Toyota bZ4X
Einfach elektrisch
Einen perfekten Namen hat das Auto jedenfalls nicht, denn "bZ4X" lässt sich nicht so leicht aussprechen. Aber es steckt eine gewisse Logik dahinter! "bz" steht für "beyond zero" und bedeutet Null-Emissionen. Die 4 gibt die Größe des Fahrzeugs an, in diesem Fall die mittlere Größe. Das "X" steht für Crossover.
Dass Toyotas erstes reines Elektroauto ein Crossover ist, macht Sinn. Diese großen Personenkraftwagen mit Geländewageneinflüssen erfreuen sich großer Beliebtheit. Außerdem sind diese Autos hoch gebaut, so dass die Batterien leicht in den Boden eingebaut werden können. Für den bZ4X hat Toyota einen neuen Hausstil entwickelt. Dennoch unterscheidet sich das bZ4X nicht annähernd so radikal von Elektroautos anderer Marken. Die Formen sind zivilisiert und der bZ4X ist nicht extrem stromlinienförmig mit eingelassenen Türgriffen, digitalen Außenspiegeln oder anderen technischen Spielereien.
Und dahinter steckt eine Philosophie! Toyota geht davon aus, dass der bZ4X für die meisten Käufer das erste Elektroauto sein wird. Mit der Entscheidung für die Beibehaltung des Designs hofft Toyota, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten. Darüber hinaus hat Toyota mit dem Mittelklasse-RAV4 jahrzehntelang Erfolg gehabt, und mit seiner Größe und seinem Design ist der bZ4X eine logische Fortsetzung davon. Das gilt auch für die Technik, denn der bZ4X steht auf einer so genannten "e-TNGA"-Plattform (electric Toyota new global architecture), die eine modifizierte Version der Plattform ist, auf der der RAV4 gebaut wird.
Weltraum
Der bZ4X sieht nicht nur aus wie ein herkömmliches Auto, er ist auch so aufgebaut. Einige Elektroautos haben eine kurze Motorhaube, weil ein Elektromotor viel kleiner ist als ein Verbrennungsmotor. Daher haben diese Autos vergleichsweise viel Innenraum und wenig Motorraum. Im Fall der bZ4X entspricht dieses Verhältnis in etwa dem eines durchschnittlichen Autos. Vorne und hinten ist viel Platz für Erwachsene, aber der bZ4X bricht keine Rekorde in Sachen Platzangebot oder Ergonomie.
Auch die Innenausstattung ist recht gewöhnlich. Bis auf eine Sache! Die Uhren befinden sich oben auf der Lenksäule, was für Toyota ein Novum darstellt. Nach und nach will Toyota das traditionelle runde Lenkrad durch einen Lenkhebel wie in einem Flugzeug ersetzen. Dies ermöglicht eine bessere Sicht auf die Instrumente, schafft Platz für eine Kamera (dazu später mehr) und kann mit weniger Kraftaufwand einen größeren Lenkeinschlag ermöglichen. Dies ist jedoch noch nicht Realität und so hat das bZ4X vorerst ein normales rundes Lenkrad.
Ausrüstung
Der bZ4X ist das zweite Modell, das mit einer neuen Generation des neuesten Audio-, Kommunikations- und Navigationssystems von Toyota ausgestattet ist. Das funktioniert einwandfrei und ist reibungslos, logisch und einfach zu bedienen. Allerdings bietet es keine Funktionen, die die Konkurrenz nicht hat. In einem Punkt ist es sogar unzureichend: Das Navigationssystem kann nicht automatisch Ladestopps planen, wenn das Ziel weiter entfernt ist, als die Batterieladung reicht. Das optionale Audiosystem des Spezialisten JBL klingt gut, lässt aber die Raffinesse und Dynamik einer echten HiFi-Anlage vermissen.
Unter dem Namen "T-Mate" bündelt Toyota eine Reihe von Sicherheitsfunktionen. Zwei von ihnen verdienen eine besondere Erwähnung. Die neue Lenksäule ermöglichte den Einbau einer Kamera, die das Gesicht des Fahrers überwacht. Wenn der Fahrer zu lange nicht in die Fahrtrichtung schaut, ertönt ein Warnton. Die zweite Funktion basiert ebenfalls auf dieser Kamera: Wenn das Auto abbiegt, die Kamera aber erkennt, dass der Fahrer den geradeaus fahrenden Verkehr übersieht, kann das bZ4X selbstständig bremsen, um einen Unfall zu vermeiden.
Elektroauto
Toyota hat ein reines Elektroauto erst so spät auf den Markt gebracht, weil der Hersteller viel Zeit auf die Batterielebensdauer und Zuverlässigkeit verwendet hat. Darüber hinaus wollte Toyota den vertrauten Charakter eines Autos mit Verbrennungsmotor beibehalten, einschließlich seiner Reichweite. Daher ist die bZ4X serienmäßig mit einer sehr großen Batterie (72 kWh) ausgestattet, die eine Reichweite von 400 bis 500 km ermöglicht.
Das scheint aber schöner zu sein, als es ist. Diese große Batterie macht das bZ4X viel teurer als ähnliche Fahrzeuge anderer Marken. Diese billigeren Autos haben viel kleinere Batterien. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass eine Reichweite von etwa 250 km für ein unbeschwertes Fahren ausreicht. Ein Elektroauto wird nicht leer gefahren und dann bis zum Hals aufgeladen wie ein Auto mit Benzinmotor. Stattdessen wird sie überall dort aufgeladen, wo das Elektroauto fährt, so dass die Batterie immer auf dem richtigen Stand ist. Auf langen Strecken ist es entweder die Blase oder der Magen, der nach 250 km nach einer Pause verlangt. Diese Pause reicht in der Regel aus, um die Batterie an einem Schnellladegerät aufzuladen.
Nicht nur die Batterie ist großzügig dimensioniert, auch der Motor hat gelinde gesagt viel Kraft. Der bZ4X leistet 204 PS (217 PS bei der Allradversion) und die Software sorgt dafür, dass er diese Leistung auch eifrig nutzt. Selbst im Eco-Modus ist das bZ4X ausgesprochen laufruhig und sogar brutal schnell. Das gilt nicht nur an Ampeln, sondern auch auf der Autobahn. Die Leistung wird mit großer Leichtigkeit erbracht und das bZ4X vermittelt das überlegene Gefühl, das Elektroautos auszeichnet. Und doch gibt es einen Kritikpunkt: Der Elektromotor verrichtet seine Arbeit zwar unhörbar, die Geräusche der Reifen und des Fahrtwindes sind dagegen überdurchschnittlich deutlich zu hören.
Standardmäßig gewinnt die bZ4X beim Bremsen und Ausrollen Energie zurück. Per Knopfdruck können Sie wählen, ob Sie mehr Energie zurückgewinnen möchten, wobei das Auto beim Loslassen des Gaspedals stärker zurückhält. Dies reicht jedoch nicht aus, um mit einem Pedal zu fahren. Dies ist ein Manko für Fahrer, die bereits mit dem elektrischen Fahren vertraut sind, senkt aber wiederum die Hemmschwelle für Erstkäufer von Elektroautos.
Reichweite und Aufladung
Obwohl der Testfahrer nicht bis zum Maximum regenerieren konnte und sich stattdessen von der eifrigen Natur des Motors verführen ließ, war die Testfahrt sparsamer als im Prospekt angegeben (Versprechen: 18,1 kWh / 100 km, Testverbrauch: 16,7 kWh / 100 km). So wurde auch die versprochene Reichweite von 436 km (Version mit großen Felgen und Allradantrieb) problemlos erreicht.
Das Aufladen kann an einer öffentlichen Ladestation (11 kW, 3 Phasen) oder an einem Schnellladegerät (150 kW) erfolgen. Das sind gute Geschwindigkeiten, und sie sind bei einem so großen Akku auch notwendig. Leider befindet sich die Ladebuchse auf der rechten Vorderseite. Beim parallelen Einparken besteht die Gefahr einer kostspieligen Beschädigung, wenn der Ladeanschluss von einem Radfahrer oder Lkw angefahren wird. Beim Parken im rechten Winkel wird der Fahrer gezwungen, vorwärts einzuparken, was zu einem größeren Wendekreis und schlechterer Sicht beim Aussteigen führt.
Straßenlage
Der bZ4X sollte nicht nur den vertrauten Charakter eines Autos mit Verbrennungsmotor haben, sondern auch das "Toyota-Gefühl" vermitteln. Das heißt, das Auto reagiert unter verschiedenen Bedingungen vorhersehbar. Für das gewohnte Ansprechverhalten sorgt der serienmäßige Frontantrieb, der Allradantrieb ist optional.
Bei diesem Test war das versprochene Toyota-Feeling tatsächlich zu erkennen. Das Auto lässt sich sportlich fahren, wenn es erlaubt ist, kann sich aber genauso gut selbst auslöschen, wenn es gewünscht wird. Der Testwagen ist zudem mit dem optionalen Allradantrieb ausgestattet und kommt dann auch im Gelände gut zurecht. Weil das Auto in allen Punkten gut abschneidet, scheint es ihm an Charakter zu fehlen, aber in Wirklichkeit ist der bZ4X in allem gut.
Schlussfolgerung
Ist der Toyota bZ4X das perfekte Elektroauto? Die Antwort auf diese Frage ist rein persönlich. Wer auf der Suche nach einem aufregenden oder innovativen Auto ist, wird mit dem bZ4X nichts anfangen können. Toyota hat sich nicht für eine Revolution entschieden, sondern für eine sanfte, verständliche Evolution. Auf diese Weise will sie den Umstieg auf das elektrische Fahren so einfach wie möglich machen.
Handling, Reichweite, Fahrverhalten und Platzangebot entsprechen in etwa denen eines vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor. Gleichzeitig genießt der Käufer den Seelenfrieden, die überlegene Leistung und den geringen Kilometerstand eines Elektroautos. Und damit hat der bZ4X sein Ziel erreicht, elektrisches Fahren so alltäglich zu machen wie das Fahren jedes anderen Toyota.
- Hervorragende Handhabung
- Stark, schnell und emissionsfrei
- So vertraut und funktionell wie jeder andere Toyota
- Weniger leise als andere Elektroautos
- Ungünstige/gefährliche Lage des Ladeanschlusses
- Nur mit sehr großer (und teurer) Batterie erhältlich