Datum der Veröffentlichung: 14 März 2024
Renault Scenic
Autotest

Renault Scenic

Eine neue Generation für eine neue Generation

Autotest - Der Scenic war in der Vergangenheit das Herzstück des Renault Angebots. Das Mittelklasse-Familienauto war dank seiner Ausgewogenheit zwischen Innovation, Funktionalität und Preis äußerst erfolgreich. Doch nach und nach wurde das Modell immer weniger innovativ und schließlich verschwand das geräumige Auto aus dem Programm. Aber jetzt ist der Scenic wieder da! Diese neue Generation zielt sogar auf eine ganz neue Generation ab...

Verbesserungen können in kleinen oder großen Schritten erfolgen. Wenn ein bestehendes Konzept und eine bestehende Technologie weiterentwickelt werden, entsteht ein verbessertes und dennoch vertrautes Produkt. So kann ein Hersteller bestehende Kunden an sich binden. Wenn ein neues Konzept und eine neue Technologie gewählt werden, ist das Ergebnis nicht mehr ein verbessertes, sondern ein besseres Produkt. Mit dem neuen Scenic richtet sich Renault an die moderne Familie, die ein ebenso modernes Verkehrsmittel sucht.

Renault Scenic

Und so wurde jedes Teil neu durchdacht! So ist der Scenic kein reiner SUV oder MPV, sondern ein Auto, das das Beste aus vielen Formen vereint. Von einem SUV hat der Scenic die hohe, robuste Nase und die lange Motorhaube. Ihm fehlt jedoch die zusätzliche Bodenfreiheit oder der Radkasten eines SUV. Der Rest der Karosserie hat die Grundformen einer Schräghecklimousine, ist aber größer. Damit beteiligt sich Renault bewusst nicht an dem ewigen Wettlauf, immer ein größeres Modell als das andere anzubieten. Mit einer Länge von 447 cm ist der Scenic durchschnittlich groß für ein Auto seiner Art.

Platz

Der Scenic ist nur als Elektroauto erhältlich, so dass die Vorteile dieser Technologie voll ausgeschöpft werden können. Dennoch hat man sich nicht für eine kurze Motorhaube entschieden, um einen größeren Innenraum zu erhalten. Renault ist der Meinung, dass man es auch anders machen kann. Laut Renault bestimmen der Radstand und die Position der Räder im Verhältnis zu den Pedalen das Platzangebot im Innenraum. Deshalb befinden sich die Räder des Scenic an den äußersten Ecken. Ebenfalls sehr unterschiedlich: Der Scenic ist weniger hoch als ein SUV und zwingt die Passagiere nicht, aufrecht zu sitzen, um diese Höhe zu nutzen. Stattdessen sitzt der Fahrer des Scenic etwas tiefer, wie in einem traditionellen Fließheck. Das hat den Vorteil, dass der Scenic niedriger ist, was ein Auto sparsamer und leiser macht.

Renault Scenic
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Trotz der relativ niedrigen Bauweise ist die Kopf- und Beinfreiheit vorne gut. Das Platzangebot im Fond ist sogar so gut, dass der Scenic mit Familienautos konkurrieren kann, die eine Nummer größer sind! Die Fondpassagiere haben eine Armlehne, die auch als Becher- oder Tablet-Halter dienen kann. Da die gesamte Elektronik unter der Motorhaube untergebracht ist, ist auch der Kofferraum sehr geräumig. Daher gibt es keinen zweiten Stauraum unter der Motorhaube. Ebenfalls schade: Der Knopf zum Entriegeln der Heckklappe sitzt sehr tief, so dass die Gefahr besteht, dass man sich beim Drücken die Hände schmutzig macht.

„Der Innenraum ist vergleichbar mit dem eines Familienautos der Oberklasse“

Ausstattung

Das großzügige Platzangebot im Innenraum ist auch dem speziellen Schiebedach zu verdanken. Das traditionelle Panoramadach mit Schienen und Sonnenschutz wurde durch ein elektronisches Panel ersetzt, das auf Knopfdruck transparent oder verdunkelt werden kann. Das hat den Vorteil, dass es weniger Platz braucht (4 mm statt der üblichen 3 cm Kopffreiheit) und leichter ist (3 kg statt der üblichen 7 kg). Bei der Testfahrt wurde jedoch festgestellt, dass es weniger effektiv ist als ein herkömmliches Rollo, da die Sonne immer noch in die Augen scheinen kann.

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Das Armaturenbrett wird von zwei Bildschirmen dominiert, die ein Ganzes bilden. Das Infotainment-System (Audio, Kommunikation und Navigation) basiert auf Android Mobile. Da das Auto Daten mit Android austauscht, kann Google Maps automatisch Ladestopps planen, wenn die Batterieladung nicht ausreicht, um das eingegebene Ziel zu erreichen (Hinweis: Dies funktioniert nur mit Google Maps, nicht mit anderen integrierten Navigations-Apps wie Waze). Wer Googles Android aus Datenschutz- oder anderen Gründen nicht nutzen möchte, kann es abschalten und sein eigenes Smartphone über Apple CarPlay oder Android Auto als Gehirn des Autos nutzen.

Das optionale Audiosystem von Harman Kardon klingt durchschnittlich, aber der Hersteller hat schon in anderen Autos bewiesen, dass er mehr kann. Dennoch wird Harman Kardon als große Verbesserung gegenüber Bose wahrgenommen, mit dem Renault bisher zusammengearbeitet hat. Renault hält an einer Sache fest: die Bedienung des Audiosystems mit einem Hebel rechts hinter dem Lenkrad. Damit gibt es nun drei (!) Hebel rechts hinter dem Lenkrad, was in der Praxis für Verwirrung sorgt (z.B. Einschalten der Scheibenwischer statt Rückwärtsfahren). Könnte man die Audio-Bedienelemente nicht nach links verlegen?

Gut zu wissen: Renault gelingt es immer besser, mehr recycelte Rohstoffe zu verwenden und auch das Auto recycelbarer zu machen. Beim Scenic geht der Hersteller sogar noch einen Schritt weiter: 24 % der Rohstoffe stammen aus gebrauchten Materialien.

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Elektroauto: die Theorie

Für den Scenic stehen zwei Elektroantriebe zur Auswahl. Die Basisversion verfügt über eine Batterie mit 60 kWh Kapazität, einen 125-kW-Elektromotor und eine maximale Ladeleistung von 130 kW. Die Topversion verfügt über eine 87-kWh-Batterie, liefert 160 kW Motorleistung und lädt mit bis zu 150 kW.

Da die gesamte Elektronik unter der Motorhaube untergebracht ist, befindet sich auch der Ladeanschluss an der Vorderseite des Fahrzeugs. Daher ist der Fahrer gezwungen, weiter vorne zu parken. Das bedeutet leider einen größeren Wendekreis beim Einparken und weniger Sicht beim Anfahren. Sehr clever: Die Batterie hat einen speziellen Anschluss für einen Feuerwehrschlauch, der einen eventuellen Batteriebrand innerhalb von 10 Minuten löscht.

Elektroauto: Praxis

Für diesen Test haben wir uns für die Version mit dem stärksten Motor und der Batterie mit der größten Kapazität entschieden. Bei günstigen Witterungsbedingungen und gemäßigter Fahrweise ergab sich ein Verbrauch von 17,6 kWh pro 100 km und eine tatsächliche Reichweite von 603 km (Werksangabe: 625 km). Dieser Verbrauch ist durchschnittlich, während die Reichweite für ein Auto in diesem Segment sehr groß ist.

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Da der Scenic als Familienauto gedacht ist, ist die Gasannahme weniger bösartig als bei manchen anderen Elektroautos. Trotzdem ist die Leistung des 220 PS / 300 Nm starken Elektromotors immer noch gut. Im Vergleich zu ähnlichen benzinbetriebenen Autos ist der Scenic E-Tech in puncto Laufruhe und Leistung sogar weit überlegen. Die Energierückgewinnung kann in vier Stufen erfolgen, so dass man fast immer mit einem Pedal fahren kann. Natürlich verrichtet der elektrische Scenic seine Arbeit geräuschlos.

Bedienung

Der Scenic teilt sich die Plattform und die Fahrwerkstechnik mit dem Renault Megane E-Tech. Doch der Scenic ist mehr als nur ein großer Megane. Die Plattform wurde nämlich für den Scenic verlängert und verbreitert. Das sorgt nicht nur für mehr Platz im Innenraum, sondern auch für eine andere Gewichtsverteilung. Außerdem wurde das Fahrwerk modifiziert, um dem Scenic einen eigenen Charakter zu verleihen.

Im Vergleich zum Megane E-Tech ist dieser Charakter groß und stattlich. Im Gegensatz dazu ist der Megane im Vergleich zu Elektro-SUVs sportlich und dynamisch, dank seiner niedrigeren Bauweise und seines tieferen Schwerpunkts. Vom ersten Moment an vermittelt der Scenic ein vertrauenserweckenderes Gefühl als ein SUV, und das aus gutem Grund. Die Straßenlage ist ausgezeichnet, was für überdurchschnittliche Sicherheit sorgt. Zusammen mit dem leisen Elektroantrieb fährt sich der Scenic wirklich wie ein Auto einer neuen Generation.

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Fazit

Viele Hersteller innovieren in kleinen Schritten, um sich nicht von den Kunden zu verprellen. Außerdem ist nicht jeder bereit für das vollelektrische Fahren. Für sie bietet Renault den Austral, Rafale und Espace an. Für eine neue Generation von Familien stellt Renault den neuen Scenic vor!

Innovation beginnt mit dem Konzept. Renault entscheidet sich nicht dafür, das größte Auto seiner Art anzubieten. Da der Scenic nur als Elektroauto erhältlich ist, konnte eine Menge Platz eingespart werden. Der Innenraum ist vergleichbar mit dem eines Familienautos der Oberklasse! Gleichzeitig machen die reduzierten Außenmaße den Scenic sparsamer und wendiger. Damit schafft es der Scenic, sich nicht nur von herkömmlichen Familienautos, sondern auch von anderen Elektroautos positiv abzuheben.

Die Ausstattung ist modern und der Elektroantrieb sorgt für gute Fahrleistungen, hohen Komfort und niedrige Betriebskosten. Der Mehrwert liegt also nicht nur in der Optik oder der Technik, sondern vielmehr in der einzigartigen Kombination. Das macht den Scenic zu einer neuen Generation von Familienautos für Familien einer neuen Generation.

plus
  • Große Reichweite
  • Sehr geräumig, auch im Fond
  • Günstiges Handling dank relativ niedriger Bauweise
minus
  • Viele Hebel am Lenkrad sorgen für Verwirrung
  • Elektronisches Schiebedach dimmt unzureichend
  • Schmutzige Hände durch niedrige Entriegelung der Heckklappe