MG 3
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MG ist vor einigen Jahren in chinesische Hände gefallen, und seither hat sich die Marke neu erfunden. Die ersten Modelle unterschieden sich alle in Stil und Namensgebung. Mit dem "3" zeigt sich, dass der neue MG zu sich selbst gefunden hat. Nach den Mittelklassemodellen "4" und "5" heißt das Kompaktmodell "3". Außerdem folgt der 3 dem Stil, den man schon beim 4 und 5 gesehen hat.

Der 3 ist kein SUV (das ist heutzutage eine Neuigkeit) und zeichnet sich durch eine doppelte Schulterlinie aus. Es gibt eine solche markante Linie unter der C-Säule sowie vom Vorderrad bis zur Hintertür. MG beschreibt die Nase als die eines Jägers, der sich mit scharfen Augen an seine Beute heranpirscht. Je nach gewähltem Blickwinkel (zum Betrachter hin oder von ihm weg) blickt die 3 irritiert oder auch entschlossen auf das Ziel hinunter. Die Außenspiegel sind zum Teil in Schwarz gehalten, was sie schlanker erscheinen lässt. Neben den langweiligen Standardfarben (Schwarz, Weiß, Grau) ist der 3 auch in Rot, Gelb und Hellblau erhältlich.
Ein sparsames Auto hat oft auch ein "sparsames" Interieur. MG hingegen hat ein Gleichgewicht zwischen Verarbeitungsqualität, Materialauswahl und Preis gefunden. Dank Details wie den Sitzbezügen und einem schönen Muster auf dem Armaturenbrett ist dieser MG zwar einfach, aber keineswegs schäbig.
Das Platzangebot vorne ist gut und die Vordersitze sind ausreichend verstellbar. Allerdings ist das Lenkrad nur in der Höhe und nicht in der Tiefe (Abstand zum Fahrer) verstellbar. Dank einer dünnen A-Säule ist die Rundumsicht gut. Wenn große Erwachsene vorne sitzen, reicht der Platz im Fond gerade für zwei weitere Erwachsene. Der Kofferraum ist groß, das Handschuhfach ist es nicht.
Ausstattung
Die Ausstattung ist auf dem Papier modern und komplett, aber in der Praxis merkt man, wo MG spart. Am Lenkrad befindet sich eine Sprachtaste, aber das Auto hat keinen intelligenten Assistenten! Dafür braucht man ein Smartphone mit Apple CarPlay oder Android Auto. Das eingebaute Navigationssystem soll über eine Internetverbindung über aktuelles Kartenmaterial verfügen, aber es kennt keine aktuellen Adressen! Die Anordnung der Menüs ist manchmal etwas umständlich. Wenn man zum Beispiel die Audiotaste drückt, kann man nur Musik von Bluetooth oder USB abspielen. Das Radio kann nur aktiviert werden, indem man vom Startbildschirm aus wiederholt auf einen Pfeil klickt, bis der FM/DAB+-Tuner erscheint. Eine Besonderheit für einen Kleinwagen ist die 360-Grad-Kamera, die beim Manövrieren die Umgebung des Fahrzeugs erfasst.
Die Sicherheitsfunktionen stützen sich ausschließlich auf die Kamerabilder und werden bei schlechter Sicht nicht durch Radar oder Lidar unterstützt. MG folgt damit dem Beispiel von Tesla und ist zuversichtlich, dass sich die Technologie so schnell entwickelt, dass die Kameras irgendwann auch durch Regen und Schnee sehen können.
Der 3 verfügt über alle von der Europäischen Union geforderten Sicherheitsmerkmale. Wie bei allen neuen Autos warnt die Elektronik bei Fehlern oder Unachtsamkeiten, und oft ist dies unberechtigt, weil Verkehrszeichen für Parallelstraßen oder Ausfahrten gelesen werden. In einem Punkt ist der 3 sogar noch kritischer als andere Autos: Wird der MG auf einer schmalen Straße überholt, ertönt eine Warnung, auch wenn der Fahrer die Spur nicht wechselt! Glücklicherweise ist der Warnton des 3 bescheiden und die Funktionen lassen sich leicht abschalten.

Hybrid nach MG
Im Gegensatz zu den meisten anderen Modellen von MG ist der 3 kein Elektroauto. Aber er ist mehr als ein Standard-Hybrid! Für den 3 hat MG den vorhandenen Motor aus dem ZS so angepasst, dass er im so genannten "Atkinson"-Zyklus arbeitet. Das macht einen Verbrennungsmotor sehr sparsam, aber weniger laufruhig und leistungsstark. MG hat den notwendigen Anlasser so modifiziert, dass er den Benzinmotor unterstützen kann und dessen Unwilligkeit weniger auffällt (ähnlich dem Betrieb eines Mild-Hybrid). Außerdem gibt es einen leistungsstärkeren Elektromotor, der den Antrieb bei niedrigeren Geschwindigkeiten (bis 80 km/h) und/oder geringerer Last vollständig übernimmt (ähnlich wie bei einem Vollhybrid). Der MG 3 verfügt über ein Dreigang-Automatikgetriebe, wobei jeder Gang auf einen der Motoren bzw. Motorkombinationen abgestimmt ist.
Neben dieser einzigartigen Abstimmung bietet MG noch ein weiteres technisches "Gimmick": Der Fahrer kann in drei Stufen wählen, wie stark das Auto beim Loslassen des Gaspedals abbremst und damit wie viel Energie beim Ausrollen und Bremsen zurückgewonnen wird. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten verhält sich MG hier nicht kindisch: Maximale Rekuperation heißt wirklich maximal, und so reicht oft schon das Loslassen des Gaspedals zum Bremsen (einer der Vorteile des elektrischen Fahrens). Wer das unangenehm findet oder sich nicht daran gewöhnen kann, kann die Funktion abschalten. Wer diese Funktion gut nutzt, kann den Verbrauch noch weiter senken.

In der Praxis funktioniert das ungewöhnliche Konzept von MG sehr gut! Aus dem Stillstand heraus hat der 3er immer die entschlossene Beschleunigung eines Elektroautos, und das allein ist schon ein großes Plus gegenüber der konventionell angetriebenen Konkurrenz! Bei ruhiger Fahrweise sorgt der Hybridantrieb für noch mehr Ruhe. Wenn man das Gaspedal tief durchdrückt, kann der Benzinmotor sehr hoch drehen und sich recht laut bemerkbar machen. Das wird aber mit guten Leistungen belohnt. Für ein solches Auto ist der 3 sogar erstaunlich schnell, auch bei hohen Geschwindigkeiten.
Auf einer Strecke mit Stadtverkehr, Landstraßen und Autobahnen lag der Verbrauch bei moderater Fahrweise bei 5,4 Litern pro 100 km (Werksangabe: 4,4 Liter pro 100 km). Das ist vergleichbar mit dem Verbrauch eines Autos, das eine Nummer kleiner ist, während die Leistung die eines größeren Autos ist!

Fahrverhalten
Der MG 3 wurde mit Blick auf den europäischen Markt entwickelt, und das merkt man auch an seinem Fahrverhalten. Dennoch war der Testfahrer zunächst erschrocken: Auf schlechten Straßen knarrte die Windschutzscheibe im Rahmen, was auf eine Verwindung ("Biegung") der Karosserie hindeutete. Laut MG handelt es sich bei dem Testwagen um eine so genannte "Vorserie", weshalb die Verarbeitungsqualität möglicherweise geringer ist als bei der endgültigen Serienproduktion.
Dennoch hat MG im Vergleich zu früheren Modellen einen großen Schritt nach vorn gemacht. MG hat eine gute Balance zwischen leichter Lenkung, präzisem Handling und Dynamik gefunden. Ebenso versteht es die Marke jetzt, Komfort und Kommunikation zu verbinden. Damit sind die Fahreigenschaften jetzt genauso gut wie die der europäischen Konkurrenz.

Fazit
Ist der MG 3 eine gute Wahl, da immer mehr Marken sich von Kompakt- und Sparautos verabschieden? Mehr als das! Frühere MGs wurden vor allem wegen ihres günstigen Preises ausgewählt. Chinesisches Fahrverhalten oder andere Unzulänglichkeiten wurden angesichts des Preises als selbstverständlich hingenommen. Mit dem 3er hat MG einen großen Schritt nach vorn gemacht und bietet fast die gleichen Qualitäten wie die etablierten Marken.
Die Sitze sind jetzt für die europäische Statur gemacht. Die Sicherheit entspricht den europäischen Anforderungen. Das Fahrverhalten ist, abgesehen von der besorgniserregenden Verwindung des Testwagens, ähnlich wie bei der europäischen Konkurrenz. Der Hybridantrieb ist den bisherigen Angeboten sogar überlegen. Der Verbrauch ist nicht außergewöhnlich niedrig, aber der MG 3 fühlt sich mehr wie ein Elektroauto an als andere Hybride. Das gilt für das Handling ("Bremsen" durch Loslassen des Gaspedals), die Agilität und die Entschlossenheit.
Kurzum, der MG 3 ist keine Standardalternative, sondern eine bewusste Entscheidung aufgrund seines Charakters und seiner Qualitäten. Es gibt also mehr Auswahl im Kompaktsegment!
- Ausgezeichnete Fahreigenschaften
- Leistungsstarker, sanfter Hybrid-Antrieb
- Sicherheitsmerkmale nur auf der Kamera
- Karosserie verwindet sich bei schlechten Straßenverhältnissen