Suzuki Spacia Gear
Der Unterschied liegt in den Details
Suzuki ist in Europa als Kleinwagenspezialist bekannt. In Japan wird deutlich, woher die Marke dieses Wissen hat. Dort sind die sogenannten "Kei Cars" sehr beliebt. Mit ihren geringen Abmessungen, ihrer bescheidenen Motorleistung und ihren geringen Fahrleistungen kommen sie in den Genuss aller möglichen Vergünstigungen (Steuer, Maut, Versicherung).
Alle japanischen (Personen-)Autohersteller bieten ein oder mehrere Kei-Cars an, aber Suzuki hat sogar eine riesige Auswahl! Das beginnt mit dem alltäglichen Alto und der liebenswerten Variante namens Lapin. Außerdem gibt es den funktionalen Wagon R, wobei das auffälligste Modell der Spacia ist. Allerdings gibt es Einschränkungen bei der Länge (340 cm), Breite (148 cm) und Höhe (200 cm). Und da geht der Spacia noch einen Schritt weiter: Mit 180 cm ist er ein sehr hoher Felsbrocken.
Gear
Für diesen Test wurde er in der japanischen Region Shizuoka gefahren, wo sich der Hauptsitz von Suzuki befindet. In dieser ländlichen Gegend wimmelt es von Mini-Autos, so dass viele noch versuchen, sich innerhalb der Grenzen des Kei-Cars zu profilieren. Deshalb gibt es den Spacia jetzt auch als "Gear". Während die meisten Kei-Cars eher niedlich sind, wählt der Spacia Gear einen anderen Look mit einer abenteuerlichen Lackierung.
Der Gear ist an der zweifarbigen Lackierung, der Dachreling, dem einzigartigen hinteren Stoßfänger und der Front mit dem einzigartigen Kühlergrill und den breiten Trägern zu erkennen. Wegen seiner schmalen und hohen Karosserie ist der Spacia Gear zwar kein imposantes Auto, aber er zeigt, wie Details den Unterschied ausmachen können. Die Verkleidung, die aus einem gewöhnlichen Spacia einen Spacia Gear macht, könnte also durchaus auch bei anderen Suzuki-Modellen Einzug halten.
Ergonomie
Und auch im Innenraum zeigt der Spacia Gear Innovationen, die aufzeigen, in welche Richtung die Designer von Suzuki denken. So ist der Spacia Gear mit gewölbten Spiegeln in der A-Säule und über der Heckscheibe ausgestattet. Das macht die kantige Karosserie noch aufgeräumter und ermöglicht ein sehr präzises Einparken.
Sehr clever ist auch das Gebläse im Dach, mit dem der Luftstrom nach hinten geleitet werden kann. Diese Lösung ist viel billiger als eine Klimaanlage im Fond und bietet den Fondpassagieren dennoch eine zusätzliche Erfrischung zu minimalen Mehrkosten. Nicht billig, aber in der Praxis sehr praktisch: Der Spacia Gear verfügt über elektrisch betriebene Schiebetüren auf beiden Seiten, die einen bequemen Zugang zu den Rücksitzen ermöglichen.
Zur weiteren Ausstattung des Spacia Gear gehören ein schlüsselloses Zugangssystem, eine 360-Grad-Parkkamera, eine vollständige Klimaanlage, ein Head-up-Display, eine Stereokamera für die Sicherheitssysteme und natürlich ein Infotainmentsystem. Wie in Japan üblich, bietet dieses neben Audio, Kommunikation und Navigation auch Fernsehen (Ton nur während der Fahrt, Bild bei stehendem Fahrzeug). Damit wird deutlich, dass immer mehr gehobener Luxus auch in den kleineren Modellen Einzug hält.
Weltraum
Japaner nutzen ihr Auto gerne als rollendes Wohnzimmer. Deshalb gibt es vorne keine separaten Sitze, sondern eine gemütliche Zweiersitzbank. Dank der hohen Bauweise des Spacia sind Kopf- und Beinfreiheit vorne großzügig und Personen bis zu 2 Metern sitzen gut.
Und ob Sie es glauben oder nicht: Das gilt auch für die Rückbank! Dank der kleinen Räder nehmen die Radkästen nur wenig Platz im Innenraum ein. Der Rücksitz steht auf Schienen, und dank der kleinen Radkästen reichen diese Schienen sehr weit nach hinten. Sowohl vorne als auch hinten ist der kleine Spacia geräumiger als die großen SUVs, die in Europa als Familienautos verwendet werden. Natürlich geht die Beinfreiheit im Fond auf Kosten des Gepäckraums, der bei umgeklappten Rücksitzen praktisch gleich Null ist.
Das Armaturenbrett hat zwei Handschuhfächer (wobei eines davon fast vollständig von einem CD-Spieler ausgefüllt wird) und Becherhalter in den hinteren Ecken. Im Mitteltunnel gibt es Fächer, in denen unter anderem Mobiltelefone untergebracht werden können, wenn sie in Kombination mit Apple CarPlay oder Android Auto genutzt werden. Auch in der Armlehne wurde Stauraum geschaffen, um wirklich den letzten Kubikzentimeter des Innenraums auszunutzen. Der europäische Testfahrer konnte so mühelos das nicht gerade bescheidene Gepäck vom Interkontinentalflug verstauen.
Straßenlage
Die kleinen Räder sind das Geheimnis hinter dem großen Innenraum, bestimmen aber auch das Fahrverhalten. Außerdem steht der Spacia auf kleinen Felgen und die Reifen haben daher hohe Wangen, was zu weniger Gefühl in der Lenkung führt. Zusammen mit der hohen Bauweise und dem hohen Schwerpunkt kippt der Spacia in Kurven stark, und das Auto zwingt fast zu einem ruhigen Fahrstil.
In Japan, wo die Geschwindigkeitsbegrenzungen niedrig sind, ist das kein Problem. In der Stadt beträgt die Höchstgeschwindigkeit 30 oder 40 km/h, auf Landstraßen 60 km/h und auf dem Land 80 km/h. Bei diesen Geschwindigkeiten fühlt sich der Spacia gut an, aber in Europa würde das Auto regelmäßig am Limit gefahren werden. Außerdem ist der Spacia durch seine hohe Bauweise deutlich seitenwindempfindlich, und auch das wäre bei europäischen Geschwindigkeiten eher unangenehm.
Hybride
Wie es sich für ein Kei-Car gehört, hat der Spacia Turbo einen 660-ccm-Motor, der 64 PS leistet. Was den Spacia von anderen unterscheidet, ist die Tatsache, dass er ein (leichter) Hybrid ist. Beim Bremsen und Ausrollen wird Energie zurückgewonnen, was auf einem Display in der Nähe des Tachometers deutlich angezeigt wird (und leider auch durch ein pfeifendes Geräusch deutlich zu hören ist). Wenn der Benzinmotor härter arbeiten muss, zeigt derselbe Bordcomputer an, wann der Elektromotor unterstützt.
In der Praxis fällt auf, dass der Spacia ganz auf den japanischen Verkehr zugeschnitten ist. Die Getriebeübersetzungen sind so gewählt, dass der Motor bei den am meisten gefahrenen Geschwindigkeiten am besten (und sparsamsten!) läuft. Obwohl der Spacia kein Sprinter ist, werden auch höhere Geschwindigkeiten mühelos erreicht und gehalten. Für diese Testfahrt wurde eine Fahrt von der Westküste der Provinz zur Ostküste unternommen, und dank der Hybridunterstützung lag der Testverbrauch bei 4,6 Litern pro 100 km.
Schlussfolgerung
Was macht den Suzuki Spacia Gear für Europa interessant? Im Grunde ist der Spacia für den japanischen Markt maßgeschneidert. Die Abmessungen und die Technologie wurden so gewählt, dass sie den Anforderungen eines Kei-Cars entsprechen, um Steuervorteile zu erhalten. In der Tat wäre die verwendete Technologie in Europa einschränkend (Handhabung/Leistung) oder unnötig kostspielig (Miniaturisierung), weshalb der Spacia außerhalb Japans nicht wettbewerbsfähig wäre.
Was den Spacia zu einem interessanten Konzept macht, ist die "Verpackung", mit der es Suzuki gelingt, aus minimalen Außenmaßen einen geradezu überwältigenden Innenraum zu gewinnen. Außerdem führt der Spacia neue Funktionen ein (Stereokamera, Head-up-Display), die bisher nur Autos in höheren Segmenten vorbehalten waren. Sehr praktisch sind die zusätzlichen Spiegel, die das Manövrieren noch einfacher machen. Der Dachlüfter ist wie das Ei des Kolumbus: so einfach und wirkungsvoll, dass es überrascht, dass noch niemand auf diese Idee gekommen ist.
Schließlich könnte der Stil des Spacia Gear auch bei anderen Modellen von Suzuki Einzug halten. Mit relativ einfachen Mitteln ist aus einem niedlichen Auto ein abenteuerliches Auto geworden, und das kann ein europäisches Modell nur besser machen.
- Wendig
- Wirtschaftlich
- Unwahrscheinlich geräumig
- Seitenwindempfindlich
- Laute Klimaanlage, die nie aufhört