Datum der Veröffentlichung: 5 Februar 2009
Honda Insight
Autotest

Honda Insight

Hybride für Jedermann

Autotest - Der Ausdruck "hybride" hat in den letzten Jahren eine fast magische Nebenbedeutung bekommen. Schon beim Hören dieses Ausdrucks sind Politiker und Umweltaktivisten begeistert. Auch die Wirtschaft lässt sich gerne von der grünen Seite sehen und kauft massenhaft diese sparsamen Autos mit sowohl einem Verbrennungsmotor als auch einem Elektromotor. Aber diese Kombination erfordert eine komplizierte Technik und ist deswegen nicht für jeden Hersteller machbar. Jetzt aber führt Honda den Insight ein, der hybride Technik in den Bereich des großen Publikums bringt.

Honda will mit dem Insight Hindernisse beseitigen, die anderen hybriden Modellen ihre Anziehungskraft nehmen. Das erste ist der hohe Preis. Um den Insight günstiger zu machen, entscheidet sich Honda für relativ einfache Technik.

Der Gedanke hinter einem Hybrid-Auto ist, dass ein konventioneller Verbrennungsmotor (Benzin oder Diesel) auf langen Strecken und bei einer gleichbleibenden Geschwindigkeit effizient ist. In der Stadt, mit vielen Stopps und Geschwindigkeitsänderungen, ist ein Elektromotor die bessere Lösung. Ein Hybrid-Auto verfügt deswegen über zwei Motoren, die abhängig von der Situation die Arbeit unter sich verteilen.

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Integrated Motor Assist

Honda folgt diesem Konzept, führt es aber einfacher aus. Der Benzinmotor ist die Hauptkraftquelle. Wenn nötig, assistiert der Elektromotor nur durch einen Ruck, um die Arbeit leichter zu machen. Beim Beschleunigen oder bergauf assistiert der 14 PS / 7 Nm starke Elektromotor dem Benzinmotor. Das spart in der Praxis genau so viel Brennstoff wie ein komplexes System, das auch im Stande ist, längere Zeit nur mit einem Elektromotor zu fahren.

Natürlich muss der Strom für den Elektromotor irgendwo herkommen. Hier entscheidet sich Honda für eine mittlerweile zuverlässige Methode: Während des Bremsens oder Ausrollens wird die Energie, die dabei normalerweise verloren geht, in Elektrizität umgewandelt und in Akkus gespeichert. Diese "Umsonst"-Energie wird genutzt, um den Elektromotor beim Beschleunigen assistieren zu lassen.

Das ist aber nicht das Einzige, was den Insight sparsamer macht. Sobald das Auto stillsteht, wird der Benzinmotor abgeschaltet. Wenn das Gaspedal wieder eingedrückt wird, startet der Motor automatisch wieder. Das geht nicht so geschmeidig und unmerklich wie bei der Konkurrenz, aber dafür gibt es dann auch diesen günstigen Preis beim Insight. Auch das automatische (CVT)-Getriebe schaltet manchmal etwas unruhig.

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Insight gibt Einsicht

Beim Insight geht man aber weiter als nur bestehende Technik zu vereinfachen. Honda will sparsam fahren auch schön machen, und zwar mit "eco-assist": ein kleines Arsenal an Bildschirmen, Animationen und Special Effects! Das fängt an mit dem vertrauten Verbrauchsmesser, der jetzt den durchschnittlichen Verbrauch der letzten drei Fahrten registriert. Zweck: Jede Fahrt soll sparsamer sein als die vorherige!

Der Hintergrund des Tachos wird abhängig vom Fahrstil blau oder grün beleuchtet ("ambient meter"). Schnell fahren darf man schon, aber die Geschwindigkeit muss allmählich aufgebaut werden, um im grünen Bereich zu bleiben.

Honda Insight
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Das Lehrreichste ist eine Grafik, die zu einer Seite hin ausschlägt, wenn zu schnell beschleunigt wird, und zur anderen Seite, wenn zu hart gebremst wird. Das letzte scheint nicht logisch: Aber hartes Bremsen lässt einen Fahrer erkennen, der nicht aufmerksam genug am Verkehr teilnimmt. Außerdem haben die Akkus bei einem längeren Bremsweg mehr Spielraum zum Aufladen als bei einem plötzlichen Stopp. Kurz gesagt: Je gleichmäßiger gefahren wird, desto sparsamer.

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Wenn der Fahrer lange genug sparsam fährt, erscheinen Bäumchen im Display. Diese haben am Anfang erst nur äste und Zweige, aber längeres sparsames Fahren wird mit Blättern und Blumen an den Bäumen belohnt. Wer lange, beständig und konsequent super sparsam zu fahren weiß, wird schließlich mit einer Trophäe im Bild belohnt!

Auch Dank des "eco-assist" sollte der versprochene Verbrauch von 4,4 Liter pro 100 km (4,6 Liter für die hier gefahrene Luxus-Ausführung) für jeden machbar sein. Nach einer stundenlangen Fahrt durch die Stadt ließ der Testwagen einen durchschnittlichen Verbrauch von 4,8 Liter pro 100 km notieren. Eine längere Fahrt über die Landstraße resultierte in 4,6 Litern pro 100 km.

Fahreigenschaften

Die Leistungen des 1.3 Liter Vierzylinder Benzinmotors sind recht nett. Wenn jedoch einmal extra Leistung notwendig ist, kann das "ECON"-Programm zeitweilig abgeschaltet werden und das gibt einen spürbaren Extra-Stoß in den Rücken (4 % extra Drehmomente).

Die übrigen Fahreigenschaften sind wenig bemerkenswert, und das ist ein Kompliment. Das bedeutet, dass der Insight genau so gut fährt wie andere Autos in dieser Preisklasse. Der Fahrer muss keine einzige Konzession machen, um sparsam zu fahren. Deutlicher ausgedrückt: Weil die Akkus extrem niedrig im Auto platziert sind, liegt auch der Schwerpunkt sehr niedrig, und daher hat der Insight eine überdurchschnittlich gute Straßenlage.

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Raum

Die Akkus, die für ein Hybridsystem benötigt werden, gehen bei manchem Konkurrenten zu Lasten des Innenraums. Weil diese beim Insight sehr niedrig liegen, ist auch der Innenraum mit anderen Autos dieses Umfangs vergleichbar.

Unter dem stromlinienförmigen Mantel bietet der Insight Platz für vier Erwachsene (der Raum vorne ist gut, der Raum auf dem Rücksitz durchschnittlich/mäßig) und eine große Anzahl Gepäckstücke. Außerdem kann der Rücksitz umgeklappt werden, wonach der Gepäckraum von 408 bis auf 1.017 Liter anwächst. Kurz gesagt: Er ist ein Hybrid für die ganze Familie!

Honda Insight
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Fazit

Bringt der Honda Insight Hybrid-Technik in den Bereich des großen Publikums? Ja, sicher. Der Insight macht Schluss mit den Nachteilen der existierenden Hybriden. Das fängt schon mit dem Preis an, denn durch den Einsatz einfacherer Technik ist der Insight viel preisgünstiger als andere Hybriden. So wie es sich bei einem Hybrid-Auto gehört, fährt, bremst und lenkt der Insight genau so gut wie jedes andere Auto, ist aber unbemerkt ein Stück weit sparsamer.

Für diejenigen, die mögen, bietet der Insight eine Reihe von Hilfsmitteln an, um zu lernen, noch sparsamer zu fahren und/oder das sparsame Fahren zu einem Sport zu machen.

Schließlich ist die Technik so klug gebaut, dass sie nicht länger zu Lasten des Innenraumes geht. Kurz gesagt: Honda ist seine Absicht gelungen, nichts steht dem großen Publikum im Wege, einen Hybrid zu fahren.

plus
  • Sportliche Straßenlage
  • Eco-Coach macht sparsames Fahren schön
  • Einfache, aber wirksame hybride Technik
minus
  • Start-/Stop-System funkioniert nicht ganz unmerklich
  • Mäßige Sicht im Innenspiegel wegen zweigeteilter Heckscheibe