Datum der Veröffentlichung: 19 Mai 2024
Skoda Octavia Combi
Autotest

Skoda Octavia Combi

Neues Herz, alte Seele

Autotest - Der Octavia ist das Herzstück von Skodas Programm. Der Octavia ist weder groß noch klein, sondern genau dazwischen. Und der Octavia bildet das Herz, denn seinen Namen gibt es seit 1956. Für das Modelljahr 2024 wurde das ikonische Modell neu aufgelegt.

In seinem langen Bestehen ist der Octavia immer dem ursprünglichen Konzept treu geblieben: viel Funktionalität zu einem fairen Preis zu bieten. So hat der Octavia die Außenmaße eines Mittelklassewagens, aber den Preis eines Mittelklassewagens. Zugleich geht der Octavia mit der Zeit.

Skoda Octavia Combi

Für das Modelljahr 2024 wurde sein Äußeres mit neuen Front- und Heckleuchten aktualisiert. Diese lassen den Octavia nicht nur breiter erscheinen, sondern bieten auch zusätzliche Funktionalität. Der Lichtkegel besteht aus 36 Elementen (vorher 24), wodurch Objekte noch präziser hervorgehoben werden können. Geringfügige Anpassungen des unteren Stoßfängers sorgen für eine verbesserte Stromlinienform, was dem Komfort (Fahrgeräusch) und dem Kraftstoffverbrauch zugute kommt. Außerdem sorgt die geänderte Unterkante des hinteren Stoßfängers für eine etwas bessere Fahrtwindführung.

Raum

Das Platzangebot im Innenraum bleibt die größte Stärke des Octavia. Das liegt daran, dass der Wagen nicht nur größer ist als die Konkurrenz, sondern dass es ihm auch gelingt, diese Größe optimal zu nutzen. Das macht sich besonders im Fond bemerkbar, wo Kopf- und Beinfreiheit hervorragend sind. Wie jeder Skoda bietet auch der Octavia einige clevere Ausstattungsmerkmale ("Simply Clever Features"), die das Auto kaum teurer, aber viel praktischer machen. Beispiele dafür sind ein Regenschirm in den Vordertüren, ein (beweglicher) Mülleimer in den Türen, ein Ablagefach mit Becherhaltern auf dem Boden vor den Rücksitzen, ein Telefonhalter an der Rückseite der Vordersitze (jetzt auch bei Sportsitzen) und eine bewegliche Barriere im Kofferraum.

Skoda Octavia Combi
Skoda Octavia Combi

Ab dem Modelljahr 2024 werden im Innenraum verstärkt recycelte Materialien verwendet. So sind die Sitze mit einem aus PET-Flaschen gewonnenen Stoff gepolstert. Die Lederbezüge sind mit Kaffeebohnenschalen gefärbt. Eine Zierleiste auf dem Armaturenbrett weist aufgrund der neuen Rohstoffe ein ungleichmäßiges Muster auf. Dies sieht jedoch nicht schäbig aus, sondern verleiht ihm ein einzigartiges Aussehen, als wäre es "grauer Marmor". Bei den einfacheren Versionen wird der Kunststoff auf dem Armaturenbrett teilweise durch grauen Stoff ersetzt, und das sieht nach Meinung der Redakteure noch schicker aus als der schwarze Kunststoff!

Ausstattung

Ein Bildschirm hinter dem Lenkrad ist Standard. Seine Optionen variieren jedoch stark von einer Version zur anderen. Grundsätzlich werden immer runde Uhren angezeigt und der Nutzer kann sich zusätzlich Daten aus dem Bordcomputer und dem Audiosystem anzeigen lassen. Nur bei den teureren Versionen kann das Layout umgeschaltet werden und die Anweisungen des Navigationssystems können auch auf dem Bildschirm hinter dem Lenkrad angezeigt werden. Stolz berichtet Skoda, dass das Navigationssystem nun auf Basis von Nutzerdaten Gefahren auf der Strecke melden kann. Aber das können Navigations-Apps auf Smartphones schon seit Jahren!

„Die wichtigste Neuerung ist der 1.5 TSI-Motor“

Skodas intelligenter Assistent "Laura" ist jetzt auch im Octavia verfügbar. Auch hier ist Laura, verglichen mit dem Smartphone, nicht besonders schlau. Ihr Wissen beschränkt sich auf Innenraumklima, Audio und Navigation. Eine wesentliche Erweiterung des Wissens durch die Integration von ChatGPT ist angekündigt, war aber zum Zeitpunkt des Tests noch nicht verfügbar.

Skoda Octavia Combi

Der Hauptgrund für die Überarbeitung des Octavia ist die Verpflichtung der Europäischen Union, die Sicherheitsausstattung deutlich zu erweitern. Skoda legt diese Vorschriften weniger streng aus und lässt dem Fahrer einen gewissen Spielraum. Abgesehen von einem einzigen falsch interpretierten Verkehrsschild (für eine Ausfahrt oder eine Parallelstraße) werden die neuen Funktionen daher als nützlich und nicht als lästig empfunden. Nur wenn der Fahrer wirklich zu schnell oder mehr als unvorsichtig fährt, ertönt ein Warnsignal.

Fahrverhalten

Das Fahrverhalten wurde für das Modelljahr 2024 nicht aktualisiert. Doch gerade in diesem Punkt wird der Octavia als veraltet empfunden. Im Vergleich zu neueren Konkurrenten bietet der Octavia eine etwas ungünstigere Kombination aus Komfort und Dynamik. Auch das Gefühl zwischen Fahrer und Mechanik bleibt etwas hinter der Konkurrenz zurück. Genau aus diesem Grund lenkt der aktualisierte Octavia etwas schwerer als zuvor (nicht dokumentiert, aber von Skoda-Ingenieuren bestätigt).

Für diesen Test wurden drei Fahrzeuge verwendet ("1.5 TSI 85 kW Essence", "1.5 TSI 85 kW Mildhybrid Sportline", "1.5 TSI 110 kW Mildhybrid Selection"). Alle drei Fahrzeuge klapperten auf schlechten Straßenbelägen.

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Motoren

Ab dem Modelljahr 2024 wird der Dreizylindermotor 1.0 TSI durch einen Vierzylindermotor mit 1,5 Litern Hubraum ersetzt. Das erscheint unlogisch, denn ein kleinerer Motor verbraucht per Definition weniger als ein großer. Skoda kann jedoch billiger arbeiten, indem es den 1,5 TSI-Motor in mehr Modellen einsetzt. Deshalb wurden Mittel freigesetzt, um den 1.5 TSI zu verfeinern und sparsamer zu machen, so dass er am Ende immer noch weniger verbraucht als der 1.0.

Dies wurde unter anderem durch die Zylinderabschaltung und die Mild-Hybrid-Technologie erreicht. Wenn die Elektronik ein vorausfahrendes Fahrzeug erkennt oder über das Navigationssystem feststellt, dass sich eine Geschwindigkeitsbegrenzung nähert, erscheint auf dem Bildschirm ein Vorschlag, das Gaspedal loszulassen. Von diesem Moment an wird die kinetische Energie in Strom umgewandelt und das Auto bremst den Motor ab. Obwohl die Aufforderung, das Gaspedal loszulassen, manchmal zu früh zu kommen scheint, ist die Elektronik in der Praxis sehr genau, und der Octavia rollt zum Beispiel mit 50 km/h von der Autobahn in ein Dorf.

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In der Praxis ist der Unterschied zwischen dem Motor mit und ohne Mild-Hybrid deutlich spürbar. Bei niedrigen Drehzahlen bietet der Hybrid viel mehr Laufruhe. Das sorgt in der Stadt für mehr Komfort und bei Zwischensprints auf der Autobahn für mehr Durchzug.

Der Unterschied zwischen der 85 kW- und der 110 kW-Version des 1.5 TSI-Motors ist in der Praxis weniger ausgeprägt. Bei ruhiger Fahrt im fließenden Verkehr ist der Unterschied gleich Null. Erst wenn mehr Leistung benötigt wird, macht sich der Unterschied bemerkbar. In bergigen Gegenden beispielsweise verliert die schwächere Version an einer Steigung unmerklich an Geschwindigkeit (Tipp: Im Sportmodus wird dies verhindert, da die Drehzahl künstlich erhöht wird). Die stärkere Version hingegen fährt sich mühelos und wird daher als komfortabler empfunden.

Mit allen drei Varianten wurde die gleiche Strecke gefahren, bestehend aus Autobahnen und Bundesstraßen (kaum Stadtverkehr). Die 85-kW-Version ohne Mild-Hybrid verzeichnete den höchsten Verbrauch: 5,1 Liter auf 100 km. Der Hybrid benötigte für dieselbe Strecke 4,5 Liter pro 100 km (der Verbrauch ist unabhängig von der Leistung gleich).

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Fazit

Aufgrund seiner langen Geschichte und seiner Abmessungen ist der Octavia das Herzstück des Skoda-Angebots. Genau dieses Modell wurde für das Modelljahr 2024 überarbeitet. Der Grund dafür sind die Anforderungen der Europäischen Union. Die Sicherheitsausstattung musste erweitert werden, und Skoda hat sie so gestaltet, dass sie den Fahrer nicht behindert und nur bei Bedarf unterstützt. Da seit der Einführung des Modells im Jahr 2020 neue Technik vom Mutterkonzern (Volkswagen) zur Verfügung steht, wurde die Gelegenheit genutzt, auch die Ausstattung zu modernisieren.

Die wichtigste Neuerung ist der 1.5 TSI-Motor. Er löst den 1.0 TSI ab und sorgt dank Mild-Hybrid-Technologie für spürbar bessere Leistung und mehr Agilität bei geringerem Verbrauch. Dieses neue Herzstück bringt den größten Zugewinn, während das bekannte Konzept von viel Funktionalität für wenig Geld erhalten bleibt.

plus
  • Durchdachte Ergonomie
  • Geräumig und funktional
  • Starker, laufruhiger und relativ sparsamer 1.5 TSI-Motor
minus
  • Testwagen nicht frei von Klappergeräuschen