Datum der Veröffentlichung: 11 Dezember 2012
Renault Clio (2012 - 2019)
Autotest

Renault Clio (2012 - 2019)

Süße Verführung

Autotest - Wer ein kompaktes Auto sucht, setzt sich vielen Verführungen aus. Es gibt gediegen deutsch, sparsam koreanisch, vernünftig japanisch, temperamentvoll spanisch und elegant italienisch. Alle Autos sind auf ihre eigene Weise die besten ihrer Art. Der Renault Clio ist die neueste Verführung. Die Formgebung ist ausdrucksvoller als je zuvor. Außerdem verspricht der Clio den niedrigsten Verbrauch von allen. Autozine hat sich zu einer Probefahrt verführen lassen...

Das ansprechende Äußere ist dem neuen Designer zu verdanken. Kürzlich hat Renault nämlich den niederländischen Autodesigner Laurens van den Acker in seine Dienste gestellt. Zu dieser Zeit war der neue Clio unter der Haut schon fast fertig. Van den Acker sollte dem Auto eine starke Persönlichkeit geben.

Als ob Renault die vergangenen Jahre wieder gut machen wollte, ist der neue Clio das auffallendste und charmanteste Auto seiner Klasse. Das liegt an den runden, spielerischen Formen, verbunden mit einer kräftigen Schulter. Um das Linienspiel gut herauskommen zu lassen, wird der Clio außerdem in auffälligen Farben angeboten. Autozine meint, dass der Clio am besten in rot aussieht, deswegen haben wir für die Fotos diese Farbe gewählt.

Renault Clio (2012 - 2019)

Mit nur "Rot" war die Wahl noch nicht beendet. Käufer können unter anderem die Spiegel und den Streifen unter den Türen in einer Farbe nach Wahl ausführen lassen. Die Farbe kann falls gewünscht auch ins Interieur kommen. Das rote Armaturenbrett sieht im Testwagen wirklich gut aus und bringt jeden beim Einsteigen zum Lächeln.

Raum

Trotz der fröhlichen Farben ist das Interieur geräumig und erwachsen. Das große Armaturenbrett und der große Raum zur Frontscheibe hin geben den Insassen das Gefühl, mit einem großen Auto zu fahren. Das war der stärkste Punkt des vorherigen Clio, und Renault hat das klugerweise fortgesetzt. Das erwachsene Gefühl liegt auch an dem großzügigen Raum rund um die Vordersitze. Es ist kein Stadtwagen, in welchem Fahrer und Beifahrer Schulter an Schulter sitzen müssen.

Renault Clio (2012 - 2019)
Renault Clio (2012 - 2019)

Der Raum hinten ist mäßig, so wie bei den meisten Autos dieses Umfangs. Trotzdem ist der Clio einen Schritt voraus, denn dank der durchdachten Form der hinteren Türen ist der Einstieg nach hinten einfacher.

Der Gepäckraum ist mit genau 300 Litern größer als durchschnittlich, jedoch nicht der größte seiner Art. Die Heckklappe ist relativ klein, so dass der Laderaum etwas unbequemer zu erreichen ist als bei der Konkurrenz. Die kleine Heckscheibe und der dicke C-Steil sorgen dafür, dass der Clio beim rückwärtsfahren unübersichtlich ist. Es lohnt sich, über die optionale Einparkkamera nachzudenken.

Renault Clio (2012 - 2019)

Ausrüstung

Der Clio verführt nicht nur mit dem koketten Äußeren, sondern auch mit dem Preis. So ist ein Navigationssystem schon ab der zweiten Ausrüstungsstufe standardmäßig dabei! Es handelt sich hier um ein relativ einfaches System, das erst für die Tochtermarke Dacia entwickelt worden war. Der einfache Entwurf wird von Manchem als positiv empfunden, denn die eingeschränkten Optionen machen die Bedienung einfacher. Die luxuriöseren Versionen des Clio können mit einer erweiterten Version des Navigationssystems, das in Zusammenarbeit mit TomTom entwickelt wurde, ausgestattet werden.

Neben dem Luxus punktet der Clio mit einigen klugen Erfindungen. So ist der Lichtsensor mit einer Linse ausgestattet. Der Clio "guckt" voraus, und damit gehen die Scheinwerfer an, noch bevor in den Tunnel hinein gefahren wird.

Renault Clio (2012 - 2019)
Renault Clio (2012 - 2019)

Die Lautsprecher in den Türen sind standardmäßig mit extra großen Resonanzkörpern ausgestattet, die für einen volleren Klang bis ins Armaturenbrett hinein reichen. Erwarten Sie keine Wunder, aber für ein kleines Auto ist der Klang gut.

Straßenlage

Technisch betrachtet basiert diese vierte Generation des Clio auf der dritten. Die Plattform ist jedoch breiter und länger, wodurch das Auto stabiler und geräumiger ist. Der neue Clio ist niedriger als die vorherige Generation, um die Stromlinienform und damit auch den Verbrauch zu verbessern.

Renault Clio (2012 - 2019)

Auch die Federung wurde grundsätzlich vom vorherigen Clio übernommen. Und das nicht zu Unrecht, denn der Clio ist und bleibt ein gut lenkendes Auto. Die Griffigkeit in der Kurve ist prima, während der Komfort auf Straßenschäden immer noch gesichert ist. Im Vergleich zur Konkurrenz bietet der Clio jedoch wenig Fahrvergnügen; trotz des viel versprechenden Äußeren ist dieser Renault absolut kein besonderes Auto zum Fahren.

„Der stärkste Punkt des Clio ist der niedrige Verbrauch, der vom Hersteller versprochen wird und in der Praxis tatsächlich realisierbar ist.“
Renault Clio (2012 - 2019)

Diesel

Die Motoren wurden größtenteils neu entworfen. Es wird keine Überraschung sein, dass Renault sich zum Ziel gesetzt hat, zu guten Leistungen und einem niedrigen Verbrauch zu kommen (es wäre eher neu, wenn ein Hersteller meldet, dass die neuen Motoren schwächer sind und dann mehr verbrauchen).

Zuerst fuhren wir mit dem 1.5 Liter Diesel "dCi 90". Dieser ist besonders attraktiv für geschäftliche Fahrer, weil der Clio "dCi 90" von der Kfz-Steuer befreit ist und in den niedrigsten Tarif für die Abgaben fällt.

Unabhängig von der Drehzahl bietet der Vierzylinder Diesel fast immer gute Leistungen. Das bedeutet, dass der Clio Diesel wenig Charakter zeigt und dem Fahrer nie das Gefühl gibt, ein schnelles Auto zu fahren. Das bedeutet auch, dass der Clio Diesel sich entspannt fahren lässt. Mit dem 90 PS / 220 Nm starken Dieselmotor unter der Haube ist der Clio absolut nicht schnell, aber der Fahrer hat nie das Gefühl, dass der Motor zu wenig Leistung bietet.

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Obwohl das Geräuschniveau bescheiden ist, hat der Testfahrer auf der Autobahn ein einziges Mal das Gefühl gehabt, in den sechsten Gang schalten zu müssen, doch der fehlt.

Um den Verbrauch zu senken, bedient sich Renault der Standard-Lösungen wie Reibungsverringerungen, ein Start-/Stopp-System, Reifen mit niedrigem Widerstand, ein Schaltindikator und eine Eco-Einstellung, in welcher die Leistung des Motors etwas gedrosselt wird ("10 % weniger Leistung für 10 % weniger Verbrauch" laut eines Experten von Renault). Dabei ist die Ölpumpe variabel. damit nur extra Kraft abgerufen wird, wenn diese auch wirklich gebraucht wird. Diese extra sparsame Ausführung ist mit einer Heckklappe aus hochwertigem Kunststoff ausgestattet, die bedeutend leichter ist und damit auch den Verbrauch senkt.

Der stärkste Punkt des Clio ist der niedrige Verbrauch, der vom Hersteller versprochen wird und in der Praxis tatsächlich realisierbar ist. Die Testfahrt ging über eine mehr als anspruchsvolle Strecke mit kurvigen Bergstraßen, auf welchen der Testwagen klettern musste wie eine Bergziege und immer bremsen musste für die Haarnadelkurven, um danach wieder zu beschleunigen. Trotzdem meldete der Bordcomputer einen durchschnittlichen Verbrauch von nur 4,8 Litern pro 100 km. Auf einer einfacheren Strecke mit vor allem Autobahn und Landstraßen senkte sich der Verbrauch ab auf 3,8 Liter; das nähert sich den versprochenen 3,4 Litern pro 100 km.

Benzin

Der Benzinmotor hat keine vier Zylinder wie in den meisten Autos, sondern nur drei. Das ist in der Praxis sparsamer, doch wegen des wirbelnden Geräusches und dem Risiko von Vibrationen ist ein Dreizylinder weniger üblich. Renault hat diese Probleme gelöst, indem sie das Geräusch erst einmal tiefer machten, damit der Motor sich nicht so "bedauernswert" anhört. Auch wurde nicht an der Geräuschisolation gespart. Nur wer darauf achtet, merkt, dass der "TCe" sich eines Dreizylinders bedient; wer es nicht besser weiß, vermutet, mit einem ganz normalen Motor zu fahren.

Renault Clio (2012 - 2019)

Um die Leistung zu vergrößern, ohne den Verbrauch zu erhöhen, wurde der Motor mit einem Turbo versehen. Dieser sorgt für zusätzlichen Druck im Zylinder, indem der Druck der Abgase genutzt wird. Bei niedriger Drehzahl ist die Leistung gut, doch absolut nicht mehr als das.

Es ist deswegen verlockend, die Drehzahl hoch zu halten. Nur wer der Verlockung widersteht, wird auch mit dem "Clio TCe 90" angenehm sparsam fahren. Auf einer anspruchsvollen Strecke kam der Verbrauch auf bescheide 5,4 Liter pro 100 km. Manch andere Kleine schaffen das kaum auf ebener Straße!

Renault Clio (2012 - 2019)

Fazit

Welch ein verlockendes Auto, der neue Renault Clio! Das ist liegt zu allererst an der spielerischen Linienform und dem Charme, woran es dem Clio bislang fehlte. Auch mit dem Preis weiß der Clio zu verführen, denn bezogen auf Raum und Ausrüstung ist der Preis bescheiden zu nennen.

Die hohen Versprechungen des Äußeren werden nicht mit besonderen Fahreigenschaften wahrgemacht. Der Clio lenkt, fährt, schaltet und bremst prima, doch richtiges Fahrvergnügen gibt es nicht. Die Motoren bieten bescheidene Leistungen, aber laden nicht zu Extravaganz ein. Dem gegenüber steht, dass der Clio nicht nur auf Papier, sondern auch in der Praxis angenehm sparsam ist. Und gerade das sorgt dafür, dass die Verlockung, die der Clio bietet, auch mit dem Verstand zu verantworten ist.

plus
  • Netter Preis
  • Gelungene Formgebung
  • Sparsam in Theorie und Praxis
minus
  • Unübersichtlich beim Rückwärtsfahren