Datum der Veröffentlichung: 31 Dezember 2011
Kia Optima (2011 - 2016)
Autotest

Kia Optima (2011 - 2016)

Optimal?

Autotest - Was macht man, wenn Perfektion die Norm ist? Der Balken liegt im geschäftlichen Segment so hoch, das es für einen Neuling kaum möglich ist, sich vom Rest zu unterscheiden. Dennoch sieht Kia eine Möglichkeit: Das selbe Produkt zu einem niedrigeren Preis anbieten. Kia ist davon überzeugt, dass sie mit dem passenden Namen "Optima" den Markt der großen Geschäftswagen erobern können. Besteht das Selbstvertrauen zu recht?

Eigentlich ist Kia kein Neuling wenn es sich um Geschäftswagen handelt. Der Optima ist namentlich schon seit Jahren in Amerika und Asien (unter dem Namen "k5") auf dem Markt. Das gibt dem Optima gleich einen Vorsprung: Im Vergleich zur Konkurrenz ist der Optima länger, breiter und vor allem: tiefer.

Zusammen mit dem für Europa angepassten Äußeren hat der Optima die selbstsichere Ausstrahlung, mit der sich der geschäftliche Fahrer gerne assoziiert. Außerdem unterscheidet sich dieser Kia nachdrücklich vom großen Geschäftswagen der Schwesterfirma Hyundai, dem i40. Die Modelle unterscheiden sich nicht nur in der Form; auch darunter haben sie keine Ähnlichkeit.

Kia Optima (2011 - 2016)

Die Kabine des Optima ist weniger ausgeprägt. Kia selbst nennt es ein einzigartiges, auf den Fahrer gerichtetes Interieur. Tatsächlich ist das Interieur gut ausgestattet, kommt jedoch auf keinen Fall über ein "durchschnittlich" hinaus. Durch die niedrige Dachlinie ist der Kopfraum sogar geringer als üblich, damit fällt der Optima für (sehr) große Fahrer aus. Der Beinraum ist gut.

Ausrüstung

Nach einem Blick auf die Preisliste weiß sich der Optima allerdings zu unterscheiden. Oder besser gesagt: Nach einem Blick auf die Optionsliste, denn die ist bemerkenswert kurz. Der Optima scheint in erster Hinsicht kaum vorteilhafter als gleichartige Autos anderer Hersteller. Bei anderen Marken muss jedoch tief in die Tasche gegriffen werden, um das Auto mit vielen Optionen erst zu komplettieren.

Kia Optima (2011 - 2016)
Kia Optima (2011 - 2016)

Der Optima ist standardmäßig schon sehr großzügig ausgestattet, unter anderem mit ledernen Bezügen, schönen Leichtmetall-Felgen, elektrisch verstellbaren, erwärm- und kühlbaren Sitzen, Dualzonen-Klimaanlage und einem integrierten Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem. Bei letztem gehören selbstverständlich Bluetooth und USB (mit standardmäßiger iPod-Unterstützung) dazu.

Das Audiosystem wurde vom Spezialisten Infinity gebaut und hört sich bei niedriger Lautstärke gut an. Bei hoher Lautstärke nehmen die hohen und niedrigen Tönen exponentiell zu; das klingt zwar spektakulär, hat jedoch wenig mit HiFi zu tun.

In Bezug auf Sicherheit wurde der Optima genauso gut bedacht. So hat Kia standardmäßig ein System, das vor Fahrzeugen im toten Winkel oder beim Verlassen der Fahrspur warnt ("LAKS"). Sogar Einparken kann der Optima, falls gewünscht, völlig automatisch.

Diesel

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes gibt es den Optima nur mit einem 1.7 Liter Dieselmotor. Ein 2.0 Liter Benzin- und sogar ein Hybridmotor sollen noch kommen.

Kia Optima (2011 - 2016)

Der 136 PS / 325 Nm starke Turbodiesel ist durchaus ausreichend, weiß sich aber in keinem einzigen Punkt hervorzuheben. Der Optima Diesel ist nicht ausgesprochen träge oder schnell, weder laut noch leise und weder sparsam noch verschwendend. Sogar die Art, in welcher die Leistung aufgebaut wird, ist völlig durchschnittlich.

„Kia scheint wirklich alles getan zu haben, um zu verbergen, dass der Optima eigentlich eine ausgezeichnete Straßenlage hat.“
Kia Optima (2011 - 2016)

Das optionale Automatikgetriebe macht seine Arbeit gut, aber auch nicht mehr als das. Sehr bequem ist, dass sich das Automatikgetriebe auch mit der Hand schalten lässt, mit einem Hebel hinter dem Lenkrad. Damit ist es möglich, mit dem Motor zu bremsen, was bei den meisten anderen mit der Hand schaltbaren Automatikgetrieben nicht geht.

Leider ist nur der Optima mit Schaltgetriebe mit einen Stop-/Startsystem ausgestattet. Das hier gefahrene Automatikgetriebe muss es daher ohne machen, weshalb der Testverbrauch in der Stadt bis über 1 auf 10 hochgegangen ist. Während der Testfahrt blieb der Verbrauch auf 6,49 Liter pro 100 Km (1L auf 15.4 Km) stecken (Herstelleraufgabe 5,10 Liter pro 100 Km, also 1L auf 19.6).

Kia Optima (2011 - 2016)

Straßenlage

Wie gesagt gibt es den Optima in Amerika und Korea schon länger. Aber keine Angst: Die Straßenlage wurde an den europäischen Geschmack angepasst.

Kia scheint wirklich alles getan zu haben, um zu verbergen, dass der Optima eigentlich eine ausgezeichnete Straßenlage hat.. Die Lenkung ist weder leicht noch schwer, weder direkt noch indirekt. Die Bremsen sind kräftig genug, doch das Gefühl im Bremspedal lässt zu wünschen übrig.

Wenn ruhig im Verkehr mitgefahren wird, zeigt der Optima fast keinen Charakter. Nur wenn schnell gefahren und das Auto gnadenlos hart durch die Kurven geprügelt wird, spürt man, dass der Optima eine gute und vor allem sehr sichere Straßenlage hat.

Kia Optima (2011 - 2016)

Fazit

Ist es Kia wirklich gelungen, ein neues geschäftliches Auto einzuführen, das gegenüber dem derzeitigen Angebot einen Mehrwert bietet? Wenn es um die Fahreigenschaften geht, ist die Antwort: Nein. Kia möchte einen breitestmöglichen Geschmack befriedigen, deshalb zeigt der Optima schließlich so gut wie gar keinen Charakter.

Weil das Äußere so vielversprechend ist, fällt es deswegen auf, dass der Optima absolut kein interessantes Auto zum Fahren ist. Doch obwohl die Straßenlage nicht überdurchschnittlich ist, hat das Auto auch keine nennenswerten Nachteile.

Schließlich ist es der Preis, mit dem der Optima überzeugt. Obwohl er auf den ersten Blick nicht sonderlich scharf erscheint, bietet der Optima eine mehr als komplette Ausrüstung, wofür bei der Konkurrenz viele tausend Euro extra bezahlt werden müssen. Kurz gesagt: Wie der Name schon sagt, versteht es Kia, ein Produkt anzubieten, das es bereits gibt, jedoch zu einem "optimalen" Preis.

plus
  • Netter Preis
  • Gelungene Formgebung
  • Sichere Straßenlage
minus
  • Beschränkter Kopfraum
  • Kein Stop/Start beim Automatik-Getriebe