Hyundai i30 (2012 - 2017)
Die höchste Stufe
Wenn ein Testwagen fotografiert wird, besteht die Kunst darin, das Auto so günstig wie möglich darzustellen. Dazu gehört in erster Linie die Suche nach einem guten Hintergrund. Danach sucht man den Winkel, in welchem das Auto am besten aussieht. Das richtige Licht kann auch Wunder wirken.
Formgebung
Während der Fotosession mit dem neue Hyundai i30 brauchte man das alles nicht; das Auto sieht von allen Seiten gut aus! Wie der i30 auch fotografiert wird, es ist eine Augenweide.
Sogar wenn so ein unbedeutendes Detail wie ein Türhebel fotografiert wird, gibt es ein sehr schönes Bild! Dabei muss gesagt werden, dass Hyundai für diesen Test den schönsten i30 in der schönsten Farbe und in der kompletten Ausführung zur Verfügung gestellt hat.
Der neue i30 wurde in Europa für die europäische Kunden entworfen, und diese Strategie scheint zu funktionieren. Besser gesagt: Wenn es sich rein um das Äußere handelt, kann der Hyundai sich zum ersten Male mit bislang unantastbaren Modellen wie dem Ford Focus, dem Opel Astra und dem Volkswagen Golf vergleichen. Auch die Vollendungsqualität steht auf vergleichbare Ebene.
Dem Interieur wurde nicht so eine spielerische Form gegeben wie dem Exterieur, doch es sieht genauso gut aus. Auch hier gilt, dass das Auto auf dem Bild eine spezielle Ausführung ist. Nach der Fotosession wurde mit einem Basismodell mit beigefarbigem Interieur gefahren, das weniger Ausstrahlung hat. Sowohl der Raum vorne als auch hinten sind durchschnittlich.
Ausrüstung
Der i30 übertrifft die Erwartungen schon wieder mit einer durchdachten Ausrüstung. Auf den Preis bezogen ist die Ausrüstung mehr als gut, doch Hyundai geht in jeder Hinsicht einen Schritt weiter als üblich.
So ist zum Beispiel die Klimaanlage nicht nur nach links/rechts getrennt, sondern auch mit einem Luftqualitätssensor ausgestattet. Außerdem kann die Klimaanlage ihre Arbeit nach Wahl schnell (aber hörbar) oder langsam (und leise) machen. Auch das Audiosystem hört sich für ein Auto dieser Preisklasse gut an. Wie bei jedem Hyundai ist ein iPod-/USB-Anschluss standardmäßig eingebaut.
Während der Testfahrt wurde fleißig nach fehlenden Dingen gesucht, doch abgesehen von trivialen Sachen wie Lenkradheizung oder Sitzen mit Massagefunktion war nichts zu finden! Die einzige ernsthafte Kritik betrifft die Qualität der geplanten Fahrstrecken durch das Navigationssystem; diese sind, vorsichtig ausgedrückt, unlogisch.
Straßenlage
Eine bequeme Funktion ist "FlexSteer". Es hört sich nicht nur an wie ein Marketingausdruck von Opel, das System wurde direkt von der Konkurrenz abgeguckt. Mit einem Knopfdruck ist die Lenkung leicht (Komfort), normal oder sportlich. In der letzten Einstellung lenkt sich das Auto spürbar schwerer, und der Fahrer bekommt mehr Gefühl für die Mechanik. Außerdem sorgt die schwere Lenkung dafür, dass der i30 auf der Autobahn bequemer geradeaus fährt. Das macht größere Strecken weniger ermüdend.
Auch in der sportlichen Einstellung jedoch ist die Fahrt im i30 nicht besonders aufregend. Wenn schnell gefahren wird, gibt das Fahrgestell nicht nach (der Testwagen hatte Hankook Reifen im Maß 225/45R17). Wenn nötig, lässt sich der i30 auch mit hoher Geschwindigkeit durch die Kurven fahren, doch Lebendigkeit oder Fahrvergnügen ergibt das nicht. Trotz einer guten Straßenlage bietet der i30 noch genügend Komfort auf Straßenschäden (zwei Dinge, die nicht immer gut zusammen gehen).
Diesel
Während dies hier geschrieben wird, ist der i30 mit zwei Motoren lieferbar: einem 1.6 Liter Diesel- und einen 1.6 Liter Benzinmotor. Der Dieselmotor bietet gute Leistungen, hat jedoch (wieder) keinen ausgesprochenen Charakter. Wenn mehr Leistung gefragt wird, ist diese immer vorhanden, doch das Auto kommt nie zum Leben.
Das optionale (sechsstufige) Automatikgetriebe macht seine Arbeit, wie es sich gehört: unbemerkbar. Leider bedient sich das Automatikgetriebe überholter Technik, wodurch der Verbrauch viel höher ist als bei der handgeschalteten Variante.
Der standardmäßige i30 CDRi verbraucht laut Herstellerangabe 3,7 Liter Diesel pro 100 km, mit dem Automatikgetriebe sind es etwa 5,5 Liter pro 100 km. Trotz eines ruhigen Fahrstils und einer wenig herausfordernden Strecke kam der Testverbrauch auf 7,0 Liter pro 100 km.
Benzin
Der GDi Benzinmotor zeigt mehr Charakter als der Diesel. Er fühlt sich ab dem ersten Augenblick willig an und bietet gute Leistungen. Wie es sich bei einem modernen Benzinmotor gehört, ist schon bei niedriger Drehzahl vollauf Zugkraft vorhanden. Der Benzinmotor fährt deswegen genauso entspannend wie ein Diesel. Um den Fahrer daran zu erinnern, dass schon bei niedriger Drehzahl genug Leistung vorhanden ist, setzt Hyundai einen Schaltindikator ein.
Weil der 1.6 GDI so einfach gute Leistungen bietet, braucht man ihm nur selten das Äußerste abzuverlangen, und diese Kraftquelle eignet sich für sparsames besser Fahren als der Dieselmotor.
Fazit
Das Konzept des neuen Hyundai i30 unterscheidet sich nicht von der vorherigen Generation oder anderen Autos in diesem Segment. Der i30 bleibt ein durchschnittliches Auto für ein durchschnittliches Publikum mit einem durchschnittlichen Budget. Der große Unterschied besteht darin, dass Hyundai jetzt noch besser auf die Wünsche der Käufer eingeht. Hyundai versucht nicht nur, den Preis niedrig zu halten, sondern in jeder Hinsicht die Erwartungen zu übertreffen. In Bezug auf Ausrüstung und Formgebung ist das Hyundai gut gelungen.
Minuspunkten gibt es kaum. Der einzige Beschwerde über den i30 ist, dass der Verbrauch von Hyundai im rosigsten Licht dargestellt wird. Auf das vielversprechende Äußere bezogen ist die Straßenlage unauffällig. Das ist aber eine bewusste Entscheidung, um eine größtmögliche Käufergruppe anzusprechen.
Mit dem neuen i30 ist Hyundai dem üblichen Standard nicht nur näher gekommen als je zuvor, sondern hat diesen zum ersten Male in einigen Bereichen überholt. Der i30 ist daher der erste Hyundai, der es nicht wegen des niedrigen Preises sein muss, sondern der es wegen des herausfordernden Modells sein darf.
- Schöne Formgebung
- Gute Fahreigenschaften
- In jeder Hinsicht überdurchschnittlich
- Nicht so sparsam wie versprochen
- Navigationssystem plant ungeschickte Route