Datum der Veröffentlichung: 15 November 2004
Mercedes-Benz A-Klasse (2004 - 2012)
Autotest

Mercedes-Benz A-Klasse (2004 - 2012)

A wie Außergewöhnlich?

Autotest - Wie wurde die erste Generation der Mercedes A-Klasse unterschätzt! Bei der Markteinführung dieses vollständig neuen Konzeptes wußten einige nicht was sie über dieses kurze, hohe Auto denken sollten. Nach einigen Anlaufproblemen konnte der "Baby Benz" dennoch die Herzen seiner Fahrer erobern und einige Jahre später folgte die Konkurrenz mit eigenen Entwicklungen. Entfacht Mercedes-Benz jetzt wieder erneut eine Revolution mit einer vollständig neuen A-Klasse?

Haben die Designer der ersten Generation der A-Klasse damals schon geahnt, wie groß ihr Einfluß auf den Automarkt sein wird? Mittlerweile ist es schon beinahe etwas besonderes, wenn ein neues Auto nicht höher, kompakter aber zugleich geräumiger, als früher ist. Stufenhecks werden höher, Geländewagen geräumiger, Stadtautos pfiffiger und das ganze nur aus einem Grund, weil sie etwas von einem MPV in sich haben. Das "Geheimnis" liegt darin, daß die Sitze in einem höheren Wagen aufrechter und dadurch auch dichter aufeinander aufgestellt werden können. Mercedes verwirklichte dieses Konzept durch den Motor so zu konstruieren, daß dieser trotz der "kurzen Nase" kein Sicherheitsrisiko mit sich bringt. Dank dem "Sandwich"-Konzept dringt der Motor bei einem Zusammenstoß nicht in den Innenraum ein, sondern taucht unter das Auto weg.

Das Konzept der neuen A-Klasse bleibt immer noch gleich. Aber ihr Design ist profilierter und moderner geworden, wodurch die vorherige Generation plötzlich ein wenig veraltet erscheint. Vor allem der 3-Türer sieht besonders attraktiv aus, aber dieser war bei Drucklegung dieses Artikels leider noch nicht verfügbar und aus diesem Grund wurde hier der weniger attraktive 5-Türer getestet. Die Verarbeitung mit verchromten Akzenten, an genau den richtigen Stellen, ist schick, wodurch der "A" seinen Stern auf der Nase zweifellos verdient hat.

Mercedes-Benz A-Klasse (2004 - 2012)

Mercedes-Feeling

Auch der Innenraum ist deutlich der eines "Vollblut Mercedes" und deshalb ist der Name "BabyBenz" schnell vergessen. Nach wirklichen Ausreißern kann man lange suchen, denn Verarbeitung und Ergonomie sind voll in Ordnung! Der einzige Punkt, der so schnell wie möglich verbessert werden muß, ist das Autoradio. Der Empfang ist prima, die Bedienung mit der Lenkrad-Schaltung einfach. Der Klang ist jedoch der schlechteste, den die Redaktion in den letzten Jahren gehört hat. Der Ton ist dumpf, schwülstig und ermüdend. Letztendlich könnten die Vordersitze etwas mehr Unterstützung im unteren Rücken bieten. Die Rückseite der Vordersitze ist mit hartem Plastik bekleidet, was sehr unangenehm für die Knie der hinteren Passagiere ist.

Mit seinen besonderen Riefen an der Seite verdient die A-Klasse nur Lob. Wieder zeigt der schicke Materialmix, der hier gefahrenen "Avantgarde"- Ausführung, seinen einzigartigen Stil. Jeder Fahrer fühlt sich sofort zu Hause. Außerdem geben einige Details (die erst mit der Zeit auffallen) dem Fahrer dieses besondere "Feeling", das zum Mercedes-Fahren gehört. Denk dabei an automatische Helligkeitsregulierung der Armaturenbeleuchtung (unabhängig von den Scheinwerfern!), Regensensor, Bedienung des Radios / Boardcomputers / Telefons über das Lenkrad, "follow me home"-Beleuchtung und einen elektronischen Schlüssel, anstelle eines traditionellen Metallexemplars.

Schließlich fällt auf, daß die Klimaanlage nicht wie sonst mit einem normalen Schalter eingeschaltet wird, sondern nur über einen "Aus"-Knopf ausgeschaltet werden kann. Das "Warum" hiervon wird sehr schnell deutlich, weil ohne Klimaanlage beschlagen die Scheiben sehr schnell. Abhängig von der gewählten Ausführung, kann die Rücksitzbank in Teilen hochgeklappt oder ganz herausgenommen werden. Das "Easy Vario"-System erhöht den Kofferraumboden, wodurch dieser bei hochgeklappter Rücksitzbank ganz flach wird.

Mercedes-Benz A-Klasse (2004 - 2012)

Fahren

Der Fahrersitz ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn die neue A-Klasse ist mehr dann je in die Höhe gebaut. Trotz der sehr guten Einstellmöglichkeiten der Sitze und des Lenkrads, sind die ersten Kilometer doch etwas ungewohnt. Eine längere Testfahrt wird aus diesem Grund empfohlen, um ein gutes Gefühl für den "A" zu bekommen. Danach scheint es, als ob der Fahrer nie anders gefahren wäre und schnell wird klar, was der stärkste Punkt der neuen A-Klasse ist: ihre Fahreigenschaften. Der (Diesel)Motor ist kaum hörbar. Die einzigen Fahrgeräusche kommen von den Reifen und vom restlichen Verkehr. Außerdem überzeugt der hier gefahrene 2-liter Diesel sehr. Das Triebwerk ist nicht nur ruhig und schnell, sondern auch noch besonders sparsam. Einmal auf Geschwindigkeit, kann der 6. Gang eingelegt werden (seine Sprintstärke ist dann sehr gering), wonach mit großer Leichtigkeit beträchtliche Abstände überbrückt werden können.

Es ist jedoch in der Stadt, in der die A-Klasse weniger in ihrem Element ist. Der Schuldige ist in diesem Fall der Dieselmotor, der besonders beim Gas wegnehmen etwas abfällt. Auch aus diesem Grund erfolgt der Gangwechsel vom ersten in den zweiten Gang manchmal etwas rauh und der Fahrer muß sich gut dabei konzentrieren.

Selbstverständlich ist sein Handling auf schmalen Straßen viel besser als das von großen Autos. Sein Problem mit der Straßenlage ("Elchtest") liegt jetzt in weiter Vergangenheit und wurde damals auch adäquat gelöst ("ESP"). Dennoch merkt man, daß die neue A-Klasse unter allen Umständen wahrnehmbar "ruhiger" auf der Straße liegt. Nicht nur seine Geradeauslauffähigkeit wurde verbessert, sondern auch in Kurven bleibt das Auto noch stabiler und kontrollierbar. Das liegt unter anderem an der größeren Spurbreite und dem längeren Radabstand. Am Ende einer jeden Testfahrt beweist der "A", worin dieses Modell besser als alle anderen Mercedes ist: einparken. Das Auto ist kompakt, übersichtlich und sehr manövrierfähig und begnügt sich mit einem sehr kleinen Parkplatz.

Mercedes-Benz A-Klasse (2004 - 2012)

Fazit

Mercedes-Benz hat mit der zweiten Generation der A-Klasse das Konzept nicht neu erfunden, aber verfeinert. Sein Aussehen ist profilierter, die Verarbeitung sauberer, die Ausstattung kompletter und seine Straßenlage verbessert. Das Resultat ist, daß der Unterschied zu den anderen Mercedes Modellen kleiner geworden ist. Auch für die A-Klasse (Diesel) ist 120 km/h auf der Autobahn nur Schrittgeschwindigkeit. Aus diesem Grund kann man in der A-Klasse mit großer Leichtigkeit lange Reisen unternehmen. Auch die A-Klasse gibt seinen Insassen das besondere "Mercedes-Feeling".

Hinzu kommt, daß die A-Klasse dank ihrer kompakten Abmessungen handlicher, sparsamer und selbstverständlich preiswerter ist als die anderen Mercedes Modelle. Damit nimmt die A-Klasse immer noch eine sehr eigene Position, innerhalb des Marktes "der kompakten hohen Autos", ein. Der Test der vorherigen A-Klasse endete mit der Äußerung "A steht für Außergewöhnlich". Das trifft auf diese zweite Generation mehr zu denn je.

plus
  • Trendsetter
  • Pfiffiges Konzept
  • Umfangreiche Ausstattung
minus
  • Teuer
  • Sehr schlechtes Audiosystem
  • Sitze bieten wenig Unterstützung im unteren Rücken