Ford Transit Custom

Der Grund für die Einführung eines völlig neuen Transit Custom ist die Einführung einer elektrisch betriebenen Version. Die bestehende Plattform kann die erforderlichen Batterien nicht aufnehmen und die neueste Generation von Luxus- und Sicherheitsmerkmalen erfordert ebenfalls eine neue Plattform.

Außerdem: Der vorherige Transit Custom teilte sich die Plattform mit dem größeren Transit (auch bekannt als "2-Tonnen-Transit"), was zu Einschränkungen führte. Der neue Custom steht auf einer völlig eigenständigen Plattform und ist daher komplett auf seine Aufgabe zugeschnitten. So ist der neue Unterbau beispielsweise 100 kg leichter, was der Nutzlast und/oder der Batteriekapazität zugute kommt. Außerdem konnte der Radstand verlängert werden, um mehr Batterien unterzubringen, was wiederum zu einem größeren Laderaum führte (5,8 bis 9 m3).

Letzteres klingt nach Fortschritt, könnte aber auch als schlechte Nachricht interpretiert werden. Nutzfahrzeuge bleiben so lange auf dem Markt, weil die Unternehmer in Umbauten investieren, die auf ihre Busse zugeschnitten sind. Wenn diese Änderungen nicht auf den neuen Bus übertragen werden können, ist diese Investition verloren. Ford weist darauf hin, dass die bekannten Zulieferer lange vor der Einführung des neuen Custom benachrichtigt worden sind. Daher bieten sie bereits maßgeschneiderte Regale, Schubladen, Kühlschränke und dergleichen für den neuen Transit Custom an.

Ausrüstung

Und wenn es um die Einführung des Transit geht: Sie wird in drei Schritten erfolgen. Da dieser nach wie vor weltweit am meisten nachgefragt wird, bringt Ford zunächst das eigentliche Arbeitstier auf den Markt: den Transit Custom mit Dieselmotor in der Grundausstattung Später folgen der Plug-in-Hybrid und die luxuriöseren Ausstattungen. Der dritte und letzte Schritt ist die Einführung des elektrischen e-Transit Custom.

Bei der Probefahrt der Basisversion fällt vor allem die Ausstattung positiv auf. Dieser Van bietet jetzt den gleichen Luxus und die gleichen Sicherheitsmerkmale wie die Pkw von Ford. Am auffälligsten ist der Bildschirm, der sich von der Rückseite des Lenkrads bis zur Hälfte des Armaturenbretts erstreckt. Er steuert ein modernes Audio-, Kommunikations- und Navigationssystem. Damit später keine unansehnlichen Knöpfe auf dem Armaturenbrett kleben, kann das Display auch zur Steuerung von Zubehör wie Suchscheinwerfern, Blinkleuchten oder einem Kühlsystem verwendet werden.

Der neue Transit Custom bietet alle von der Europäischen Union ab 2024 geforderten Sicherheitsmerkmale, und das bedeutet, dass der Fahrer bei jeder Kleinigkeit mit lauten Warnungen und abschätzigen Hinweisen belästigt wird. Die extragroßen Spiegel mit "Weitwinkelspiegeln" und die Rückfahrkamera haben sich als nützliche Sicherheitsmerkmale erwiesen.

Ford verspricht, dass die Sitzposition im neuen Transit Custom eher der eines Pkws entspricht, aber im Test wurde das Gegenteil festgestellt. Mehr als in anderen Transportern sitzt der Fahrer im Transit Custom hoch und aufrecht. Der Testwagen ist mit einer zweisitzigen Sitzbank ausgestattet, und die ist so klein (kurzer, harter Sitz), dass sich die Beifahrer wirklich wie Passagiere zweiter Klasse fühlen.

Diesel

Beim neuen Transit Custom liegt der Schwerpunkt auf der elektrisch betriebenen Version. Der Dieselmotor ist also der aus dem bisherigen Transit Custom, allerdings mit einem neuen Ladeluftkühler und einer präziser dosierbaren Einspritzung. Für diesen Test wurde zunächst die 136 PS starke Version mit Schaltgetriebe gefahren. Auffallend ist die enorme Geschmeidigkeit des Motors, die ein leichtes Schalten ermöglicht (auch bei schwerer Beladung!). Die Kupplung ist leicht zu bedienen und das Schaltgetriebe schaltet präzise. Der Verbrauch auf einer einfachen Strecke mit 400 kg und 2 Personen an Bord betrug 7,7 Liter pro 100 km.

Der Transit Tourneo wurde dann mit einem 170 PS starken Diesel angetrieben, der an ein 8-Gang-Automatikgetriebe gekoppelt ist. Die Automatik schaltet fast unmerklich und vermittelt den Eindruck, dass der Tourneo einen langen Gang hat. Wenn man mit dem Verkehr mitfährt, merkt man kaum etwas von der zusätzlichen Leistung gegenüber der 136-PS-Version. Das ist nur bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn von Vorteil. Die Automatik und die zusätzliche Leistung schlagen sich jedoch in einem deutlich höheren (Test-)Verbrauch nieder: 8,9 Liter pro 100 km.

Bei beiden Dieselmotoren fällt auf, dass sie deutlich hörbar ihren Dienst tun. Trotz der verbesserten Stromlinienform ist auch der Fahrtwind deutlich hörbar. Bei der Schalldämmung hat Ford leider keine spürbaren Fortschritte gemacht.

Straßenlage

Die neue Plattform beherbergt auch ein neues Fahrwerk, weshalb der Transit Custom und der Transit Tourneo jetzt über eine halbautonome Hinterradaufhängung verfügen. Dadurch ist der Bus jetzt 30 % steifer als zuvor, was für ein besseres Lenkgefühl sorgt. In der Praxis sorgt dies auch für ein sogenanntes lineares Verhalten: Unabhängig von der Geschwindigkeit reagiert der Transit ziemlich gleich.

Während des Tests wurde ein deutlicher Unterschied zwischen dem Custom und dem Tourneo festgestellt. Der Custom lenkt etwas straffer und vermittelt für einen Bus sogar ein deutlich souveränes Gefühl (wieder: 400 kg Ladung, 2 Personen). Der Tourneo hingegen ist zugunsten des Fahrgastkomforts etwas weicher gefedert. Dadurch hat der Fahrer weniger Gefühl für die Mechanik, was einen ruhigeren Fahrstil geradezu erzwingt.

Ford Pro

Bei einem Nutzfahrzeug sind die Serviceleistungen des Herstellers mindestens so wichtig wie der Bus selbst. Deshalb ist der Transit Custom / Tourneo mit einer Internetverbindung ausgestattet, mit der Fuhrparkmanager ihre Flotte im Auge behalten können. Außerdem kann das Fahrzeug selbst die Werkstatt kontaktieren, wenn eine Wartung oder Reparatur erforderlich ist.

Nach der Testfahrt konnte der Testfahrer die genaue gefahrene Strecke überprüfen, einschließlich der gefahrenen Geschwindigkeiten, der Geschwindigkeitsübertretungen (1 Sekunde 1 km/h zu schnell ist ein "Verstoß") und der (Not-)Stopps. Die webbasierte Software ist leicht zu bedienen und es ist einfach, eine Auswahl nach Fahrzeug und Zeitraum zu treffen. Dennoch gibt es einen Punkt, an dem die Software eindeutig versagt. Wenn Daten zur Verwendung in anderen Anwendungen exportiert werden, steht nur ein einfaches Format (csv) zur Verfügung und nicht JSON oder XML. Außerdem ist die Anzahl der exportierbaren Felder begrenzt und es können keineswegs alle Daten exportiert werden.

Schlussfolgerung

Ford stellt den völlig neuen Transit Custom und Transit Tourneo vor. Der Custom und der Tourneo teilen sich nicht mehr die Plattform mit dem größeren Transit (2 Tonnen), was viele Vorteile mit sich bringt. Da die Plattform jetzt maßgeschneidert ist, konnte sie geräumiger, leichter, stärker und moderner gestaltet werden. Das heißt, der Laderaum ist größer und die Ladekapazität höher.

Die neue Plattform bietet auch Platz für eine modernere Aufhängung. Das sorgt für ein besseres Handling, vor allem beim Custom. Der Tourneo hat eine weichere Federung, die dem Komfort dient. Der bestehende Dieselmotor wurde in Details überarbeitet, was den Verbrauch geringfügig günstiger macht. Die Leistung und die Agilität des Dieselmotors sind ausgezeichnet.

Bei der Probefahrt wurden die Fahreigenschaften als kleiner Fortschritt empfunden. Der große Gewinn liegt in der reichhaltigeren Ausstattung, den modernen Sicherheitsfeatures und den vielen ergonomischen "Gimmicks" (Lenkrad als Tisch, Durchladen bis unter den Beifahrersitz, Trittstufe unter der Schiebetür, Auslieferungsmodus, Online-Management), die die Arbeit erleichtern. Da die Plattform Platz für Diesel-, Plug-in-Hybrid- und Elektroantriebe bietet, kann der neue Transit Custom noch mindestens 10 Jahre halten!