Nissan Primera
Eine Zeitkapsel
Nach dem Einstieg wird sofort deutlich, daß es nur eine Prahlerei ist, wenn Nissan behauptet, daß der Primera eine neue Form der Intelligenz ist, weil er neu durchdacht worden ist. Bezüglich der Modellgeschichte sollte der Primera jedoch das letzte Auto seiner Art sein. Aber Nissan, unter der Leitung des Designers Stephane Schwarz, ließ bereits mit dem X-Trail sehen, wozu man in der Lage ist. Beim Primera strengt man sich noch mehr an.
Das Armaturenbrett ist zusammen mit der Windschutzscheibe wie ein großes Oval um die Vordersitze gebaut. Zentral in der Bedienung steht ein großes Display, worauf alle relevanten Informationen über Funktionen erscheinen, die in diesem Moment bedient werden. Unter dem Display findet man auf einem Tableau alle Schalter, die nötig sind, um diverse Einrichtungen zu bedienen. Ein Teil der Schalter hat mehrere Funktionen, wobei das Display anzeigt, welche Funktion zu welchem Schalter gehört. Auf diese Weise ist es möglich die Tastenanzahl zu beschränken und das kommt der Übersichtlichkeit zu Gute.
Nissan nennt das ganze Display mit Schalterleiste "N-Form". Wenn die Klimaanlage aktiv ist (auch im hier gefahrenen Basismodell standard), erscheint auf dem Display eine Abbildung des Luftzuges und der Innen- und Außentemperatur. Mit der Betätigung des Radioschalters erscheinen auf dem Display Sender, Lautstärkeanzeige und eventuell die Tonregelung. Beim Einschalten der Beleuchtung blendet das Display ab, weil es so im Dunkeln angenehmer ist. Gut gemeint, aber wenn bei Tageslicht mit Beleuchtung gefahren wird, wird das Display völlig unlesbar (trotz der einstellbaren Armaturenbrettbeleuchtung). Über dem Display befinden sich mittig auf dem Armaturenbrett drei konventionelle, analoge Instrumente für die Geschwindigkeit, die Drehzahl und die Tankanzeige. Dabei hat Nissan die Instrumente etwas auf den Fahrer gerichtet, so daß diese perfekt lesbar sind ohne zu verzerren.
Trotz seiner sehr guten Ergonomie und seiner sehr frischen Innenraum Ausstrahlung, bleibt die versprochene neue Form der Intelligenz im hier gefahrenen Basismodell weiterhin aus. In den teureren Ausführungen macht das Display Platz für einen Farbbildschirm, womit mehrere Möglichkeiten verfügbar sind. Auf diesem Monitor erscheinen nicht nur die Basisinformationen, sondern z.B. auch das Bild aus der standard eingebauten Rückfahrkamera und das optionale Navigationssystem. Außerdem haben die "intelligenteren" Ausführungen des Primera eine besondere Ausstattungsform, die bis jetzt nur in wenigen, sehr exklusiven "deutschen Modellen" verfügbar war: ein Tempomat mit Lasertechnologie. Dank den vorne auf dem Auto angebrachten Sensoren kann ein elektronisches System den Abstand bis zum Vordermann messen. Abhängig von der Geschwindigkeit und dem Abstand zum Vordermann, kann das intelligente System die Geschwindigkeit des Tempomaten anpassen. Selbstverständlich gehören ein Regensensor und Xenon-Scheinwerfer auch zur Ausstattung des intelligenteren Primera.
Variation
Bei der Sicherheit hat man bei keinem Primera gespart. Auch hier legt Nissan voller Stolz den Nachdruck auf die durchdachten Systeme. Besonders dabei ist, daß Nissan diese letzte Generation der oft fortschrittlichen Systeme zum ersten Mal in einem Auto dieser Preisklasse einführt. Jeder Primera ist standard mit u.a. sechs Airbags (außer das absolute Einsteigermodell mit einem 1.6-Liter Motor und Visia-Ausführung), ABS, EBD und aktiven Kopfstützen ausgestattet. Letztere Funktion ist auch spürbar, nicht nur wenn das Auto in einen Unfall verwickelt wurde, sondern auch wenn der Fahrer sich tief in die Rückenlehne kuschelt, ist eine sichere Reaktion der Kopfstütze zu fühlen. Zur Sicherheitstechnik gehört auch bei Nissan die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und Anti-Überfall Installation. Einmal auf die Entriegelungstaste gedrückt öffnet sich nur die Fahrertür, erst wenn man zum zweiten Mal die Taste betätigt, sind alle Türen auf. Wenn der Motor an ist, ist der Kofferraum außerdem immer zu.
Der neue Primera ist sofort in einer großen Anzahl von Karosserievarianten lieferbar. Das Auto ist als Hatchback, Sedan und Kombi verfügbar. Kennzeichnend für jede Ausführung ist die glatte Form mit festen Linien, die ohne irgendwelches Hindernis von vorne nach hinten laufen. Das schönste Detail ist der "Knick", den man sowohl vorne auf der Nase als auch hinten finden kann. Das macht den Primera nicht nur modern, sondern fast futuristisch! Da die Nase direkt unter der Windschutzscheibe bereits stark neigt, ist die Motorhaube der Sicht des Fahrers entzogen, was beim Einparken etwas unangenehm ist. Der Platz vorne ist durchschnittlich bis geräumig für ein Auto in dieser Klasse, der Platz auf der Rücksitzbank ist riesig. Der Kofferraum ist tief und groß, aber durch die Form der Heckklappe dieser Stufenheck-Ausführung nicht zugänglich für große Gepäckstücke. Die Rücksitzbank ist jedoch in zwei Teilen (60/40) klappbar, so daß auch sehr große Koffer durch die Heckklappe schließlich einen Platz finden können.
Wenn es um die Motoren geht, sah Nissan nicht viel Platz für spektakuläre Verbesserungen. Die Triebwerke, die im Nissan-Programm stehen, sind deswegen nur mit kleinen Änderungen auch im Primera zu finden. Im Bereich Benzinmotoren sind das ein 1.6, ein 1.8 und ein 2.0-Liter Motor. Direkt bei der Einführung ist jedoch der neu entwickelte 2.2-Liter Common Rail Diesel lieferbar. Der 1.8-liter Benzinmotor dieses Testautos punktet in jedem Bereich. In der Stadt ist der Primera stark und kann schaltfaul gefahren werden. Auf der Autobahn kommt das Auto sehr gut mit dem restlichen Verkehr mit und es ist auch möglich im 5. Gang flott zu überholen. Der endgültige Testverbrauch von 7.3 L/100 Km ist noch einen Bruchteil geringer als die Fabrikangabe.
Fazit
Es gibt einen IQ, der für Intelligenzquotient steht. Es gibt auch einen EQ und dieser steht für Emotionsquotient. Aber wenn Nissan verspricht, daß der neue Primera eine neue Intelligenzform ist, bleibt nur eine Möglichkeit übrig: es gibt jetzt auch einen NQ für "Nissan Quotient". Das bedeutet dann, gut durchdachtes und wirklich frisches Design des Äußeren und des Innenraums. Dabei steht die Technik zentral, um das Auto nicht nur von der Masse zu unterscheiden, sondern auch sehr benutzerfreundlich zu machen.
- Viel Platz hinten
- Geschickte Technik
- Sehr frisches Design
- Beim Parken unübersichtlich
- Kopfstützen zu nahe am Kopf
- Display unlesbar bei Sonnenschein