Mercedes-Benz C-Klasse (2007 - 2013)
Zurück an der Spitze
Der Titel des Tests der vorigen C-Klasse lautete: "Komfort dient dem Menschen". Damals, im Jahr 2000, war es etwas besonderes, dass ein Auto in diesem Segment mit Dingen wie einem Licht- und Regensensor, einem automatisch abblendenden Innenspiegel und eine Navigation mit Staumeldung aufwartete. Heutzutage ist sogar ein einfaches Stadtauto mit derartigen Dingen versehen. Jetzt stehen "Agility Control" und "Comand APS" im Mittelpunkt.
Comand APS
Letztes kombiniert Audio, Video, Navigation, Klimaanlage und Kommunikation in einem System mit Dreh-/Drückknopf. Es ist logisch, einfach und intuitiv zu bedienen. Die grafische Wiedergabe ist die schönste unter allen Systemen, die es derzeit gibt. Das auf Festplatte installierte Navigationssystem kennt die Wege in ganz Europa, die Karten sind schön und klar, die Routen werden logisch und superschnell berechnet.
Mercedes hat das ehemalige Bose-Audiosystem gegen ein bedeutend angenehmer klingendes System von Harman Kardon ausgetauscht. Nicht nur der Klang ist besser, auch an der Quelle ist das Audiosystem hypermodern. Die C-Klasse spielt Musik von Audio-CDs, DVDs und Daten-CDs ab. Musik kann auch auf die Festplatte des Navigationssystem kopiert werden, womit CDs oder Speicherkarten sogar überflüssig sind.
Das Handy wird mittels Bluetooth angeschlossen, damit es freihändig benutzt werden kann. Während des Tests zeigte sich, dass nicht alle Geräte unterstützt werden, wie es sein sollte. Ein Sony-Handy wird sofort erkannt und verbunden. Die Zusammenarbeit mit einem Handy von Samsung war aber unmöglich.
Kritische Note
Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt: "Comand APS" ist eine regelrechte Kopie des iDrive von BMW. Mercedes hat das System an einigen Punkten verfeinert und verschönert, aber originell oder bahnbrechend ist es sicher nicht. Um aber auch etwas Positives zu sagen: Imitation ist die stärkste Form der Bewunderung, und Mercedes gibt hier ein großes Kompliment an den Erzrivalen BMW.
Ein anderer Kritikpunmkt ist die Standardausrüstung. Die C-Klasse ist standardmäßig noch immer ziemlich mager ausgestattet, und alle Einrichtungen die den Wagen wirklich interessant und originell machen, sind Optionen. Neben dem Basispreis muss in vielen Fällen für das komplette Auto 10 bis 15.000 Euro extra gerechnet werden.
Der Innenraum der neuen C-Klasse ist mäßig. Vor allem das Sonnendach des Testwagens nimmt ein bedeutendes Stück vom beschränkten Kopfplatz weg. Die meisten Konkurrenten sind einige Zentimeter höher, und das macht sich bemerkbar. Fahrer, die größer als als 1,80 Meter sind, müssen nach unten sitzen/liegen wie in einem niedrigen Sportwagen.
Auch der Platz hinten ist mäßig, so mancher Mittelklassewagen bietet mehr Platz auf der Rückbank. Der Gepäckraum ist mit 475 Litern allerdings der größte in seiner Klasse.
Kilometerfresser
Die Mercedes-Benz C-Klasse hat sich immer durch die Betonung von Ruhe und Komfort von anderen unterschieden. Dies gilt auch für den Neuling. Der Wagen ist an allen Seiten gewachsen (55 mm länger, 42 mm breiter, 45 mm längerer Radabstand). Das Gewicht ist besser verteilt, und der Schwerpunkt ist in die Mitte verlegt.
Die C-Klasse fühlt sich dank der Anpassungen größer, ruhiger und stabiler an als sein Vorgänger, ist aber gleichzeitig dynamischer und starrer. Das ist der große Pluspunkt der neuen C-Klasse im Vergleich zum Vorgänger. In diesem Segment ist die C-Klasse derzeit der komfortabelste Kilometerfresser.
Agility Control
Die Straßenlage ist ausgezeichnet, und auch bei höherer Geschwindigkeit bleibt der Wagen vorbildlich neutral. Laut Spezifikation ist die C-Klasse mit äußerst fortchrittlichen Sicherheitssystemen versehen, die den Fahrer aus sehr unangenehmen Situationen retten kann. Das Fahrgestell ist aber so gut, dass das in der Praxis selten notwendig ist.
Aufgefallen ist, dass der Wagen Mühe mit kurzen, schnellen Bewegungen hat. Während eines Slaloms zum Beispiel versucht "Agility Control" mit aller Kraft, die Bewegungen abzufangen, um die Ruhe zu bewahren. Das Ergebnis davon ist, dass der Wagen anfängt, enorm zu schwanken. Die Räder folgen sicher der Spur, aber in dieser außergewöhnlichen Situation fühlt die C-Klasse sich an wie ein Wasserbett auf Rädern. Die optionale "Advanced Agility" macht den Wagen dynamischer und löst laut Hersteller dieses Problem.
Motoren
Zu neuen Wagen gehören auch neue Motoren, und hier wurde viel dazugewonnen. Alle Motoren bringen mehr Leistungsvermögen und sorgen für mehr Kraft als vorher, während der Verbrauch niedriger ist. Alle Dieselmotoren sind standardmäßig mit einem Rußfilter versehen. Es wird erwartet, dass der 4-Zylinder-Motor 2,2 Liter Diesel (C220 CDi) am beliebtesten werden wird, deswegen wurde diese Ausführung getestet.
Der Motor wird mit einem Knopfdruck gestartet (vorwärmen ist überflüssig) und ist danach kaum zu hören. In Kombination mit dem (optionalen) fünfgängigen Automatikgetriebe ist es äußerst entspannend, mit der C-Klasse zu fahren. Das Automatikgetriebe passt sich dem Fahrer gut an und schaltet ruckelfrei.
Die Leistungen des 170 PS/400 Nm starken 220 CDi sind ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht immer der Komfort. Bei voller Beschleunigung an der Ampel stehen achteinhalb Sekunden später 100 km/h auf dem Tacho. Aber die übung wird so leicht ausgeführt, dass es aussieht, als ob der Wagen ruhig losfährt.
Auch Zwischenbeschleunigungen macht er mühelos. Beschleunigen von 60 auf 80 km/h werden genauso mühelos gemacht wie von 120 auf 140 km/h. Gerade weil es so einfach geht, besteht das große Risiko, versehentlich zu schnell zu fahren. Um dieses Problem zu lösen, verbaut Mercedes sowohl eine Cruise Control als auch (sehr bequem) einen variablen Geschwindigkeitsbegrenzer. Trotz eines überwiegend ruhigen Fahrstils lag der Verbrauch bei 7,3 Liter pro 100 km, bedeutend höher als die versprochenen 6,8 Liter pro 100 km.
Fazit
Großer Fortschritt, wobei der Charakter erhalten bleibt; so kann die neue C-Klasse zusammengefasst werden. Der neue Mercedes-Benz C-Klasse fühlt sich größer, stabiler und komfortabler an als ihr Vorgänger, fährt aber doch dynamischer. Die Motoren sind merklich stärker geworden. Laut Hersteller sollte der Verbrauch niedriger sein, aber in der Praxis ist das schwerig zu erkennen.
Die Elektronik ist äußerst fortgeschritten. Die Sicherheit hat hohe Priorität, obwohl die C-Klasse in diesem Punkt nicht so einzigartig ist, wie Mercedes-Benz die Käufer glauben lässt. "Comand APS", das Navigation, Audio und Telefonie kombiniert, wirkt ausgezeichnet. Im Gegensatz zum Vorgänger steht die neue C-Klasse nicht einsam an der Spitze, aber mit einem kleinen Vorsprung ist es doch das komfortabelste und fortschrittlichste Auto in seiner Klasse.
- Sehr bequem
- Fortgeschrittene Elektronik
- Mäßiger Raum hinten
- Mäßiger Kopfraum vorne
- Nicht so sparsam wie versprochen