SsangYong Rexton (2001 - 2017)
Die zwei Drachen
...dieser Autotest beginnt mit einem Märchen. Es waren einmal zwei Schlammfische, die wollten Drachen werden. Gott sagte: "ihr könntet im Himmel als Drachen leben, wenn ihr euch ein Jahr gut benehmt ". Ein Jahr später, der erste Fisch hat sich vorbildlich verhalten. Er durfte im Himmel als Drache leben. Der zweite Fisch hat sich nicht so gut benommen und musste auf der Erde bleiben. Dann antwortete der erste Fisch, dass er seinen Partner nicht im Stich lassen würde und deswegen lieber auf der Erde bliebe. Gott war so davon beeindruckt, dass er beide hinterher zum Himmel zugelassen hat. "Ssang Yong" bedeutet wortwörtlich "zwei Drachen". Sowohl das gleichnamige koreanische Dorf als auch der Auto-Hersteller verdanken ihren Namen dieser Geschichte.
Luxusfisch
Der neue Ssang Yong "Rexton" hat auch zwei Charakter: der eines echten Abenteurers und Schlammbeißers und der eines echten Genießers von Luxus und Komfort. Die Geschichte über den Rexton beginnt mit dem "Luxusfisch". Der Rexton wird jedenfalls den größten Teil der Kilometer auf der befestigten Straße ablegen.
Wer Platz auf dem hohen Befehlstand hinter dem Lenkrad nimmt, merkt, wie groß der Rexton ist. Der Platz um den Fahrer ist enorm, der Abstand zur Heckscheibe ausreichend, um spontan Platzangst zu bekommen. Deswegen bietet der Rexton dank einer (optionalen) zweiten Rücksitzbank Platz für sieben Personen. Um zu dieser zusätzlichen Rücksitzbank zu gelangen ist zwar etwas unbequem, aber der Platz dahinten ist besser, als in vielen 7-Personen Familienwagen. Vorne fällt auf, dass sowohl die Kopfstützen als auch die höhenverstellbaren Sicherheitsgurte nicht optimal an die großen europäischen Fahrer angepasst sind. Da der Rexton das Topmodell von Ssang Yong ist, fehlt es den Insassenen (fast) an nichts. Nur wer nach einem Tempomat und einem Bordcomputer sucht "guckt in die Röhre". Die Klimaanlage ist leider nicht links/rechts getrennt regelbar.
Strassenlage
Auf der befestigten Straße fällt auf, dass der Rexton weich gefedert ist. Deswegen hat jede Kursänderung einen deutlichen Einfluss auf die "Kutsche", was automatisch einen ruhigeren Fahrstil erzwingt. Die Straßenlage ist nicht mit der eines durchschnittlichen PKWs vergleichbar, aber im Vergleich zu ähnlichen Geländewagen bekommt der Rexton ein "ausreichend". Durch die Länge und die weiche Federung ist "Aufpassen auf Bodenschwellen" angesagt, die doch einen heftigeren Einfluss ergeben können, als erwartet. Auch bei einer Notbremsung oder einem Ausweichmanöver geht der Rexton "deutlich durch die Federn", was korrigieren schwieriger macht. Seit 2004 sind(optional) ESP und ABS bereit, um solche Situationen zu verhindern oder dem Fahrer zu helfen. Außerdem hat der Fahrer, dank einer angenehmen Lenkung und einer perfekten Sitzposition, eine gute Kontrolle über die gesamten 2.023 kg des Ssang Yong. Letztendlich lässt sich das Auto vorzugsweise als luxuriöse Limousine fahren, was ihm auch angesichts des Innenraums gut steht.
Die wichtigste Neuigkeit des neuen Rexton, ist ein durch Ssang Yong selbst entwickelter 2,7-Liter 5-Zylinder Common Rail Dieselmotor. Während die vorherigen Modelle auf (veraltete) Mercedes-Motoren zurückgriffen, ist dieses neue Triebwerk ein durch Ssang Yong selber weiterentwickelter Mercedes-Motor. Nur beim Einspritzsystem und der Automatik waren noch andere Hersteller beteiligt. Beim erwähnten Limousinen-Fahrstil ist der Rexton so leise, dass man kaum hörbar unterscheiden kann, ob es ein Diesel - oder ein Benziner ist. Besser noch: der Motor ist sowieso kaum zu hören! Nur wenn man kräftig Gas gibt, klingt der charakteristische Dieselton durch. Auf der Autobahn bleibt die Drehzahl niedrig und lange Strecken werden mit Leichtigkeit überbrückt. Die Leistung ist ausreichend, aber der Rexton ist sicherlich kein Sportwagen. Dem steht aber gegenüber, dass jeder Rexton einen Anhänger mit bis zu 3.5t ziehen kann.
Schlammfisch
In den Händen des abenteuerlichen Schlammfisches aus dem Märchen, zeigt der Rexton plötzlich einen ganz anderen Charakter. Der Rexton macht sich lustig über manche SUV, die nur robust aussehen; dieses Mammut ist wirklich für einen ernsten off-road Einsatz bestimmt. Der Fahrer kann selbst zwischen 2-Rad- oder Allradantrieb wählen und kann -bereits fahrend- bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 70 Km/h jederzeit wechseln. Für sehr schweres Terrain ist eine niedrigere Übersetzung vorhanden, obwohl der Effekt davon nicht so extrem ist, wie bei manchen anderen Geländewagen. Es gibt kein Sperrdifferential, was in einigen Fällen nützlich sein könnte.
Der Motor, der auf der Autobahn "nicht sportlich" war, zeigt im Gelände seine wahre Natur. Jetzt sind die Getriebeübersetzungen und der Motorcharakter perfekt aufeinander abgestimmt. Der Fahrer fühlt sehr leicht, wo die Grenze zwischen Schleudern und Bodenhaftung liegt, etwas, was sehr wichtig beim off-road Fahren ist. Das gibt dem Rexton direkt einen wertvollen Vorsprung und kann den Unterschied zwischen Fahren oder Ausgraben bedeuten.
Sogar auf den Standardreifen merkt man sofort, dass der Rexton sich im Gelände zuhause, wie ein Fisch "im Schlamm", fühlt. Der Test beginnt – wie immer – im einfachen Gelände. Der Waldpfad wird jedoch schnell gegen eine brachliegende Baugrube ausgetauscht, der Sandweg schließlich gegen eine komplette Kiesgrube. Der Rexton punktet immer ausgezeichnet! Sowie ein Sportwagen beim schnellen Fahren mehr Zufriedenheit erzeugt, so macht der Rexton immer mehr Spaß, je schwieriger das Gelände wird.
Fazit
Zurück zum Märchen. Die Autogötter sollten den Rexton für sein Verhalten auf der Autobahn und in der Stadt bewerten. Da punktet das Auto vor allem im Bereich Komfort. Der Rexton ist sehr geräumig, hat eine umfangreiche Standardausstattung und der neue Dieselmotor ist angenehm leise. Dieses Ergebnis wird aber leider nicht mit einer Einzelfahrkarte zum himmlischen Paradies belohnt.
Als "Schlammbeißer" punktet der Rexton wirklich bemerkenswert hoch. Dank einer gut aufeinander abgestimmten Übersetzung zwischen Fahrgestell und Motor leistet der Rexton ausgezeichnete Dienste im Gelände. Das geht sogar so weit, dass das Auto immer mehr Spaß macht, je größer die Herausforderungen werden.
Es ist letztendlich das Verhältnis zwischen den zwei Charakteren, die den Rexton einzigartig machen. Wenn die Eigenschaften auf befestigtem und unbefestigtem Boden zusammenkommen, wird der Autogott die Kombination fast so hoch bewerten, dass sie endlich beide ein Drache werden dürfen. Auf diese Weise verdient der Rexton, wörtlich und bildlich den Namen "Ssang Yong". Und er ist noch lange und glücklich gefahren... (Ivo Kroone)
- Gut als
- Sehr geräumig
- Der Motorcharakter ist gut an den off-road Einsatz angepasst
- Sehr weiche Federung