Renault Symbioz
Vorurteile
Ein Vorurteil entsteht, wenn man mit zu wenig Informationen zu schnell zu einem Ergebnis kommt. Beim Symbioz ist die Gefahr groß, denn nach seinem Aussehen zu urteilen, ist der Symbioz nur ein verlängerter Captur. Bis auf die B-Säule (die Leiste zwischen den vorderen und hinteren Türen) sind die beiden Autos sogar identisch.
Tatsächlich hat der Symbioz den gleichen Radstand wie der Captur, ist gleich breit und gleich hoch. Die größere Länge ergibt sich nur aus dem zusätzlichen Überhang hinter den Hinterrädern. Die zusätzliche Länge kommt also vor allem dem Kofferraum zugute. Er wächst von 434 auf 624 Liter. Das liegt daran, dass die Rücksitze auf Schienen stehen (16 cm) und daher je nach Situation entweder mehr Beinfreiheit im Fond oder mehr Gepäckraum gewählt werden kann. Wenn die Rücksitze in der hinteren Position stehen, ist die Beinfreiheit im Fond gut und der Gepäckraum groß. Wenn die Rücksitze nach vorne geschoben werden, ist die Beinfreiheit im Fond ausreichend, aber der Gepäckraum ist sehr groß.
Ausstattung
Der Captur ist ein Auto der Kompaktklasse und der Symbioz ist ein Mittelklassewagen. Um die Ausstattung eines Mittelklassewagens zu bieten, ist der Symbioz unter der Haube viel moderner. So lässt sich beispielsweise die Heckklappe elektrisch öffnen und schließen. Wie die größeren Modelle von Renault verfügt der Symbioz über ein großes Glasdach, das sich elektronisch abdunkeln lässt. Das hat den Vorteil, dass es weniger wiegt und weniger Platz einnimmt (mehr Kopffreiheit!). In der Praxis funktioniert die Verdunkelung gut, sogar unter der prallen spanischen Sonne während der Testfahrt.
Das Infotainment-System basiert auf Android Mobile. Das funktioniert sehr gut, weil Google die Anwendungen und die zugrunde liegenden Datenbanken ständig verbessert. Der Vorteil für Renault ist, dass das Unternehmen nicht mehr in ein eigenes Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem investieren muss. Das bedeutet allerdings, dass die Kunden mit ihrer Privatsphäre bezahlen. Ein Lichtblick: Bei Renault kann Android Mobile abgeschaltet werden, so dass der Fahrer sein eigenes Smartphone über Apple CarPlay oder Android Auto nutzen kann.
Wie in den anderen Mittelklasse- und Großraummodellen von Renault sind die traditionellen Uhren hinter dem Lenkrad durch ein Display ersetzt worden. Das hat den Vorteil, dass der Fahrer aus verschiedenen Layouts wählen kann.
Selbstverständlich ist der Symbioz mit allen von der Europäischen Union ab 2024 geforderten Fahrerassistenten ausgestattet. In der Praxis bieten diese wenig Spielraum und bestrafen den Fahrer für jede Unachtsamkeit. Das betrifft nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Lenkung. Bei Kurvenfahrten ist deutlich spürbar, dass die Elektronik mitlenkt. Wer aber das Lenkrad loslässt, weil das Auto selbst so gut den richtigen Kurs vorgibt, wird mit einer lauten "Keep control of the car"-Warnung bestraft. Die Versuchung ist also groß, sie alle auszuschalten, was die Effektivität natürlich nicht verbessert!
Motoren
Der Symbioz verdankt seine Existenz seinem Motor. Der fast ebenso große Scenic ist nur als Elektroauto erhältlich. Der Symbioz hingegen ist nur mit einem Verbrennungsmotor erhältlich und damit die Alternative für alle, die - aus welchen Gründen auch immer - noch nicht für das elektrische Fahren bereit sind.
In der Preisliste des Symbioz ist allerdings ein Motor aufgeführt: ein Hybrid. Dieser besteht aus einem 1,6-Liter-Benzinmotor, der durch zwei Elektromotoren ergänzt wird. Laut Renault kann das Zusammenspiel zwischen den Motoren auf diese Weise geschmeidiger sein, und die Praxis zeigt, dass die Ingenieure damit Recht haben. Der neue Hybrid von Renault, der auf einem 1,2-Liter-Benzinmotor basiert, ist jedoch noch geschmeidiger und leistungsfähiger und hätte den Symbioz wirklich auf die nächste Stufe gebracht.
Die Leistungen des Symbioz 1.6 sind jedoch ausreichend. Außerdem ist der Unterschied zwischen Eco-, Komfort- und Sport-Modus groß, so dass der Symbioz je nach Situation einen ganz anderen Charakter zeigen kann. Der Testverbrauch lag bei genau 5 Litern pro 100 km, was für ein Auto wie dieses gut ist.
Handhabung
Weil der Symbioz länger ist als der Captur, ist auch die Gewichtsverteilung anders. Das könnte zu einer anderen Handhabung führen, aber stattdessen haben die Ingenieure alles getan, um dem Symbioz genau die gleiche Handhabung wie dem Captur zu geben. Das heißt: gut, aber nicht sehr ausgeprägt. Der Symbioz profitiert von den neuen Stoßdämpfern, Reifen und der Feinabstimmung des Captur, was das Auto ebenfalls stabil und vertrauenserweckend macht.
Fazit
Ist der Renault Symbioz mehr als ein verlängerter Captur und hat er eine Daseinsberechtigung neben dem ähnlich großen Scenic? Ja und ja. Diese Antwort wird nicht überraschen, denn sonst hätte sich Renault nicht die Mühe gemacht, ein neues Modell zu entwickeln. Aber es bedarf einiger Untersuchungen, um herauszufinden, worin genau der Mehrwert besteht.
Die einfachste Antwort ist der Antriebsstrang. Den Renault Scenic gibt es nur als Elektroauto, der Symbioz ist sein Pendant mit Verbrennungsmotor. Da der Scenic von vornherein als Elektroauto konzipiert wurde, war es nicht möglich, einen Verbrennungsmotor nachzurüsten. Daher teilt sich der Symbioz die Plattform (und alle Bleche bis zur B-Säule) mit dem Captur. Die zusätzliche Länge ergibt sich nur aus dem zusätzlichen Überhang hinter den Hinterrädern. Auf diese Weise bleibt das Platzangebot im Fond gleich, nur der Kofferraum ist größer.
Um den Symbioz zu einem vollwertigen Mittelklassewagen zu machen, ist er reichhaltiger und moderner ausgestattet als der Captur. Der Mehrwert liegt außerdem in einem Rücksitz auf Schienen, einer elektrisch betätigten Heckklappe und einem intelligenten Glasdach.
- Geräumig und funktional
- Reiche, moderne Ausstattung
- Ausgezeichnete Fahreigenschaften
- Schlechte Sicht im Rückspiegel
- Mitteltunnel drückt unangenehm gegen das Knie des Fahrers
- Lästige und störende (aber obligatorische) Sicherheitsmerkmale