Datum der Veröffentlichung: 30 März 2007
Kia Cee'd (2007 - 2012)
Autotest

Kia Cee'd (2007 - 2012)

Der Neue ... ?

Autotest - Irgendein graues Auto auf irgendeinem grauen Parkplatz. Ist das der neue Nissan Almera? Ein Toyota Corolla? Der nächste Seat Ibiza? Das wäre alles gut möglich. Kia hat die Qualität deutlich verbessert und will jetzt mit den beliebtesten etablierten Modellen konkurrieren. Hier kommt der neue Kia Cee'd.

Aus dem Kia Cee'd hätte mehr werden können als irgendein graues Auto. Auf verschiedenen Automessen wurden unter dem Namen "Ed" (für European Design) Prototypen gezeigt, die so elegant waren, dass sich die Europäischen Designer noch eine Scheibe davon hätten abschneiden können. Aus Kostengründen sind aber viele Details, wie die großen Räder, spannende Wölbungen und die scharfe Front gestrichen worden. Der Flair des "Ed" findet sich im "Cee'd" leider nicht wieder.

Modern

Trotzdem sieht der Cee'd klar und modern aus. Auch der Innenraum macht etwas her. Dort ist die Verarbeitung erheblich besser und die Einteilung logischer als bei älteren Kias.

Für das Instrumentenbrett werden weiche aber widerstandsfähige Materialien verwendet. Alle Schalter befinden sich dort, wo man nach ihnen sucht. Sehr angenehm ist die Tachoeinteilung, die bei niedrigen Geschwindigkeiten sehr exakt ist und mit zunehmender Geschwindigkeit immer gröber wird.

Kia Cee'd (2007 - 2012)
Kia Cee'd (2007 - 2012)

Ein enormer Fortschritt ist auch, dass die koreanischen Autobauer begriffen haben, dass Europäer normalerweise ein paar Zentimeter größer sind. Die höhenverstellbaren Vordersitze haben lange Rückenlehnen. Die Kopfstützen können weit verstellt werden, und liefern so wirklich einen Beitrag zur Sicherheit. Leider sind die Sitzflächen der Vordersitze immer noch sehr kurz, was sich auf längeren Fahrten schmerzlich bemerkbar macht.

Im Vergleich zu seinen Konkurrenten hat der Cee'd einen ungewöhnlich langen Radstand (2,65 m), was sich im großen Raumangebot vorne niederschlägt. Hinten ist der Platz etwas geräumiger als im Segmentsdurchschnitt. Auch der Gepäckraum liegt mit 340 Liter eher im großzügigen Bereich.

Der Cee'd verfügt serienmäßig über ein MP3-fähiges CD-Radio (sowohl MP3-CDs als auch MP3-Player-Anschluss), vier Airbags, ABS, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Fensterheber, Bordcomputer und Alarmanlage. Alle Ausführungen außer dem Basismodell haben außerdem eine Klimaanlage.

Motoren

Den Cee'd gibt es mit zwei Diesel- und einem Benzinmotor. Die 1.6er Diesel liefern 90 bzw. 115 PS. Der kleinste Benziner ist ein 1.4er mit 109 PS. In unserem Testwagen steckt der stärkste Motor im Lieferprogramm: ein 2-Liter Benziner mit 143 PS.

Kia Cee'd (2007 - 2012)

Vor allem nach einem Kaltstart hat dieser Motor seltsame Probleme. Sobald die Kupplung kommen gelassen wird und der Motor wirklich arbeiten muss, fällt die Drehzahl ab. Das passiert natürlich bei jedem Auto, aber beim 2.0er Cee'd fällt sie so weit ab, dass man kaum anfahren kann ohne Bocksprünge zu veranstalten. Außerdem kann man den Motor schnell einmal für abgewürgt halten und fälschlicherweise neu starten. Diese Probleme treten vor allem dann auf, wenn der Wagen länger als 24 Stunden gestanden hat.

Kia Cee'd (2007 - 2012)

Wenn er einmal warmgefahren ist, lassen sich die Leistungen des Cee'd aber durchaus sehen. Trotzdem macht der stärkste der Motoren aus dem Cee'd noch keinen starken Wagen. Es gibt nichts zu klagen (wenig Fahrgeräusche, bescheidener Verbrauch, etc.) aber von einem so großen Motor in einem recht kompakten Wagen kann man trotzdem mehr erwarten. Das Topmodell fühlt sich nicht an wie ein Topmodell.

Kia bietet den 2-Liter-Motor zu einem sehr günstigen Preis an, aber die Leistung ist nicht besser als die eines 1.6er oder 1.8er-Motors der Konkurrenz, was den Preisvorteil schon viel blasser aussehen lässt. Eine Probefahrt mit einem der leichteren Motoren ist daher zu empfehlen.

Kia Cee'd (2007 - 2012)

Straßenlage

Die Straßenlage und die Lenkung sind dagegen auffallend gut. Die Lenkung ist schön schwergängig, sodass der Fahrer genau weiß, was die Vorderräder tun. Die Straßenlage ist prima, auch wenn echter Fahrspaß ausbleibt. Die Grenzen sind weit gesteckt. Plötzliche Ausweichmanöver fängt das Fahrgestell vorbildlich ab. Vor allem in diesem Punkt liefert der Cee'd die versprochene europäische / japanische Qualität zum koreanischen Preis.

Kia Cee'd (2007 - 2012)

Fazit

Kia verspricht europäische / japanische Qualität zum bekannt niedrigen Kia-Preis. Der 2-Liter Benziner kann dieses Versprechen nicht einlösen, denn leichtere Motoren anderer Marken bringen teilweise noch bessere Leistungen. Auch an den kurzen Sitzflächen der Vordersitze ist erkennbar, dass es sich hier nicht um ein europäisches Auto handelt.

In allen anderen Punkten ist der Wagen hingegen gelungen. Die Formgebung wirkt japanisch, die Verarbeitung europäisch. Die Ausstattung ist modern und dazu noch reichhaltiger als bei Einigen von der Konkurrenz. Auch die Fahreigenschaften bestehen im Vergleich mit führenden Marken. Soll heißen: Das ist nicht nur irgendein graues Auto auf irgendeinem grauen Parkplatz ... das ist der neue Kia Cee'd!

plus
  • Günstiger Preis
  • Angenehme Lenkung
  • Gute Verarbeitung und Formgebung
minus
  • Zu kurze Sitze
  • Drehzahl nimmt bei kaltem Motor ab