Datum der Veröffentlichung: 23 Mai 2006
Lexus GS450h
Autotest

Lexus GS450h

Poltisch korrekt

Autotest - Angenommen, Sie sind Minister oder anderweitig wichtiger Entscheidungsträger. Ihr Terminkalender ist voll und daher ein Wagen mit Chauffeur angebracht. Dabei haben Sie noch eine Vorbildfunktion. Am verantwortungsvollsten wäre ein sparsames Stadtauto, das aber nicht genug Platz bietet und nicht zur Repräsentation taugt. Also fällt die Wahl doch auf eine große, gar nicht umweltfreundliche Limousine. Dafür bietet Lexus jetzt eine Alternative: Den Lexus GS450h mit Hybridantrieb.

Die Hersteller beschäftigen sich durchweg mit der Umweltverschmutzung und der drohenden Kraftstoffknappheit. Die Lösung suchen viele in alternativen Kraftstoffen. Bisher werden diese aber nur begrenzt eingesetzt, weil die Infrastruktur und der politische Rahmen noch hinterherhinken. In der Zwischenzeit setzen Toyota und Lexus auf den Hybridantrieb. Damit kann je nach Einsatzgebiet auch mit herkömmlichem Kraftstoff die Effizienz gesteigert werden. Wie beispielsweise beim Lexus GS.

Das Beste von Beiden

Das Prinzip der Hybridtechnik ist einfach: Ein Verbrennungsmotor ist am effizientesten bei konstanter und relativ hoher Geschwindigkeit. Im Gegensatz dazu ist ein Elektromotor vor allem dafür geeignet, kurzfristig beliebig viel Leistung zu liefern. Diese beiden werden im Hybridantrieb kombiniert. Je nach den Fahrbedingungen schaltet der Lexus GS450h den Verbrennungsmotor, den Elektromotor oder beide gleichzeitig ein. Zum Aufladen der elektrischen Reserven wird dabei nicht die Steckdose genutzt, sondern Energie, die beim Ausrollen oder Bremsen frei wird. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch besonders effizient, weil diese Energie sonst verloren gehen würde.

Lexus GS450h

Wie gesagt eignet sich der Elektromotor vor allem für geringe Geschwindigkeiten. Darum fahren wir im GS450h in vollkommener Stille los. Höchstens die Klimaanlage ist zu hören, denn auch die arbeitet elektrisch und ist auch in Betrieb, wenn der Benzinmotor noch ausgeschaltet ist. Der Lexus GS war immer schon ein leiser Wagen, aber mit dem Elektromotor ist die Stille beinahe unwirklich. Erst wenn die Geschwindigkeit über 50 km/h steigt, springt der 3,5-Liter-Sechszylinder Benziner unmerklich und kaum hörbar an.

Wagen mit Chauffeur

Auch auf der Autobahn gleitet der Lexus in aller Ruhe über die Fahrbahn, wie es sich für eine echte Limousine gehört. Das moderne Interieur mit exakt den richtigen Akzenten von Leder und Walnussholz sorgt dabei für die entsprechende Atmosphäre, unterstützt von sanften Klängen des erstklassigen Audiosystems vom Spezialisten Mark Levinson. Die Atmosphäre ist genau so, wie sie sich für eine Staatslimousine gehört.

Lexus strebt nach Perfektion, und an diesem Auto sieht man, dass herkömmliche Technik nur bis zu einem bestimmten Grad verbessert werden kann. Ab einem bestimmten Punkt braucht man vollständig neue Technik, um Verbesserungen zu erreichen. Mit dem Hybridantrieb wird das Auto nicht nur umweltfreundlicher, auch der Komfort verbessert sich weiter.

Lexus GS450h

Davon profitieren nicht nur die Insassen, auch und vor allem der Fahrer wird mit allem Luxus verwöhnt, den Lexus zu bieten hat. Die von uns getestete Luxury-Version hat nicht nur alle erdenklichen Extras, die Technik geht auch immer noch einen Schritt weiter als üblich.

Beispielsweise lässt sich die Klimaanlage nicht nur links und rechts unabhängig regeln sondern verfügt außerdem über Sitzheizung und Sitzkühlung. Vor allem Letzteres ist wirklich angenehm. Die Einparkhilfe hat nicht nur Sensoren vorn und hinten, sondern zusätzlich eine Rücksichtkamera, die Hilfslinien über das Bild legt. Die Xenon-Scheinwerfer haben nicht nur einen Lichtsensor, sie steuern in der Kurve auch mit. Der Tempomat misst den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug über Radar und hält den Sicherheitsabstand automatisch ein.

Das Sicherheitssystem setzt nicht erst ein, wenn die Grenzen überschritten sind, sondern sorgt auch vorbeugend für mehr Sicherheit. Beispielsweise reagiert die Servolenkung variabel, um stabilisierende Lenkbewegungen einfacher zu machen. Wenn der Radar ein Hindernis erfasst, wird die Bremskraft verstärkt und beim Bremsen automatisch die stärkste Bremswirkung gewählt.

Der schnellste Hybrid der Welt

Statt zwei Drehzahlmessern für die beiden Motoren hat der GS450h einen Leistungsmesser. Darauf wird die Summe der Leistungen beider Motoren angezeigt. Die Nadel hängt auf der Autobahn gelassen im unteren Bereich zwischen 25 und 50 kW.

Lexus GS450h

Die Skala reicht aber weiter bis zu vielversprechenden 250 kW (340 PS). Wenn man das Gaspedal entschlossen durchtritt, fliegt die Nadel des Leistungsmessers ans Ende der Skala, beide Motoren werden zusammengeschaltet und man wird tief in den Sitz gedrückt. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist einfach enorm. Auch Zwischenbeschleunigungen über 80 km/h suchen ihresgleichen.

Dank dem CVT-Variatorgetriebe (continuously variable transmission) bleibt der Komfort auch bei der enormen Beschleunigung gewahrt. Statt aggressiv durch die verschiedenen Gänge zu stampfen, beschleunigt der GS gleichmäßig und kontinuierlich. Das Motorengeräusch ist dabei immer noch kaum zu hören.

Anders als ein herkömmliches Getriebe kann ein CVT für alle Fahrbedingungen eine optimale Übersetzung bieten. Das ist zum einen höchst effizient, zum anderen kann man damit aber auch enorme Leistung erzielen. Wenn man will, kann man diesem Luxus-Umweltauto eine Show entlocken, wie sie sonst nur ein Subaru Impreza oder ein BMW M5 zu bieten hat.

Noch mehr Spaß macht das, wenn man von Hand schaltet. Die CVT kann nämlich auch wie eine Handschaltung bedient werden. Damit lässt sich dann auch wirklich eine Motorbremswirkung nutzen.

Straßenlage

Nicht nur die Leistung liegt auf höchstem Niveau, auch die Straßenlage ist, gelinde gesagt, herrlich. Der GS450h läuft, wie alle Lexus, mit Hinterradantrieb und die zahlreichen Sicherheitssysteme lassen einigen Raum für Sport und Spiel.

Außerdem sorgen die Akkus im Heckraum für eine nahezu perfekte 50/50-Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterräder, so dass die Straßenlage dieses GS noch besser ist als die anderer Ausführungen. Der GS450h fühlt sich auch deutlich weniger schwer und massiv an. Dieses Elektroauto lässt sich problemlos mit einem kontrollierten Schlittern durch die Kurve jagen!

Was beim Verbrauch schließlich herauskommt, ist beachtlich. Nach einem Tag ungenierten Fahrvergnügens mit einigen Ausflügen in sportliche Gefilde landen wir bei einem Mittelwert von nur 8,6 Litern auf 100 km.

Fazit

Wer wirklich sparsam fahren will, ist nach wie vor mit einem kleinen Diesel oder mit dem dafür bekannten Toyota Prius am besten bedient. Wenn das aber nicht ausreicht, bietet der Lexus GS450h die perfekte Lösung. Und es ist mehr an ihm dran als nur der Umweltbonus für Lexus und den Käufer. Der GS450h ist weder ein Gewissensauto für Umweltaktivisten noch eine schräge Technikstudie.

Nicht trotz, sondern gerade wegen des Hybridantriebs liefert der GS450h hervorragende Leistung, bislang ungekannten Komfort und eine ganze Menge Fahrspaß. Gleichzeitig liegen Verbrauch und Emissionswerte unter dem Mittelklassendurchschnitt.

Kurzum: Der Lexus GS450h ist unverschämt schnell, dekadent groß, angeberisch luxuriös, exorbitant teuer und trotzdem politisch korrekt.

plus
  • Eine Menge Fahrspaß
  • Sehr schnell, sehr sparsam
  • Innovative und nützliche Technik
minus
  • Wenig Gepäckraum
  • Kopfstützen schwer einzustellen
  • Navigationssystem stellt das Radio nicht leiser, wenn Steuerungsbefehle eingesprochen werden