und der T6 ist ein echter Wolf im Schafspelz.

Ein sanfter Tritt auf das Gaspedal genügt daher für eine kraftvolle Beschleunigung. Danach ist der S90 so leise (niedrige Drehzahlen, wenig Windgeräusche dank Doppelverglasung), dass er unmerklich viel (zu) schnell gefahren wird. Der S90 vermittelt daher das großartige und fast majestätische Gefühl, das man von einem Spitzenmodell erwartet.

Schlussfolgerung

Mit dem S90 will sich Volvo endgültig als Luxusmarke etablieren. Eine Testfahrt mit dem S90 T6 zeigt, dass Volvo dieses Ziel erreicht hat. Der S90 fährt genauso gut, bietet genauso viel Luxus, ist genauso innovativ und gibt Ihnen das Gefühl, genauso privilegiert zu sein wie die Topmodelle der etablierten Premiummarken.

Zugleich unterscheidet sich der S90 von anderen Luxusautos. Der S90 bietet dieselben Qualitäten, verpackt sie aber in ein einfaches Gehäuse. Wo andere Marken gerne mit ihrer Technologie oder Leistung protzen, ist der S90 eher zurückhaltend und bescheiden. Eine zivilisierte Schönheit, mit anderen Worten.

plus
  • Erfolgreiches Design
  • überlegen und doch sehr bescheiden
  • Innovative (Sicherheits-)Technologie
minus
  • Großer Verbrauch
  • Wenig Gefühl im Bremspedal
  • Geringe Kopffreiheit in Kombination mit Panoramadach