Renault Captur
Bereit für ein neues Leben
Wie das Wort schon sagt, beginnt ein Facelift mit einem neuen Gesicht. Aber der Captur wurde nicht geschärft oder modernisiert, er hat ein völlig neues Gesicht bekommen! Zuvor präsentierte sich der Captur als kompakter SUV. Dieser abenteuerliche Charakter ist einem kultivierteren und moderneren Look gewichen. Ein fein gemusterter Kühlergrill, wie bei den teureren Renault-Modellen, betont nun die Breite und nicht mehr die Höhe. Die Motorhaube hat jetzt eine weniger konvexe Form, wodurch sie weniger im Blickfeld des Fahrers liegt und der Captur somit auch weniger als SUV wahrgenommen wird.
Neu ist auch die zweifarbige Version, hier in Weiß mit silbergrauem Dach und silbergrauen Spiegeln ("Perlgrau"). Der Effekt ist viel subtiler als bei ähnlichen Autos mit schwarzen Akzenten, und das ist ein Verdienst des Captur!
Platz
Da es sich um ein Facelift handelt, ist das Platzangebot im Innenraum gleich geblieben. Das Platzangebot vorne ist gut. Da der Rücksitz auf Schienen läuft, kann er um 16 cm verschoben werden, um mehr Beinfreiheit oder umgekehrt mehr Platz für Gepäck zu schaffen.
Die Innenausstattung hat sich allerdings geändert. Die neue Version "Esprit Alpine"(hier nicht abgebildet) hat zum Beispiel blaue Akzente und Details wie die französische Flagge, die ein exklusives Gefühl vermitteln. Wenn Leder verwendet wird, ist es immer vegan, was laut Renault die Umweltbelastung um das 5- bis 10-fache reduziert. Außerdem soll die vegane Alternative länger halten als tierisches Leder. 26% der Materialien im Innenraum bestehen jetzt aus recycelten Materialien.
Der Captur wurde überarbeitet, weil die Europäische Union ab 2024 neue Anforderungen stellt. Deshalb ist jeder Fehler oder jede Unachtsamkeit des Fahrers ein Warnsignal, denn der Captur lässt bedauerlicherweise wenig Spielraum. Wenn nur einen Moment zu schnell gefahren wird, ertönt bereits eine Warnung. Deshalb hat man die Funktionen als lästig empfunden und ein "individuelles Sicherheitsprofil" erstellt, mit dem sich alle unerwünschten Funktionen per Knopfdruck abschalten lassen.
Ebenfalls neu für den Captur ist ein auf Android Mobile basierendes Infotainment-System. Damit sind nun 50 Apps im Auto verfügbar, darunter Google Maps und viele Musikdienste. Mit dem intelligenten Assistenten von Google können 50 Funktionen des Fahrzeugs über Sprachbefehle gesteuert werden. Beachten Sie, dass viele dieser Funktionen ein Google-Konto erfordern und der Nutzer somit überall und bei jeder Aktion verfolgt wird. Android Mobile kann ausgeschaltet werden, aber dann ist der Fahrer ganz auf ein Smartphone über Apple CarPlay oder Android Auto angewiesen.
Neu ist auch das Audiosystem des Spezialisten Harman-Kardon. Dieses hat einen satten und räumlichen Klang. Allerdings ist der Klang nicht so klar und realistisch, dass er die Bezeichnung "High-End-Audio" oder "Hi-Fi" verdient.
Hybrid
Ab dem Modelljahr 2024 wird es den Plug-in-Hybrid nicht mehr geben, da die Nachfrage danach zu gering war (2 % der verkauften Capturs waren PHEVs). Stattdessen macht der Standard-Hybrid (d.h. nicht der Mild-Hybrid) 50 % der Verkäufe aus, weshalb er zu diesem Anlass erneut getestet wurde.
Die Mechanik des 145-PS-Hybrids ist die gleiche geblieben. Allerdings wurde die Software überarbeitet. In der Praxis ist daher ein größerer Unterschied zwischen den Modi Komfort, Eco und Sport zu erkennen. Im Sport-Modus sind der Benzin- und der Elektromotor häufiger gleichzeitig aktiv. Auf diese Weise reagiert der Captur wacher auf das Gaspedal. Ein schöner Bonus ist, dass die Elektromotoren auch effektiver bremsen können. So kann im Sportmodus beim Bremsen mit dem Gaspedal mehr Energie zurückgewonnen werden als bei einem Elektroauto.
Im Eco-Modus fällt die Motorleistung stark ab und die Gasannahme ist zögerlich, um eine sparsame Fahrweise zu erzwingen. Dann eignet sich der Captur ideal zum ruhigen Fahren im Verkehrsfluss und das Auto zeigt sich von seiner komfortablen Seite.
Bei der Testfahrt bei sehr heißem Wetter (mit laufender Klimaanlage!) durch eine hügelige Landschaft lag der Testverbrauch bei 4,5 Litern pro 100 km (Eco-Wert von 70%). Im Vergleich zur vorherigen Testfahrt mit dem Captur Hybrid ist dies ein etwas sparsamerer Wert, auch wenn die Bedingungen ungünstiger waren als bei der vorherigen Testfahrt.
Straßenlage
Der Captur basiert auf der so genannten CMF-B-Plattform, auf der auch der Clio aufgebaut ist. Bei den Testfahrten in der Vergangenheit wurde die Straßenlage daher immer als gut empfunden, aber der Clio schneidet dank seiner niedrigeren Bauweise und seines niedrigeren Schwerpunkts besser ab. Zu diesem Schluss kamen auch die Renault Ingenieure. Für das Modelljahr 2024 erhielt der Captur deshalb neue Stoßdämpfer, andere Reifen und eine neue Feinabstimmung der Federung.
Obwohl sich die Unterschiede in Grenzen halten, ist es in der Tat etwas weniger spürbar, dass der Captur ein hohes Auto ist. Das Handling ist souveräner und der Unterschied zu einem Schrägheck ist etwas geringer geworden. Das gilt noch mehr für die Esprit Alpine-Version. Weil diese Version auf 19-Zoll-Felgen steht, haben die Reifen niedrigere Flanken und das Lenkgefühl ist sauberer.
Fazit
Ist es richtig, vom Captur Phase II ab dem Modelljahr 2024 zu sprechen? Ja, aber nicht aus den Gründen, die Renault angibt. Die neue Software macht den Hybridmotor etwas sparsamer und das verbesserte Fahrwerk sorgt für etwas mehr Stabilität. Das auf Android Mobile basierende Infotainment-System bietet mehr Funktionen, wirft aber Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes auf. Kurzum: kleine Änderungen, die lediglich dafür sorgen, dass das Auto mit der Zeit geht.
Der große Unterschied liegt im Charakter! Ab dem Modelljahr 2024 wird der Captur ein völlig anderes Aussehen haben. Aus dem kleinen SUV ist ein modernes, selbstbewusstes Familienauto geworden. Kunden, die den Captur bisher nicht attraktiv fanden, könnten sich nun für den kompakten Renault begeistern. Damit spricht der Captur eine neue Zielgruppe an und das bedeutet den Beginn eines neuen Lebensabschnitts!
- Tolles Fahrverhalten
- Geräumig und funktionell
- Relativ sparsamer und laufruhiger Hybridmotor
- Zu scharf abgestimmte Fahrerassistenten
- Android-basiertes Infotainment wirft Datenschutzbedenken auf