Volkswagen ID.4
Eine gute ID?
Nach seinem Aussehen zu urteilen, sieht der ID.4 vor allem wie ein technisches Wunderwerk aus. Ein traditioneller SUV (Sports Utility Vehicle) hat eine stumpfe Nase, eine große Motorhaube und eine große Bodenfreiheit. Im Gegensatz dazu hat der ID.4 eine stromlinienförmige Karosserie, eine kurze Motorhaube und eine mittlere Bodenfreiheit. Denn der ID.4 ist viel mehr als nur ein weiterer elektrisch angetriebener SUV!
Ein Verbrennungsmotor nimmt viel Platz in Anspruch, auch weil er viel unterstützende Technik benötigt. Es muss Sauerstoff zugeführt und Rauch abgeleitet werden. Neben der kinetischen Energie erzeugt ein Verbrennungsmotor auch Wärme, weshalb ein Kühlsystem erforderlich ist. Ein Verbrennungsmotor arbeitet nur in einem begrenzten Drehzahlbereich optimal, weshalb ein Getriebe erforderlich ist. Bei einem Elektroauto ist die Situation ganz anders. Der Motor ist kaum größer als eine Melone! Der Akku hingegen ist groß und schwer. Unter der Motorhaube des ID.4 befinden sich nur die Servolenkung und die Klimaanlage. Der Akku nimmt fast den gesamten Boden ein, was die einzigartige Form des ID.4 erklärt.
Durch die Anpassung des ID.4 an die Technik bleibt viel Platz im Innenraum. Der Einstieg ist einfach, und der Sitz ist etwas höher als bei einem herkömmlichen Fließheck. Das Platzangebot im Fond ist großzügig. Selbst wenn große Erwachsene vorne sitzen, haben große Erwachsene hinten noch einige Zentimeter Kopf- und Beinfreiheit übrig. Der tiefe Sitz im Fond ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Der Gepäckraum ist für ein Auto in diesem Segment durchschnittlich. Wem das nicht reicht: Der ID.4 hat eine Dachreling und kann einen Anhänger mit bis zu 1.000 kg ziehen.
Raum und Ausstattung
Volkswagen hat auch den Innenraum neu durchdacht und dabei wirklich neue Lösungen gefunden. Beim Elektroantrieb zum Beispiel kann vieles weggelassen werden. Schalthebel, Kupplungspedal, Kontrollleuchten und Zündschloss gehören der Vergangenheit an. Der ID.4 verfügt über einen Drehregler für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt, ein "Play"- und "Pause"-Pedal am Boden und ein einfaches (sprich: übersichtliches) Display an der Lenksäule. Beim Einsteigen schaltet sich das Auto automatisch ein", beim Aussteigen schaltet es sich wieder aus". So einfach kann es sein!
Völlig neu ist das "ID-Licht". Dabei handelt es sich um einen Lichtbalken, der sich über die gesamte Breite der Windschutzscheibe erstreckt und mit Farben und Mustern Informationen liefert. Während des Ladevorgangs zeigen die grünen Segmente an, wie weit der Akku geladen ist. Während der Fahrt zeigt eine blaue Animation die Richtung an, in die abgebogen werden soll.
Sehr fortschrittlich ist das (optionale) Head-up-Display mit "augmented reality". Auch dies scheint ein Spielzeug für Technikfreaks zu sein, aber in der Praxis ist es eine äußerst nützliche Funktion, die sowohl dem Komfort als auch der Sicherheit dient. Ein serienmäßiges Head-up-Display zeigt wichtige Informationen (z. B. den Tachometer) im Sichtfeld des Fahrers an. Volkswagen geht noch einen Schritt weiter und hebt Elemente der Außenwelt hervor! Hinter einem vorausfahrenden Fahrzeug zeigt eine grüne, orange oder rote Linie an, ob der Abstand zwischen ihnen sicher ist. Die Anweisungen des Navigationssystems erscheinen als lebensgroße Pfeile, die vor dem Auto zu schweben scheinen und immer näher kommen, je näher die Abbiegung rückt, die es zu nehmen gilt. In der Praxis funktioniert das alles sehr angenehm und die Bildschirme auf dem Armaturenbrett sind fast überflüssig geworden!
Elektroauto
Da die Batterie den Preis eines Elektroautos bestimmt, bietet Volkswagen mehrere Optionen an. Der ID.4 ist mit einer 52-kWh-Batterie erhältlich, die ihm eine Reichweite von 340 km (WLTP) ermöglicht. Der Testwagen verfügt über eine 77 kWh-Batterie, mit der er offiziell 521 km weit fahren kann. Bei widrigen Wetterbedingungen (kalt, regnerisch), aber ruhiger Fahrweise, waren es 472 km.
Das Aufladen kann an einer öffentlichen Ladestation (11 kW) oder an einer Schnellladestation (125 kW) erfolgen. Das Aufladen an der heimischen Steckdose ist ebenfalls möglich, das dafür erforderliche Kabel wird jedoch nicht mitgeliefert.
Da sich der ID.4 an den Elektrofahranfänger richtet, gibt es keine ausgeklügelten Systeme, die während der Fahrt jedes bisschen Energie zurückgewinnen. Der "Schalthebel" bietet zwei Optionen: "D" oder "B", wobei letzterer beim Loslassen des Gaspedals etwas mehr Geschwindigkeit reduziert und so etwas Energie zurückgewinnt. Es ist nicht möglich, mit nur einem Pedal zu fahren; etwas, das erfahrene Elektrofahrer gerne tun, an das sich aber Anfänger nur schwer gewöhnen können. Allerdings gibt es die Modi Eco, Komfort und Sport, so dass der Charakter des ID.4 beeinflusst werden kann. Die Unterschiede zwischen diesen Modi sind minimal, so dass diese Funktion kaum einen zusätzlichen Nutzen bietet.
Die Leistung der hier gefahrenen Version mit 204 PS/310 Nm ist mehr als ausreichend, aber nicht mehr als das. Der bösartige und fast süchtig machende Eifer, mit dem manche Elektroautos auftreten, fehlt dem ID.4. Allerdings bietet der ID.4 eine Agilität, die kein Benzinmotor erreichen kann. Obwohl der Elektromotor seine Arbeit unhörbar verrichtet, sind überdurchschnittlich viele Fahrtwindgeräusche zu vernehmen. Das überlegene Gefühl, das manche Elektroautos vermitteln, bleibt also aus. Nichtsdestotrotz ist der ID.4 unbestreitbar intelligenter und moderner als ein herkömmlicher SUV.
Straßenlage
Der ID.4 steht auf einer speziell angefertigten Plattform und hat daher einen niedrigen und zentralen Schwerpunkt. Außerdem ist die Mechanik im Inneren des Fahrzeugs optimal platziert, so dass das Gewicht gleichmäßig auf die Vorder- und Hinterräder verteilt wird. Schließlich wurde der Hinterradantrieb gewählt. Das sorgt für mehr Grip und ein besseres Gefühl im Lenkrad, weil die Antriebskräfte das Gefühl in der Lenkung nicht stören. Da sich der Motor hinten befindet, können die Vorderräder besonders weit einlenken, so dass der ID.4 einen Wendekreis hat, der mit dem eines Kleinwagens vergleichbar ist.
Das Fahrverhalten des ID.4 unterscheidet sich daher völlig von dem herkömmlicher SUVs. Diese benötigen wegen ihres hohen Schwerpunkts eine ausgeklügelte (teure!) Aufhängung und sind zur Sicherheit auf ein elektronisches Stabilitätssystem angewiesen. Aufgrund seines hohen Gewichts reagiert der ID.4, wie andere SUVs auch, mit einer gewissen Trägheit auf die Befehle des Fahrers. Und wie bei anderen SUVs sorgt der höhere Sitz für ein geringeres Geschwindigkeitsgefühl (der ID.3 ist dynamischer und bindet den Fahrer stärker ein). Der große Unterschied liegt in der Stabilität. Wo herkömmliche SUVs aufgrund ihres hohen Schwerpunkts mühsam auf dem gewünschten Kurs bleiben, hat der ID.4 noch jede Menge Reserven.
Schlussfolgerung
Volkswagen stellt den ID.4 vor: ein elektrisch angetriebenes SUV. Ein Merkmal des ID.4 ist, dass Volkswagen sehr gut versteht, was (europäische) Verbraucher wollen. Technik ist nie Selbstzweck, sondern dient dazu, mehr Platz, mehr Komfort und mehr Sicherheit zu bieten. Trotz des gewaltigen Fortschritts im Vergleich zu einem herkömmlichen SUV ist das Fahren im ID.4 keine Offenbarung. Alles fühlt sich von Anfang an so logisch und natürlich an, dass der wirkliche Unterschied erst beim Wiedereinstieg in ein herkömmliches Auto deutlich wird.
Außerdem ist der ID.4 dank eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Leistung und Reichweite kaum teurer als ein vergleichbares Auto mit Verbrennungsmotor, während die Kosten pro Kilometer (Energie, Abschreibung, Wartung, Steuern) deutlich niedriger sind.
Es bleibt die Frage: Ist der ID.4 ein guter Ausweis? Mehr als das! Weil der ID.4 als Elektroauto konzipiert wurde und weil Volkswagen in vielen Dingen umgedacht hat, bietet der ID.4 sogar Vorteile gegenüber anderen elektrisch betriebenen SUVs. So ist die ID.4 sogar eine hervorragende ID!
- äußerst komfortabel
- Gut durchdachte Ergonomie
- Niedrige Kosten pro Kilometer
- Unbequem tiefer Rücksitz
- Kein hochwertiges Audiosystem verfügbar
- Diverse Fehler in der Software (Beta, daher Update in Vorbereitung)