Datum der Veröffentlichung: 29 Juni 2020
Mazda MX-30
Autotest

Mazda MX-30

Die neue Normalität

Autotest - Wenn man einem Team von begeisterten Technikern einen Auftrag erteilt, passiert etwas Außergewöhnliches. Der Auftrag ist erledigt, und das Produkt tut, was es tun soll. Aber wahrscheinlich tut es noch viel mehr, denn die Ingenieure wissen nicht, wann sie aufhören sollen. Besonders deutlich wird dies bei Elektroautos, bei denen die Technologie eine führende Rolle spielt. Doch es geht auch anders: Hier ist der Mazda MX-30.

Elektroautos zeichnen sich durch ihre Technologie aus. Bevor also auch nur ein Wort über Platz, Komfort oder Sicherheit fällt, sind bereits ganze Kapitel der Reichweite, Leistung und Batteriekapazität gewidmet. Diese Dinge sind für Ingenieure wichtig, aber für den Autofahrer kommen andere Aspekte ins Spiel.

Mazda MX-30

Ein anderer Ansatz

Deshalb hat Mazda bei der Entwicklung des MX-30 einen anderen Ansatz gewählt. Die Designer begannen damit, mit den Kunden zu sprechen. Diese fragten nicht, was für ein Auto sie wollten, sondern was das Problem war, das das Auto lösen sollte. Um die Wünsche zu erfüllen, wurde dann ein Auto entworfen. Dabei wurde auch die Umweltfreundlichkeit von der Produktion bis zum Ende der Lebensdauer des Fahrzeugs berücksichtigt.

Da der MX-30 für viele Käufer das erste Elektroauto sein wird, wollte Mazda die Schwelle so niedrig wie möglich halten. Deshalb hat er sich auch nicht für ein futuristisches Design aus dem Windkanal entschieden, sondern für einen robusten Look. Der MX-30 ist ein Geländewagen, weil es eine große Nachfrage nach einem leichten Einstieg und hohen Sitzplätzen gab. Dank Elementen wie dem farblich abgesetzten Dach und den Schutzkanten an den Seiten wirkt der MX-30 weniger hoch. Die hinteren Türen öffnen entgegen der Fahrtrichtung und eine B-Säule fehlt. Dadurch wirkt der MX-30 wie ein dreitüriges Coupé, während der Zugang zum Innenraum geräumiger ist.

Mazda MX-30
Mazda MX-30

Ausrüstung

Das Interieur ist innovativ und gleichzeitig vertraut. So ist der MX-30 am Ende seines Lebenszyklus zu 95 % recycelbar, und wo immer möglich wurden recycelte Materialien verwendet. So verwendet Mazda beispielsweise veganes Leder, das nach Angaben des Herstellers bereits mehr für die Umwelt leistet als viele tausend Kilometer elektrisches Fahren. Der graue Teil der Polsterung ist aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Beachten Sie auch die Verwendung von Kork im Mitteltunnel und an den Türverkleidungen: ein Hinweis auf die Ursprünge von Mazda, das einst als Korkhersteller begann. Nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Materialien ist die Atmosphäre des Innenraums warm und einladend.

Der Platz vorne ist in Ordnung. Trotz des leichten Einstiegs in den Fond ist die Beinfreiheit im Fond mäßig. Der Gepäckraum ist angemessen, aber sicherlich nicht so groß wie bei anderen SUVs dieser Größe. Das liegt nicht an den Batterien, sondern an der schrägen Heckpartie.

Die Ausstattung ist genau so, wie man es in dieser Preisklasse erwarten kann. Der MX-30 ist mit allen üblichen Luxus- und Sicherheitsmerkmalen ausgestattet. Auch hier wurde ein Gleichgewicht zwischen Vertrautem und Neuem gesucht. So bestehen die Uhren hinter dem Lenkrad aus einem zentralen Display, das von analogen Messinstrumenten umgeben ist. Das Klimatisierungssystem verfügt über ein eigenes Display, das von traditionellen Tasten umgeben ist.

Mazda MX-30

Das Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem wird über einen großen Bildschirm am oberen Rand des Armaturenbretts bedient. Die Bedienung erfordert manchmal etwas Sucharbeit, aber letztendlich bietet es alle Standardfunktionen (einschließlich Unterstützung für Apple Carplay und Android Auto). Autozine kritisiert oft die Audiosysteme von Bose, aber beim MX-30 hat man auch hier umgedacht. Dank einer anderen Lautsprecheranordnung und einer harmonischeren Feinabstimmung ist der Klang des optionalen Bose-Audiosystems recht ansehnlich.

Leistung

In vielen Elektroautos wurde der gesamte verfügbare Platz genutzt, um die größtmögliche Batterie unterzubringen. Obwohl die Plattform des MX-30 eine große Batterie aufnehmen kann, hat sich Mazda bewusst für eine relativ kleine Batterie (35,5 kWh) entschieden. Dafür gibt es drei Gründe: Das Auto wird dadurch leichter, sparsamer und weniger umweltschädlich.

Eine weitere Besonderheit: Mazda geht davon aus, dass der MX-30 für die meisten Käufer das erste Elektroauto sein wird. Deshalb hat man sich bemüht, dem MX-30 den Charakter eines Autos mit Verbrennungsmotor zu verleihen, wo immer es möglich war. Das klingt unlogisch, denn ein wichtiger Grund für die Entscheidung für ein Elektroauto ist der überlegene Charakter des Elektromotors.

Mazda MX-30

Und seien Sie versichert: Mazda schöpft die Vorteile des Elektroantriebs voll aus, entscheidet sich aber lediglich für eine andere Präsentation. Wie jedes andere Elektroauto hat auch der MX-30 seine volle Leistung parat, um an der Ampel schnell anzufahren und wendiger zu sein als selbst der beste Verbrennungsmotor. Der MX-30 verrichtet seine Arbeit jedoch nicht in völliger Stille, sondern erzeugt ein leichtes, künstliches Rumpeln im Hintergrund (das sich nicht abschalten lässt). Dies würde dem Fahrer das vertraute Gefühl geben, dass unter der Motorhaube gearbeitet wird.

Mit den Hebeln hinter dem Lenkrad lässt sich steuern, wie stark das Auto die Geschwindigkeit reduziert, wenn das Gaspedal losgelassen wird, oder wie stark es auf das Gaspedal reagiert. So hat man die Wahl zwischen einer starken Geschwindigkeitsreduzierung beim Loslassen des Pedals bis hin zu keiner Verzögerung und im Gegenteil einer stärkeren Beschleunigung beim Niedertreten des Pedals. Obwohl die Leistungen auf dem Papier nicht beeindruckend sind (0-100 km/h in 9,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 140 km/h), ist der MX-30 in der Praxis schön heftig und es fehlt dem Auto nie an Leistung.

Reichweite und Aufladung

Auf dem Papier kann der MX-30 200 km (WLTP) mit einer vollen Batterie zurücklegen. Bei der Testfahrt unter günstigen Witterungsbedingungen, aber bei rücksichtsloser Fahrweise, waren es sogar knapp über 200 km. Wenn das Aufladen zu Hause erfolgen kann, ist das mehr als genug. Diejenigen, die auf der Straße laden müssen und täglich nach einer freien Ladestation suchen (oder gezwungen sind, an teuren Schnellladestationen auf der Straße anzuhalten), werden dies als erheblichen Nachteil empfinden.

Mazda MX-30

Die Batterie ist flüssigkeitsgekühlt, wobei die Klimakanäle vom Innenraum zu den Batterien führen. Der MX-30 kann mit einer Leistung von 6,6 kW bei Wechselstrom geladen werden (Ladezeit ca. 4,5 Stunden). Auch eine Schnellladung ist möglich, und zwar mit 50 kW.

Straßenlage

Sein relativ kleiner Akku sorgt für einen niedrigeren Anschaffungspreis, aber sein größter Vorteil ist seine überlegene Handhabung. Obwohl der MX-30 schwerer ist als ein vergleichbarer SUV mit Verbrennungsmotor, befindet sich das zusätzliche Gewicht an der idealen Stelle: zentral unter dem Fahrzeug.

Selbst der beste Geländewagen ist aufgrund seiner hohen Bauweise nie so stabil wie ein traditionelles Schrägheckfahrzeug. Und ein Elektroauto hat aufgrund seines hohen Gewichts immer einen längeren Bremsweg und muss bei Kurvenfahrten mehr Gewicht bewältigen. Mit dem MX-30 ist es Mazda gelungen, diese Nachteile in Vorteile zu verwandeln. Der MX-30 ist stabiler als jeder andere SUV in diesem Segment und vor allem lebendiger. So wie das Fahrverhalten eines Coupés dem eines Schrägheckfahrzeugs überlegen ist, so ist der MX-30 einem herkömmlichen SUV überlegen. Auf diese Weise fühlt sich der Fahrer nicht nur im MX-30 zu Hause, sondern dieses Elektroauto wird als neue Normalität akzeptiert.

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Schlussfolgerung

Ingenieure denken oft in Lösungen, vergessen aber nicht selten, zunächst die Probleme zu identifizieren, die sie mit ihrer Technologie lösen wollen. Viele Elektroautos sind daher wie fahrende Vorbilder für die Technik, die die Hersteller auf Lager haben. Sie beeindrucken den Fahrer mit futuristischem Design und bärenstarker Leistung. Aber nicht jeder ist dafür zu haben oder will dafür bezahlen. Mazda zeigt mit dem MX-30, dass es auch anders geht.

Mazda begann daher mit der Ermittlung der Kundenbedürfnisse und -anforderungen und baute ein Auto, das diese erfüllte. Außerdem hat Mazda nicht nur die Umweltauswirkungen während der Nutzungsdauer des Fahrzeugs betrachtet, sondern von der Produktion bis zum Ende der Lebensdauer. Das Ergebnis ist ein praktisches Familienauto mit einer ungewöhnlich kleinen Batterie. Letzteres ist in der Praxis kein Nachteil, sondern sogar ein Vorteil (wenn der Ladevorgang zu Hause durchgeführt werden kann). Dank der kleinen Batterie ist die MX-30 in der Produktion weniger umweltbelastend und viel günstiger in der Anschaffung. Der größte Vorteil liegt in den Fahreigenschaften: Dank seines relativ geringen Gewichts ist der MX-30 überdurchschnittlich leichtgängig, spritzig und stabil.

Schließlich bemüht sich Mazda, dem MX-30, wo immer möglich, den vertrauten Charakter eines Autos mit Verbrennungsmotor zu verleihen. Auf diese Weise erlebt der Fahrer den MX-30 als ein ganz gewöhnliches Auto, das jedoch viele Vorteile bietet. Die neue Normalität!

plus
  • Günstig pro Kilometer
  • Gut durchdachtes Konzept
  • Lebhaftes, stabiles und sicheres Fahrverhalten
minus
  • Mäßiger Platz im hinteren Bereich
  • Künstliche Motorgeräusche können nicht ausgeschaltet werden
  • Begrenzte Reichweite nur akzeptabel, wenn Ladegerät zu Hause vorhanden