Datum der Veröffentlichung: 28 September 2014
Nissan Pulsar
Autotest

Nissan Pulsar

Es lebe der gesunde Menschenverstand

Autotest - Vor ein paar Jahren fand Nissan eine einfache Möglichkeit, sich von den übrigen Marken zu unterscheiden, indem sie besondere Modelle bauten. Denken Sie an den beliebten Qashqai, Juke und der verrückte revolutionäre Leaf. Doch nun stellt Nissan ein einfaches, durchschnittliches, mittelgroßes Auto vor, welches das Gefühl der anderen Modelle spontan vergessen lässt. Warum?

Als Nissan sich für die Herstellung von besonderen Autos entschied, war der Wettbewerb mörderisch. Indem sie den soundsovielten durchschnittlichen Mittelklassewagen vorstellen, würde Nissan nur wenig davon profitieren. Durch das Angebot von Sondermodellen zu einem erschwinglichen Preis wusste Nissan sich einen völlig neuen Markt zu eröffnen.

Darüber hinaus ging Nissan dies von Anfang an clever an. Die neuen Modelle wurden nämlich so entwickelt, dass die Hauptbausteine untereinander austauschbar waren. Auf diese Weise konnten dann einfach neue Modelle vorgestellt werden, ohne dass dabei hohe Investitionen notwendig wurden. Die Einführung eines neuen Mittelklasse-Autos wurde deshalb viel weniger riskant.

Nissan Pulsar

Besser noch: Weil die Entwicklungskosten relativ niedrig sind, konnte Nissan es sich leisten, ein Modell zu entwickeln, das nur für den europäischen Markt gedacht war. Und weil das Angebot "spaßiger" Autos nun vervollständigt war, konnte Nissan sich ganz auf den Bau des nüchternsten und funktionalsten Fahrzeugs seiner Art konzentrieren.

Platz

Starten Sie die Probefahrt (oder den Besuch eines Händlers) doch mal hinten. Der Platz auf dem Rücksitz ist wirklich gigantisch! Der Pulsar bietet nicht nur mehr Platz im Fond als alle seine Konkurrenten, er hat sogar noch mehr Platz als die meisten Autos eines höheren Segments. Dies geht dabei aber nicht auf Kosten vom Gepäckraum, auch dieser ist (obwohl man sich über eine kräftige Hebeschwelle plagen muss) mit 385 Liter großzügig bemessen.

Der Platz vorne ist ebenfalls prima, aber das gilt für alle Autos in diesem Segment. Darüber hinaus wird sich der Fahrer sofort zu Hause fühlen. Das ist auf Details wie extra breite Armauflagen in den Türen und eine gute Rundumsicht zurückzuführen.

Einmal hinter dem Lenkrad gesessen, sind die Standardelemente der anderen Nissan-Modelle sofort erkennbar. Das ist sicher kein Nachteil, es bedeutet lediglich, dass dieses funkelnagelneue Auto genau so duchdacht konzipiert wurde wie die bereits vorhandenen Modelle.

Viel wichtiger ist, dass der Pulsar mit der gleichen fortschrittlichen Elektronik ausgestattet ist wie die anderen Modelle. Das Audio-, Navigations-, und Kommunikationssystem funktioniert sehr gut.

Sehr wertvoll ist der "Safety Shield", in welchem mehrere Sicherheitssysteme kombiniert wurden. Damit wird der Fahrer vor Objekten im toten Winkel des Außenspiegels gewarnt, und das Auto bremst wenn nötig bei Hindernissen. Der Pulsar ist, wie die größeren Nissans, mit Kameras ausgestattet und manövriert leicht. Autozine meint, dass dies für ein kompaktes Auto eher etwas übertrieben ist.

Nissan Pulsar

Fahren

Der Pulsar sieht nicht nur anders aus als die "Spaß-Modelle" von Nissan, sondern fährt auch anders. Der Pulsar ist als "Gebrauchsgegenstand" gedacht und versucht sich so viel wie möglich im Hintergrund zu halten. Sollte der Pulsar doch einiges an Charakter zeigen, dann ist das ein gewisses Grandeur, das ein angenehmes Gefühl der Ruhe und Klasse verleiht.

Nissan Pulsar

Daneben sind alle möglichen Systeme aktiv, um die Handhabung zu verbessern, aber der Fahrer bemerkt davon nichts. So ist die Straßenlage ausgezeignet, weil die Motorleistung in der Kurve variabel auf beide Vorderräder verteilt wird (das äußere Rad bekommt einen größeren Abstand und erhält daher mehr Leistung). In Sportwagen trägt dies zu einem herausfordernden Charakter bei, beim Pulsar bietet es lediglich zusätzliche Sicherheit.

Motoren

Das gleiche gilt für die Motoren: Diese leisten ihre Arbeit unauffällig und haben eine so nachsichtige Natur, dass der Fahrer kaum merkt, was für eine Maschine er unter der Haube hat. Bei der Erstellung dieses Artikels war die Auswahl beschränkt: Nissan bietet einen Benziner (1.2 DIG-T) und einen Diesel (1.5 dCi). Beide liefern in etwa die gleiche Leistung, aber der Charakter ist etwas anders.

Nissan Pulsar

Beide Motoren sind der Leistung wegen stark von einem Turbo abhängig; unter 2.000 Umdrehungen pro Minute ist die Kapazität gering und fällt die Geschwindigkeit zurück. Darüber hinaus ist der in Zusammenarbeit mit Renault entwickelte Diesel stark und vor allem sehr sparsam. Der von Nissan angegebene Verbrauch von 3,6 Litern pro 100 km ist jedoch zu niedrig angesetzt. Rechen Sie bei einer entspannten Fahrweise eher mit 4 Litern pro 100 km und bei einem geschmeidigen Fahrstil mit ca. 5 Liter pro 100 km.

Benziner

Der Dieselmotor ist bereits leise, der Benziner fast unhörbar. Abhängig von der Windrichtung ist nur etwas Windgeräusch beim A-Stil hörbar. Die Reifen sind in den meisten Fällen nicht zu hören.

Nissan Pulsar

Der Benziner verlässt sich stark auf den Turbo, ist aber letztendlich lebendiger. Auch hier ist der von Nissan versprochene Verbrauch in der Praxis kaum realisierbar. Rechnen Sie statt der angegebenen 5 Liter pro 100 km mit 6,5 Litern.

Wenn weniger sanft mit dem Gaspedal umgesprungen wird, kann der "1.2 DIG-T" freudig zubeißen. Dann bietet sogar der Pulsar einiges an Fahrspaß.

Nissan Pulsar

Fazit

Warum liefert Nissan nach Jahren der Abwesenheit wieder ein gutes mittelgroßes Familienauto? Weil sie es können! Als die Entwicklung neuer Modelle teuer war, entschied sich Nissan für Sicherheit, indem sie sich nachdrücklich von der Masse unterschieden. Wer auf der Suche nach einem besonderen und zugleich erschwinglichen Auto war, hatte nur eine Wahl: Nissan

.

Nissan hat diesen Vorteil genutzt, um hinter den Kulissen eine neue Bauweise zu entwickeln mit dem Ergebnis, dass dessen Komponenten einfach austauschbar sind und neue Modelle ohne großen Kostenaufwand entwickelt werden können. Da Nissan Auto-Liebhaber bereits mit aktuellen Modellen bedient, konnte man sich mit dem Pulsar auf Komfort, Funktionalität und Haltbarkeit richten. Noch mehr als bei der Konkurrenz ist der Pulsar daher ein Auto, das mit gesundem Menschenverstand gewählt wird.

plus
  • Prima Straßenlage
  • Ruhige, sparsame Motoren
  • Sehr geräumig, vor allem im Fond
minus
  • Wenig bescheidener Preis
  • Nicht so sparsam wie versprochen
  • Hohe Trageschwelle zum Gepäckraum