Datum der Veröffentlichung: 30 Mai 2020
Polestar 1
Autotest

Polestar 1

Ein neuer Stern am Firmament

Autotest - Polestar ist eine neue Automarke, die sich auf exklusive Elektroautos spezialisiert hat. Mit dem "Polestar 1" kommt er nun auf den Markt. Das auffällige Design und die verlockenden technischen Daten zeigen, wozu Polestar fähig ist und geben den Ton für zukünftige Modelle an. Ist der Polestar 1 vor allem ein Aushängeschild, das man bewundern kann, oder ist er ein Traumauto, das man so schnell wie möglich kaufen sollte?

Es ist kein Geheimnis: Polestar ist die gehobene Untermarke von Volvo. Viele Marken haben jetzt eine Untermarke für exklusive Modelle oder Elektroautos, und Volvo schließt sich ihnen an. Auf diese Weise hat sie die Möglichkeit, mit einem neuen Anfang zu beginnen. Außerdem: Da Elektroautos wenig bis gar keine Wartung benötigen, sind die Händler nicht sehr angetan von ihnen. Die Gründung einer neuen Marke ermöglicht es einem Automobilhersteller, online zu verkaufen, und vermeidet Konflikte mit dem bestehenden Netz. Gleichzeitig verhindert sie, dass Volvo bestehende Kunden verprellt.

Polestar 1

Gestaltung

Denn der Polestar 1 ist ganz anders als Volvo! Dieses erste Modell von Polestar ist ein zweitüriges Coupé mit einem ganz eigenen Stil. Während Coupés in der Regel mit extravagantem Design beeindrucken, setzt Polestar dem einen minimalistischen Stil entgegen, der fast schon den Mittelfinger gegen die etablierte Ordnung erhebt. Damit will Polestar Kunden ansprechen, die zwar an einem exklusiven Auto interessiert sind, aber nicht in erster Linie, um andere zu beeindrucken.

Der 1 unterscheidet sich nicht nur äußerlich, sondern auch im Innenraum von anderen Coupés. Diese haben oft dunkle, stimmungsvolle Innenräume. Der Polestar 1 setzt mit hellen Tönen und viel Glas wieder einmal genau das Gegenteil um. Nicht nur die große Glasfläche, sondern auch das Glasdach und die vielen Ausstattungsdetails machen den Unterschied aus. Sogar die Spiegel sind bis an die äußersten Ränder aus Glas, was den Unterschied ausmacht, den Polestar anstrebt.

Polestar 1
Polestar 1

Weltraum

Der Platz vorne ist ausreichend, die Beinfreiheit sogar großzügig. Der Hauptzweck des Rücksitzes besteht darin, eine Ausrede für jeden Partner zu haben, der Vorbehalte gegen den Kauf des Polestar 1 hat, da der Platz im Fond gleich Null ist. Dabei geben die elektrisch verstellbaren Sitze den Rücksitz so quälend langsam frei, dass potenzielle Passagiere schnell herausfallen.

Vergessen Sie nicht, einen Blick in den Kofferraum zu werfen, denn dort befindet sich eine besondere Attraktion. Traditionelle Sportwagen mit Mittelmotor zeigen ihre Kraftquelle manchmal als Ausstellungsstück hinter Glas. Im Kofferraum des 1 werden die wichtigsten Anschlüsse des elektrischen Antriebsstrangs ebenfalls hinter Glas angezeigt. Was Autozine betrifft, so ist dies ein großartiger Fund und ein Beweis dafür, dass die Designer wirklich Leidenschaft für ihr Produkt haben.

Ausrüstung

Die Verwandtschaft mit Volvo wird durch das Layout des Armaturenbretts überdeutlich. Alle Knöpfe, Hebel, Uhren und das zentrale Display sind direkt von Volvo übernommen worden. Auch das Layout und die Bedienelemente sind ähnlich wie bei Volvo. Das sublim klingende Audiosystem von Builders & Wilkins ist im Lieferumfang enthalten und passt perfekt zum Fahrzeug. Sie ist anspruchsvoll, aber niemals grell oder aufdringlich. Die Integration mit Apple Carplay lässt in der Praxis etwas zu wünschen übrig. Zum Beispiel verweigert das integrierte Navigationssystem den Dienst, wenn ein Telefon mit Apple Carplay gekoppelt ist. Es ist auch schwierig, das System dazu zu bringen, mit dem Telefon zu navigieren und gleichzeitig Ton vom DAB+-Radio
abzuspielen.

Polestar 1

Als Untermarke von Volvo steht auch bei Polestar die Sicherheit im Mittelpunkt. Es fällt jedoch auf, dass der Umfang der halbselbstfahrenden Funktionen begrenzt ist. Dies macht deutlich, dass sich der Polestar 1 schon lange in der Entwicklung befindet und daher nicht die allerneueste Technologie seines Mutterkonzerns nutzen konnte.

Plug-in-Hybrid

Polestar konzentriert sich auf Elektroautos, aber aus praktischen Gründen ist dieses erste Modell ein Plug-in-Hybrid. Wenn man sich für den Hybridantrieb entscheidet, können mehr Standardkomponenten von Volvo verwendet werden. Das Batteriepaket und die Elektromotoren sind jedoch einzigartig für Polestar. Hier wurde ein Aufbau gewählt, bei dem der Verbrennungsmotor die Vorderräder und die Elektromotoren die Hinterräder antreiben. Beachten Sie die Pluralform: Jedes Hinterrad hat seinen eigenen Elektromotor. So kann unter verschiedenen Bedingungen genau die richtige Kraft an jedes Rad geleitet werden, um optimale Leistung und maximalen Grip zu erzielen.

Offiziell hat der Polestar 1 eine Reichweite von 125 km (WLTP) im reinen Elektromodus, was für einen Plug-in-Hybrid eine außergewöhnlich hohe Distanz darstellt. Bei dem Test konnte diese Strecke tatsächlich elektrisch zurückgelegt werden. Bemerkenswert ist, dass die Elektromotoren hörbar sind und ein leises, industrielles Geräusch erzeugen. Dies unterscheidet sich deutlich von dem Brummen oder leichten Pfeifen, das andere Elektroautos erzeugen (wenn sie Lärm machen). Dieses Geräusch ist nicht störend, sondern setzt einen spannenden Akzent.

Polestar 1

Praktischerweise ist der Polestar 1 einer der wenigen Plug-in-Hybride, die auch schnell geladen werden können. So reichte eine Mittagspause während des Tests aus, um die Batterie zu 80 % aufzuladen. Das macht es einfach, regelmäßig aufzuladen und so viel wie möglich elektrisch zu fahren. Nicht zuletzt deshalb lag der Testverbrauch bei 0,9 Litern pro 100 km; fast die gesamte Testfahrt wurde elektrisch durchgeführt.

Leistung

Von der versprochenen Leistung von 609 PS / 1.000 Nm ist zunächst wenig zu spüren. Das liegt daran, dass sie nur verfügbar ist, wenn alle Motoren zusammenarbeiten. Im Elektromodus ist die Leistung deutlich geringer. Der Polestar 1 ist glatt, komfortabel und geschmeidig, aber keineswegs lebendig oder überlegen. Dieses Elektroauto muss spürbare Anstrengungen unternehmen, um sein eigenes Gewicht (2,4 Tonnen!) zu bewegen.

Für die Durchführung sollte der dynamische Modus gewählt werden, so dass alle Motoren in Bereitschaft sind. Dann nutzt die Elektronik die Leistungsentfaltung der verschiedenen Motoren perfekt aus (Elektroantrieb ab niedriger Drehzahl, Benzin springt an, sobald der Verbrennungsmotor hochdreht). Auf diese Weise ist die Reaktion auf das Gaspedal gleichmäßig und die 1 hat eine enorme Schlagkraft. So wie der Elektromotor einen besonderen Klang hat, so hat auch der Benzinmotor einen eigenwilligen Sound, nämlich ein aufregendes Rumpeln.

Polestar 1

Wenn die ganze Kraft entfesselt wird, ist sie so überwältigend, dass alle vier Räder regelmäßig verzweifelt nach Grip suchen. Vor allem auf nassen Straßen ist es daher wichtig, vorsichtig mit dem Gaspedal umzugehen. Die Elektronik muss immer spürbar hart arbeiten, um die Leistung zu bewältigen. Bei einer Vollbremsung fällt erneut auf, dass der Polestar 1 schwer ist. Die Bremsen sind sehr stark, aber die Reifen haben Mühe, beim Verzögern aus hoher Geschwindigkeit die nötige Haftung zu bieten.

Straßenlage

Auch beim Fahrverhalten wird deutlich, dass es sich um ein schweres Auto handelt, und deshalb ist der Polestar 1 viel weniger agil als ein traditionelles Sportcoupé in dieser Preisklasse. Die Lenkung gibt ausreichend Rückmeldung, aber gerade deshalb fällt auf, dass eine Lenkbewegung das beleibte Coupé nicht sofort zu einer Kursänderung veranlasst. Bei Kurvenfahrten ist der 1er gut ausbalanciert, beißt aber nie so eifrig in den Asphalt wie Sportwagen.

Im täglichen Gebrauch fällt der Polestar 1 durch seine Größe positiv auf. Die 1 ist weder zu groß noch zu klein. Auch die Breite ist begrenzt (ein bekanntes "Problem" in diesem Segment), was zusammen mit der übersichtlichen Karosserie dafür sorgt, dass der Polestar 1 unbeschwert zu fahren ist.

Der Polestar 1 ist also vor allem ein Auto, das man in aller Ruhe genießen kann. Die schöne Kabine ist wie ein komfortabler Kokon, und im Elektromodus kann der kristallklare Klang des Audiosystems in vollen Zügen genossen werden. Dafür wurde der Polestar 1 geschaffen: um in Ruhe, Komfort und Schönheit kilometerweit zu fahren.

Polestar 1

Schlussfolgerung

Ist der Polestar 1 mehr als nur der neue Star von Volvos neuer Submarke? Selbst nach einer ausgiebigen Testfahrt ist diese Frage schwer zu beantworten.

Der größte Zweifelspunkt ist der Antriebsstrang. Wer innovativ sein will, zieht es vor, es gleich beim ersten Mal richtig zu machen und dann die fortschrittlichste Technologie zu wählen. Für den Preis des Polestar 1 ist es möglich, ein reines Elektroauto mit großer Reichweite, gleichem Gewicht und noch besserer Leistung zu liefern. Andererseits ist der Plug-in-Hybrid eine sichere Wahl, weil er die Vorteile des elektrischen Fahrens mit der Vertrautheit und Sorglosigkeit eines Benzinmotors verbindet.

Wenn es um Design und Erfahrung geht, ist der Polestar 1 wirklich gelungen. Polestar interpretiert das Phänomen des Traumwagens auf ganz eigene Weise und spricht damit eine Zielgruppe an, die sich nicht zu traditionellen Coupés oder Sportwagen hingezogen fühlt. Polestar ist in vielerlei Hinsicht überlegen, wählt aber gleichzeitig eine Verpackung, die eine nie dagewesene Bescheidenheit und Würde ausstrahlt. Damit sind die Weichen gestellt und die kommenden Modelle können glänzen.

plus
  • Gutes Design
  • Schnell, bequem und wirtschaftlich
  • Exklusives und privilegiertes Gefühl
minus
  • Spürbar schwer
  • Kein reines Elektroauto