Kia Rio
Daran ist nichts auszusetzen
Es mag den Anschein haben, als wüsste Kia selbst nicht, was es will. Am Anfang ging es nur um den niedrigen Preis. Indem wir den Rio schöner, moderner und unterhaltsamer machten, wurde der niedrige Preis erreicht. Doch das ist eine sehr bewusste Politik. Tatsächlich hat sich der Kundenwunsch im Laufe der Jahre verändert. Der Kunde achtet beim Kauf weniger auf den niedrigen Preis als vielmehr auf niedrige Kosten bei der Nutzung und beim Umtausch.
Daher standen Aussehen, Zuverlässigkeit und Funktionalität im Mittelpunkt des Designs des neuen Rio. Im Vergleich zum vorherigen Rio ist das Auto länger, niedriger und breiter geworden. Mit diesen Außenmaßen ist der Rio nun das längste Auto in seinem Segment (Höhe und Breite sind durchschnittlich). Es gibt ihn nur als Fünftürer. Dank der Verwendung von modernem Stahl ist der neue Rio im Durchschnitt 17 kg leichter als der alte.

Raum und Ausstattung
In der Praxis bedeutet dies ein durchschnittliches Platzangebot auf den Vordersitzen und etwas mehr Platz als üblich auf den Rücksitzen. Der Kofferraum ist mit 325 Litern großzügig bemessen. Außerdem bietet die doppelte Ladefläche zusätzliche Möglichkeiten. Die verwendeten Materialien und die Verarbeitungsqualität sind gut. Ein schönes Detail ist der (optionale) farbige Streifen auf dem Armaturenbrett. Der Rio vermittelt in keiner Weise das Gefühl, ein kleines oder billiges Auto zu fahren.
Dieses Gefühl wird durch die Ausstattung noch verstärkt. Der Rio bietet nicht nur eine reichhaltige (Sicherheits-)Ausstattung, er ist auch schon ab einem relativ niedrigen Ausstattungsniveau erhältlich. Die Funktionen, die der Rio bietet (automatisches Bremsen bei Gefahr, Spurhalteassistent, Lenkradheizung, Apple CarPlay, Android Auto) sind nicht einzigartig, aber bei der Konkurrenz oft nur in der teuersten Version verfügbar.
Benzin: 1.2 MPI
Der einfachste Motor in der Preisliste ist der "1.2 MPI". Das Wort "einfach" ist hier angebracht, denn durch den Einsatz einfacher und inzwischen veralteter Technik kann Kia diese Stromquelle kostengünstig bauen und anbieten.
In der Praxis fehlt es dem 1.2 MPI an Laufruhe, und der Motor muss hart arbeiten, um mit dem Verkehrsfluss Schritt zu halten. Um Leistung zu erbringen, muss der Motor ständig hochgedreht werden, was zu einem hohen Verbrauch führt. Der 1.2 MPI scheint also billig in der Anschaffung zu sein, ist es aber nicht im Gebrauch.
Benzin: 1.0 T-GDI
Mit einem Hubraum von 1,0 Litern scheint der Dreizylinder-T-GDI der kleinere Motor zu sein, aber dank eines Turbos liefert er tatsächlich mehr Leistung bei niedrigem Verbrauch. Kia hat die Geräusche von Reifen und Fahrtwind gut unterdrückt, was einer der Gründe dafür ist, dass das für einen Dreizylinder so charakteristische Rumpeln zu hören ist.

Die Leistung des 100 PS / 171 Nm starken Turbomotors ist ausgesprochen gut. Dabei fällt auf, dass der T-GDI schon bei sehr niedrigen Drehzahlen viel Laufruhe bietet. Bereits bei 1.200 U/min schlägt die Schaltanzeige vor, einen höheren Gang zu wählen. Das scheint zu früh zu sein, aber dann läuft der Motor am besten. Bei hohen Drehzahlen ist der Dreizylinder schön eifrig und laufruhig.

Trotz der niedrigen Drehzahlen und vieler Spritsparmaßnahmen ist der 1.0 T-GDI in der Praxis nicht so sparsam wie versprochen. Selbst bei extrem ruhiger Fahrweise waren 6,5 Liter pro 100 km das beste Ergebnis, und das ist viel zu viel für ein Auto mit einem solchen Motor.
Diesel: 1.4 CRDi
Der beste Motor in der Preisliste ist der 1,4-Liter-Vierzylinder-Diesel. Er bietet nicht nur reichlich Leistung, sondern baut diese auch sehr langsam auf. Dadurch wirkt das Auto insgesamt erwachsener.
Weil Kia mit dem Rio auf die Nachfrage nach Vertrautem reagiert, stehen keine technischen Wunderwerke auf dem Programm. Erwarten Sie also keine Elektroversion oder gar ein Hybridfahrzeug. Bei der Wahl einer möglichen Automatik ist zu beachten: Der neue Rio (1.4 CVVT) ist mit einer fast antiken Viergang-Automatik erhältlich.

Straßenlage
Unabhängig vom gewählten Motor ist das Fahrverhalten in etwa gleich; der Diesel lenkt etwas besser, aber der Unterschied ist gering. Wieder einmal setzt Kia auf das Vertraute. Folglich hat der Rio keinen eindeutigen Charakter und versucht, sich so weit wie möglich zu verraten.
Auch aus diesem Grund würden viele fast vergessen, wie gut sich das Auto eigentlich fährt. So haben viele Autos in diesem Segment (und auch andere Modelle von Kia!) dicke A-Säulen, die die Sicht nach vorne diagonal einschränken. Im Gegensatz dazu bietet der Rio ungehinderte Sicht in schwierigen Verkehrssituationen. Leider ist die Sicht in den Innenspiegeln wegen der kleinen Heckscheibe eher schlecht.
Für den Test wurde er bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen und auf allen Arten von Straßen gefahren, von frisch geteertem Asphalt bis zu Feldwegen voller Schlaglöcher. Jedes Mal bot der Rio reichlich Komfort, und selbst wenn der Fahrer ungeschickt lenkt, trifft den Rio keine Schuld.
Schlussfolgerung
Was hat der neue Kia Rio (2017) zu bieten? Solidität und Vertrauen. Der Rio ist nicht innovativ und hat keinen eigenen Charakter. Sein Mehrwert gegenüber der Konkurrenz erscheint daher gering. Am Rio gibt es jedoch kaum etwas auszusetzen, nur die Verbrauchswerte sind in der Praxis enttäuschend.
Die Handhabung ist nahezu vorbildlich. Darüber hinaus bietet der Rio den gesamten Luxus seiner Konkurrenten, selbst bei einem niedrigeren Ausstattungsniveau. So macht Kia mit der vierten Generation des Rio einen weiteren großen Schritt nach vorn.
- Funktionell und solide
- Hervorragende Handhabung
- Starker, spritziger 1.0 T-GDI-Motor
- Viele herablassende Warnungen
- Nicht so wirtschaftlich wie versprochen
- Schlechte Sicht im Innenspiegel aufgrund der kleinen Heckscheibe