Honda HR-V (1998 - 2006)
Glanz und Gloria
All die Tage vor dem wirklichen Test sondiere ich die Meinung meiner Freunde und Bekannte über den HR-V. Das Resultat ist immer Extrem: entweder sehr häßlich oder sehr gelungen. In der Wirklichkeit sieht das Auto besser als in den Prospekten aus. Der Innenraum hat ein klares Design mit schönen Details. Die blauen Instrumente, mit weißen Zeigern, sind sehr gut lesbar und passen vollkommen zu dem neuen Design. Die selbstverständlichen Dinge, wie Staufächer im Innenraum, sind von Honda etwas weiter als nur nötig entwickelt. Das Armaturenbrett ist in zwei Teile geteilt, der Aschenbecher ist überall aufstellbar, die Kartenfächer in den Türen sind mit Netzen versehen und Klappen haben einen kleines Band, um kleine Sachen festzumachen. Gerade der "Sinn für Details" kennzeichnet den HR-V. In jedem Punkt ist der HR-V, mit der praktischen Verwendung als Ziel, gut durchgedacht. Camera, Notizblock und Papierkram finden sehr schnell ihren Platz und innerhalb kurzer Zeit habe ich das Auto so eingerichtet, als ob ich damit jahrelang gefahren wäre.
Die Vordersitze geben zwar eine gute Unterstützung auf Schulterhöhe, aber lassen noch etwas zu wünschen übrig, was den Rücken betrifft. Die Rücksitzbank hat genügend Platz für zwei Erwachsene. Der Kofferraum enttäuscht zwar im Verhältnis zum Umfang des Autos, aber dank der in zwei Teilen hochklappbaren Rücksitzbank, kann er vergrößert werden. Mit ein bißchen gutem Willen, "schluckt" der HR-V mein großes Herrenfahrrad für Fahrradtouren unter der Sommersonne. Zum Glück liegt die gewählte Fahrradroute weit entfernt vom Honda-Händler...
Vorteile - ja, Nachteile - nein
Die meisten Geländewagen werden das größte Teil ihres Leben auf dem Asphalt verbringen. Die ungenutzten Kapazitäten eines Geländewagens benötigen jedoch eine zusätzliche Investition. Deswegen hat Honda nur die stärksten Punkte eines Geländewagens beim HR-V übernommen. Das wichtigste davon ist, daß das Auto ein hohes Fahrgestell und einen hohen Sitz hat. Dieser hohe Sitz sorgt für einen perfekten Überblick über den restlichen Verkehr, wodurch das Fahren mit dem HR-V weniger anstrengend, als mit einem niedrigeren Auto, ist. Wie hoch das Auto ist, stellt sich heraus, wenn ich für ein Überholmanöver schön in die Spiegel, über meine Schulter schauen kann. Ganz unten, in dem enormen Außenspiegel des HR-V, sehe ich etwas gelbes am Boden. Es scheint ein Lamborghini Diablo zu sein, der an dem HR-V nicht vorbei fährt, eher unter dem HR-V schleicht. Jetzt verstehe ich, warum Honda dem HR-V so große "Ohren" gegeben hat. Die Spiegel können mit einem Schalter zusammengeklappt werden, um Parkschäden vorzubeugen.
Von einem Sportcoupé hat der HR-V das schmeichelhafte Äußere und ein vorbildliches Fahrgestell. Genauso wie bei einem Sportwagen, ist die Lenkung direkt und präzise. Bei schnell genommenen Kurven neigt sich der Wagen ein bißchen, wie man es bei so einem hohen Wagen auch erwarten kann. Bei gerade zu "enthusiastisch" genommenen Kurven will das Auto in erster Stelle geradeaus. Im HR-V hat man nie den Endruck, das Auto würde den Kontakt mit der Straße verlieren. Genauso wie ein Sportcoupé hat der HR-V sehr gute Bremsen. Die Scheiben vorne und die Trommeln hinter sind sehr gut dosierbar und werden, wenn nötig, von ABS und EBD (Elektronischer Bremskraftverteiler) unterstützt . Bei einer Notbremsung neigt das Auto etwas nach vorne. Nichts beunruhigend, aber etwas, um darauf vorbereitet zu sein. Das Fahrgestell ist der perfekte Mittelweg zwischen Sportlichkeit und Komfort. Auf jedem Straßentype kommuniziert das Fahrgestell mit dem Fahrer ohne aufdringlich oder störend zu werden. Selbst während eines vorsichtigen Tests, in einem sich im Bau befindenden Wohnviertel, mit noch unbefestigten Straßen, konnte der HR-V dem Fahrer und Insassen gefallen.
Der HR-V hat von einem MPV nicht nur seinen geräumigen Innenraum, sondern leider auch den Motor. Der 1.6 Liter 16-Ventil liefert nur 105 PS und ist damit nicht mehr als ausreichend. Der HR-V ist nie zu langsam, aber sicherlich ist er auch kein Kilometerfresser. Ausreichend, um sich flott in den Verkehr einzufädeln, ungenügend, um vielseitig zu punkten. Bereits bei niedrigen Drehzahlen liefert der Motor eine sehr gute Zugkraft. Sogar einen Hügel nimmt der HR-V im 5.Gang noch flott. An den Leistungen des Triebwerkes gibt es wenig zu beanstanden, nur an dessen Verbrauch. Honda gibt selbst einen durchschnittlichen Verbrauch von 8,3 L /100 km an. Mein Testverbrauch, bei ungefähr 500 km, liegt hier bei knapp 8L/100 km. Der Motor arbeitet bis zu 3500 U/min sehr leise.
Der HR-V ist nicht nur innen leise, sondern auch außen ist der Motor kaum zu hören. Auch Radfahrer hörten den HR-V erst, als die Drehzahl erhöht wurde. Sollte unverhofft etwas mit dem HR-V schief gehen, hat Honda alles mögliche getan, um sowohl die Insassenen als auch die Außenstehenden zu schützen. Außer der standard Airbags und der Versteifungsbalken hat Honda die Nase so entworfen, daß die Fußgänger bei einem Zusammenstoß mit dem HR-V relativ gut wegkommen. Die Nase und sogar die Scheibenwischer wurden so glatt wie möglich gemacht, um unnötigen Verletzungen vorzubeugen.
Fazit
Nach drei Tagen "Joy Machine" konnte das Auto in allen Hinsichten überzeugen. Die Kritiker, die dieses Auto zuerst nicht gut beurteilt haben, finden meinen schwarzen HR-V mit Sportpaket doch schöner als erwartet. Das Sportpaket besteht unter anderem aus einem großen Dachspoiler und ein paar Leichtmetall-Felgen. Der HR-V hat sogar von einem Fiat Uno an der Ampel einen hochgesteckten Daumen bekommen; etwas, was ich nur bis jetzt in horrend teuren Sportwagen der deutschen Hersteller erfahren konnte.
Der HR-V hat ein Ziel: den Insassenen in jeglicher Hinsicht zu gefallen. Das Auto ist kein "Haufen Kompromisse" sondern eine perfekte Kombination aus "klaren Entscheidungen". Stück für Stück die richtige Wahl. Auch die Philosophie hinter dem Auto ist eine klare Wahl: Technik dient dem Menschen. Das Auto enttäuscht wirklich in absolut keinem Punkt. In vielen Hinsichten bietet das Auto mehr als erwartet. Honda wollte ein originelles, erneuerndes Auto auf den Markt bringen und dies ist mit "Glanz und Gloria" gelungen(Ivo Kroone).
- Spaßmaschine
- Hoher Vordersitz
- Großzügige Ausstattung
- Mäßige Sitze
- Hoher Verbrauch
- Airco beeinflußt die Motorleistung