Datum der Veröffentlichung: 15 Oktober 2019
Kia XCeed
Autotest

Kia XCeed

Zufallstreffer

Autotest - Zwei Fakten über den Kia XCeed. Das Auto ist zufällig entstanden. Und wenn der XCeed erst einmal realisiert ist, erwartet Kia, dass das Modell die Verkäufe aller anderen Versionen des Ceed übertreffen wird. Wie kann ein Auto "zufällig" entworfen werden? Und wird dieser Glücksfall tatsächlich erfolgreich sein?

Die vorherige Generation des Kia Cee'd (damals noch mit Apostroph im Namen) war als Schrägheck, Kombi und Coupé erhältlich. Die Nachfrage nach dem Coupé war gering. Deshalb war Kia auf der Suche nach einem Auto, das mehr dem Mainstream entspricht, um es zu ersetzen. Also wurde die Designabteilung damit beauftragt, einen originellen Nachfolger zu entwerfen. Wie in der Automobilbranche üblich, unterbreiteten die Designer mehrere Vorschläge, aus denen die Geschäftsführung einen auswählen musste.

Kia XCeed

Crossover

Diesmal konnten sie sich jedoch nicht entscheiden und es wurde beschlossen, zwei neue Modelle in Produktion zu geben. Das erste ist der "ProCeed", ein so genannter "Shooting Brake", ein Kombi mit den Linien eines Coupés. Das zweite ist das "XCeed", wobei das X für "Crossover" steht. Ein Crossover ist eine Mischung aus einem SUV (Sports Utility Vehicle, oder Luxus-Geländewagen) und einem normalen Pkw. Und das unterscheidet den XCeed sofort von einer Reihe von Wettbewerbern. Schließlich bieten mehrere Automarken nur coole, aufgemotzte Versionen bestehender Modelle an. Der XCeed geht viel weiter als das! Nur die vorderen Türen und die Außenspiegel sind mit denen anderer Ceeds identisch, ansonsten ist jedes Teil des Blechs einzigartig für den XCeed.

Der XCeed ist höher (+5 cm) als der reguläre Ceed und bietet auch mehr Bodenfreiheit (insgesamt 184 mm), so dass dieses abenteuerlich aussehende Modell auf unebenem Untergrund tatsächlich besser zurechtkommt. Dabei sorgen die deutlich muskulösen Linien für einen wesentlich härteren Look. Und genau das ist der Punkt: Laut einer Studie von Kia entscheiden sich 64 % der Käufer für einen Crossover aufgrund seines Aussehens. Kia hat seine Hausaufgaben gut gemacht, denn im Vergleich zu anderen Crossovern sieht der XCeed außergewöhnlich gut aus. Wählen Sie ein XCeed in einer leuchtenden Farbe; in Weiß oder Grau geht der Charme schnell verloren.

Kia XCeed
Kia XCeed

Raum und Ausstattung

Neben dem Aussehen ist der Innenraum ein weiterer Grund, sich für einen Crossover zu entscheiden. Dank zusätzlicher Überhänge vorne und hinten bietet der XCeed mehr Platz als der Ceed mit Fließheck. Davon profitiert insbesondere der Kofferraum (426 Liter, vorher 395 Liter). Von der größeren Bodenfreiheit ist beim Einsteigen wenig zu spüren. Einmal hinter dem Steuer, fällt auf, dass der XCeed etwas höher auf den Beinen steht. Trotz der Tatsache, dass die Kabine genauso hoch ist wie die des normalen Ceed (die Vordertür ist identisch), hatte der Testfahrer Schwierigkeiten, eine bequeme Sitzposition zu finden. Wer groß ist, landet schnell auf dem Dach und ist gezwungen, sich auf den Boden zu setzen. Der Platz auf dem Rücksitz ist großzügig.

Um den XCeed zu einem besonderen Auto zu machen, ist der Innenraum mit einem verspielten Dekor versehen. Im Testwagen besteht das aus gelben Nähten in den Sitzbezügen und gelben Akzenten im Armaturenbrett. Die Geschmäcker sind verschieden, aber der Autozine-Redakteur liebt es!

Jeder Kia Ceed verfügt serienmäßig über eine reichhaltige Ausstattung mit einem modernen Infotainmentsystem (Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem inkl. Internetanbindung) und halbselbstfahrenden Funktionen (die den Fahrer unterstützen und bei Gefahr eingreifen), das gilt auch für den XCeed. Außerdem ist der XCeed der erste Kia mit digitalen statt analogen Uhren. Der traditionelle Drehzahlmesser und der Tachometer sind durch ein Display ersetzt worden. In der Praxis ist das durchaus lesbar, aber Kia nutzt die zusätzlichen Funktionen kaum. Die Nutzer können weder zwischen verschiedenen Layouts wählen noch die Daten nach ihren Wünschen anzeigen. Vielleicht wird ein Software-Update dies später verbessern?

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Straßenlage

Ein Crossover soll das Beste aus beiden Welten bieten: die Raffinesse und das sichere Fahrverhalten eines Pkw und den Platz und das robuste Aussehen eines Geländewagens. Das ist allerdings eine ziemliche Herausforderung!

Es war einfach, den XCeed höher zu machen: Die Entscheidung für eine andere Federung und eine größere Radgröße erhöhte die Fahrhöhe. Dadurch erhöhte sich jedoch auch der Schwerpunkt. Um das zu kompensieren, musste Kia eine Menge ändern: von der Lenkung bis zum elektronischen Stabilitätssystem. Die Vorderräder sind mit einzigartigen Stoßdämpfern ausgestattet, die kleine Unebenheiten gut wegstecken und gleichzeitig besonders steif sind, um zu verhindern, dass dieses große Auto "wackelt". Da Kia nur die Vorderradaufhängung modifiziert hat, spricht der XCeed nicht immer harmonisch an. Bei niedriger Geschwindigkeit werden kurze Stöße sauber abgefangen, während größere Unebenheiten heftige Stöße verursachen können. Bei Kurvenfahrten kann das XCeed sogar durch Vorsprünge quer zur Fahrtrichtung aus der Bahn geworfen werden.

Kia XCeed

Für diesen Test wurden drei verschiedene Versionen des XCeed gefahren. In der Regel führt ein anderer Motor aufgrund des Gewichts auch zu einem anderen Fahrverhalten, aber das trifft auf den XCeed nicht zu. Kia ist bestrebt, dem XCeed trotz seiner Höhe ein sicheres Fahrverhalten zu verleihen, weshalb die Federung stets straff ist. Das XCeed bremst gut, aber mehr Gefühl im Bremspedal wäre willkommen gewesen. Der XCeed ist nur mit Vorderradantrieb erhältlich, Allradantrieb ist nicht verfügbar.

Motoren

Ein weiterer Grund, einen Crossover einem SUV vorzuziehen, ist der Verbrauch. Ein hohes Auto hat eine ungünstigere Stromlinie, und der Motor muss härter arbeiten, um letztlich die gleiche Leistung bei höherem Verbrauch zu erreichen. Der XCeed sollte also sparsamer sein als ein SUV mit ähnlicher Leistung.

Zunächst wurde der 1,4-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor mit 140 PS / 242 Nm gefahren. Diese kann optional mit einem 6-Gang-Automatikgetriebe kombiniert werden, das seine Aufgabe perfekt versteht. Das Automatikgetriebe hat ein gutes Gespür für den Fahrer, schaltet immer im richtigen Moment und tut dies ruckartig und damit unmerklich. Der "1.4 T-GDi" bringt unter allen Bedingungen mehr als ausreichende Leistungen. In der Stadt ist der XCeed ruhig und aufmerksam, auf offener Straße leise und komfortabel. Der Testverbrauch lag bei 7,9 Litern pro 100 km. Trotz einer anspruchsvollen Teststrecke (Stadtverkehr und viele Bergstraßen) ist das für ein Auto wie dieses hoch.

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Zum Vergleich wurde auch der 1,6-Liter-Benzinmotor (204 PS / 265 Nm) gefahren. Da der XCeed mehr Leistung aus niedrigeren Drehzahlen liefert, fühlt er sich leistungsfähiger und ausgereifter an. Natürlich ist auch seine Leistung besser als die des kleineren Motors, aber in der Praxis ist es vor allem die Leichtigkeit, mit der der 1,6-Liter-Motor arbeitet, die den wirklichen Mehrwert bietet.

Obwohl in den Niederlanden nicht erhältlich, wurde auch der XCeed-Diesel (136 PS / 280 Nm) gefahren. Hier ist deutlich zu erkennen, dass Kia, wie viele andere Automobilhersteller auch, weiß, dass der Dieselmotor auf dem Rückzug ist. Während die Benzinmotoren mit jeder Generation spürbar besser werden, steht die Dieseltechnologie still. Bestehende Motoren werden mit vielen Filtern sauberer gemacht, um die neuesten Emissionsanforderungen zu erfüllen, aber es werden keine Fortschritte in Bezug auf Leistung oder Raffinesse gemacht. Wie in den Vorgängermodellen von Kia ist auch dieser Dieselmotor leise (nicht lautlos), laufruhig und sparsam (6,4 Liter pro 100 km). Die Kilometerfresser-Version wird 2020 folgen, wenn der XCeed auch als Plug-in-Hybrid erhältlich sein wird.

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Fazit

Als die Designer von Kia auf der Suche nach originellen neuen Modellen waren, entwarfen sie versuchsweise eine abenteuerliche Version des Ceed. Er fand sofort so viel Anklang, dass Kia beschloss, den "XCeed" tatsächlich in Produktion zu geben.

Das "X" in "XCeed" steht für "Crossover", also für eine Mischung aus Geländewagen und Pkw. In der Regel sollte ein Crossover das Beste aus diesen beiden Welten vereinen, aber leider hat der XCeed das nicht geschafft. Der XCeed fährt sich nicht besser als ein "echter" Geländewagen (oder SUV). Obwohl die Leistung der drei getesteten Motoren in Ordnung ist, ist der Kraftstoffverbrauch kaum niedriger als bei einem SUV. Der XCeed bietet also die Annehmlichkeiten, aber auch die Belastungen eines SUVs, und das war nicht beabsichtigt. Der andere Crossover von Kia, der Stonic, ist in dieser Hinsicht ein erfolgreicheres Auto.

Aber die Zahlen sind rational. Wenn man sich mehr auf Gefühle verlässt, ist die Schlussfolgerung eine ganz andere. Im Vergleich zu Crossovern anderer Marken überzeugt der XCeed vor allem durch sein Design. Dabei geht Kia weiter als nur ein bestehendes Modell abenteuerlich zu verkleiden. Der XCeed bietet mehr Bodenfreiheit und vermittelt auch aus diesem Grund ein anderes Fahrgefühl. Wie jeder andere Kia Ceed ist die Ausstattung modern und komplett. Der XCeed mag ein Glücksfall sein, aber das Modell hat alles, um viele Herzen zu erobern und den Erfolg der anderen Versionen des Ceed zu übertreffen.

plus
  • Erfolgreiches Design
  • Reichhaltige, moderne Ausstattung
minus
  • Digitale Uhren bieten wenig Mehrwert
  • Kaum günstiger in Anschaffung und Verbrauch als ein SUV
  • Können auf kurze Unebenheiten in der Fahrbahnoberfläche heftig reagieren