Maserati GranTurismo
Besser mit Batterien
Dies ist die zweite Generation des GranTurismo. Wie der Name schon sagt, handelt es sich nicht um einen reinen Sportwagen, sondern eher um ein schnelles Auto für sehr lange Strecken. Dieser Charakter bleibt erhalten, nur die Abmessungen haben sich leicht vergrößert. Unabhängig vom gewählten Motor hat der GranTurismo eine klassische Form mit einer langen Motorhaube und einer kurzen Kabine. Die Motorhaube lässt sich übrigens nicht öffnen, denn laut Maserati hat der Besitzer dort "nichts zu suchen".

Auf dem hier gefahrenen "Folgore" (italienisch für "Blitz") sind alle Logos in Kupfer gehalten. Der Kühlergrill ist geschlossen, da ein Elektroauto weniger Kühlung benötigt. Die Lüftungsschlitze in den Seitenscheiben sind geblieben, aber sie sind jetzt rein dekorativ und deshalb sogar mit Lichtern versehen.
Ebenfalls rein dekorativ ist die Rückbank. Dort kann zwar jemand sitzen, wenn er wirklich muss, aber in der Praxis werden die beiden hinteren Sitze hauptsächlich als zusätzlicher Gepäckraum genutzt. Das Platzangebot vorne ist gut. Allerdings sind die Kopfstützen für große Fahrer zu niedrig. Außerdem haben sich die Vordersitze auf langen Strecken als unbequem erwiesen, was bei einem Auto, das schon dem Namen nach auf lange Reisen hinweist, zu beanstanden ist.
Ausstattung
Maserati schließt sich dem Trend an, die Knöpfe durch Bildschirme zu ersetzen. Die Marke tut dies jedoch auf ihre eigene Art und Weise. In der Mitte des Armaturenbretts befinden sich nämlich zwei separate Bildschirme. Der untere dient zur Bedienung der Klimaanlage, der obere für das Infotainmentsystem. Sogar die traditionelle runde Uhr am oberen Rand des Armaturenbretts wurde durch einen Bildschirm ersetzt. In jedem Fall wurden die Möglichkeiten, die die Displays bieten, gut genutzt. So kann die runde Uhr nicht nur die Uhrzeit anzeigen, sondern auf Wunsch auch den Batteriestand und die verbleibende Reichweite. Neben all diesen Anzeigen bietet Maserati auch ein Head-up-Display, das dem Fahrer wichtige Informationen in seinem Sichtfeld anzeigt.
Eine besondere Erwähnung verdient das Audiosystem von Sonus Faber. Die Klangqualität ist nicht nur für ein Auto gut, sondern kann sogar mit einer hochwertigen HiFi-Anlage zu Hause mithalten! Der Klang ist so klar, dass viele Menschen Elemente in der Musik entdecken können, die vorher nicht wahrnehmbar waren. Außerdem ist der Klang sehr ausgewogen, so dass er auch bei hoher Lautstärke noch gut klingt. Das Fazit ist jedoch: Schlecht aufgenommene (oder kodierte) Musik klingt auch schlecht. Nur gut aufgenommene (und kodierte) Musik erfreut die Ohren. Trotz dieses Lobes gibt es noch Raum für Verbesserungen, denn im GranTurismo "klebt" der Ton in der unteren linken Ecke. Der größere Maserati Grecale hat dieses Problem dank seines geräumigeren Innenraums nicht.
Auch in puncto Sicherheit muss Maserati mit der Zeit gehen. Allerdings legt der italienische Hersteller die von der Europäischen Union erlassenen Vorschriften frei aus. Nur wenn der Fahrer über längere Zeit und systematisch zu schnell fährt, ertönt ein Warnton. Diese ist so laut und eindringlich, dass sie sich wie ein Klopfen auf die Finger anfühlt. Das ist immer noch viel besser als die nervösen "Assistenten" anderer Marken, die schon nach einer Sekunde Geschwindigkeitsüberschreitung von 1 km/h zu piepen beginnen. In einem Punkt ist Maserati allerdings etwas herablassend: Das Auto fährt nur, wenn der Fahrer angeschnallt ist.
Elektroauto
Bisher ließ Maserati die Achtzylindermotoren des GranTurismo von Ferrari bauen. Die neue Generation verfügt über einen Sechszylinder, der im eigenen Haus gebaut wird. Allerdings sind seine Kraft und Leistung geringer als die der Elektroversion. Außerdem ist elektrisches Fahren für Maserati völlig neu, weshalb der "Folgore" (mit Betonung auf dem "e") getestet wurde. Um das Auto niedrig und schlank zu halten, sind die Batterien T-förmig in den Boden eingelassen (unter dem Mitteltunnel und den Rücksitzen).

Trotzdem ist es Maserati gelungen, 92 kWh Batteriekapazität in die schlanke Karosserie zu integrieren. Theoretisch hat der GranTurismo damit eine Reichweite von 450 km. Allerdings bedarf es dazu einer fast übermenschlichen Selbstbeherrschung. Denn der GranTurismo ist trotzig schnell. Das beginnt schon beim Start. Nach dem Drücken des Startknopfes ertönt ein mitreißendes, künstliches Motorengeräusch (nicht abschaltbar), das unwillkürlich Aufregung erzeugt. Die Gasannahme ist sehr direkt, und die Reaktion ist, gelinde gesagt, entschlossen. Das ist jedoch nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Drückt man das Gaspedal etwas tiefer, beschleunigt der GranTurismo so schnell, dass das Tempolimit bereits überschritten ist, bevor der Fahrer Zeit hat, einen Blick auf den Tacho zu werfen.
Die wahre Gewalt folgt nach dem Einschalten des Sportmodus. Zu der Entschlossenheit kommt dann noch eine unglaubliche Aggressivität hinzu. Dafür sorgen drei Elektromotoren (zwei an den Hinterrädern, einer an den Vorderrädern), die zusammen 761 PS / 1.350 Nm leisten. Der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h dauert 2,7 Sekunden, und dabei wird so viel Gewalt entfesselt, dass alle vier Räder zunächst hoffnungslos durchdrehen (Testwagen war auf Winterreifen), bevor der GranTurismo gnadenlos schnell losschießt. Der niedrige Sitz und das künstliche Motorengeräusch verstärken das Geschwindigkeitsgefühl, so dass der GranTurismo nicht nur schnell fährt, sondern sich noch schneller anfühlt. Wem das alles noch nicht reicht, der kann auch einen echten Dragstrip-Modus wählen.

Der Sprint auf 100 km/h ist jedoch nur ein Vorlauf, wie bei anderen Autos in diesem Segment. Die Elektromotoren liefern weiterhin ihre überwältigende Kraft bis zu schwindelerregenden Geschwindigkeiten. Offiziell liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 325 km/h, aber da die Testfahrt auf öffentlichen Straßen stattfand, wurde das nicht ausprobiert. Eine lustige Tatsache: Die Elektromotoren können viel mehr Leistung liefern. Die Batterie ist der begrenzende Faktor und kann ihnen nicht mehr Leistung liefern. Würde man eine zweite Batterie einbauen, könnte der GranTurismo laut Maserati doppelt so viel Leistung bringen!
Es überrascht nicht, dass diese Leistung Energie erfordert. Bei sportlicher Fahrweise ist mit einem Verbrauch von etwa 35 kWh pro 100 km zu rechnen. Im Standardmodus erlaubt der GranTurismo eine entspannte Fahrweise, aber auch dann ist der Verbrauch relativ hoch. Der endgültige Testverbrauch lag bei stolzen 19,8 kWh pro 100 km (trotz einer Eco-Einstufung von 98). Die tatsächliche Reichweite betrug 343 km, was deutlich weniger ist als versprochen. Glücklicherweise kann das Aufladen theoretisch sehr schnell erfolgen: mit bis zu 270 kW.

Bedienung
Neben dem Elektroantrieb und dem Allradantrieb bietet die neue Plattform des GranTurismo eine weitere Premiere: die Luftfederung. Theoretisch ermöglicht diese einen größeren Unterschied zwischen sportlichem und komfortablem Modus. In der Praxis ist dieser Unterschied jedoch gering. Aufgrund der kurzen Federwege und des sportlichen Charakters ist die Federung steif oder hart. In der Praxis besteht der Hauptbeitrag der Luftfederung also darin, dass der Charakter sehr präzise abgestimmt ist.
Im Komfortmodus ist der GranTurismo ein alltagstaugliches Fahrzeug, allerdings mit den Unannehmlichkeiten, die exklusive Sportwagen mit sich bringen. Zum Beispiel ist die Bodenfreiheit begrenzt und der Wendekreis unangenehm groß. Letzteres ist seltsam, denn da ein Elektromotor viel weniger Platz benötigt als ein Benzinmotor, müsste unter der Motorhaube Platz sein, um die Vorderräder weiter nach innen zu lenken.
Wenn man sportlicher lenkt, merkt man, dass der Folgore sehr schwer ist (2,3 Tonnen) und viel Gewicht in eine andere Richtung gezwungen werden muss. Der Schwerpunkt liegt jedoch niedrig, die Reifen haben viel Grip und dank der beiden Elektromotoren hat der GranTurismo noch einen letzten Trick in petto. Bei Kurvenfahrten liefert der äußere Motor mehr Leistung als der innere, was ein "Verdrehen" in der Kurve verhindert und das Auto besser in Balance hält. Außerdem wird so ein Aufschaukeln des Fahrzeugs beim Beschleunigen verhindert. Selbst bei Vollgas bleibt der GranTurismo so perfekt auf der gewünschten Linie.

Fazit
Um seine Zukunft zu sichern, wird Maserati auch Elektroautos bauen. Für einen Sportwagenhersteller scheint das problematisch zu sein. Sportwagen sollen leicht und dynamisch sein, und der Fahrer soll ein optimales Gefühl für die Mechanik haben. Elektroautos hingegen sind schwer und fast alle mechanischen Teile wurden durch Elektronik ersetzt. Nach einer aufregenden Testfahrt kann man nur sagen, dass Maserati alle Nachteile des elektrischen Fahrens in Vorteile verwandelt hat.
Eine neue Plattform ermöglicht es, den GranTurismo mit Benzin- oder Elektromotoren anzubieten. Die Elektroversion ist jedoch umweltfreundlicher, sparsamer und vor allem schneller. Die Motorleistung ist nicht nur überwältigend, sie ist auch viel schneller verfügbar als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor. Dank eines gut gewählten künstlichen Motorsounds bietet der GranTurismo Folgore auch den Nervenkitzel, den eingefleischte "Benzinfans" suchen. Beim Fahrverhalten fällt auf, dass der Elektro-GranTurismo schwer ist, aber dank der Kombination aus Federung (Luftfederung), Reifenwahl und Elektronik ist das Auto äußerst leistungsfähig. Letztendlich ist der elektrische GranTurismo auf langen Strecken komfortabler und im Sportmodus schneller, so dass der Folgore der bessere GranTurismo ist.
- Sensationell schnell
- Hervorragende Straßenlage
- Komfortabel auf langen Strecken
- Sehr hoher Energieverbrauch
- Unangenehm großer Wendekreis
- Zu niedrige Kopfstützen / unbequeme Sitze auf langen Strecken