Mazda MX5 Coupe
Frischer Wind
Als Mazda vor einem Jahr den neuen MX5 präsentierte, hatte sich am traditionellen Stofferdeck nichts geändert. Der Hersteller blieb dabei, weil ein Stoffverdeck am besten zum reinen Charakter dieses Roadsters passt.
Coupé-Cabriolets sind mittlerweile enorm beliebt, weil sie wahlweise die Freiheit eines Cabrios oder den Komfort eines Coupés bieten. Die raffinierten Metallfaltdachkonstruktionen bringen jedoch eine ganze Menge Gewicht auf die Waage, was sich negativ auf die Fahreigenschaften auswirkt. Der Erfolg des MX5 beruht aber genau auf seinem lebendigen Fahrverhalten, und dem könnten viele Kilogramm Metall und Hydraulik schnell ein Ende bereiten.
Faltdach
Deshalb war die Überraschung groß, als Mazda auf der Londoner Automesse 2006 den MX5 Coupé vorstellte. Unsere Testfahrt zeigt, dass sich Mazda damit nicht einfach dem Modediktat unterwirft, sondern es geschafft hat, den Charakter des MX5 auch in der neuen Variante zu bewahren. Die Dachkonstruktion ist wesentlich simpler als bei anderen Coupé-Cabriolets. Sie besteht nur aus einer Handvoll Blechen und einem recht einfachen Faltmechanismus. Sie geht außerdem nicht zu Lasten des Gepäckraums, der immer noch großzügig ist (150 Liter) und auch bei geöffnetem Dach vollständig genutzt werden kann.
In der Praxis erweist sich die einfache Dachkonstruktion als sehr schnell zu öffnen. An den MX5 mit Stoffdach kommt sie natürlich nicht heran, der bleibt das am schnellsten zu öffnende Cabrio der Welt. Mit zwei Handgriffen ist dort alles getan: Entriegeln und dem Dach einen Stoß nach hinten geben. Aber auch beim Coupé ist das Verfahren kaum komplizierter: Entriegeln, Knopf drücken, und zuschauen, wie schnell sich das Dach öffnet. In knapp zwölf Sekunden ist alles vorbei.
Cabriolet
Mit geöffnetem Dach ist kaum ein Unterschied zwischen dem MX5 Coupé und dem regulären MX5 mit Stoffverdeck auszumachen. Auch der MX5 Coupé ist ein wunderbares, reines Cabriolet, dass ein starkes Gefühl von Freiheit vermittelt. Der Komfort bei offenem Dach ist mittelmäßig. Man sitzt nicht allzu sehr im Wind, aber bei höheren Geschwindigkeiten nimmt der Spaß doch schnell ab. Im Urlaub über die Landstraßen zu kurven ist im MX5 ein Traum, täglich lange Strecken auf der Autobahn zurückzulegen kann schnell ermüdend werden.

Mit geschlossenem Verdeck unterscheidet sich der MX5 Coupé leider auch kaum vom normalen MX5. Der Geräuschpegel ist mit einem VW Eos, Peugeot 206 CC oder Mercedes SLK nicht zu vergleichen. Auf der Autobahn streift der Fahrtwind um den Wagen und sind vor allem die Reifengeräusche deutlich zu hören. Bei unserer Fototour im Unwetter vermittelt die Coupéversion trotzdem mehr Gefühl von Geborgenheit, weil der Regen nicht wie in einem Zelt aufs Dach prasselt. Das Coupédach ist auch bei stärkstem Regen 100% wasserdicht.

Genau wie unter dem Stoffdach passen nur Fahrer bis etwa 1,80 m in den MX5. Wer größer ist, muss sich ganz schön verbiegen, um hinter das Lenkrad zu passen, das sich dann fast auf den Knien befindet, während sich von der anderen Seite der Becherhalter der Tür in die Kniekehle zwängt. Wie sich das für ein Cabrio gehört, sind alle Aufbewahrungsfächer abschließbar, sodass der MX5 auch mit offenem Verdeckt beruhigt geparkt werden kann. Sowohl der Kunststoff im Innenraum als auch die Sitzbezüge trocknen nach einem Regenguss aus, ohne dass Streifen oder Flecken zurückbleiben.
Fahren
Dem mangelnden Komfort steht eine Menge Fahrspaß gegenüber. Eben durch die einfache Dachkonstruktion konnte Mazda Gewicht sparen. Der MX5 Coupé ist nur 37 kg schwerer als ein normaler MX5. Im Gegensatz dazu bringt ein durchschnittliches Coupé-Cabriolet um die zweihundert Kilo mehr auf die Wage als seine Geschwister ohne ausgefeilten Dachmechanismus. Während schwere Coupé-Cabriolets nur mit ebenso schweren Motoren auf Touren kommen, ist der MX5 Coupé eine genauso dynamische Fahrspaßmaschine wie der MX5 Cabriolet.
Wie der MX5 Cabriolet ist auch das Coupé als 1,8- oder 2,0-Liter-Vierzylinder Benziner lieferbar. Nach ein paar Tagen auf den Landstraßen Portugals war der 1.8er unser Favorit, weil der hervorragende Leistung bringt und lebendiger ist als der schwerere 2.0er. Nach einer Woche dichten Alltagsverkehrs in den Niederlanden sehen wir die Sache etwas anders. Hier macht sich der 2-Liter-Motor besser, weil er niedertouriger gehalten werden kann und daher in dichtem Verkehr entspannter zu fahren ist. Auch zeigt der 2.0er bei hohen Geschwindigkeiten noch mehr Biss als der 1.8er.
Das Metalldach des Coupés verlagert das Gewicht etwas mehr auf die Hinterachse als das Stoffverdeck des Cabriolets. Mazda hat das Fahrwerk leicht angepasst, um das zu kompensieren. Der MX5 Coupé fährt fast noch klarer und gefühlvoller als das Cabriolet. Die Straßenlage ist hervorragend, sodass man keine Angst haben muss, dass der Wagen einmal überraschend hinten ausbricht. Wenn man das Stabilitätsprogramm ausschaltet, liegt die Kontrolle ganz beim Fahrer. Man fühlt exakt, was der MX5 Coupé gerade tut, und kann ihn wahlweise klar und kontrolliert oder auch wild und spektakulär durch die Kurve jagen. Auf einem einsamen Strandboulevard voller feinem Sand konnten wir der Versuchung nicht widerstehen...

Fazit
Nach einer Woche Probefahrt haben wir sowohl gute als auch schlechte Nachrichten zu vermelden. Die schlechte Nachricht ist, dass der Mazda MX5 Coupé kaum komfortabler oder leiser ist als ein MX5 mit Stoffverdeck. Auch die Kopffreiheit ist beim MX5 Coupé nicht größer als beim normalen MX5 und Fahrer über 1,80 Meter passen nicht hinein. Andere Coupé-Cabriolets sind geräumiger und komfortabler und daher für den Alltagsgebrauch besser geeignet. Das Metalldach des MX5 Coupé hat nur den Effekt, ein größeres Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit als im normalen MX5 zu vermitteln.
Die gute Nachricht ist, dass der MX5 Coupé genau so eine Fahrspaßmaschine ist wie der reguläre MX5. In diesem Punkt ist der Mazda der Konkurrenz deutlich überlegen. Das Metalldach beeinflusst die Fahreigenschaften kaum, sodass das Coupé dasselbe Fahrgefühl vermittelt, wie seine Geschwister mit Stoffverdeck. Das Coupé ist eine sinnvolle Ergänzung, sodass der Sturm auf die Mazda-Händler auch im Winter nicht abflauen wird.
- Eine Menge Fahrspaß
- Großzügiger Gepäckraum
- Dach öffnet und schließt sich sehr schnell
- Anonyme Formgebung
- Nichts für Fahrer über 1,80 m
- Hardtop kaum komfortabler als Softtop