Saab 9-5 sedan
Für alle Fans
Saab hat eine schwierige Periode hinter sich. Es fing mit dem Wiederkäuen der bereits existierenden Modelle an. Auf Basis der bestehenden Modelle wurden verschiedene Varianten gebaut, doch ein echter neuer Saab ließ (zu) lange auf sich warten. Mit einem neuen Eigentümer bekam Saab endlich die Chance, ganz neue Modelle zu entwickeln, und der 9-5 ist das erste Resultat davon.
Noch wichtiger: Der neue 9-5 ist ein echter Saab und kein Auto, das klar erkennbar aus anderen Produkten des Herstellers entwickelt wurde. So wie es sich für einen Saab gehört, hebt sich die Formgebung ab, ist jedoch nicht extravagant. Das Auto hat einen einzigartigen Charme, wie er nur von einem schwedischen Hersteller kommen kann. Im Vergleich zu einem Volvo ist der Saab 9-5 mehr Hightech und noch eigensinniger.
Interieur
Saab betont gerne, dass sie in der Vergangenheit Flugzeuge gebaut haben, und das ist ganz deutlich am neuen 9-5 zu sehen. Genau wie bei den Saab-Modellen aus einer (fernen) Vergangenheit ist das Interieur ausdrücklich um den Fahrer herum gestaltet worden.
In Bezug auf die vorherigen Modelle zählt man in der Kabine viel weniger Knöpfe, was den Neuling viel übersichtlicher macht. Die wichtigsten Funktionen werden nun sicher vom Lenkrad aus bedient. Ein Touchscreen übernimmt die Bedienung vieler anderer Funktionen. Der Touchscreen verdient übrigens eine spezielle Erwähnung, denn die Grafiken der verschiedenen Dialoge sind sehr schön gestaltet.
Auch sehr bequem ist das "head-up display": wichtige Informationen wie Geschwindigkeit und Anweisungen des Navigationssystems werden gegen die Frontscheibe projiziert. Auf diese Weise scheint es, als ob die Information in der Landschaft schwebte, genau im Blickfeld des Fahrers. Ein Display zwischen dem traditionellen Geschwindigkeitsmesser und dem Drehzahlmesser gibt Informationen unter anderem über den Verbrauch. Eine Kamera liest die Verkehrszeichen und zeigt die geltende Höchstgeschwindigkeit im selben Display an.
Wie üblich unterscheidet Saab sich durch sublime Sitze, der 9-5 ist dabei keine Ausnahme. Der Sitz hinterm Lenkrad ist so vorzüglich, dass mancher nur deswegen schon einen Saab kaufen würde! Außerdem bietet der 9-5 nicht nur vorne genug Platz, auch hinten bietet das Auto außergewöhnlich viel Kopf- und Beinraum. Das geht übrigens nicht auf Kosten des Gepäckraumes; auch dieser ist mehr als großzügig bemessen.
Diesel
Unter dem Namen "right sizing" ist die neue Generation von Saab nicht länger mit Motoren in Übergröße ausgestattet, sondern mit solchen, die maximale Leistung aus minimalem Inhalt erzeugen. Gute Leistungen sollen auf diese Art und Weise mit bescheidenem Verbrauch kombiniert werden.
Der Testwagen ist mit einem 2.0 Liter Dieselmotor ausgestattet, der gut für 160 PS / 350 Nm ist. In diesem Fall ist dieser mit einem sechsstufigen Automatikgetriebe verkuppelt. Mit diesem leichtesten Motor bietet der 9-5 absolut nicht all das, was uns der Prospekt glauben lassen will. Die Kraftquelle ist deutlich zu hören; das Schalten des Automatikgetriebes ist durchaus spürbar.
Der "2.0 TiD" liefert keinen ständigen Überfluss an Leistung, wie das viele andere Autos in diesem Segment normalerweise bieten. Wenn das Gaspedal tief eingedrückt wird, schaltet das Automatikgetriebe zurück, der Motor macht viele Umdrehungen, und erst dann kommt die Leistung, die zu einem Auto dieses Kalibers gehört. Sobald die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist, wählt der Automat sofort einen höheren Gang, um Treibstoff sparen zu können.
Dieser Charakter ist sicher kein Nachteil, allerdings auch nur eine Option von Saab. Es macht den 9-5 nicht zu einem herausfordernden Auto, sondern bringt gerade viel Ruhe. Außerdem erleichtert er es, sparsamer zu fahren als die Herstellerangabe. Laut Saab fährt der "9-5 2.0 TiD Vector Automat" 14,6 Kilometer mit einem Liter Diesel; während des Tests wurden daraus sogar 15,4 km.
Straßenlage
Abhängig vom Motor hat der 9-5 eine angepasste Federung. Das ist deshalb wichtig zu wissen, damit man für die Probefahrt nach einem Auto in der gewünschten Ausführung fragt und sich nicht mit einer "ähnlichen" Variante begnügt; ein anderer Motor bedeutet auch eine andere Straßenlage.
Das hier gefahrene Standardmodell fühlt sich auch an wie ein Standardmodell. Das Fahrgestell ist nicht besonders stramm gefedert, wodurch das Lenken und die Straßenlage nicht mehr als ein "ausreichend" bekommen. Bei einer Notbremsung ist sogar einiges an Fahrkunst erforderlich, um das Auto in einer geraden Linie zu halten.
Der "2.0 TiD" ist nicht für Fahrer vorgesehen, die von einem Auto einfach mehr verlangen, sondern vor allem als Luxus-Reisefahrzeug, um sehr komfortabel längere Strecken zu fahren. Das bietet dieses Auto gut und effizient. Außerdem gibt einem auch dieses Standardmodell dank des auffälligen Äußeren doch das Gefühl, mit einem besonderen Auto unterwegs zu sein.
Fazit
Ist der Saab 9-5 nur für die große Anzahl treuer Saab-Fans gedacht, oder hat das Auto mehr zu bieten? Die Fans werden sicher nicht enttäuscht. Der neue 9-5 dank der eigensinnigen Formgebung und der klugen ergonomischen Erfindungen ein echter Saab. Man darf aber kein Liebhaber-Auto erwarten. Natürlich, das hier gefahrene Basismodell mit Dieselmotor ist als komfortables, beruhigendes Reisefahrzeug gedacht.
Wird der neue 9-5 auch Käufer verführen, die bis jetzt eine andere Marke gefahren haben? Sicher! Wer meint, ein deutsches Auto sei zu steril, ein italienisches zu extravagant und ein Japaner zu langweilig, wird sich jetzt in dieser schwedische Reiselimousine wie zu Hause fühlen. Außerdem ist das Gefühl auch mit dem Verstand zu verantworten. Der 9-5 bietet überdurchschnittlich viel Raum, erbringt bei einem klugen Verbrauch verdienstvolle Leistungen und hat ein genauso kluges Preisschild. Der Fanclub akzeptiert gerne neue Anmeldungen...
- Netter Preis
- Abgehobene Formgebung
- Sehr geräumig (auch hinten!)
- Motor deutlich warnehmbar
- Nicht so verfeinert wie die Konkurrenz