Nissan Qashqai (2014 - 2021)
Rebell im Maßanzug
Dem Aussehen nach ist die Antwort auf diese letzte Frage: Nein. Seit der Einführung des ersten Qashqai haben viele Marken ähnliche Autos eingeführt. Gerade weil ein Auto wie der Qashqai nach seinem Aussehen gewählt wird, hat die Konkurrenz sich mit dem Design viel Mühe gegeben.
Für Nissan ist der Qashqai eines der meistverkauften Modelle, deshalb ist man keine unnötigen Risiken eingegangen. Der neue Qashqai sieht daher gut aus, aber nicht so gewagt wie einige Konkurrenten. Der neue Qashqai ist sogar noch etwas niedriger geworden, womit dieser vormals so besondere Nissan mehr in Richtung eines durchschnittlichen Stufenhecks geht. Wegen der niedrigeren Sitzposition ist das Gefühl, ein großes, leistungsstarkes Auto zu fahren, praktisch verschwunden.
Jedoch hat diese zweite Generation des Qashqai einen geräumigeren Innenraum, da sowohl Länge als auch und Breite zugenommen haben. Nicht nur vorne, sondern auch hinten haben Erwachsene ausreichend Platz. Da der Gepäckraum beträchtlich gewachsen ist und einen handlichen "doppelten Boden" hat, gibt es keinen "Qashqai +2" mehr. Mit 439 Litern bleibt der Qashqai jedoch leicht hinter anderen "Crossover"-Fahrzeugen in dieser Größenordnung zurück.
Ausstattungsniveau
Die größten Fortschritte finden sich in der Verarbeitungsqualität und der Ausstattung. Der Qashqai kommt nämlich mit einem Überfluss an Technik, mit welcher Sicherheit und Komfort verbessert werden. Viele dieser Technologien wurden bisher nur in teureren Autos angeboten. Darüber hinaus geht man mit dem Qashqai oft einen Schritt weiter als üblich. So gibt es nicht nur die übliche Rückfahrkamera. Es wurden Kameras an allen Seiten des Autos montiert, um ein 360-Grad-Bild zu erhalten. Dabei warnt die Elektronik, falls während des Manövrierens ein bewegliches Objekt (Kind!) im Bild erscheint.
Eine Kamera in der Windschutzscheibe beobachtet die Fahrbahn, steuert das große Licht, warnt, wenn versehentlich die Linien auf der Straße überschritten werden, und liest Verkehrsschilder.
Selbstverständlich bietet Nissan ein kombiniertes Audio-, Navigations- und Kommunikationssystem. Während einer ersten Fahrt funktionierte die Bluetooth-Verbindung nur ab und zu. Bei einer zweiten Fahrt mit einem anderen Qashqai funktionierte Bluetooth richtig.
Eine weitere kleine Unannehmlichkeit: Die Klimaanlage erwärmt den Innenraum ohne Probleme, reagiert aber kaum auf eine Einstellung zum Kühlen. Nachdem etwa 17 Grad angefordert wurden, blieb das System noch gut einer Stunde lang auf Heizen, um dann ziemlich plötzlich und geräuschvoll auf Kühlen umzuschalten.
Straßenlage
Auch die Handhabung wurde durch intelligente Elektronik verbessert, die das Auto kaum teurer, aber viel attraktiver macht. Durch kurzes Bremsen nur auf den Vorder-, oder Hinterrädern wird die Vorderseite bzw. die Rückseite angehoben oder sogar nach unten gezogen. Das wird zum Beispiel genutzt, um leichter über Speed Bumps zu gelangen.
Sogar ein Testwagen auf 19-Zoll-Felgen (Dunlop-Reifen) bot daher überraschend viel Komfort auf holprigen Straßen, ohne dass daraus Nachteile für die Straßenlage entstanden. Zwar hatte ein Testfahrzeug mit 17-Zoll-Rädern mit Michelin-Reifen die gleiche Straßenlage, bot jedoch trotz der kleineren Felgen weniger Komfort. Kurzum: Suchen Sie sich für eine private Testfahrt die notwendigen Straßenschwellen und fragen Sie nach einem Testwagen mit der gleichen Felgengröße wie die des Autos, das Sie zu kaufen gedenken.
Falls notwendig, bremst der Computer ganz kurz auf dem inneren oder äußeren Rad, um den Antrieb besser zu verteilen. Auf diese Weise wird Untersteuern (geradeaus Rutschen in einer Kurve) verhindert, und das Gefühl im Lenkrad bleibt besser. Dank dieser Technik und einer erheblichen Gewichtsreduktion sind die Fahreigenschaften des Qashqai ausgezeichnet. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass dieser Crossover sich mindestens so gut steuern lässt wie ein traditionelles Auto.
Benziner
Nicht nur bei der Elektronik bietet der neue Qashqai einen großen Fortschritt, sondern auch im mechanischen Bereich zeigt Nissan sich mutig. Bei den meisten anderen hat der leichteste Motor in der Preisliste ein Volumen von 1,6 Liter. Nissan setzt da unverfroren einen 1,2-Liter-Benzinmotor ein. Dank eines Turbos ist die Leistung (115 PS / 190 Nm) ähnlich.
Der Unterschied zeigt sich im Verbrauch. Während einer ruhigen Fahrt fällt kaum auf, dass der "Qashqai DIG-T" einen viel kleineren Motor als üblich hat. Das Auto kommt leicht von der Stelle und schwimmt ohne Probleme mit dem Verkehr mit. Wenn dann auch bewusst sparsamer gefahren wird (antizipieren, auslaufen lassen usw.) ist der von Nissan versprochene Verbrauch von 5,8 Liter pro 100 km nicht nur machbar, sondern sogar optimierbar.
Allerdings hat der Motor einen kleinen Nachteil: Wenn Leistung gefragt wird, ist das Auto dazu nicht oder nur mühsam in der Lage. Einfach das Gaspedal eindrücken zeigt wenig Wirkung. Nur durch ein konsequentes Durchtreten des Gaspedals bis zum Anschlag ist die Leistung des DIG-T noch vergleichbar mit denen von Autos mit einem größeren Motor. Der Verbrauch ist dann aber so groß, dass der Vorteil des DIG-T komplett verschwindet.
Diesel
Zusätzlich zu einem wirtschaftlichen Benziner ist der Qashqai auch mit einem bemerkenswert sparsamen Dieselmotor verfügbar. Der "1.5 dCi" wird in Zusammenarbeit mit Renault gebaut, und man findet ihn in Autos vieler Marken wieder! Denn trotz der relativ einfachen Technik bietet dieser kleine Motor eine exzellente Kombination aus Kraft, Flexibilität und niedrigem Verbrauch.
Auch bei einem Kaltstart ist der kleine Dieselmotor schon bemerkenswert ruhig und glatt. Die Übersetzungsverhältnisse sind so gewählt, dass einfach wirtschaftlich gefahren werden kann. Auch mit dem Diesel wurde daher ohne große Schwierigkeiten der vom Hersteller angegebene Verbrauch (3,8 Liter pro 100 km) realisiert.
Dank des großzügigen Drehmoments (260 Nm) genügt ein sanftes Antippen des Gaspedal für eine deutliche Beschleunigung. Da der 1.5 dCi seine Leistung mit so viel Leichtigkeit erbringt, bleibt die Drehzahl immer niedrig, und man fährt mit großer Leichtigkeit lange Distanzen.
Fazit
Sorgt die zweite Generation des Nissan Qashqai für eine genau so große Revolution wie die erste Generation? Ja und nein. Wenn es ums Aussehen geht, hat die Konkurrenz den Qashqai weitgehend überholt; die neue Generation ändert daran nichts. Der Rebell von einst wurde zum Beamten.
Der größte Fortschritt findet sich in der Technik. Der Qashqai stellt Ausstattungsmerkmale aus einem höheren Segment einer größeren Gruppe von Käufern zur Verfügung. Somit hat der Qashqai doch noch einen Vorsprung in Bezug auf Komfort und Sicherheit. Die Straßenlage war bereits gut, aber kommt dank Smart-Elektronik auf ein noch höheres Niveau.
Dem konservativen Aussehen stehen sehr fortschrittliche Motoren gegenüber. Nissan bietet den Qashqai mit kleineren Motoren an als die Konkurenz. Die Leistung ist unbestreitbar niedriger, aber dem steht sowohl ein niedrigerer Kaufpreis als auch ein geringerer Verbrauch gegenüber. Trotz des konservativen Aussehens ist der Qashqai dank der fortschrittlichen Technologie letztendlich genau so revolutionär wie die erste Generation.
- Sehr sparsam
- Ausgezeichnete Straßenlage
- Klevere, brauchbare Technik
- Klimaanlage macht was sie will
- Bluetooth-Verbindung nicht 100 % zuverlässig