Datum der Veröffentlichung: 9 Dezember 2003
Toyota RAV4 (2000 - 2006)
Autotest

Toyota RAV4 (2000 - 2006)

Frisch und Vielseitig

Autotest - Der Toyota RAV4 begann sein Leben einst unter dem Namen "Funcruiser". Sowie der Name zu seiner Zeit angab, bot der Hersteller damit einen fröhlich aussehenden, kompakten Geländewagen an, der vor allem für Freizeit und Spaß bestimmt war. Im Lauf der Zeit wurde dieses "Spaßmobil" jedoch immer seriöser. Das Angebot wurde durch einen 5-Türer erweitert und der Name wurde, in den in Europa nicht zu verstehenden, "RAV4" geändert (RAV4=RAVfour=Raver). Kürzlich hat der Wagen wieder ein paar Änderungen bekommen, wobei das Äußere, die Fahreigenschaften und das Sicherheitsniveau aufgewertet wurden. Was ist vom einstigen "Funcruiser" übriggeblieben?

Facelift

Den neuen RAV4 erkennt man an leicht verändertem Kühlergrill, Stoßstangen und Scheinwerfern. Auch die Rückleuchten und die Abdeckung für's Reserverad sind neu designed.

Dabei gibt Toyota an, daß der Wagen in neuen Farben lieferbar ist, wodurch die Änderungen besser hervorgehoben würden. Der Testwagen ist in zwei Grautönen gehalten, auf jeden Fall eine schöne Erscheinung.

Die Änderungen am Armaturenbrett machen den Innenraum dunkler. Wichtiger ist jedoch, daß die Standardausstattung umfangreicher geworden ist. Vor allem die hier gefahrene SOL-Ausführung läßt wenig zu Wünschen übrig.

Die Einteilung der Instrumente wirft jedoch einige Fragezeichen auf. Der Drehzahlmesser ist in der Mitte angeordnet, wie bei einem Sportwagen. Der Tacho ist links davon zu finden, während eine übergroße Kraftstoff- und Temperaturanzeige rechts den übrigen Platz füllen muß.

Luxus und Sicherheit

Das Toyota den RAV4 mit modernster Technik aus dem eigenen Haus ausstattet hat, sieht man u.a. am (optionalen) "full map" Navigationsystem. Dieser Routenplaner sticht durch seine Deutlichkeit und seine Vielseitigkeit hervor. Jede Situation kann auf verschiedene Arten verdeutlicht werden. Wenn die Karte nicht deutlich ist, kann diese gedreht oder durch einen kompletten Routenplan aus Text und Symbolen ersetzt werden. Die Route kann einfach angepasst werden und bereits beim Planen kann man aus verschiedenen Alternativrouten wählen. Das System ist auch mit TMC (Traffic-Memory-Control) ausgerüstet, wodurch Staus gespeichert und damit umfahren werden können.

Auf dem Gebiet der Sicherheit hat der RAV4 einen richtigen Fortschritt gemacht. Zuallererst wurde die Anzahl der Airbags erhöht. Aber viel wichtiger ist die aktive Sicherheit, die überhaupt den Einsatz der Airbags überflüssig macht. So ist die SOL-Ausführung mit einem Fahrzeugstabilitätssystem, Traktionskontrolle und einem Bremsassistenten ausgerüstet. Um den Fahrspaß zu vergrößern, hat Toyota die Lenkübertragung inkl. Querlager erneuert. Auch der Fahrkomfort wurde verbessert, dank einer geänderten Vorderradaufhängung, einer neuen Fahrwerksabstimmung und neuen Stoßdämpfer mit angepaßter Dämpfungscharakteristik. Das Resultat von alledem ist deutlich zu merken, denn der RAV4 gibt nun mehr das Gefühl eines PKW als eines Gelaendewagen. Mehr noch, der RAV4 ist so stabil das der Wagen sich fuer einigen Klamauk empfiehlt; etwas wo nicht viele Wagen in diesem Segment zu einladen.

Motor

Das Motorenangebot hat sich nicht geändert. Noch immer gibt es den RAV4 mit einem 1.8 oder 2.0 Liter Benzinmotor, oder einem 2.0-Liter D-4D Diesel. Ganz unerwartet bei einem Toyota, läuft der 2-Liter Benzinmotor nach einem Kaltstart sehr unrund. Der Wagen rüttelt und schüttelt unruhig beim Gasgeben oder -wegnehmen. Die beste Lösung ist so schnell wie möglich in einen höheren Gang zu schalten. Das Problem ist dann innerhalb einer Minute gelöst, worauf der RAV4 fährt, wie ein Toyota fahren muss. Aber der Motor bleibt beim Gas wegnehmen etwas länger auf höherer Drehzahl als gewöhnlich, das führt dazu, dass schnelles auskuppeln in einen aufjaulenden Motor resultiert. Auch mit den unterschiedlichsten Markenbezinsorten (vor allem bei Diesel Fahrzeugen ist dort ein Unterschied zu verzeichnen), wird dieses Problem nicht gelöst.

Der 2.0-Liter Benzinmotor macht aus dem 1245 kg wiegenden RAV4 ein flottes aber kein lebendiges Auto. Die 150 PS, die das Triebwerk liefert, reichen für ein flottes Überholmanöver aus, aber aggressiv und sportlich wird der Wagen nie. Es ist gerade die hohe Sitzposition, das geringe Motorgeräusch und die nicht vorhandenen Windgeräusche, die den RAV4 zu einem komfortablen Reisegenossen machen.

Geländewagen

Toyota gibt selber an, dass der RAV4 nicht als purer Geländewagen bestimmt ist, aber so ein Gerät lädt doch ein mal auszuprobieren, wozu der RAV4 im Gelände im Stande ist. Einige wenige leichte Geländetests sind kein Problem, aber danach stößt der RAV4 schnell an seine Grenzen. Zuerst verlieren die Reifen im Modder oder auf Sand ihren grip, da sie eigentlich für die Autobahn bestimmt sind. Die meisten Kunden werden jedoch Toyota dankbar für dies Entscheidung sein, denn die meisten Fahrer werden nie oder selten im Gelände fahren. Es sind gerade die Reifen, die zum Komfort beitragen, Geländereifen würden den Komfort beeinträchtigen. Die zweite Einschränkung beim Fahren im Gelände ist der Motor. Dieser dreht relativ Hoch, um Leistung aufzubauen. Gerade im Gelände ist etwas zu viel oder zu wenig Power das Zünglein an der Waage zwischen "slip or grip". Wer dann doch mit dem RAV4 ins Gelände geht, sollte den Wagen soviel wie möglich in Bewegung halten und kann dann auch ordentlich weit kommen.

Vielseitigkeit

Der RAV4 ist vor allem als vielseitiges Auto gedacht. Das zeigte sich wahrend der Testperiode, in der nicht nur große Reisen unternommen wurden, sondern auch große Gepäckstücke mit Leichtigkeit befördert werden konnten. Dank seiner Höhe, passt zum Beispiel ein großer Bürostuhl stehend problemlos hinten rein. Bei schwerer Ladung, fällt der RAV4 positiv durch seine niedrige Ladekante auf, wodurch das Beladen sehr erleichtert wird.

Der Ladeboden ist so niedrig, da das Reserverad außen auf der Kofferraumklappe angebracht ist. Das bedeutet nun aber auch, dass die Kofferraumklappe jetzt seitlich öffnet, ansonsten müsste man sowohl die Klappe als auch das Reserverad nach oben wuchten. Dadurch hat der RAV4 jetzt einen angenehm breiten Zugang, aber der Nachteil ist, dass sehr viel Platz hinter dem Wagen nötig ist, um die enorme Kofferraumtüre öffnen zu können. Natürlich finden auch 5 Personen genügend Platz im RAV4. Dann gibt der Luxus eines permanenten Allradantriebs ein sicheres Gefühl.

Fazit

Mit der Einführung des 5-Türers, war der RAV4 nicht mehr länger der Funcruiser von einst. An Stelle davon wurde die letzte RAV4 Generation zu einem seriösen SUV mit zugehöriger seriöser Preisliste. Die komplette Ausstattung, ausgezeichnete Fahreigenschaften und die berüchtigte Toyota-Zuverlässigkeit sind ihren Preis beim RAV4 sicher Wert. Im Gelände sind die Leistungen des RAV4 nur mäßig, aber Toyota wirbt auch nicht mit dem RAV4 als unübertroffener Geländewagen. Der RAV4 ist ein vielseitiges Auto, das viel Platz mit der Sicherheit des Allradantriebs kombiniert. Das Facelift ist außer beim Außendesign auch bei den Fahreigenschaften zu erkennen. Damit hat der RAV4 zwar nicht den Charakter eines mächtigen Geländewagens, aber den eines großen, robusten PKWs.

plus
  • Komfortabel und komplett
  • Moderne Sicherheitsausstattung
  • Fahreigenschaften kommen in die Nähe eines PKW
minus
  • Kalter Motor läuft unruhig
  • Mäßige Off-Road Eigenschaften