Opel Cascada
Klassische Schönheit
Direkt nach Beginn der Testfahrt fällt uns auf: Der Opel Cascada hat einen Größe, die für ein Auto in dieser Preisklasse ungewöhnlich ist. Fahren mit dem Cascada ist nicht aufregend, eher beruhigend.
Viersitzer
Ein Blick auf die technischen Daten zeigt sofort, warum: Das Design ist schlicht und auch der Preis eher bescheiden. Aber ... der Cascada ist genau so groß wie ein Audi A5 Cabrio oder ein Mercedes-Benz E-Klasse Cabriolet! Wenn der Cascada mit einem anderen Opel verglichen werden sollte, dann eher mit einem Insignia als mit einem Astra.
Opel präsentiert den Cascada als vollwertigen Viersitzer, und das nicht zu Unrecht. Vorne hat man ausreichend Platz, und hinten ist mehr Kopfraum, als der erste Eindruck vermuten lässt. Große Erwachsene sitzen hinten aber durch einen zu geringen Beinraum nicht sehr komfortabel. Für kurze Strecken ist das sicherlich kein allzu großes Problem.
Optional gibt es elektrisch verstellbare Vordersitze. Das Einsteigen hinten wird durch elektrisch verschiebbare Sitze ermöglicht. Aus Sicherheitsgründen geschieht dies aber so langsam, dass es eher als störend empfunden wird. Beim Zurückschieben nach hinten stoppt der Sitz bei Widerstand sofort.
Dach
Der Cascada ist mit einem elektrisch bedienbaren Stoffverdeck ausgestattet. Opel hat sich dafür entschieden, weil ein Stoffverdeck leichter zu falten ist und weniger Platz braucht als eines aus Metall. Das wirkt sich auch beim Design aus; es ist schlichter und eleganter. Auch wichtig: Ein Stoffdach ist leichter, und das kommt dem Fahrverhalten als auch dem Verbrauch zu gute.
Das Verdeck ist extrem straff, damit es sich bei höherer Geschwindigkeit nicht verformt. Achten Sie bei einer Besichtigung oder Probefahrt auch auf die wunderbar integrierte Heckscheibe. Sie schließt scheinbar nahtlos an das Stoffverdeck an, im Gegensatz zu den meisten Cabrios, wo sie "unter" das Verdeck geklemmt ist.
Das Verdeck kann nach Wunsch bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h geöffnet und geschlossen werden. Zeitaufwand: ca. 17 Sekunden. Wichtiger aber ist die raffinierte Mechanik. Alle Scharniere, Motoren usw. arbeiten so gut, dass man fast kein Geräusch hört.
Leider ist die Qualität des Stoffes eher mäßig zu nennen. Bei dem durch uns gefahrenen Testwagen wurde eine zusätzliche Dämmschicht aufgebracht. Trotzdem war der Straßenlärm deutlicher zu hören als bei vergleichbaren Cabrios. Geräusche vom Motor, Fahrtwind oder den Reifen sind dagegen kaum wahrnehmbar.
Mit geöffnetem Dach ist der Cascada aber eindeutig leiser und komfortabler als der Durchschnitt. Die Mechanik ist so gut wie unhörbar. Der Fahrtwind ist fast nicht spürbar oder hörbar, einzelne Papierblätter auf dem Beifahrersitz wurden nicht aufgewirbelt. Dieses hohe Maß an Komfort wird nicht zuletzt durch die Höhe der Windschutzscheibe erreicht. Der Nachteil davon ist, dass das Gefühl von Freiheit nicht so groß ist.
Motor
Der Cascada ist kein Sportwagen und eher für Spazierfahrten gedacht. Das wird vor allem beim neuen 1.6 Liter Turbo Benziner deutlich. Die wesentlichen Charakterzüge dieses Motors sind Laufruhe und Durchzugskraft.
Der 1.6 Turbo lässt sich wie ein Diesel fahren. Vor allem bei kleinen 2.000 U/min lässt sich der Cascada entspannt auf einer Welle an Zugkraft fahren ("Drehmoment"). Wenn alle 170 Pferde angesprochen werden, bringt der Cascada seine Leistung mit soviel Leichtigkeit, dass seine Geschwindigkeit leicht unterschätzt wird. Im Rückspiegel aber sieht man, wie schnell man die Landschaft hinter sich lässt.
Verbrauch
Einige Hersteller lassen die Angabe des Verbrauchs bei ihren leistungsfähigeren Motoren einfach weg; "damit gibt es nichts zu gewinnen", scheinen sie zu denken. Opel hat dem 1.6 Turbo im Cascada aber mit aller denkbarer verbrauchsparender Technik ausgestattet, die man in den anderen Modellen auch antrifft. So gibt es beispielsweise ein Start-Stopp-System und einen Schaltindikator, der dem Fahrer helfen soll, sparsamer zu fahren.
Laut Opel verbraucht der "Cascada 1.6 Turbo" 6.2 Liter pro 100 km. Unsere erste Testfahrt verbrauchte aber 9 Liter pro 100 km. Nach einer Testfahrt, bei welcher auf Sparsamkeit geachtet wurde, sank der Verbrauch auf ca. 6,9 Liter pro 100 km.
Straßenlage
Es lässt sich schon fast erraten: Auch wenn es um Fahreigenschaften geht, wurde beim Cascada eher auf Komfort geachtet als auf Sportlichkeit. Das soll nicht heißen, dass das Fahrwerk übertrieben sanft gefedert ist. Das Fahrwerk ist genauso hart wie bei sportlicheren Cabrios, und auch die Lenkung ist sehr genau. Nur für schnelle Kurven eignet sich der Cascada nicht so sehr.
Dank "FlexRide" kann man mit einem Knopfdruck zwischen normal, sportlich und komfortabel wählen. Diese Einstellungen beeinflussen das Fahrwerk, die Lenkung und die Reaktion des Motors auf das Gaspedal. Der Unterschied zwischen den drei Einstellungen ist in der Praxis aber geringer, als uns der Prospekt glauben lassen möchte.
Die Radaufhängung der Vorderachse wurde von dem sportlichen Insignia OPC übernommen. Dadurch fühlt sich der Cascada nicht schwerfällig, sondern eher wendig an, wie ein kleineres Cabriolet.
Fazit
Opel möchte mehr als deutsch und gründlich sein. Daher führten sie kürzlich den jungen, schnellen und wilden Adam ein. Jetzt folgt der erwachsene, verfeinerte und elegantere Cascada. Der Cascada kostet genauso viel wie ein kompaktes Cabriolet, ist aber in Wirklichkeit genau so groß wie ein viersitziges Cabrio anderer Hersteller. Genau das macht den Cascada schon zu einem gefährlichen Gegner.
Der Cascada überzeugt durch seinen unkomplizierten Charakter und seine hervorragenden Fahreigenschaften. Sein Linienspiel ist klassisch elegant und lässt keine Zweifel daran bestehen, dass das kein Auto zum Imponieren, sondern um es einfach selbst zu genießen. Dabei verwöhnt der Cascada mit einem hohen Grad an Raffinesse. Dies schlägt in der Wahl der Materialien, der Ausrüstung und sogar in den Geräuschen der Mechanik nieder. Selbst bei den Fahreigenschaften steht der Cascada nicht für Sportlichkeit, sondern verwöhnt mit Ruhe und Eleganz.
- Vollwertiger Viersitzer
- Bescheidene Ausstrahlung
- Verfeinert, komfortabel und luxuriös
- Hoher Verbrauch
- Sicht nach hinten bei geschlossenem Dach eingeschränkt
- Mit geschlossenem Dach weniger ruhig als die Konkurrenz