Opel Ampera
Nie mehr Angst
Für den Autoliebhaber hört es sich weniger revolutionär an. Autos mit sowohl einem Elektro- als auch einem Benzinmotor gibt es schon seit Jahren, das nennt sich "Hybrid". Doch der Opel Ampera ist anders! Ein traditionelles Hybridauto fährt auf Benzin und schaltet manchmal den elektrischen Hilfsmotor ein, um Brennstoff zu sparen.
Range extender
Der Opel Ampera macht es umgekehrt: Er ist ein elektrisches Auto, bei welchem der Benzinmotor der Hilfsmotor ist. Der Ampera wird an der Steckdose aufgeladen und kann dann etwa 60 km weit elektrisch fahren. Keine Angst, das Auto fährt noch weiter, und zwar mit Hilfe des Benzinmotors ("Range extender"). Die Reichweite kommt damit insgesamt auf etwa 500 km, und somit wäre einer der Vorbehalte gegen ein elektrisches Auto schon weggenommen.
Das besondere Konzept wirkt in der Praxis gut. Der Ampera wird erst mittels einer haushaltsüblichen Steckdose aufgeladen. Danach fuhren Journalisten während eines Tests bezüglich Sparsamkeit 39 bis 72 km nur auf Batterien. Wenn die Batterien nicht mehr weiter machen, startet der Benzinmotor von alleine. Den Benzinmotor hört und spürt man, doch er ist nie störend.
Der Benzinmotor hat fast ohne Ausnahme keine direkte Verbindung zu den Rädern. Statt dessen erzeugt der 1.4 Liter Vierzylinder Strom für den Elektromotor. Das sieht unnötig kompliziert aus: Erst einen Benzinmotor drehen lassen, aus der Bewegung Elektrizität machen und die Elektrizität dann für den Antrieb verwenden.
Es gibt ein durchdachtes Konzept: Ein Verbrennungsmotor funktioniert am besten bei einer bestimmten Drehzahl. Weil der Benzinmotor nicht direkt mit den Rädern verbunden ist, kann immer die idealste Drehzahl gehalten werden. Ein Nebeneffekt besteht darin, dass die Drehzahl sich nicht mit der Geschwindigkeit des Autos ändert. Das ist ein fremdartiges Gefühl. Es ist wie ein Bariton, der in der Oper immer zu früh oder zu spät anfängt zu singen.
Während der Fahrt mit dem Benzinmotor werden die Batterien nicht aufgeladen, das kostet zu viel Brennstoff. Der Gedanke bei einem elektrischen Auto ist ja gerade, dass ein Kraftwerk viel effizienter Strom erzeugen kann. Viele Hersteller vergessen allerdings zu erwähnen, dass es stark vom Energielieferanten abhängig ist. Wenn die Elektrizität in einem Kohlekraftwerk erzeugt wird, verschmutzt auch der Ampera die Umwelt mehr als ein vergleichbares Benzinauto. Wer sich für grüne Energie entscheidet, verursacht fast keine Luftverschmutzung.
Die Leistungen sind beim Fahren sowohl auf Batterie als auch mit Benzinmotor gleich. Insbesondere in der "Sport"-Einstellung bringt er gute Leistungen, und dann ist er sogar ein herausforderndes, schnelles Auto.
Verbrauch
In der Praxis funktioniert die gesamte Technik problemlos und unbemerkt. Opel bietet dem Fahrer verschiedene Hilfssysteme an, um sparsamer zu fahren und/oder zu verstehen, wie das Auto funktioniert. Der Ampera erfordert jedoch keine besonderen Erkenntnisse oder Fähigkeiten vom Fahrer. Wem die besondere Technik egal ist, der kann das Auto fahren wie ein ganz normales Luxusauto mit Automatikgetriebe.
Die große Frage ist: Wie ist der Verbrauch des Ampera? Auch nach einer umfangreichen Testfahrt gibt es dazu keine einfache Antwort. Auf den ersten 60 km ist die Antwort ganz einfach: kein Tropfen.
Nach den ersten 60 km startet der Benzinmotor, un damit beginnt auch der Verbrauch. Das Fahren nur mit Benzinmotor kostet während der verschiedenen Testfahrten genau 6 Liter pro 100 km. Wenn dann also insgesamt 160 km gefahren werden, ergibt sich der kombinierte Verbrauch von 6 Litern pro 160 km (60 km Strom + 100 km Benzin), was sehr sparsam ist (1 Liter auf 26,7 km).
Der wirkliche Verbrauch ist in der Praxis abhängig vom Verhältnis zu den elektrisch gefahrenen Kilometern zu den Kilometern, die mit dem Benzinmotor gefahren werden. Auf dem offiziellen "Neuen Europäischen Fahrzyklus" kommt Opel selbst mit einem Verbrauch von 1 auf 65.
Straßenlage
Durch die Batterien wiegt der Ampera etwa 1.800 kg. Zur Vergleich: Der schwerste Opel Insignia mit Sechszylinder-Motor, Allradantrieb und Automatikgetriebe wiegt 300 kg weniger! Dennoch ist das große Gewicht des Ampera kein Nachteil. Es sorgt dafür, dass das Auto einen würdigen und stabilen Charakter hat. Nur während des Bremsens ist spürbar, dass der Ampera ein schweres Auto ist.
Durch die günstige Verteilung des Gewichtes über die Vorder- und die Hinterräder und die speziell für den Ampera entwickelten Reifen hat das Auto in der Praxis keine Angst vor Kurven. Der Ampera ist kein sportliches Auto und hat nicht einmal einen sportlichen Unterton: der Komfort wird betont.
Luxus
Last but not least wischt der Opel Ampera noch einen wichtigen Vorbehalt gegen elektrische Auto weg. Zur Zeit sind die meisten elektrischen Autos klein und einfach, um Gewicht zu sparen und damit den Aktionsradius zu erhöhen. Der Ampera dagegen ist ein großes, luxuriöses und vollwertiges Geschäftsauto. Dank des elektrischen Getriebes ist der Ampera besonders leise. Sogar das "Metro-Geräusch", das viele andere elektrische Autos erzeugen, gibt es beim Ampera überhaupt nicht.
Einige Einrichtungen aus Opels eigenem Insignia fehlen beim Ampera. So kann der Ampera keine Straßenschilder lesen, und auch die großartigem "gesunder Rücken"-Sitze sind für den Ampera nicht lieferbar.
Raum
Leider ist der Innenraum nicht mit dem einer traditionellen Limousine vergleichbar. Vor allem der Platz auf dem Rücksitz enttäuscht. Der Beinraum ist minimal, und durch die abwärts führende Dachlinie (für eine günstige Stromlinienform) ist auch der Kopfraum mäßig. Der Gepäckraum ist tief, doch durch einen relativ hohen Ladeflur nicht so groß (301 Liter) wie bei anderen Autos dieses Formats. Für das Ladekabel ist ein spezielles Staufach unter dem Kofferraumboden vorgesehen, damit mehr Raum fürs Gepäck bleibt.
Vorne bietet der Ampera den Platz, der in einem Auto dieses Umfangs erwartet werden darf. Außerdem hat das Armaturenbrett eine futuristische Form bekommen, um zu betonen, dass es ein revolutionäres Auto ist.
Fazit
Nimmt der Opel Ampera alle Bedenken gegen elektrisches Fahren? Ja! Der Ampera kombiniert alle starken Punkte eines elektrischen Autos und eines traditionellen Geschäftsautos, ohne neue Nachteile einzuführen.
Der Opel Ampera kann etwa 60 km elektrisch und damit frei von Emissionen fahren (wie frei von Emissionen das ist, ist abhängig vom gewählten Energielieferanten). Andere elektrische Autos fahren nach einer derartigen Strecke nicht mehr weiter. Opel hat dieses Problem mit dem "range extender" gelöst: Nach den 60 elektrisch gefahrenen Kilometern kann der Ampera noch mehr als 400 km mit dem Benzinmotor fahren. Damit hat der Fahrer nie mehr Angst davor, dass sein Ziel nicht erreichbar ist.
Im Gegensatz zu den meistens kleinen elektrischen Autos ist der Ampera ein großes, vollwertiges Reiseauto mit elektrischem Antrieb. Obwohl der Raum auf dem Rücksitz enttäuscht, ist der Raum vorne prima. Dabei bietet der Ampera den selben Luxus wie und, dank des elektrisches Antriebs, sogar mehr Komfort als traditionelle Geschäftsautos.
- Extrem sparsam
- äußerst komfortabel
- Mäßiger Raum hinten
- Niedrige Stoßstangen stoßen regelmäßig auf Bodenschwellen