Datum der Veröffentlichung: 19 Oktober 2025
Leapmotor B10
Autotest

Leapmotor B10

Intelligentes Konzept, niedriger Preis

Autotest - Chinesische Hersteller arbeiten nach einer bestimmten Formel. Sie nehmen ein bestehendes Produkt, verbessern es wo möglich und bieten es dann zu einem niedrigeren Preis als die Konkurrenz an. Leapmotor geht jetzt noch einen Schritt weiter. Der "B10" ist so günstig, dass dieser kompakte SUV sogar mit anderen chinesischen Marken konkurriert! Aber wie sieht es mit der Qualität aus?

Die meisten neuen Marken müssen sich den Markt selbst erobern. Sie lernen also durch Fehler. Bei Leapmotor ist das anders. Es ist Teil des europäischen Unternehmens "Stellantis", zu dem auch Fiat, Opel, Peugeot und Citroën gehören. Daher hat Leapmotor mehr Kenntnisse über den europäischen Markt und einen besseren Zugang zu ihm. Obwohl der B10 in China entworfen und gebaut wurde, wurden die europäischen Vorlieben ausdrücklich berücksichtigt.

Leapmotor B10

Raum

Um Ängste vor der fremden neuen Marke zu zerstreuen, hat der B10 ein freundliches und zugängliches Aussehen. Schlanke Scheinwerfer und eine hohe Bauweise schaffen ein modernes und solides Element. Die Abmessungen des B10 ähneln denen des Peugeot 3008, Volkswagen ID.4, Kia EV4 und Kia Sportage.

Das Platzangebot im Innenraum ist keineswegs vergleichbar mit dem anderer SUVs in diesem Segment. Vier große Erwachsene sitzen bequem im B10. Die Kopf- und Beinfreiheit im Fond ist daher vergleichbar mit der von SUVs, die eine oder sogar zwei Nummern größer sind. Auch der Gepäckraum ist groß. Leapmotor hat es sogar geschafft, einen zusätzlichen, wenn auch bescheidenen Stauraum unter der Motorhaube einzurichten.

Leapmotor B10
Leapmotor B10

Ausstattung

Bei Leapmotor dreht sich alles um moderne Technik, was sich unter anderem in der minimalistischen Gestaltung des Armaturenbretts widerspiegelt, bei der sich der chinesische Hersteller, gelinde gesagt, von Tesla inspirieren ließ. Hier merkt man jedoch zum ersten Mal, dass Leapmotor zu einem konkurrenzfähigen Preis gekommen ist, denn viele Teile im Innenraum sind aus Hartplastik. Dank der Form und der Farbe sieht dies jedoch gut aus, so dass der B10 keineswegs als minderwertig empfunden wird. Außerdem sind strategische Stellen (z.B. um die Türgriffe herum) mit weichem Stoff bezogen.

Alle Funktionen, die über einen Bildschirm gesteuert werden können, sind es auch. Deshalb gibt es im Innenraum auch fast keine Knöpfe mehr. Die erste Einführung erfordert daher etwas Einarbeitung, aber dank der logischen Menüstruktur dauert es nicht lange. Das System reagiert immer schnell auf die Befehle des Fahrers, was zu dem guten Gefühl beiträgt, das die Technologie vermittelt.

„Der Leapmotor B10 ist jetzt eine gute Investition, die auf lange Sicht nur noch besser werden kann“

Die Softwareentwicklung ist die Stärke von Leapmotor. Während sich das Establishment mit der Entwicklung von Software sehr schwer tut (oder sie aus lauter Verzweiflung sogar an Externe auslagert), hat Leapmotor ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das für das gesamte Fahrzeug zuständig ist. Das Infotainment-System, die Sicherheitsfunktionen und der Antriebsstrang laufen alle auf demselben Zentralrechner. Der B10 ist also ein so genanntes "Software Defined Vehicle", also ein softwaregesteuertes Auto. Der große Vorteil dabei ist, dass der B10 über Jahre hinweg verbessert werden kann. So sollte es auch sein!

Doch Leapmotor lässt in einigen Punkten zu wünschen übrig. Zum Beispiel ist der Klang des Audiosystems mickrig. Um zu verdeutlichen, wie mickrig: Es gibt Telefone, die einen volleren Klang erzeugen. Bei den Lautsprechern und dem Verstärker wurde also zu sehr gespart.

Leapmotor B10

Bei der aktiven Sicherheit hat sich Leapmotor eigentlich zu viel Mühe gegeben. Wenn alle Fahrerassistenten eingeschaltet sind (standardmäßig nach jedem Start), ist der B10 besonders aufdringlich und lässt mindestens alle 10 Sekunden eine Klingel oder einen Summer ertönen. Dabei drückt und zieht der Computer so oft am Lenkrad, dass der Fahrer kaum weiß, ob das Auto auf ihn oder auf die Elektronik reagiert. (Aktualisierter Beitrag: Leapmotor teilte kurz nach Veröffentlichung dieses Berichts mit, dass diese Probleme mit dem nächsten Software-Update behoben werden).

Elektroauto

Fast alle chinesischen Newcomer verdanken ihre Existenz der langsamen Umstellung auf elektrisches Fahren durch die alten Marken. Der B10 ist daher nur als Elektroauto erhältlich (obwohl die Plattform für einen "Range Extender" geeignet ist). Zur Auswahl stehen Batterien mit 56 und 67 kWh Kapazität für eine Reichweite von 361 bzw. 434 Kilometern.

Der Elektromotor ist immer auf 218 PS / 240 Nm ausgelegt. In der Praxis ist das mehr als genug. Im Sportmodus ist der B10 so eifrig, dass es für die Passagiere unangenehm ist. Deshalb wurde der größte Teil der Kilometer im Eco-Modus zurückgelegt, und auch dann schneidet der B10 gut ab. Die Energierückgewinnung beim Bremsen und Ausrollen kann in drei Stufen erfolgen, aber selbst in der höchsten Stufe bremst der B10 den Motor kaum ab. Auch das ist nach Ansicht von Autozine ein Grund für ein Software-Update.

Leapmotor B10

Während der Testfahrt auf einer abwechslungsreichen Strecke bei mäßigem Wetter lag der Verbrauch bei 15,1 kWh/100 km. Das ist nicht nur gut für ein Auto dieser Größe, sondern sogar sparsamer als Leapmotor verspricht! Die versprochene Reichweite kann also auch mühelos erreicht werden.

Handhabung

Der niedrige Verbrauch ist zum Teil auf die Gewichtseinsparung zurückzuführen. Leapmotor entwickelt und fertigt 60% seiner Komponenten selbst. Daher können immer mehr Komponenten in eine kleinere, leichtere Einheit integriert werden. Und weil alle digitalen Signale über das gleiche Kabel übertragen werden, gibt es im B10 67% weniger Kabel als in einem herkömmlichen Auto. Spezialisten von Fiat und Alfa Romeo haben das Fahrwerk dann auf ihrer privaten Rennstrecke in Italien feinabgestimmt.

Leapmotor B10

Im Standard- und Komfortmodus ist die Lenkung jedoch so leicht und gefühllos (Testwagen auf "Linglong"-Reifen ), dass es dem B10 an Vertrauen in sein Handling mangelt. Trotz des Hinterradantriebs hat der B10 kein besseres Lenkgefühl als andere Autos. Und trotz des fehlenden Motors zwischen den Vorderrädern können diese nicht weiter einlenken als üblich, um einen kleineren Wendekreis zu erreichen.

Nur im Sportmodus kommt der B10 dem versprochenen europäischen Gefühl näher. Das hängt allerdings von der Geschwindigkeit ab. Je schneller er gefahren wird, desto weniger souverän ist der Charakter. In der Stadt und auf Landstraßen ist der B10 in seinem Element, und dort glänzt das Auto mit Ruhe und Komfort.

Leapmotor B10

Fazit

Ist der Leapmotor B10 nicht nur sparsamer als kompakte SUVs aus dem Establishment, sondern auch billiger als die der chinesischen Konkurrenz? Auf jeden Fall! Für den Preis einer kompakten Schräghecklimousine bietet Leapmotor einen geräumigen SUV. Die Verarbeitungsqualität ist gut und nur im Detail merkt man, dass Leapmotor gespart hat.

Mit seinem Platzangebot übertrifft der B10 nicht nur teurere, sondern auch viel größere Autos. Leider mangelt es dem Handling bei hohen Geschwindigkeiten an Vertrauen. In der Stadt und auf Landstraßen überzeugt der B10 dagegen mit Komfort und Entschlossenheit. Der Elektroantrieb ist gut, denn der Verbrauch ist bescheiden und die Reichweite reicht für eine sorgenfreie Fahrt aus.

Vielleicht noch wichtiger als der wettbewerbsfähige Preis ist das clevere Design. Der B10 ist ein echtes softwaregesteuertes Auto, etwas, das viele Marken anstreben, aber nur wenige tatsächlich anbieten. Einige der Dinge, die jetzt als Kritikpunkte aufgeführt wurden, können daher leicht durch Software-Updates verbessert werden. Kurzum: Der Leapmotor B10 ist jetzt eine gute Investition, die auf lange Sicht nur noch besser werden kann.

plus
  • Günstiger Preis
  • Besonders geräumig
  • Zukunftssicher dank softwaregesteuerter Plattform
minus
  • Unruhig klingendes Audiosystem
  • Aufdringliche Lenkunterstützung
  • Wenig Vertrauen in das Fahrverhalten