Renault Kadjar
Auf ins Abenteuer
Renault hat bereits einen kleinen SUV im Programm: den Captur. Das Auto ist wegen seines eleganten Designs und dem besonderen Konzept sehr beliebt. Der Captur ist in der Tat eine clevere Mischung aus Geländewagen und Familienauto.
Der Kadjar ist in jeder Hinsicht der große Bruder des Captur. Auch der Kadjar verpackt den Raum eines Familienfahrzeuges in die Form eines Geländewagens. Da der Kadjar auf einer Plattform gebaut ist, die auch für andere Modelle verwendet wird (Nissan Qashqai, Renault Espace), hatten die Designer weniger Freiheit. Die Linien sind daher nicht so harmonisch, so als trüge er den Maßanzug eines anderen.
Aus technischer Sicht geht der Kadjar einen großen Schritt weiter als der kleine Captur. Der Kadjar ist nämlich tatsächlich für den Einsatz im Gelände vorgesehen. Die Bodenfreiheit beträgt 200 mm, und mit einem Böschungswinkel von jeweils 18 und 25 Grad ist der Kadjar in der Lage, eine Böschung zu meistern. Dabei wurde das hier gezeigte Auto mit einem Bodenschutz versehen, der bis in die vordere und hintere Stoßstange reicht. Die optionale Anhängerkupplung ist einklappbar, damit sich niemand daran verletzen kann.
Im Interieur verweisen nur zwei große Griffe auf der Mittelkonsole auf den abenteuerlustigen Charakter des Kadjar. Bis auf dieses Detail hätte das Interieur aus jedem anderen Renault sein können. Der Raum vorne und hinten ist durchschnittlich für ein Auto dieser Größe. Der Kofferraum ist mit 472 Litern sehr durchschnittlich, aber mit dem doppelten Ladeboden mit wasserdichter Anti-Rutsch-Matte zeigt sich der Kadjar ein bisschen schlauer.
Ausstattung
Sehr clever ist das Display, das die traditionellen Uhren hinter dem Lenkrad ersetzt. Auf diese Weise kann der Benutzer selber seine Einteilung wählen, indem beispielsweise der Schwerpunkt auf Geschwindigkeit, die Drehzahl oder einfach nur auf den Verbrauchsangaben liegt. Des weiteren kann man zwischen verschiedenen Farben und Themen wählen.
Im Bereich der Sicherheit bietet der Kadjar das "Active Emergency Braking System", das automatisch bei Gefahr warnt oder sogar selber bremst. "Lane Departure Warning" warnt, wenn ohne dass der Blinker gesetzt wurde die Fahrspur geändert wird. Dazu warnt der "Blind Spot Warning" vor Objekten im toten Winkel des Außenspiegels. Natürlich bietet der Kadjar auch alle üblichen Airbags, elektronischen Stabilitäts-Programme (ESP) und Knautschzonen.
Die Kamera, die für die oben genannten Systeme verwendet wird, liest während der Fahrt auch die Verkehrsschilder. So erscheint das zuletzt gesehene Tempolimit neben dem Tachometer. Neben dem Tempomaten gibt es auch einen Geschwindigkeitsbegrenzer, um absolut sicher zu sein, dass man nie zu schnell fährt.
Entscheidet man sich für ein Navigationssystem, dann ist dies ein System von TomTom. Dies stellt sicher, dass gute Karten und anspruchsvolle Routen verfügbar sind, ohne dafür einen zu hohen Preis zu bezahlen. Leider ist der Bildschirm etwas klein, aber es ist immer noch angenehmer (und schöner!) als ein tragbares Navigationssystem.
dCi 130 4x4
Abhängig von der beabsichtigten Verwendung kann Vorderradantrieb oder Allradantrieb gewählt werden. Wenn der Kadjar vorwiegend als Familienauto verwendet wird, ist Vorderradantrieb die wirtschaftlichere Wahl im Alltag und Erwerb. Wenn das Auto jedoch tatsächlich im Gelände verwendet werden soll, ist der Allradantrieb die klügere Wahl.
Zum Zeitpunkt dieses Artikels ist der Kadjar immer mit dem stärksten Dieselmotor aus dem Programm ausgestattet: der "dCi 130". Anders gesagt: Allradantrieb in Kombination mit einem Benziner gehört (bis jetzt) nicht zu den Möglichkeiten.
Nach einer ersten Testfahrt mit dem "TCE 130" (Benziner) ist der "dCi 130" (Diesel) eine angenehme Überraschung. Beide Motoren liefern zwar die gleiche Leistung (130 pk), jedoch hat der Dieselmotor ein höheres Drehmoment (320 Nm gegenüber 205 Nm beim TCE). Darüber hinaus ist die Leistung auch bei niedrigeren Drehzahlen verfügbar. Gefühlsmäßig ist der Diesel daher viel besser. Der Kadjar ist ruhig, aber die Konkurrenz ist in der Regel noch leiser.
Renault behauptet, dass der "dCi 130 4x4" im Durchschnitt 4,9 Liter Diesel pro 100 km verbraucht. Bei einer entspannten Fahrweise ist dies in der Tat erreichbar. Dazu muss gesagt werden, dass der Verbrauch bei Geschwindigkeiten über 110 km plötzlich stark ansteigt. Der Schwerpunkt liegt also beim -ruhigen- Fahren.
Gelände
Auf der Straße fällt auf, dass der Kadjar deutlich weicher gefedert ist als die meisten Konkurrenten. Renault hat sich dabei offensichtlich mehr für Komfort als für Sportgeist entschieden. Das ist gut auf schlechten Straßen, aber es bedeutet auch, dass das Auto bei dynamischer Kurvenfahrt überhängt.
Nach der obligatorischen Probefahrt auf öffentlichen Straßen taucht schließlich die Wüste am Horizont auf. In der Mitte von Spanien befindet sich ein trockenes und dürres Gebiet, das bei Filmemachern, Abenteurern und 4x4-Fahrern beliebt ist. Jetzt darf sich auch der Kadjar hier beweisen!
Mit einem Knopfdruck kann der automatische Allradantrieb – die Hinterräder werden dabei vorübergehend dazugeschaltet, falls nötig – oder Allradantrieb gewählt werden (die Leistung wird zwischen den vorderen und hinteren Räder gleichmäßig verteilt). Der Kadjar hat keinen 'Gelände-Gang' und keine elektronische Berfahrhilfe, der Motor aber gibt im niedrigsten Gang ausreichend "Gegendruck" um sicher Bergab zu fahren, ohne zu Bremsen.
An alledem merkt man, dass der Kadjar eigentlich ein gewöhnliches Familienauto ist. Solange aber den im Laufe der Jahre durch andere Geländewagen gebahnten Pfaden gefolgt wird, bahnt der Kadjar sich tapfer seinen Weg durch die weite Landschaft. Mit etwas Geschick kommt dieser Renault dann doch an Orte, wo normale Autos nie hinkommen würden.
Fazit
Nach dem überwältigenden Erfolg des Captur stellt Renault nun den Kadjar vor. Wie beim kleineren Captur ist der Kadjar ein Familienauto mit dem Aussehen eines Geländewagens.
Man wird den Kadjar in erster Linie mit dem Verstand wählen. Der Kadjar ist geräumig, zweckmäßig und dank moderner Elektronik komfortabel und sicher. Die modernen Motoren kombinieren ausreichende Leistung mit bescheidenem Verbrauch. Insbesondere der "dCi 130" fällt dabei positiv auf.
Gleichzeitig aber wählt man den Kadjar nach dem Gefühl. Das Aussehen und der optionale Allradantrieb geben diesem Familienauto einen abenteuerlichen Charakter. Für Renault aber ist die Vorstellung des Kadjars kein großes Abenteuer, weil es das richtige Produkt zur richtigen Zeit ist.
- Komfortabel
- Moderne, nützliche Technik
- Gelungener Mix zwischen SUV und MPV
- Geringes Angebot an Apps für R-Link
- Verbrauch steigt stark bei hohen Geschwindigkeiten