Toyota Prius PHV
Natürlich aus Japan
Weswegen diese Eile, um den Toyota Prius Plug-In zu fahren? Weil sich der Prius in den letzten Jahren für eine echte Revolution im Auto-Bereich gemausert hat. Um zu erleben, wie der nächste Schritt in dieser Revolution aussieht, lohnt sich eine Reise nach Japan auf jeden Fall.
Hybrid
Die Revolution begann 1997. Toyota erkannte, dass es Zeit war, weniger fossile Brennstoffe zu verschwenden und weniger Abgase zu produzieren. Doch der Markt und die Technik waren noch nicht bereit für das vollständig elektrisch angetriebene Auto. Es war offensichtlich, dass ein Elektromotor bei kurzen Distanzen und im Stop-and-Go-Verkehr viel effizienter ist als ein Verbrennungsmotor. Allerdings machten die begrenzte Reichweite und der hohe Preis der Batterien ein reines Elektroauto unmöglich.
Toyota erkannte jedoch, dass eine Zwischenform möglich war! Der Prius (frei übersetzt "Vorläufer") kombiniert einen Elektromotor und einen Benzinmotor in einem Auto. Ein intelligenter Mechanismus sorgt dafür, dass unmerklich von einem Motor zum anderen gewechselt werden kann. Darüber hinaus können sich beide Motoren ergänzen, zum Beispiel, um die Leistung zu maximieren. Das Ergebnis ist ein schnelles, bequemes Auto, das etwa die Hälfte im Vergleich zu einem herkömmlichen Auto verbraucht und dabei die gleiche Leistung liefert.
Vierte Generation
Im Jahr 2016 stellte Toyota die vierte Generation des Prius vor. Die Wechselwirkung zwischen den beiden Motoren wurde zunehmend anspruchsvoller für mehr Komfort und, zum ersten Mal seit der Einführung des Prius, kam eine gute Dosis Fahrspaß dazu.
Die gleiche Raffinesse findet sich auch im Prius Plug-In, aber die 250 kg extra, die das Plug-In mitbringt, ist nicht ohne Konsequenzen. Die Balance im Auto ist weniger gut, weil die Batterien nicht in den Boden eingebaut sind, sondern unter dem Gepäckraum. Das hat einen deutlichen Einfluss auf die Dynamik und Stabilität des Autos. Während der gewöhnliche Prius besser als ein durchschnittliches Auto in diesem Segment fährt, bekommt der Plug-in-Prius nur ein Ausreichend als Note.
Ein weiteres Minus ist daher der Kofferraum, der 502 Liter beim gewöhnlichen Prius, aber nur 360 Liter im Plug-In Hybrid bietet. Der Boden ist leicht angehoben, und der Raum zwischen dem Ladeboden und den Stoßdämpfern am Heck wird als Kasten für die Aufbewahrung der Ladekabel verwendet. Der Platz auf dem Rücksitz bleibt unverändert gut; auch mit den Vordersitzen nach hinten bleibt im Font ausreichend Platz für zwei Erwachsene.
Die Ausstattung des Prius Hybrid- und Plug-In-Hybrids sind gleich. Das heißt, dass das Auto alle gängigen Luxus- und Sicherheitssysteme bietet. Sehr schön ist der breite Bildschirm direkt unter der Windschutzscheibe; er zeigt alle Informationen für den Fahrer in dessen Sichtfeld. Die japanische Version verfügt auch über einen großen, stehenden Bildschirm (vergleichbar mit Tesla), in Europa jedoch steht nur ein liegender 7-Zoll-Bildschirm zur Verfügung.
Einzigartig beim Plug-In-Hybrid sind die optionalen Solarzellen, mit welchen die Klimaanlage gefüttert werden kann, während das Auto geparkt ist. Theoretisch können damit auch die Batterien aufgeladen werden, aber das braucht so viel Zeit, dass derweil Moos auf dem Dach wächst.
Plug-in Hybrid
Der große Unterschied zwischen dem regulären Prius Hybrid und dem Plug-In-Hybrid ("PHV") ist die Art, wie die Elektrizität für den Elektromotor erzeugt wird. Standardmäßig wird während des Bremsens oder Ausrollens die Bewegungsenergie in Strom umgewandelt.
Zusätzlich kann das Plug-In über einen Stecker aufgeladen werden (2 Stunden an einer öffentlichen Ladestation, 3 Stunden an einer Steckdose zu Hause). Dann kann der Prius 50 km komplett elektrisch fahren (im Vergleich zu 20 km für die vorherige Generation). Das reicht für viele Pendler. Der Benziner ist dann nur ein "Ersatzmotor", der einspringt, wenn die Batterien (fast) leer sind. Der große Unterschied zu einem so genannten "range extender" ist, dass der Fahrer beim Prius Plug-In wählen kann, ob elektrisch oder als Hybrid gefahren werden soll.
Wie bei jedem anderen Prius funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den beiden Motoren glatt und geschmeidig. Wenn beide Motoren ihre Kraft vereinen, ist der Prius sehr schnell. In der Theorie ist der Plug-In etwas weniger schnell als der normale Prius, in der Praxis ist das aber kaum spürbar.
Weil der Plug-In mehr und mehr elektrisch angetrieben werden kann, ist der Unterschied zwischen beiden Motoren jedoch deutlicher. Im aufgeladenen Zustand ist der Prius Plug-In völlig frei von Vibrationen, und die Antriebslinie ist noch flexibler. Wenn nach 40 - 50 km (Reichweite laut Herstellerangabe!) der Strom zu Ende geht und der elektrische Antrieb völlig wegfällt, erfährt man dies als Verschlechterung; die Stille verschwindet und es scheint, als müsste das Auto ständig zuviel leisten.
Laden in Japan
Das ist ein zusätzlicher Grund, schnell nach einer Ladestation zu suchen. In den Niederlanden ist das recht verwirrend mit den verschiedenen Anbietern, Kabel- und Zahlungssystemen; in Japan dagegen ist man da schon auf einem anderen Level! Weil nämlich die japanischen Automobilhersteller einen einheitlichen Standard für Stecker und Kabel haben, wird dieser überall unterstützt. Auch scheint nur ein Zahlungssystem zu existieren, und Kreditkarten werden akzeptiert.
Entlang der Autobahn sind etwa die Hälfte aller Tankstellen und Parkplätze mit einer Ladestation für Elektroautos ausgestattet, und tatsächlich werden diese intensiv genutzt. Viele Hotels haben eigene Ladestationen für die Elektroautos ihrer Gäste, die von dieser Gelegenheit gerne Gebrauch machen.
Trotz der Sprachbarriere ist das Laden eines Elektroautos einfacher als in den Niederlanden. Und so stellt sich die Frage: Weshalb ist der Prius immer noch nur als Hybridauto lieferbar? Andere Hersteller beweisen nun, dass Elektroautos mit einer nützlichen Reichweite gut bezahlbar sind, aber Toyota behält diese "Zwischenform" bei.
Wobei man schon sagen muß, daß diese "Zwischenform" ausgezeichnet war. Die Probefahrt verlief von der japanischen Ostküste (Tokio) zur Westküste (Toyama) und zurück. Diese Reise über etwa eintausend Kilometer konnte mit nur einer Tankfüllung durchgeführt werden. Darin besteht immer noch die Macht des Hybrid-Motors. Und wenn er konsequent aufgeladen wird, ist der Plug-In-Hybrid natürlich ökonomischer.
Fazit
Die vierte Generation des Toyota Prius ist nun auch ein Plug-In-Hybrid. Das ist eine gute und schlechte Nachricht. Um mit der schlechten Nachricht anzufangen: Das Gewicht der zusätzlichen Batterien ist beim Fahrverhalten spürbar. Daher ist das Fahrvergnügen für diese Generation des Prius so charakteristisch. Darüber hinaus ist der Gepäckraum weniger groß.
Die gute Nachricht ist, dass der Prius Plug-In noch ökonomischer als der normale Prius gefahren werden kann. Also, wenn jede Gelegenheit genutzt wird, um die Batterien aufzuladen. Dann können nämlich kleine 50-km-Abschnitte komplett elektrisch gefahren werden, und der durchschnittliche Verbrauch ist Null. Darüber hinaus ist der Prius Plug-In dem normalen Prius in Sachen Komfort problemlos überlegen. Dank der größeren "Macht der Kraft" des Hybridantriebes kann er bei Bedarf riesige Entfernungen zurücklegen.
Schließlich scheint das elektrische Fahren in Japan einfacher zu sein als in Europa. Weil nur ein Steckertyp genutzt wird und es nur eine Zahlungsmöglichkeit (oder Kreditkarte!) gibt, entsteht keine Verwirrung. Auch die große Anzahl von Ladestationen erhöht die Akzeptanz für das elektrische Fahren in Japan sehr.
- Super effizient
- Geräumig und praktisch
- Noch komfortabler als der gewöhnliche Prius
- Sitze sind auf lange Distanzen weniger angenehm
- Nicht als vollwertiges elektrisches Modell erhältlich
- Zusätzliches Gewicht der Batterien deutlich spürbar