Datum der Veröffentlichung: 4 Dezember 2019
Volkswagen Golf 8
Autotest

Volkswagen Golf 8

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Autotest - Es ist eine vollendete Tatsache: Der Volkswagen Golf setzt den Maßstab. Der Golf ist das meistverkaufte Auto seiner Art und setzt damit natürlich den Maßstab. Der Golf ist so erfolgreich, weil Volkswagen besser als jeder andere weiß, was "die Leute" wollen. Daraus ergibt sich jedoch ein Zwiespalt. Ein Teil der Menschen will ein vertrautes Auto, der andere Teil will Innovation. Wie löst Volkswagen dieses Problem?

Im Jahr 2020 wird Volkswagen zwei neue Autos auf den Markt bringen. Der erste ist die achte Generation des Golf. Die zweite ist die ID.3. Beide Autos sind ungefähr gleich groß und gleich teuer, haben aber zwei unterschiedliche Zielgruppen. Mit dem ID.3 betritt Volkswagen Neuland, mit einem völlig neuen Designstil und Elektroantrieb. Der ID.3 ist also der Volkswagen der Zukunft. Für diejenigen, die das Vertraute bevorzugen, gibt es den Golf 8.

Volkswagen Golf 8

Der Golf 8 ist auf den ersten Blick als Golf zu erkennen, aber als moderner Golf. Die Linien sind schärfer geworden, während die Außenmaße fast gleich geblieben sind. Das spiegelt sich auch im Innenraum wider, wo das Platzangebot vorne hervorragend und hinten gerade ausreichend für Erwachsene ist. Dank der großzügigen Sitze fühlt sich der Golf größer an als einige andere Autos, die in Wirklichkeit genauso geräumig sind.

Digitales Armaturenbrett

Der Golf 8 verfügt über ein so genanntes "digitales Armaturenbrett". Das bedeutet, dass alle Uhren von früher durch Bildschirme ersetzt wurden. Dies hat den Vorteil, dass der Fahrer wählen kann, welche Informationen wie und wo angezeigt werden. Wie auf einem Smartphone lassen sich die Symbole per Drag & Drop verschieben, um die Anordnung auf dem Bildschirm zu bestimmen.

Das neue "Infotainment"-System (Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem) von Volkswagen funktioniert ein wenig anders als die Systeme anderer Marken, aber nach einigen Versuchen ist es selbsterklärend und jeder kann seine zahlreichen Funktionen optimal nutzen. Dieses System kann durch Berühren des Bildschirms oder durch Gesten bedient werden. Letzteres funktioniert deutlich besser als bei der letzten Generation des Golf 7 und wurde daher bei den Testfahrten auch stärker genutzt. Nicht revolutionär, aber praktisch: Alle Tasten des Armaturenbretts sind jetzt berührungsempfindlich, so dass es genügt, den Finger zu bewegen, um beispielsweise die Temperatur zu ändern.

Volkswagen Golf 8
Volkswagen Golf 8

Einziger Wermutstropfen: Der sprachgesteuerte Assistent von Volkswagen erweist sich als sehr limitiert im Umfang. Im Grunde ist es nichts anderes als eine Möglichkeit, die im Menü verfügbaren Funktionen mit frei formulierten Sprachbefehlen zu steuern. Für die Abfrage aller Arten von Informationen muss die Alexa-App installiert werden. Da Volkswagen jedoch keinen Zugriff auf die Daten des Fahrzeugs gewährt, kann Alexa nicht mit dem Fahrzeug interagieren. Dem Fahrer stehen also zwei Assistenten zur Verfügung, die jeweils nur eine begrenzte Funktionalität bieten.

Sehr schön: Neben UKW- und DAB+-Radio bietet Volkswagen auch Internetradio an, was in der Praxis hervorragend funktioniert (keine Störungen und gute Klangqualität). Das optionale hochwertige Audiosystem von Harman Kardon bietet einen klaren, detaillierten und zivilisierten Klang.

Motoren

Der große Unterschied zwischen dem Golf 8 und dem ID.3 liegt im Antriebsstrang. Der ID.3 ist ein Elektroauto. Der Golf 8 ist mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren ausgestattet. Für diesen Test haben wir den 1.5 TSI, den 1.5 TSI und den 1.5 e-TSI Benzinmotor gefahren. Der Unterschied zwischen diesen drei Motoren liegt in der Leistungsabgabe und der eventuellen Unterstützung durch einen Elektromotor ("Mildhybrid").

Volkswagen Golf 8

Die 130 PS / 200 Nm starke Version des 1.5 TSI wird unverändert aus dem bisherigen Golf übernommen. Die Leistung ist mehr als ausreichend, um mit dem Verkehrsfluss mitzuhalten, aber auf der Autobahn oder in den Bergen muss man schon ein wenig schieben, um zügig voranzukommen. Dabei fällt auf, dass die Kupplung einen etwas langen Hub hat und das Auto etwas zögerlich anspringt. Sobald der Motor jedoch auf Touren kommt, ist er sehr geschmeidig und kann in hohen Gängen sehr langsam (sprich: leise und sparsam) gefahren werden. Auf einer anspruchsvollen Strecke mit Bergen und Stadtverkehr lag der Testverbrauch mit diesem Motor bei 5,9 Litern pro 100 km.

Die 150 PS/250 Nm-Variante des 1.5 TSI hat zudem einen anderen Turbolader und ein anderes Motormanagement als die 130-PS-Version. Auch diese stärkere Variante kommt etwas zögerlich vom Fleck, hat dann aber deutlich mehr Kraft und hat keinerlei Probleme mit hohen Geschwindigkeiten auf Landstraßen oder steilen Hügeln in den Bergen. Wenn Sie den Sportmodus wählen, reagiert der Motor direkter auf das Gaspedal und beißt besser zu, wenn mehr Leistung benötigt wird. Der Testverbrauch auf der gleichen Strecke wie mit dem leichteren Motor lag bei 6,1 Litern pro 100 km.

Volkswagen Golf 8

Der mit Abstand beste Motor ist der 1.5 e-TSI. Unterstützt von einem kleinen Elektromotor liefert er genau die Leistung, bei der die anderen Varianten versagen. Es ist, als ob eine unsichtbare Hand in schwierigen Situationen einen Anstoß gibt. Der e-TSI arbeitet mit viel mehr Leichtigkeit und hebt damit das ganze Auto auf ein höheres Niveau. Beim Bremsen und Ausrollen wird die Bewegungsenergie in Strom umgewandelt, so dass der e-TSI nie an der Steckdose aufgeladen werden muss. Der Mild-Hybrid-Antrieb sorgt zudem für einen geringeren Verbrauch: 5,1 Liter pro 100 km auf der gleichen Strecke wie bei den anderen Versionen.

Straßenlage

Sowohl der Golf 7 als auch der Golf 8 basieren auf der gleichen "MQB-A"-Plattform. Daran hat sich laut Volkswagen inzwischen aber so viel geändert, dass man intern von "MQB-A" spricht. (akzentuierte) Plattform. Dabei hat der Golf 8 ein völlig neues Fahrwerk. Dafür wurde die Technik aus dem größeren und teureren Passat "entliehen", während sie früher als zu fortschrittlich für den Golf galt. Beachten Sie, dass alle Versionen des Golf mit einer neuen, fortschrittlichen Vorderradaufhängung ausgestattet sind. Nur Modelle mit einer Leistung von 150 PS oder mehr haben auch eine fortschrittliche Hinterradaufhängung. Im wirklichen Leben muss der Fahrer schon sehr mutig sein, um den Unterschied zwischen den beiden zu erleben, aber das ist etwas, das man bei einer Probefahrt beim Händler berücksichtigen sollte.

Auch das Handling wurde durch die Wahl breiter Reifen verbessert. Dank der Zusammenarbeit mit den Reifenherstellern konnten neue Reifen entwickelt werden, die trotz ihrer größeren Breite keinen höheren Rollwiderstand aufweisen und sich daher nicht negativ auf den Verbrauch auswirken. Auch das Abrollgeräusch wird durch die breiteren Reifen nicht erhöht. Vielleicht ist genau das der Grund, warum die Außenspiegel bei hoher Geschwindigkeit Fahrgeräusche verursachen.

Volkswagen Golf 8

In der Praxis ist das Handling die größte Stärke des Golf 8. Vom ersten Moment an ist das Gefühl im Lenkrad besonders gut und der Fahrer spürt, was der Golf zu leisten imstande ist. Entschuldigen Sie das Klischee, aber in Kurven klebt der Golf 8 fast auf der Straße. Selbst diejenigen, die wenig Gefühl für Autos haben, spüren, dass die Grenzen sehr weit weg sind und gewinnen natürlich viel Vertrauen in das Auto. Wer mehr Autogefühl hat, erlebt ein Gefühl der Überlegenheit, ohne dafür schnell fahren zu müssen. Es ist klar: Volkswagen setzt wieder einmal die Messlatte, und die liegt deutlich höher als bisher.

Schlussfolgerung

Volkswagen hat das Eingehen auf die Wünsche der Menschen zu einer Kunst erhoben. Mit dem Golf beweist Volkswagen immer wieder aufs Neue, dass es genau weiß, was der Kunde will. Angesichts der großen Veränderungen in der (Auto-)Welt ist Volkswagen jedoch gezwungen, zwei Arten von Kunden anzusprechen. Aus diesem Grund stellt Volkswagen zwei neue Mittelklassemodelle vor. Wer auf der Suche nach Innovationen ist, kann sich an den ID.3. Wer ein vertrautes, aber modernes Auto will, kann wie gewohnt zum Golf greifen.

Der ID.3 repräsentiert den neuesten Stand der Technik und bricht mit allen Traditionen, wenn es um Design, Ergonomie und Handhabung geht. Der Golf 8 geht auf seine eigene Weise mit der Zeit. Der Golf setzt auf vertraute Verpackungen und auf Lösungen, die das Auto nicht teurer machen und keine Anpassungen durch den Fahrer erfordern. Aus diesem Grund verfügt der Golf 8 über die bekannten Benzinmotoren (die direkt aus dem vorherigen Golf übernommen wurden), jedoch mit elektrischer Unterstützung. Ein weiterentwickeltes Fahrwerk sorgt für ein exzellentes Fahrverhalten und macht den Golf sowohl komfortabler als auch dynamischer.

plus
  • Neu und doch vertraut
  • Hervorragende Handhabung
  • Starker, sparsamer 1.5 e-TSI-Motor
minus
  • Windgeräusche an den Außenspiegeln ab 100 km/h
  • Eingeschränkte Fähigkeiten des Sprachassistenten
  • (vorerst) hauptsächlich mit Motoren aus früheren Golf