Datum der Veröffentlichung: 20 April 2023
Jeep Avenger
Autotest

Jeep Avenger

In einsamer Höhe

Autotest - Jeep ist dabei, sich schnell zu erneuern. Zuvor hatte das Unternehmen bereits an Europa angepasste Modelle mit bescheidenen Abmessungen und Hybridantrieb vorgestellt. Jetzt geht Jeep einen großen Schritt weiter: Der Avenger ist ein Kompaktwagen mit Elektroantrieb. Außerdem wird der Avenger in Europa entworfen, in Europa gebaut und hauptsächlich in Europa verkauft. Ist er trotzdem noch ein echter Jeep?

Das vielleicht Auffälligste am Jeep Avenger: Er ist ein Kompaktwagen, selbst für europäische Verhältnisse. Und trotz der Tatsache, dass der Avenger von einem Italiener gezeichnet wurde, ist dieser Europäer sofort als Jeep zu erkennen. Dabei ist es mehr als gelungen, das markante Design zu modernisieren und ein wenig europäischer zu gestalten. Für den Einsatz im Großstadtdschungel hat der Avenger rundherum Stoßstangen und die Scheinwerfer sind leicht vertieft.

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Darüber hinaus ist der Avenger voller Details, die beweisen, dass die Europäer genauso viel Leidenschaft für die Marke haben wie die Amerikaner. Das Muster des Kühlergrills kehrt an vielen Stellen wieder: im unteren Stoßfänger, auf den Felgen, an der dritten Bremsleuchte und auf dem zentralen Lautsprecher auf dem Armaturenbrett. Ebenfalls sehr schön: Der Rand der Heckscheibe nimmt die Silhouette der italienischen Berge auf, auf die die Designer von ihrem Studio aus blickten. Der Sound des Blinkers hat einen Rhythmus (erste Takte von "We will rock you").

Raum und Ausstattung

Ein Jeep hat von Natur aus kantige Formen, die es ihm ermöglichen, aus begrenzten Außenmaßen ein Maximum an Innenraum herauszuholen. Erwarten Sie jedoch keine Wunder von einem Auto, das 408 cm lang ist (nur wenig länger als ein Vauxhall Corsa oder Ford Fiesta). Die großen Sitze und das hoch gebaute Armaturenbrett machen das Beste aus dem Avenger, was zu einer unbequemen Sitzposition und einem Innenspiegel führt, der dominant ins Blickfeld fällt. Die Beinfreiheit im Fond ist mäßig, und das ist noch gelinde ausgedrückt.

Jeep Avenger
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Dank der eckigen Form der Karosserie hat auch der Kofferraum eine gerade Form, so dass jede Ecke genutzt werden kann. Der Ladeboden ist verstellbar für mehr Stauraum (mit Hubschwelle) oder eine minimale Hubschwelle und etwas weniger Kofferraum. Da der Avenger eine dicke C-Säule hat (Balken zwischen Heckscheibe und hinteren Seitenscheiben), ist die Rundumsicht nicht optimal. Im Kreisverkehr zum Beispiel können Radfahrer dahinter "verschwinden". Apropos Fahrrad: Auf dem Avenger ist leider kein Fahrradträger erlaubt.

Jeep ist Teil von "Stellantis", der Muttergesellschaft von Opel, Fiat, Peugeot und Citroën. Der Avenger teilt daher die Ausstattung mit der seiner Schwestermarken. Das bedeutet ein gepflegtes Infotainmentsystem (Audio, Kommunikation und Navigation) und die üblichen Sicherheitsmerkmale. Leider ist das serienmäßige Audiosystem klanglich etwas dürftig, was den ansonsten festlichen Innenraum schmälert.

Elektroauto: Reichweite und Aufladung

Da der Avenger für den europäischen Markt bestimmt ist, hat man sich für einen reinen Elektroantrieb entschieden. Vor allem in Westeuropa ist die Infrastruktur dafür bereit und die Gesetzgebung wird das elektrische Fahren bald zur Pflicht machen und bereits jetzt steuerlich attraktiv sein.

Jeep Avenger

Der Avenger ist das zweite Modell von Stellantis (nach dem DS 3 E-Tense), das über einen neuen Antriebsstrang mit einer besonders leistungsfähigen Batterie und einem besonders effizienten Elektromotor verfügt. Auf dem Papier kommt der Avenger damit auf einen Verbrauch von 15,5 kWh pro 100 km und eine Reichweite von 392 km. Auch bei den Lademöglichkeiten wurde nicht gespart, denn schon das Basismodell kann mit 11 kW an einer öffentlichen Ladestation aufgeladen werden. Unter idealen Bedingungen können an einer Schnellladestation 100 kW geladen werden.

Während der Testfahrt auf einer sehr anspruchsvollen Strecke, die zu großen Teilen über unbefestigte Straßen führte, lag der Testverbrauch bei 18 kWh pro 100 km, was für ein Auto dieser Größe sehr hoch ist. Obwohl mathematisch nicht korrekt, konnten trotz des hohen Verbrauchs sehr großzügige 350 km mit einer vollen Batterie zurückgelegt werden

Jeep Avenger

Leistung

Ein großer SUV vermittelt nicht nur durch seine hohe Sitzposition ein kraftvolles Gefühl, sondern auch durch die Souveränität seiner Antriebsquelle. Auf seine Weise bietet der Avenger das gleiche Gefühl dank des schnellen Ansprechens und der vollkommenen Agilität des Elektromotors. Im Vergleich zu herkömmlichen Jeeps fühlt sich der Avenger also wirklich wie ein Sprung in die Zukunft an. Im Normalmodus ist die Leistung ausreichend. Im Sportmodus ist der Avenger schnell und lebendig.

Gleichzeitig ist der Avenger so leise, dass das Geschwindigkeitsempfinden gering ist. Der Avenger gewinnt beim Bremsen und Ausrollen Energie zurück, reduziert dabei aber die Geschwindigkeit nicht so stark, dass er mit einem Pedal gefahren werden kann.

Jeep Avenger

Fahrverhalten

Um den Preis niedrig zu halten, hat der Avenger keinen Allradantrieb. Doch trotz des Frontantriebs hat Jeep an der "Geländetauglichkeit" gearbeitet. Schließlich ist der kompakte Jeep für den Großstadtdschungel gedacht, und da können die zusätzliche Bodenfreiheit (20 cm), die großen Ein- und Ausstiegswinkel (32 und 20 Grad) und der kleine Wendekreis durchaus von Nutzen sein. Ein witziges Detail ist, dass sich der Avenger durch seine Sitzposition und die deutlich sichtbare Motorhaube viel größer anfühlt, als er tatsächlich ist. In der Stadt erweist sich der Avenger tatsächlich als kompakt und wendig. Die Lenkung ist zwar präzise, aber gleichzeitig gefühllos leicht (sogar im Sportmodus).

Das Interessanteste haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Die elektronische Antischlupfregelung verfügt über einen speziellen Offroad-Modus. Innerhalb der Grenzen des Frontantriebs kann der Computer für zusätzlichen Grip in Schnee, Schlamm oder Sand sorgen. Das funktioniert in der Praxis sehr gut. Selbst als der Testfahrer ungewollt in Gebiete geriet, die eigentlich die Domäne von reinrassigen Geländewagen sind, kam der Avenger wunderbar durch alles durch. Außerdem überstand der Avenger jede Menge Gewalt in Form von Gruben, Löchern, Steinen und Abhängen ohne Protest (oder Klappern). Noch nie ist ein Testwagen mit Zweiradantrieb so weit ins Gelände gekommen, und die Bilder, die diesem Artikel beigefügt sind, zeigen einen Avenger auf sich allein gestellt!

Jeep Avenger

Schlussfolgerung

Ist der in Europa entwickelte und gebaute Avenger ein echter Jeep? Ja, und sogar mehr als das! Der Avenger ist der erste einer ganz neuen Generation von Jeeps, an denen sich die Amerikaner ein Beispiel nehmen sollten. Dank des Elektroantriebs sind seine Fahreigenschaften denen der herkömmlichen Jeeps weit überlegen.

Aber der Avenger bietet noch mehr. Schließlich sind alle Elektroautos dank ihrer Technologie leiser, schneller, komfortabler und effizienter als Autos mit Verbrennungsmotor. Der Avenger muss sich also auch von anderen Elektroautos abheben. Das schafft der Avenger, indem er in allen Punkten punkten kann, wobei seine Offroad-Technologie auf Basis des Zweiradantriebs hervorsticht. Entscheidend ist letztlich der Charakter, der den Avenger an die Spitze bringt.

plus
  • Solides Gefühl
  • Unterscheidungskraft
  • Stark, leise und schnell dank Elektroantrieb
minus
  • Hoher Energieverbrauch
  • Gefühllose leichte Lenkung
  • Schlecht klingendes Audiosystem