Opel Astra Sports Tourer GSE
Es geht nicht um die Zahlen, sondern um die Erfahrung
Die ersten GSE-Modelle waren große Limousinen und Sportcoupés, nämlich der Opel Commodore von 1970 und der Opel Monza von 1978. Das ist ein ziemlicher Unterschied zum Astra Kombi von 2023! Dennoch glaubt Opel, dass GSE gerade bei einem Familienauto einen Unterschied machen kann. Wer sich aufgrund von Familienzuwachs von einem Hobbyauto verabschieden muss, könnte in einem GSE-Modell noch Exklusivität finden.
Und diese Exklusivität beginnt natürlich beim Aussehen. Der Astra hatte bereits eine schwarze Leiste zwischen den Scheinwerfern. Beim GSE kommen ein aggressiverer Frontstoßfänger, ein schwarzes Dach und schwarze Spiegelkappen hinzu. Außerdem hat der GSE einzigartige 18-Zoll-Felgen.
Raum und Ausstattung
Der GSE verfügt über Sportsitze mit integrierten Kopfstützen (die nicht für jeden hoch genug sind). Dabei sorgt die Alcantara-Polsterung für einen besonderen Look. Teilweise wegen der großen Sportsitze ist die Beinfreiheit im Fond mäßig.
Der hier gefahrene "Sports Tourer" (Kombi) hat einen längeren Radstand als der Astra mit Fließheck (5-Türer) sowie einen längeren Überhang hinter den Hinterrädern. Dadurch wird der Kofferraum deutlich größer. Er ist 103 cm lang und hat ein maximales Fassungsvermögen von 1.635 Litern (1.554 Liter für den Plug-in-Hybrid). Damit ist der Astra Sports Tourer durchschnittlich geräumig für ein Auto in diesem Segment.
Das Layout des Armaturenbretts steht im Gegensatz zu dem der klassischen GSEs. Dort galt die Regel: je mehr Uhren und Anzeigen, desto besser. Es spielte keine Rolle, ob sie nutzlose Informationen anzeigten, sie sahen interessant aus, und das war das Wichtigste. Der Astra hingegen hat eine "Entgiftungskabine", und das bedeutet, dass alles Überflüssige als unerwünschte Ablenkung empfunden wird. Die Anzahl der Knöpfe und Hebel ist daher minimal. Zwei Bildschirme bilden zusammen, mit einer kleinen Unterbrechung direkt hinter dem Lenkradkranz, eine Einheit und bieten Bedienelemente für fast alle Funktionen. Auch die Anordnung der Bildschirme ist minimalistisch, für maximale Ruhe im Innenraum.
Seine Ausstattung ist modern und vollständig. Obwohl er die exklusivste Version des Astra ist, ist der GSE nicht die luxuriöseste. So sind beispielsweise die intelligenten Matrix-Scheinwerfer von Opel nur als Option erhältlich. Serienmäßig sind dagegen ein Infotainmentsystem mit Navigation und ein Paket aktiver Sicherheitsfunktionen (Unfallverhütung) unter dem Sammelnamen "Drive Assist".
Plug-in-Hybrid
GSE steht fortan für "Grand Sport Electric" und so kommt der Antrieb von einem Elektromotor. Oder besser gesagt: die Hälfte des Antriebs. Denn der Astra ist ein Plug-in-Hybrid, auch PHEV (Plug-in Hybrid Electric Vehicle) genannt. Dieser Antriebsstrang besteht aus einem 180 PS / 250 Nm starken 1,6-Liter-Benzinmotor und einem Elektromotor. Zusammen bringen sie es auf 225 PS / 360 Nm (der normale Astra Plug-in-Hybrid leistet 180 PS / 360 Nm). Damit hat der Astra zwei Gesichter.
Mit einer vollen Batterie (2 Stunden Ladezeit) kann der Astra etwa 60 km allein mit dem Elektromotor fahren. Dann ist der Astra leise, sanft und schnell wie ein Elektroauto. Wenn die Batterie leer ist, übernimmt der Benzinmotor den größten Teil der Fahrt. Nur beim Steigen oder Beschleunigen unterstützt der Elektromotor dann mit der Reserve, die die Elektronik immer in der Batterie belässt. Der Unterschied zwischen reinem Elektro- und Hybridbetrieb ist gering. Sowohl die Gasannahme als auch das Fahrgeräusch bleiben fast gleich, was eine gute Leistung von Opel ist.
Wenn der Sportmodus gewählt wird, zeigt der Astra einen völlig anderen Charakter. Dann arbeiten beide Motoren mit vereinten Kräften an der maximalen Leistung und es ist, als hätte das Auto immer Rückenwind. Der GSE reagiert dann eifrig auf das Gaspedal und steigert die Leistung ständig bis zu einem Höchstwert, der für zusätzlichen Nervenkitzel sorgt. Trotz seiner großzügigen Leistung ist der Astra GSE kein ausgesprochen schnelles Auto. Dafür ist das Gewicht zu hoch. Trotz eines "Sound Enhancement"-Systems bleibt das Auto so leise, dass das Gefühl von Geschwindigkeit nur gering ist.
Fahrverhalten
Der große Unterschied zwischen einem normalen Astra und diesem Astra GSE liegt in der Handhabung. Der GSE ist mit Dämpfern ausgestattet, die je nach Häufigkeit der Stöße unterschiedlich reagieren. Das schafft ein eigenes Gleichgewicht zwischen Sportlichkeit und Komfort. Außerdem wurde die Lenkung direkter (9 % laut den Ingenieuren) und mit einer deutlicheren Mittelstellung versehen. So wird auch bei ruhiger Fahrt deutlich, dass es sich nicht um einen durchschnittlichen Astra handelt.
Leider wird dadurch auch deutlicher, dass es sich um einen schweren Astra handelt. Der Fahrer merkt deutlich, dass die Masse geradeaus will, und in zu schnell gelenkten Kurven hat das Auto deutlich Untersteuern (Tendenz zum Weggleiten über die Vorderräder). Die Elektronik verhindert natürlich, dass dies tatsächlich passiert. Ebenfalls gut zu wissen: Trotz der gesteigerten Lebendigkeit ist der GSE nie so nervös, dass den Passagieren auf einer kurvigen Strecke leicht übel wird.
Gleichzeitig macht die bessere Kommunikation mit den Mechanikern den GSE zu einem viel interessanteren Auto als einen normalen Astra. Letzterer zieht es vor, sich selbst auszuschalten, während der GSE den Fahrer in das Fahren einbezieht. Für diejenigen, die nicht gerne fahren, ist der GSE daher eine Geldverschwendung. Wer hingegen ein funktionales Auto sucht, das auch Fahrspaß und Exklusivität bietet, für den ist der GSE eine willkommene Ergänzung des bestehenden Angebots.
Schließlich verfügen der Astra GSE und der Astra Sports Tourer GSE über die gleiche Fahrwerkstechnologie, allerdings mit geringfügigen Anpassungen, um das unterschiedliche Gewicht auszugleichen. Laut Vauxhall erhalten sie dadurch das gleiche Fahrverhalten. Im Test wurde der Kombi jedoch als etwas straffer und damit etwas dynamischer empfunden. Im Zweifelsfall also: den Sports Tourer wählen.
Schlussfolgerung
Was bringt das klassische GSE-Label für ein modernes Familienauto? Eine Menge, aber nicht zu viel. GSE steht fortan für eine (teil-)elektrisch angetriebene Version mit sportlichem Charakter. Die Unterschiede im Dressing sind gering, auch weil der Astra durch die schwarze Blende zwischen den Scheinwerfern ("Opel Vizor") schon von Natur aus einen imposanten Look hat.
Der (besonders leistungsstarke) Plug-in-Hybridantrieb sorgt für zusätzlichen Komfort und geringere Kosten im täglichen Gebrauch. Wenn sich die beiden Motoren zusammentun, ist der Astra GSE eifrig und entschlossen, aber nie übermäßig schnell. Das modifizierte Fahrwerk sorgt für eine bessere Kommunikation zwischen Mechanik und Fahrer und damit für ein intensiveres Erlebnis. Und genau das ist es, worum es beim GSE geht: Es geht nicht um die Zahlen auf dem Papier, sondern um das Erlebnis.
- Stark und entschlossen
- Intensiveres Erlebnis als beim Standard-Astra
- Mäßige Beinfreiheit im Fond
- Auffallend schwer mit Neigung zum Untersteuern