Datum der Veröffentlichung: 2 Dezember 2001

Jeep Cherokee (2001 - 2008)

Der einzige echte

Autotest - Wenn ein Markenname zum "Gattungsnamen" wird, ist das eines der schönsten Komplimente, die ein Hersteller bekommen kann. "Jeep" wurde im Laufe der Jahre zu einem Synonym für einen Geländewagen. Der Erfinder und Hersteller des einzig echten Jeeps stellt mit dem neuen Cherokee einen Geländewagen vor, der noch alle Verbindungen zum Original berücksichtigt, aber dies mit dem Komfort und der Technik von heute kombiniert.

Bereits beim ersten Blick auf den neuen Cherokee ist klar, daß er ein direkter Nachkomme des Ur-Jeeps aus dem zweiten Weltkrieg ist. Der Lüftungsrost mit den sieben vertikalen Öffnungen und die relativ kleinen und nahe bei einander platzierten, runden Scheinwerfer geben ihm noch immer dasselbe ehrliche Gesicht und dieselbe bescheidene Ausstrahlung, wie damals. Aber im Laufe der Jahre ist der Cherokee ordentlich gewachsen. Wer neben dem Auto steht, merkt, daß der Cherokee enorm groß ist, manch einer könnte über ihn nicht hinwegschauen.

Dabei bleibt der Cherokee in jeder Hinsicht ein Geländewagen. So ist der Überhang vor den Vorderrädern und hinter den Hinterrädern minimal. Auf diese Weise ist der Jeep imstande enorme Steigungen zu nehmen, ohne auf der vorderen oder hinteren Stoßstange hängen zu bleiben. In der Fachbezeichnung: der Anlaufwinkel ist 38 Grad, Ablaufwinkel 32. Außerdem beträgt die Fußbodenfreiheit maximal 24 cm. Und das merkt man, weil gerade kleinere Menschen eher herein klettern als nur einsteigen müssen.

Komfort

Innen im Cherokee haben alle Querverbindungen mit dem Ur-Jeep Platz für den heutigen Komfort gemacht. Die neue Funktion des Jeeps ist nicht mehr die eines Arbeitspferdes, sondern die eines großen Autos mit extra Möglichkeiten. Die meisten Cherokees sollten den größten Teil ihres Lebens auf dem Asphalt verbringen und deswegen ist der Innenraum auf Komfort zugeschnitten. Dieser ist jedoch originell gestaltet. So ist das Armaturenbrett mit zwei unterschiedlichen Kunststoffsorten bezogen. Die beiden wirken sehr haltbar und solide, aber strahlen auch eine bestimmte Wärme aus. Die Textur und die diversen silbernen Akzente geben auch dem Innenraum etwas Besonderes.

Der Fußboden ist mit luxuriösem Stoff bezogen, der so aus einer großen Reiselimousine stammen könnte. Die Sitze sind mit Leder gepolstert und sind elektrisch verstellbar. Da ein Auto wie dieses sehr of in Ländern mit einem extremen Klima eingesetzt werden soll, ist der Cherokee mit Klimaanlage und Sitzheizung versehen. Letzteres Details ist auch sehr angenehm bei leichtem Frost während der Testperiode, weil die den Fahrer schneller als die Heizung wärmen kann. Außer diesen Anlagen ist das getestete Limited Modell auch mit elektrischen Fensterhebern vorne und hinten, einer Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, einem Bordcomputer, einem Kompass, einem umfangreichen Audiosystem und einem automatischen Schaltgetriebe ausgestattet.

Der Antrieb im getesteten Top-Modell Cherokee wird von einem, mehr als adäquaten, 3.7 Liter V6 Motor versorgt. Zusammen mit dem hohen Sitz in diesem imposant aussehenden Geländeriesen macht dieser Motor das Gefühl "König auf der Straße" vollkommen. Obwohl das Triebwerk nur einen sehr bescheidenen Klang produziert (wenn es überhaupt hörbar ist!), spürt der Fahrer in jedem Moment das enorme Kraftpotential von 213 PS und 319Nm, das vorne produziert wird.

Wer das Auto provoziert, wenn nur der Hinterradantrieb angeschaltet ist, kann den Cherokee fahren, als ob es ein Sportwagen wäre. Mit einigem guten Willen ist das 1.822 Kg wiegende Monstrum in eine spektakuläre Drift zu kriegen. Wer normal mit dem Cherokee fährt, hat mit dem 3.7 Liter Motor ein sehr geeignetes Triebwerk, das sehr gute Leistungen erbringt und immer genügend Reserve hat. Daß er dabei unter normalen Umständen 14.7 Liter/100 km Bleifrei verbraucht, darf den Spaß nicht verderben.

Ein echter Geländewagen

Wer denkt, daß sich ein Geländewagen wie der Cherokee auf der Autobahn nicht zuhause fühlt, wird enttäuscht werden. Dieser Jeep gleitet nicht nur auf der Autobahn wie eine echte amerikanische Limousine, sondern auch der Geräuschpegel ist dabei erstaunlich niedrig, im Hinblick auf den Windfang, den eine riesige "Kutsche" wie diese haben muß. Nur die gigantischen Reifen (235/70R16) sind leicht als ein Zeichen hörbar, daß das Auto fährt und nicht schwebt.

Solange es geradeaus geht, ist alles gut. Die weiche, typisch amerikanische Federung sorgt jedoch dafür, daß der Cherokee wackelig über Schwellen und Bürgersteige fährt. Auch in den Kurven merkt man sehr deutlich, daß der Cherokee einen höheren Schwerpunkt als ein gewöhnlicher PKW hat. Trotz des auffallenden, warnenden schwarz-gelben Aufklebers auf der Sonnenblende, ist der Cherokee zu anständigen Kurvengeschwindigkeiten in der Lage. Bei hohen Geschwindigkeiten oder besonders brüsken Bewegungen verliert das Auto die Balance und es ist lästig diesen Giganten wieder in die richtige Spur zu kriegen. Bei kleinen Ausweichmanövern hat der Cherokee einen sehr gutmütigen Charakter. Nicht das ganze Auto, sondern an erster Stelle nur das Fahrgestell ändert etwas die Fahrtrichtung, so daß der größte Teil des Wagengewichts in Ruhe bleibt. Die Konsequenz ist, daß der Cherokee komfortabel ist, aber – genauso wie die meisten derartigen Autos - ein falsches Sicherheitsgefühl hervorruft.

Daß der Jeep Cherokee seine Herkunft nicht verleugnet, zeigt sich nicht nur bei seinem Äußeren, sondern auch in der Technik, die das Auto an Bord hat, um neue Wege einzuschlagen. Mit einem Hebel kann man neben dem automatischen Getriebe Hinterradantrieb, Allradantrieb "full time", Allradantrieb "part time" und Allradantrieb mit niedriger Gangschaltung wählen. Der Unterschied zwischen "full time" und "part time" ist, daß bei letzterem alle Ausgleichgetriebe zwischen den Rädern blockiert werden. Auf diese Weise geht die Kraft nicht zu dem am leichtesten drehenden Rad, sondern zu allen Rädern. Eine derartige Installation ist sehr sinnvoll bei schlammigem Gelände. Anders kriegt das Rad die ganze Kraft, das den meisten Schlamm hat, während der Antrieb gerade zum Rad mit dem besten Griff gehen muß. Diese Technik ist jedoch nicht nur auf Asphalt zu verwenden, so daß bei extremem Regen oder der Glätte die Option "full time" gebraucht werden kann.

Die "niedrige Gangschaltung " ist eine spezielle Übersetzung, um die Arbeit bei extremen Neigungen oder beim Ziehen von schweren Anhängern (bis 2.160 Kg) zu erleichtern. Eine Anzahl von mittelschweren Geländetests lehrt, daß auch dieser moderne Jeep noch immer zur Spitze unter den echten Geländewagen gezählt werden kann. Obwohl das nagelneue Testauto soviel wie möglich geschont wurde, hat der Cherokee jeden Test mit so einer verblüffenden Leichtigkeit überstanden, daß das Auto völlig unbeeindruckt von den Tests zu sein schien.

Jeep Cherokee (2001 - 2008)

Fazit

Der neue Cherokee Jeep beweist nicht nur Herkunftstreue, sondern ist auch mit der Zeit gegangen. In der Stadt und auf der Autobahn lassen sich der Komfort, die Ausstattung und die Fahrqualitäten ohne weiteres mit denen eines großen PKWs in der gleichen Preisklasse vergleichen. Nur im Bereich Straßenlage braucht dieser Jeep eine spezielle Behandlung. Der Cherokee kombiniert die Limousinen-Qualitäten mit dem Platz und den Geländefähigkeiten eines puren Geländewagens. Als Extra kommt noch das Image eines echten Jeeps dazu, weil es nur einen einzig echten geben kann.

plus
  • Der einzig echte Jeep!
  • Komfortabel als Reisewagen
  • Geeignet für schweres Gelände
minus
  • Großer Durst nach Kraftstoff
  • Wenig komfortabel für die Passagiere
  • Passagiersitz-Verstellung lästig zu erreichen