Datum der Veröffentlichung: 23 Juli 2012
Mercedes-Benz A-Klasse (2012 - 2018)
Autotest

Mercedes-Benz A-Klasse (2012 - 2018)

Anders

Autotest - Mercedes-Benz baut Autos aller Typen und Maße. Wer das Einstiegsmodell von Mercedes-Benz haben wollte, war an ein kleines, hohes Familienauto gebunden. Die vorherige Generation der A-Klasse bot alles an Luxus, Sicherheit und Komfort eines vollwertigen Mercedes-Benz. Doch wegen des Äußeren hatte sich manch einer für eine andere Marke entschieden. Die komplett neue A-Klasse ist anders. Es ist sogar das erste Coupé, das Mercedes-Benz in seiner 125-jährigen Existenz einführt.

Die A-Klasse will anders sein als alle anderen Mercedes-Benz-Modelle. Das fängt mit dem Äußeren an. Um junge Kunden anzuziehen, ist die neue A-Klasse kein hoher Familienwagen, sondern ein hippes Coupé. Als ob die Designer die vorherige Generation kompensieren wollten, ist die neue A-Klasse ausgesprochen stur und männlich. Die große Spurbreite und die gedrungene Rückseite lassen das Auto wie einen Kraftmeier aussehen.

So wie es sich bei jungen und hippen Autos gehört, gibt es die A-Klasse in vielen "Geschmacksrichtungen". So werden Pakete angeboten, mit welchen sowohl das Äußere als auch das Ausrüstungsniveau gewählt werden können. So kann die A-Klasse besinnlich elegant verkleidet werden, wobei auch dieser kompakte Mercedes allen Luxus bietet, der die großen Modelle so verlockend macht.

Mercedes-Benz A-Klasse (2012 - 2018)

Das ist aber kennzeichnend für die "älteren" Mercedes. Um ganz anders zu sein, wurde der Testwagen mit einer "AMG Sport" Linie für einen sportlichen Charakter (Sportfahrgestell, 18-Zoll-Felge und herrliche Sportsitze mit außergewöhnlich schöner Verkleidung) und einem "Night"-Paket für ein extravagantes Äußeres ausgestattet; siehe auch den schwarzen Grill, die schwarzen Spiegel und das dunkle Glas auf den Bildern. Er wurde mit einem besonderen matt-metallic-Lack mit der Bezeichnung "Designo Magno Grey" lackiert, der die A-Linie noch spannender macht.

Ein schönes Detail ist das Kevlar auf dem Armaturenbrett, das hinter den Uhren durchläuft. Holzeinlagen gibt es nicht auf der Optionenliste, das ist zu traditionell und altmodisch für die A-Klasse.

Mercedes-Benz A-Klasse (2012 - 2018)
Mercedes-Benz A-Klasse (2012 - 2018)

Luxus und Sicherheit

Um den Unterschied zur vorherigen A-Klasse zu betonen, ist der Sitz nicht hoch, sondern niedrig. Wie in einem Sportwagen liegen Fahrer und Passagier etwas zurück, und das Metall der Türen geht ihnen bis an die Schulter. Der Entwurf des Armaturenbretts ist laut den Designern von Mercedes' eigenem Sportwagen, dem SLS, abgeguckt. Auch im Vergleich mit der Konkurrenz gibt die A-Klasse ein geborgenes, sportliches und sogar exklusives Gefühl, noch bevor man damit gefahren ist. Der Innenraum ist trotzdem vergleichbar mit dem der wichtigsten Konkurrenten.

In Hinblick auf junge Fahrer wurde die A-Klasse mit einer weitgehenden Integration des Handys ausgestattet. Das beschränkt sich nicht nur auf eine Freisprechanlage und das Abspielen von Musik aus dem Speicher des Telefons oder MP3-Players. Mit dem Telefon als Tür zur Außenwelt können während der Fahrt E-Mails, Twitter- und Facebooknachrichten empfangen und verschickt werden. Beim Empfang werden die Berichte vorgelesen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, können nur vorbereitete Nachrichten verschickt werden (allerdings ergänzt durch aktuelle Reiseinformationen). Auch Webradio hören gehört zu den Möglichkeiten.

All diese Möglichkeiten funktionieren allerdings nur mit dem iPhone 4 und 4S. Mercedes-Benz verspricht jedoch daran, an Versionen für ältere iPhones und Android-Geräte zu arbeiten.

Bezogen auf Luxus und Sicherheit wurde die A-Klasse mit (fast) allen Einrichtungen ausgestattet, die auch für die größeren Modelle verfügbar sind. Standardmäßig ist jede A-Klasse mit einem "Colission Assist" bestückt: ein System, das warnt, wenn der Abstand zum Vorausfahrenden zu klein wird. Ganz selbständig bremst die A-Klasse nicht, der Hersteller geht davon aus, dass der Fahrer immer verantwortlich sein muss.

Fahreigenschaften

Ob die A-Klasse auch anders fährt, ist größtenteils vom gewählten Fahrgestell abhängig. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: das standardmäßige, das sportliche und das extra-sportliche Fahrgestell (nur "A250 Sport"). Dabei gibt es standardmäßig Servolenkung und "Direct Steer". Wie der Name schon sagt, reagiert das Auto mit letzterem bedeutend schärfer auf das Lenkrad.

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Laut Meinung der Redaktion ist vor allem "Direct Steer" den Mehrpreis wert. Die standardmäßige Lenkung ist zu leicht, und die direkte Lenkung gibt mehr Gefühl für und Vertrauen in das Auto. Das sportliche Fahrgestell ist damit fast überflüssig, obwohl es die Straßenlage unbestreitbar verbessert.

„Dank der ausgeknobelten Stromlinie (man achte auf die "Seitenspoiler" bei der Heckscheibe) ist der vom Hersteller angegebene Verbrauch leicht machbar.“
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Diesel

Die A-Klasse teilt nicht nur die Plattform mit dem größeren Bruder (der B-Klasse), sondern auch die Motoren. Zuerst wurde mit dem "A200 CDI" gefahren. Im Gegensatz dazu, was diese Typenbezeichnung vermuten lässt, ist es kein 2.0 Liter Motor. Der A200 CDI hat seinen Antrieb von einem 1.8 Liter, 136 PS / 300 Nm kräftigen Dieselmotor.

Dieser Dieselmotor wird in allen Anforderungen gerecht und hat ungeachtet der Drehzahl immer genug Reserve. Dank der ausgeknobelten Stromlinie (man achte auf die "Seitenspoiler" bei der Heckscheibe) ist der vom Hersteller angegebene Verbrauch leicht machbar. Mercedes-Benz behauptet, dass der A200 CDI durchschnittlich 4,1 Liter pro 100 km verbraucht. Sogar mit einem pfiffigen Fahrstil auf anspruchsvoller Fahrstrecke (Berge, Stadt) kam der Verbrauch beim Test nicht über 5,2 Liter pro 100 km.

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Benzin

Der "A200 BlueEfficiency" kombiniert ausgezeichnete Leistungen mit niedrigem Verbrauch. Wie dieser 1.6 Liter Benzinmotor das schafft, ist schon bemerkenswert. Selbst bei niedriger Drehzahl (1.250 rpm) ist der maximale Drehmoment von 250 Nm verfügbar. Damit sollte der A200 ein schnelles und lebendiges Auto sein können.

Um den Verbrauch zu verringern, sind der erste und der zweite Gang extrem lang. In der Praxis geht diese ungewöhnliche Kombination aber schief. Um flott mit dem Verkehr mitzukommen, muss der A200 sehr nachdrücklich angespornt werden, wodurch der Verbrauch immer noch höher wird. Statt des von Mercedes-Benz versprochenen Verbrauchs von 5,4 Liter pro 100 km kostete die Testfahrt 7,8 Liter pro 100 km.

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Sport

Die sportlichste A-Klasse ist der "A250 Sport". Dieser hat nicht nur das ansprechendste Äußere und das stramme Sportfahrgestell, sondern auch einen spannend klingenden Auspuff. Die äußerliche Vorlage wird verstärkt durch einen 211 PS / 350 Nm starken 2.0 Liter Benzinmotor. Der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h dauerte 6,6 Sekunden. Der A250 macht das mit enttäuschend wenig Aggression.

Die Lenkung und das Fahrgestell sind überdeutlich schärfer als bei der normalen A-Klasse, jedoch nicht so scharf wie bei gleichartigen Autos anderer Hersteller. Damit ist der A250 mehr ein schneller Gran Turismo als ein GTI. Das ist eine logische Wahl, denn Mitte 2013 folgt ein 350 PS starker A45 AMG.

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Fazit

Mercedes-Benz führt die neue A-Klasse ein, und diese ist anders als anders. Die vorherige A-Klasse war ein praktischer Familienwagen mit einem hohen Sitz. Die neue A-Klasse ist ein auffällig geformtes Coupé mit dem Interieur eines Sportwagens. Bezüglich Qualität und Ausrüstung ist auch diese eigensinnige A-Klasse ein Vollblut-Mercedes-Benz.

Der Charakter der A-Klasse wird größtenteils durch den Käufer bestimmt. Mit Optionspaketen können das Äußere, die Ausrüstung und die Fahreigenschaften selbst vorgegeben werden. Dennoch bleibt ein Mercedes ein Mercedes, und der Komfort steht weit oben. Sogar die sportlichste Version ist deshalb weniger ausdrücklich als gleichartige Modelle anderer Hersteller. Außerdem bringt die direkte Konkurrenz in Sachen Infotainment, Sicherheit und Kraftstoffersparnis ein wenig mehr.

Schließlich ist der wichtigste Charme der A-Klasse vor allem, dass es ein Mercedes-Benz ist. Wer ein Auto wie dieses kauft, macht das vor allem aus Emotion. Dann zählen Image, Äußeres und Charakter. In diesem Punkt liegt die A-Klasse höher als je zuvor, und das macht dieses Modell angenehm anders.

plus
  • Gelungene Formgebung
  • Komfortabel mit sportlichem Unterton
  • Kleiner, aber vollwertiger Mercedes Benz
minus
  • Hoher Preis
  • A200 weniger sparsam als versprochen
  • Weniger fortschrittlich als die Konkurrenz