Renault Megane II
Enfant terrible
Erst mit einem Exemplar der vorherigen Generation neben dem Testauto werden die Unterschiede deutlich. Die Scheinwerfer von beiden Autos laufen bis zum Kühlergrill durch, aber bei dem neuen Megane sind Scheinwerfer und Kühlergrill schärfer abgegrenzt. Außerdem sind die neuen Scheinwerfer mit einem "elliptischen Modul" ausgestattet, wodurch er interessanter aussieht. Die Nebelscheinwerfer sind etwas weiter nach außen gesetzt, was das Auto breiter aussehen lässt.
An der Heckseite ist der Unterschied noch kleiner. Der durchschneidende Teil der Rückleuchte ist jetzt nicht stehend, sondern liegend ausgeführt, womit das Auto wiederum breiter zu sein scheint. Die Heckseite bleibt wie damals originell, mit einer Heckscheibe, die gegen die Fahrtrichtung angebracht zu sein scheint.
Innenraum
Den Erfolg verdankt Renault dem großzügigen Ausstattungsniveau. Der Megane bietet viel Luxus pro Euro. Ansonsten bietet das Auto von Anfang an die modernen Techniken, wie z.B. schlüsselfreier Zugang. Der Schlüssel wurde durch eine Karte ersetzt. Die Türe kann man sogar bei der leichtesten Berührung der Karte entriegeln. Das Testauto ist eine "Privilège"-Ausführung, und das bedeutet Xenon-Scheinwerfer mit Lichtsensor, ein Regensensor, ein Bordcomputer und ein umfangreiches Audiosystem. Dieses Letzte ist mit einem 6-CD Wechsler im Armaturenbrett (spielt keine mp3 ab)und einem Einzel-CD-Charger (spielt mp3 ab) ausgestattet. Auf dem kombinierten Tempomat lassen sich alle Funktionen logisch und einfach bedienen.
Aus diesem Grund fühlen sich manche schnell im Megane zu Hause. Der Innenraum des Testexemplars ist besonders attraktiv dank einer Kombination aus Stoff und Leder in Crème-Tönen. Das Design des Innenraums ist genauso radikal wie das seines Äußeren, was noch den Megane-Eindruck verstärkt. Die Vordersitze sind groß und die Kopfstützen können so weit verstellt werden, dass sie sogar einer Giraffe optimale Sicherheit garantieren.
Der Platz auf der Rücksitzbank enttäuscht. Der Megane hat eine richtig hoch stehende Heckscheibe, aber leider ist es Renault nicht gelungen, dies in ein größeres Platzangebot hinten umzusetzen. Auch auf der Rücksitzbank sind die Kopfstützen genügend verstellbar, um sogar den größten Passagieren Sicherheit zu bieten; die Sicherheit ist garantiert. Renault ist nicht umsonst Gewinner in den Euro-NCAP Crashtests.

Straßenlage
Kopfstützen, Airbags und Knautschzonen sind zwar schön, aber die Unfallverhinderung ist noch besser. Deswegen hat der Megane eine ausgezeichnete Straßenlage. Die Servolenkung ist sehr spürbar, wodurch der Fahrer etwas zu wenig Gefühl für die Vorderräder hat. Trotzdem ist die Straßenlage des Megane überdurchschnittlich gut.
Ansonsten ist es Renault gelungen, die gute Straßenlage mit genügend Komfort zu kombinieren. Auf der schlechten Straßendecke bleibt das Auto komfortabel. Bei schnellen Kurvenfahrten ist der Megane lange neutral und man kann leicht voraussagen, wo die Grenze liegt, ohne sie zu überschreiten. Das gibt nicht nur viel Fahrvergnügen, sondern macht diesen Renault vor allem sehr sicher. Ein Ausweichmanöver bei hoher Geschwindigkeit mit dem Megane bedeutet keine einzige Fahrt in den Straßengraben.
Motoren
Das Angebot der Benzinmotoren ist gleich geblieben, die Dieselmotoren sind erneuert worden. Ganz neu sind ein 1.5 und 2.0-Liter Diesel. Vor allem der Letzte erzielt ausgezeichnete Leistungen, aber sein Preis ist genauso "scharf" wie das Triebwerk selbst. Der bestehende 1.9-Liter dCi ist deswegen die populärste Wahl. Er ist modernisiert und erzielt jetzt 130 PS (es waren 120 PS). Der 1.9-Liter dCi ist der einzige Dieselmotor mit einem Rußfilter.
Nach dem Start läuft der erneuerte Selbstzünder plötzlich "gelassen". Der Megane Diesel ist bestimmt nicht leise, aber der Schallpegel ist für ein Auto in dieser Preisklasse sehr akzeptabel. Sowohl die Kupplung als auch das Bremspedal sind etwas gewöhnungsbedürftig. Beide haben kaum Spielraum und die geringste Berührung zeigt Wirkung. Beginnt eine Testfahrt nicht mit einem Bocksprung, dann besteht die Gefahr, dass die erste Ampel eine ungeplante Notbremsung bewirkt. Einmal gewöhnt an Kupplung und Bremse, macht das bedächtige Verhalten das tägliche Leben mit dem Megane angenehmer.

In der Stadt fällt auf, dass im 1.9-Liter dCi, ungeachtet der Drehzahl, immer viel Power vorhanden ist. Überholen auf den Nebenstraßen geschieht, dank der enormen Reserve, mühelos, Zurückschalten ist nicht nötig. Auf der Autobahn kann man blitzschnell einfädeln. Dank dem 6.Gang ist der Megane angenehm ruhig auf den Langstrecken. Selbst derjenige, der eigentlich keinen Diesel braucht, lässt sich leicht durch diesen herrlichen 1.9 dCi verführen!
Letzteres ist charakteristisch für den Megane. Rational betrachtet ist z. B. ein VW Golf ein solideres und ökonomisch vernünftigeres Auto. Der Ford Focus ist moderner und bietet nach Möglichkeit eine noch bessere Straßenlage. Aber Renault spielt mit dem störrischen Megane mehr mit dem Gefühl. Der Megane ist weniger steril und berechnend. Der Renault ist charaktervoll und rebellisch und gewinnt auf diese Weise das Herz des Fahrers. Denn nur derjenige, der anders zu sein vermag, kann für echten Fortschritt sorgen.

Fazit
Der Renault Megane wurde einem minimalen Facelifting unterzogen. Das Äußere ist etwas schärfer und etwas "muskulöser" geworden, aber die Unterschiede zu der ersten Generation sind gering. Die echten Neuigkeiten befinden sich unter der Motorhaube mit ganz neuen und erneuerten Dieselmotoren.
Trotz der kleinen Änderungen ist der Renault Megane der Konkurrenz noch immer gut gewachsen. Der Megane hat eine ausgezeichnete Straßenlage, moderne Ausstattung und immer noch einen schrecklich eigensinnigen Charakter.
- Originelles Design
- Ausgezeichnete Straßenlage
- Flotter und sparsamer 1.9 dCi Motor
- Unhandliche Tachoskala
- Mäßige Sicht nach hinten
- Wenig Beinfreiheit hinten