Datum der Veröffentlichung: 19 April 2021
Skoda ENYAQ
Autotest

Skoda ENYAQ

Einfach schlau

Autotest - Skoda gilt als funktional und preisbewusst. Schließlich geht es bei Skoda nicht um Prestige, sondern um Benutzerfreundlichkeit. Wenn Skoda nun einen großen SUV mit Elektroantrieb auf den Markt bringt, sind die Erwartungen hoch. Ist der "Enyaq iV" das ideale Familienauto?

Ein SUV als Familienauto ist eigentlich eine unlogische Kombination. Schließlich ist ein Sport Utility Vehicle in seinem Kern ein Geländewagen und in der Höhe für maximale Bodenfreiheit ausgelegt. Als Familienauto ist ein SUV jedoch nur selten im Gelände unterwegs, und seine hohe Bauweise sorgt für einen hohen Schwerpunkt mit allen damit verbundenen Nachteilen. Aber. Mit dem Enyaq ist das anders! Skoda hat sich für einen SUV entschieden, weil er aufgrund seiner Höhe viele Batterien im Boden unterbringen kann und trotzdem viel Platz im Innenraum bietet.

Skoda ENYAQ

Das spiegelt sich auch im Design wider: Für einen SUV steht der Enyaq ungewöhnlich niedrig auf den Rädern. Von der Seite betrachtet, wirkt das Auto daher etwas "schlaff". Auf diese Weise kompensiert Skoda jedoch den hohen Schwerpunkt und verbessert die Stromlinienform. Was der Enyaq hingegen mit SUVs gemeinsam hat, sind der robuste Look der hochgezogenen Nase, die hohe Schulterlinie und der schroffe Blick in den Scheinwerfern. Diejenigen, die sich mit einem Elektroauto, das den Wunsch ausstrahlt, die Welt zu verbessern, weniger wohl fühlen, werden sich daher bei Skoda wohler fühlen.

Weltraum

Auch innen ist der Enyaq ein ganz gewöhnliches Auto. Obwohl Skoda umweltfreundliche Materialien (einschließlich veganem Leder) verwendet, bietet der Innenraum kein futuristisches Design, keine ungewöhnlichen Farben und keine bahnbrechende Ergonomie. Skoda will das elektrische Fahren so einfach wie möglich machen und verwendet daher, wo immer möglich, die gleichen Komponenten (einschließlich des Lenkrads) wie in seinen anderen Modellen.

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Da die Batterien in den Boden eingelassen sind und der Enyaq in die Höhe gebaut ist, ist der Innenraum sehr geräumig. Fahrer und Beifahrer haben viel Platz. Selbst wenn die Vordersitze weit nach hinten geschoben werden, bleibt im Fond noch reichlich Kopf- und Beinfreiheit. All dies geht nicht auf Kosten des Gepäckraums, der ebenfalls großzügig bemessen ist.

Wie es sich für Skoda gehört, ist der Enyaq mit den üblichen "Simply Clever"-Erfindungen ausgestattet. Das bedeutet einfache Dinge, die das Leben ein wenig leichter machen. Beispiele dafür sind ein Regenschirmhalter in den Vordertüren, Telefonständer in den Kopfstützen, ein Parktickethalter in der A-Säule und ein Scheibenwaschmitteltank mit integriertem Trichter. Für dieses Elektroauto gibt es ein spezielles Fach für das Ladekabel, einschließlich eines speziellen Tuchs, um das Kabel sauber zu halten.

Ausrüstung

Im Enyaq debütiert ein neues Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem, das anspruchsvoll gestaltet ist. Seine Möglichkeiten sind umfangreich und die Anzahl der Einstellungen noch größer. Standardmäßig ist es daher notwendig, durch viele Menüs zu blättern, um Funktionen zu finden. Um unnötiges Blättern zu vermeiden, können häufig genutzte Funktionen als Favoriten am oberen oder unteren Rand des Bildschirms festgelegt werden. Es dauert eine Weile, bis man alles nach seinem Geschmack eingestellt hat, aber danach ist dieses neue System wirklich eine große Verbesserung gegenüber dem vorherigen Infotainment-System.

Der sprachgesteuerte Assistent ist jedoch definitiv kein Schritt nach vorn. Obwohl die Internetverbindung des Testfahrzeugs aktiviert war, wurde kein einziger Befehl richtig verstanden. Städtenamen wurden mit Kontakten aus dem Telefonbuch verwechselt, die Bitte, eine Ladestation zu suchen, wurde mit dem Herunterdrehen der Heizung beantwortet. Kurz gesagt: An dieser Stelle ist ein Software-Update erforderlich.

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Hinter dem Lenkrad befindet sich ein kleines und einfaches Display, aber das ist sicher kein Nachteil. Dank ihrer einfachen Gestaltung ist sie sehr übersichtlich und daher schnell zu lesen. Und: Die meisten Informationen erscheinen auf dem extrem großen "Head-up-Display". Diese zeigt nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch lebensgroße Pfeile des Navigationssystems im Blickfeld des Fahrers an. Während des Tests erschienen diese jedoch nicht bei allen Anweisungen, so dass es wichtig bleibt, auch auf den Bildschirm zu schauen.

Elektroauto

Skoda führt gerade jetzt ein Elektroauto ein, weil das Unternehmen bei der Entwicklung auf die Muttergesellschaft Volkswagen angewiesen ist. Tatsächlich ähnelt der Skoda Enyaq unter der Haut dem Volkswagen ID.4. Der Enyaq ist mit einer 60- oder 80-kWh-Batterie erhältlich, die eine Reichweite von 400 bzw. 520 km (WLTP) ermöglicht. Je nach gewählter Batterie kann der Enyaq schnell (100 kW) oder sehr schnell (125 kW) laden. Im Test lud es mit rund 25 % Restladung und erreichte mühelos die versprochene hohe Ladegeschwindigkeit. Das kleine Display hinter dem Lenkrad zeigt dann minimale Informationen an. Nach einigem Suchen zeigt das große Display jedoch tatsächlich umfangreiche Informationen über den Fortschritt an. Die Ladegeschwindigkeit wird in Kilometern pro Minute angegeben. Dies ist wissenschaftlich unverantwortlich, weil es vom Fahrstil des Fahrers abhängt, aber für viele ist es aussagekräftiger als die Kilowattleistung.

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Skoda setzt weder auf futuristisches Aussehen noch auf außergewöhnliches Handling, und auch die Fahreigenschaften sind so gewöhnlich wie möglich gehalten. Der Enyaq bewegt sich zwar mühelos und leise, hat aber nicht die durchschlagende Beschleunigung oder die bösartigen Zwischensprints, mit denen andere Elektroautos beeindrucken. Das Enyaq verhält sich wie ein gutmütiges Ungetüm, das sich ideal dazu eignet, sehr lange Strecken mühelos zurückzulegen. Dann ist der Unterschied zu einem Verbrennungsmotor so groß, dass eine Fahrt ausreicht, um nie wieder zu einem Benzin- oder Dieselfahrzeug zurückzukehren.

Im Grunde bestimmt der Computer, wie sich das Auto verhält, aber wer will, kann es beeinflussen. Mit Hebeln hinter dem Lenkrad lässt sich bestimmen, wie stark der Enyaq die Geschwindigkeit reduziert (und damit Energie zurückgewinnt), wenn das Gaspedal losgelassen wird. Wenn der Fahrer dies jedoch nicht tut, bestimmt die Situation, wie viel regeneriert werden kann, was ebenso einfach ist. Wenn das Navigationssystem erkennt, dass sich eine Kurve nähert, wird noch stärker gebremst als auf einer geraden Straße.

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Wenn Sie den Sportmodus wählen, reagiert das Enyaq etwas enthusiastischer auf das Gaspedal. Außerdem wird die Lenkung schwerer, was vor allem auf der Autobahn sehr angenehm ist, da man das Auto so leichter gerade halten kann. Im Gegensatz dazu wird der Charakter im Eco-Modus zurückhaltender und der Energieverbrauch sinkt. Bei der Testfahrt wurden 17,9 kWh pro 100 km verbraucht, was mit dem Stromverbrauch kleinerer Elektroautos vergleichbar ist! Dank dieses geringen Verbrauchs konnte die von Skoda versprochene Reichweite tatsächlich erreicht werden.

Auch bei der Bedienung hat sich Skoda bemüht, alles so vertraut wie möglich zu halten. Auf schlechten Straßen und Bodenwellen kann der Enyaq sein enormes Gewicht (über 2 Tonnen bei der 80-kWh-Version) ganz gut kaschieren. Die Autos der ersten Generation hatten eine sehr straffe Federung, die sie auf unebenen Straßen unruhig machte. Im Gegensatz dazu ist der Enyaq auf schlechten Straßenbelägen ausgesprochen komfortabel. Bei Kurvenfahrten spürt man, wie schwer das Auto wirklich ist, weil zwischen einer Lenkbewegung und der tatsächlichen Richtungsänderung eine gewisse Zeit vergeht. Der niedrige Schwerpunkt und das gut abgestimmte Fahrwerk sorgen jedoch für eine gute Balance. Das Enyaq steuert daher auch bei hoher Geschwindigkeit mühelos durch die Kurven, was ein großes Vertrauen vermittelt.

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Schlussfolgerung

Ist der Skoda Enyaq das ideale Familienauto? Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtiger als ein einfaches "Ja" oder "Nein". In puncto Platzangebot und Praktikabilität schneidet der Enyaq überdurchschnittlich gut ab. Dabei machen die Erfindungen unter der Überschrift "Simply Clever" das Leben mit dem Skoda noch ein bisschen angenehmer. Platz und Komfort allein sind jedoch nicht entscheidend.

Der Mehrwert liegt im elektrischen Antrieb. Da Skoda genau die gleiche Technologie (mit der gleichen Feinabstimmung) wie andere Modelle des Volkswagen-Konzerns verwendet, ist der Enyaq nicht einzigartig. Nur im Vergleich zu ähnlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist der Unterschied enorm. Der Enyaq ist leiser, schneller, komfortabler, stößt weniger Schadstoffe aus und ist pro Kilometer viel sparsamer. Dank des großen Akkus und der schnellen Aufladung ist ein sorgenfreies Reisen auch über lange Strecken möglich.

Was den Enyaq letztlich zu einem echten Skoda macht, ist die Verpackung. Das Aussehen, die Bedienelemente und die Fahreigenschaften wurden so einfach wie möglich gehalten. Damit unterscheidet sich Skoda von anderen Marken, die auf futuristische Optik, extreme Fahreigenschaften oder (zu) progressive Ergonomie setzen. Das macht den Enyaq zu einem riesigen Sprung nach vorn, während alles beim Alten bleibt. Einfach nur schlau.

plus
  • Geräumig und praktisch
  • Hervorragende Handhabung
  • Technisch fortschrittlich, aber sehr gewöhnlich
minus
  • Sprachassistent versteht wenig
  • Geringer Preisvorteil gegenüber Wettbewerbern