Datum der Veröffentlichung: 12 September 2022
Mini Electric
Autotest

Mini Electric

Ein grüner Mini

Autotest - Mini ist bekannt für sein klassisches Design und sein dynamisches Fahrverhalten. Aber auch Mini muss umweltfreundlicher werden, und deshalb gibt es jetzt eine elektrisch betriebene Version des Kultmodells. Aber passt der Elektroantrieb zu einem Retro-Modell? Und ist ein grüner Mini genauso attraktiv wie die Varianten mit konventionellem Verbrennungsmotor?

Mini stand vor einer großen Herausforderung. Eine völlig neue Version ist noch nicht fertig, aber die Plattform des bestehenden Modells (von 2014) ist nicht für den Elektroantrieb ausgelegt. Er ist für einen großen Verbrennungsmotor mit kleinem Kraftstofftank ausgelegt, und ganz sicher nicht für einen kleinen Elektromotor mit großer Batterie.

Mini Electric

Um dieses Problem zu lösen, hat Mini das bestehende Modell etwas höher
gemacht und so mehr Platz für die Batterien im Boden geschaffen. Dies führte jedoch zu einem neuen Problem: Batterien sind schwer und die viertürige Version (mit verlängertem Radstand) würde durchhängen. Ebenso würde der Verlust der Tragfähigkeit des Daches bedeuten, dass das Cabrio nicht stabil genug wäre, um die vom Hersteller angestrebte Sicherheit und den Fahrspaß zu gewährleisten. Deshalb ist der Mini Electric auch nur als Dreitürer erhältlich.

Am Design des Dreitürers hat sich wenig geändert, obwohl das Modell beim letzten Facelift 2018 modernisiert wurde. Der Mini hat immer noch sein fröhliches und spritziges Aussehen, während viele andere Elektroautos auf der Suche nach einem modernen Look ihren Charakter verloren haben. Außerdem sieht der Testwagen in Grün mit braunem Interieur schick und vor allem sehr britisch aus.

Raum und Ausstattung

Die Innenausstattung ist noch immer an das Original aus den 1960er Jahren angelehnt. Die meisten Funktionen werden über Wippschalter gesteuert, und in der Mitte des Armaturenbretts befindet sich eine große runde Uhr. Doch diese runde Uhr dient schon lange nicht mehr als Tachometer. Hinter dem Lenkrad befindet sich nämlich ein Display, das die Geschwindigkeit und andere Daten für den Fahrer anzeigt. Die zentrale runde Uhr beherbergt daher das Display für das Infotainmentsystem. Mini hat sich nicht die Mühe gemacht, einen runden Bildschirm herzustellen und nutzt daher nur einen Bruchteil der verfügbaren Fläche. Daher sind die Beschriftung und die virtuellen Schaltflächen oft ungünstig klein.

Der Mini F56, wie dieses Modell intern genannt wird, wurde schrittweise modernisiert und ist daher in Sachen Luxus und Sicherheit auf dem neuesten Stand. Allerdings sind viele Dinge, die bei anderen Marken Standard sind, bei Mini optional. Der Hersteller verhält sich also wie eine "Premiummarke", und das ist nicht ganz unberechtigt. Die Verarbeitungsqualität, die verwendeten Materialien und die ausgesprochen solide Anmutung liegen weit über dem Durchschnitt für ein Auto in diesem Segment.

Die Beinfreiheit vorne ist gut, die Kopffreiheit gerade ausreichend. Der Platz im Fond ist minimal, aber das gilt für die meisten Autos dieser Größe. Der Kofferraum ist durchschnittlich groß und die Ladekabel können in einem großen Fach unter dem Ladeboden verstaut werden. Obwohl ein Elektromotor viel kleiner ist als ein Verbrennungsmotor, hat Mini es nicht für nötig gehalten, einen zweiten Kofferraum unter der Motorhaube einzurichten.

Mini Electric

Elektroauto

Wie bereits erwähnt, hat Mini ein bestehendes Modell mit einem Elektroantrieb nachgerüstet. Da der Hersteller dem Innenraum keinen Platz wegnehmen wollte, ist der Mini Electric mit einer relativ kleinen Batterie ausgestattet. Bei den Batterien gibt es keine Wahl: Der Mini Electric hat immer eine Batterie mit einer Kapazität von 40 kWh, die eine theoretische Reichweite von 225 km ermöglicht. Das ist deutlich weniger als die Reichweite seiner direkten Konkurrenten, vor allem, wenn man den Preis mit einbezieht.

Die begrenzte Reichweite erklärt sich nicht nur durch die kleine Batterie, sondern auch durch den starken Elektromotor. Um dem Mini Electric den lebendigen Charakter zu verleihen, für den er bekannt ist, wurde die Leistung der Reichweite vorgezogen. Schon im Standardmodus ist das Auto sehr laufruhig. Im Sportmodus ist der Mini Electric geradezu schnell und eifrig. Außerdem: Strom ist leicht verfügbar.

Um Energie zu sparen, gibt es einen "grünen" und einen "grünen+" Modus. Diese ermöglichen nach wie vor ein müheloses Fahren, obwohl bei letzterem auch die Klimaanlage abgeschaltet wird. Fast unabhängig von der Geschwindigkeit ist der Mini Electric sehr leise, was insofern bemerkenswert ist, als dem Design gegenüber der Stromlinienförmigkeit höchste Priorität eingeräumt wurde.

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Die Muttergesellschaft BMW hat das Einpedalfahren praktisch erfunden. Deshalb ist der Mini Electric serienmäßig auf Einpedalfahren eingestellt. Das bedeutet: Je abrupter das Gaspedal losgelassen wird, desto mehr nimmt die Geschwindigkeit ab (und Energie wird zurückgewonnen!). Das Bremspedal wird nur in Notsituationen betätigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Elektroautos hat der Fahrer des Mini nicht das Gefühl, dass er im Einpedalbetrieb ständig gegen einen Widerstand ankämpft. Stattdessen merkt man, wie schön das Auto rollt, als ob die Räder noch ein bisschen "runder" wären!

Natürlich kann der Einzelpedalmodus abgeschaltet werden, aber auch dann gewinnt der Mini Electric beim Loslassen des Gaspedals noch etwas Energie zurück, um die Effizienz zu verbessern. Außerdem leuchtet dann eine orangefarbene Lampe am Wählhebel auf, um anzuzeigen, dass dies keine gute Idee ist.

Bei moderater Fahrweise lag der Testverbrauch auf einer Strecke mit Landstraßen und Autobahnen bei 13,4 kWh pro 100 km. Dies ist wirtschaftlicher als Mini verspricht und erklärt sich zum Teil durch die idealen Wetterbedingungen (warm und windstill). Die Besitzer berichten von einem deutlich höheren Langzeitverbrauch und damit von einer Reichweite von rund 185 realen Kilometern bei voller Batterie.

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Straßenlage

Ein bestehendes Auto mit einem Elektroantrieb nachzurüsten ist schon eine große Aufgabe, sein Gewicht zu verbergen eine noch größere Herausforderung. Zumal Mini einen guten Ruf hat, wenn es darum geht, sich lebendig zu verhalten.

In diesem Fall ist die kleine Batterie sogar ein Vorteil! Darüber hinaus wurde eine straffe und manchmal geradezu harte Federung in Kombination mit einer direkten Lenkung gewählt. Auf diese Weise reagiert das Auto reibungslos auf die Befehle des Fahrers. Dank dieses schnellen Ansprechverhaltens in Kombination mit dem starken Motor gelingt es dem Mini, sein Gewicht perfekt zu kaschieren. Das Handling ist daher souverän und der Fahrspaß mindestens so groß wie bei den Varianten mit weniger grünem Antrieb.

Mini Electric

Schlussfolgerung

Ist der Mini Electric so spielerisch und begehrenswert wie die konventionell angetriebenen Varianten? Auf jeden Fall! Da Mini jedoch ein bestehendes Modell zu einem Elektroauto umrüstete, war nur Platz für eine kleine Batterie. Da die Batterie der teuerste Teil eines Elektroautos ist, könnte man erwarten, dass der Mini Electric preiswert angeboten wird, aber das Gegenteil ist der Fall. Der Mini Electric ist teurer als die Elektroautos der Konkurrenz, die neben einer größeren Reichweite auch mehr Platz und/oder Luxus bieten.

Und Mini gibt dafür nur eines zurück: Spaß! Die Probefahrt zeigt, dass der Spaß so groß ist, dass viele deshalb den hohen Preis oder die begrenzte Reichweite gerne in Kauf nehmen. Der Spaß beginnt schon bei der Optik, die dem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht zaubert, noch bevor er den ersten Meter gefahren ist. Beim ruhigen Fahren merkt man, wie raffiniert der Mini im Laufe der Jahre in Bezug auf Bauqualität, Ausstattung und Handling geworden ist. Seine größte Anziehungskraft liegt natürlich in seinem spritzigen Fahrverhalten, denn auch dieser grüne Mini schafft es, jeden mitzureißen.

plus
  • Viel Fahrspaß
  • Solides Gefühl
  • Erfolgreiches Design
minus
  • Hoher Preis
  • Kleine Auswahl
  • Bombastischer Klang Standard-Audiosystem