Lexus GS450h
Anders denken
Wie sparsam ist der Lexus GS450h? Laut Herstellerangabe verbraucht dieses 345 PS starke Super-Luxus-Reiseauto 5,9 Liter pro 100 km. Das ist ungefähr vergleichbar mit einem alltäglichen, 101 PS starken Toyota Auris. Auch die CO2-Emissionen der beiden Autos sind fast gleich.
Lexus erreichte diese außergewöhnlichen Werte mit einem "hybride" Getriebe. Unter der Motorhaube findet man sowohl einen Benzinmotor (3.5 Liter Sechszylinder) als auch einen Elektromotor. Der Benzinmotor ist bei durchgehend höheren Geschwindigkeiten am effizientesten. Der Elektromotor ist vor allem für kurze Strecken bei niedrigen Geschwindigkeiten geeignet. Durch die Kombination der beiden wird der Verbrauch niedriger. Aufladen an der Steckdose braucht er nicht, der GS lädt die Batterie beim Bremsen und Ausrollen auf.
Hybride
In der Stadt kann der 450h einige Kilometer weit rein elektrisch fahren. Während der Verbrauch von traditionellen Autos gerade in der Stadt exponentiell höher wird, verbraucht dieser hybride Lexus hier null Komma null. Ein Nebenvorteil besteht darin, dass der GS vollkommen leise ist, weil der Benzinmotor bei niedriger Geschwindigkeit ausgeschaltet wird.
Wenn die Geschwindigkeit über die 50 km/h geht, springt der Benzinmotor unhörbar und unbemerkbar an. Während Zwischenbeschleunigungen hilft der Elektromotor wieder mit, weil der Verbrauch sonst zu stark erhöht würde. Und wieder bietet das Hybridgetriebe einen zweiten Vorteil: Wenn beide Motoren zugleich aktiv sind, sind die Leistungen sublim.
Leistungen und Verbrauch
Der GS450h beschleunigt aus dem Stand in 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Die versprochene Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h wird einfach geholt. Nur wenn das Äußerste gefordert ist, ertönt ein kräftiges Brüllen unter der Motorhaube. Gerade bei dauerhaftem Fahren in hoher Geschwindigkeit ist der GS besonders leise. Man möchte sich im Auto gar nicht unterhalten, um die angenehme Stille nicht zu stören.
Für diesen Test wurden verschiedene Probefahrten gemacht. Sogar wenn durchaus schnell gefahren wird, ist es fast unmöglich, mehr als 10 Liter pro 100 km zu verbrauchen. Über den ganzen Test (von Österreich nach München über Bergstraßen und Autobahn) kam der Verbrauch auf bewundernswerte 6,4 Liter pro 100 km. Das ist nicht nur sparsamer als manches kleine Auto; sogar vergleichbare Autos mit Dieselmotor verbrauchen mehr!
Straßenlage
Trotz des enormen Geschwindigkeitspotenzials ist der GS450h absolut kein Sportwagen. Der GS eignet sich vor allem dafür, um ruhig große Strecken zu fahren. Das Wissen darüber, dass ein vorsichtiges Berühren des Gaspedals schon für starke Beschleunigungen genügt, reicht aus, um auch bei vernünftiger Geschwindigkeit ein überlegenes Gefühl zu geben.
Das Fahrgestell betont das. Standardmäßig ist der GS etwas sanfter gefedert als in diesem Segment üblich. In schnellen Kurven oder auf Straßenschäden kann das Auto deswegen etwas schaukeln. Mit einem Knopfdruck kann der "Sport+"-Modus aktiviert werden, durch den das Auto bedeutend strammer lenkt. Auch dann ist der GS450h kein sportliches Auto, aber der Fahrer hat mehr Gefühl für die Mechanik, und das gibt Sicherheit.
Im Vergleich mit dem vorherigen GS fühlt sich diese vierte Generation flexibler und stabiler an. Der GS lässt sich mit der Einfachheit eines kleinen Autos fahren, hat damit aber auch weniger Großartigkeit. Schließlich lädt der GS vor allem zum Fahren von schöne Linien ein, und das gibt mindestens so viel Genugtuung wie schnelles Fahren.
Raum
Die vorherige Generation des Lexus GS war bereits mit einem Hybridgetriebe angeboten worden. Eine viel gehörte Beschwerde war, dass die Batterien zu viel Platz im Gepäckraum brauchten. Diese vierte Generation des GS bedient sich moderner Batterien, damit hat der Gepäckraum jetzt 482 Liter. Das ist noch immer etwas unterdurchschnittlich für ein Auto dieses Segments, jedoch 61 % mehr als vorher!
Der Raum vorne ist und bleibt gut. Die Vordersitze haben neben den üblichen Verstellmöglichkeiten eine in der Länge verstellbare Sitzfläche und eine in der Breite verstellbare Rücklehne. Deshalb kann man darin herrlich sitzen. Der Raum auf dem Rücksitz sieht großzügig aus, aber durch die Form der Vordersitze können die Passagiere hinten fast nur mit gespreizten Beinen sitzen. Der GS ist deswegen kein Auto, welches dazu geeignet ist, sich fahren zu lassen.
Ausrüstung
Der GS ist mit allem an Luxus und Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, die von einem Auto in dieser Preisklasse erwartet werden dürfen. Das auffallendste ist das Audiosystem vom Spezialisten "Mark Levison". Dieses System wiegt weniger und verbraucht weniger Energie als das vorherige und trägt auf diese Art zum geringeren Verbrauch bei. Der Klang ist etwas weniger warm als im Lexus LS, doch es bleibt angenehm.
Die Informationen des kombinierten Audio- und Navigationssystems werden auf einem riesigen (12,3") Monitor angezeigt. Trotz des schönen animierten Menüs ist die Bedienung eher unbequem. Lexus hat sich für eine Maus in der Mittelkonsole entschieden, mit welcher alle Optionen aus den Menüs gewählt werden können. Die Maus ist aber so empfindlich, dass sie, wenn die Straßendecke nicht vollkommen glatt ist, alles mögliche anwählt, außer dem, was gemeint ist.
Unsichtbar, doch nicht weniger besonders ist die Klimaanlage. Auch sie spart Brennstoff, indem sie Plätze, auf denen niemand sitzt, auch nicht erwärmt oder kühlt. Das "Nanoe"-System bläst feuchte Teilchen ins Interieur, die nicht nur die Luft, sondern auch die Kleidung der Passagiere von unangenehmen Gerüchen befreit. Ein Test mit einem von Zigarettenluft durchdrungenen Lappen hat bewiesen, dass das sehr effektiv ist. Auch das ist eine ganz andere Art, über frische Luft nachzudenken.
Fazit
Während so mancher Hersteller kleinere Wagen mit kleineren Motoren baut, denkt Lexus ganz anders über alles nach. Lexus liefert nicht ein auf Raum oder Leistung optimiertes Auto, sondern eine Luxus-Reiselimousine, die durch das Hybridgetriebe klüger wird. Das macht den "GS450h" nicht nur schnell und komfortabel, sondern vor allem auch besonders sparsam. Durch den niedrigen Verbrauch wird der GS außerdem viel weniger bestraft als andere Autos in diesem Segment, und deswegen ist der Kaufpreis viel niedriger.
Auch der Charakter des GS450h ist anders als andere. Lexus entscheidet sich nicht für brutale Pferdekräfte, sondern weiß mit einer großzügigen Kraftreserve und einem äußerst verfeinerten Fahrgestell ein Gefühl von Überlegenheit zu erzeugen. Da kann man jede Fahrt von Neuem genießen.
- Sportlicher Unterton
- äußerst komfortabel
- Sehr schnell, unglaublich sparsam
- Raum hinten mäßig
- Reifenspannungsmonitor unzuverlässig
- Unbequeme Mausbedienung beim Audio- und Navigationssystem