Ford Ranger
Nur zur Show?
Wie robust der Ford Ranger ist, hängt von der gewählten Ausstattungsvariante ab. So gibt es den Ranger mit einer oder zwei Sitzreihen und mit normaler oder "Raptor"-Ausstattung. Der Testwagen ist ein "Double Cab Raptor" mit vier Sitzen und extravaganter Ausstattung.
Nach amerikanischen Maßstäben ist der Ranger nur ein mittelgroßer Pickup-Truck, aber in absoluten Zahlen bleibt er ein riesiges Auto. Der Ranger ist zu lang für eine durchschnittliche Parklücke und zu hoch für viele Garagen. Es überrascht nicht, dass der Einstieg einen bescheidenen Aufstieg erfordert. Dort erwartet Sie eine Kabine, in der alles groß, klobig und solide ist. Sowohl vorne als auch hinten ist die Kopf- und Beinfreiheit gut. Die Sitzbezüge sind leicht zu reinigen, aber teilweise auch deshalb rutschig.
Das unscheinbare amerikanische Innendesign wird durch europäische Ausstattungen und Bedienelemente kompensiert. Der neue Ranger verfügt über die gleiche Ausstattung wie die neuesten Pkw von Ford. Das bedeutet ein modernes Infotainment-System und viele aktive Sicherheitsfunktionen. Im Vergleich zum vorherigen Ranger wurden diese Systeme verbessert, um zuverlässiger zu sein und/oder eine größere Reichweite zu haben. So kann beispielsweise die Erkennung des toten Winkels jetzt so eingestellt werden, dass sie auch einen Anhänger berücksichtigt. Beim Rückwärtseinparken kann der Ranger selbstständig vor Hindernissen bremsen und warnt gleichzeitig vor Querverkehr. Der Klang des B&O-Audiosystems ist klar und raffiniert.
Dank einer neuen Hinterradaufhängung ist der Laderaum größer als bisher und bietet Platz für eine Europalette. Die optionale Laderaumabdeckung lässt sich elektrisch öffnen und schließen. Der Ranger ist rundum mit einer Beleuchtung ausgestattet, die das Arbeiten in der Dunkelheit ermöglicht. Steckdosen (400 Watt) befinden sich in der Ladefläche. Beachten Sie, dass diese Steckdosen viel weniger ausdauernd sind als die Steckdosen in den elektrischen Nutzfahrzeugen von Ford. Normale Versionen haben eine Stufe hinter dem Radkasten, die den Einstieg in den Laderaum erleichtert. Der Raptor hat diese wegen der maximalen Bodenfreiheit nicht.
Öffentliche Straße
Der Ranger ist mit verbesserten Versionen der bestehenden Dieselmotoren erhältlich. Völlig neu für den Ranger ist ein 3,0-Liter-Sechszylinder-Benzinmotor. Damit will Ford Käufer ansprechen, die ihren Pickup sowohl beruflich als auch privat nutzen. Trotz des großen Hubraums und des Doppelturbos ist die Leistung relativ bescheiden: 292 PS / 491 Nm. Sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn beeindruckt der Ranger Raptor daher nur mit dem Motorgeräusch (die Geräusche der Reifen und des Fahrtwinds sind dagegen sehr bescheiden) und kaum mit seiner tatsächlichen Leistung. Der Ranger Raptor ist zwar nie langsam, aber im Vergleich zu seinem robusten Aussehen und den röhrenden Auspuffanlagen bleibt die spektakuläre Leistung aus. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Fahrmodus man wählt, denn im Sportmodus ist der Ranger nur wilder, aber nicht schneller.
Nur der Verbrauch ist zu Recht spektakulär: Ford verspricht 14 Liter pro 100 km, und selbst das ist nur bei einer sehr ruhigen Langstreckenfahrweise zu erreichen. Zu diesem Verbrauch kommt ein CO2-Ausstoß von 315 Gramm pro 100 km, womit der Ranger Raptor sogar mehr emittiert als moderne Supersportwagen! Kurzum: Kaufen Sie einen Diesel.
In erster Linie als Geländewagen gedacht, ist der Ranger auch auf den amerikanischen Geschmack zugeschnitten. Trotz des neuen, modernen Fahrwerks neigt sich die Karosserie und der Fahrer muss seinen Fahrstil anpassen. Ebenfalls gut zu wissen: Der Wendekreis ist riesig und auch deshalb braucht der Ranger in der Stadt viel Platz. Der Komfort ist ausgezeichnet, und zusammen mit dem hohen Sitz vermittelt er ein großes Gefühl der Ruhe; es muss überhaupt nicht schnell oder wild sein!
Off-Road
Sobald der Ranger von der befestigten Straße ins Gelände wechselt, sieht alles ganz anders aus. Jetzt mag die Motorleistung bescheiden sein, aber der überdimensionierte Motor bietet enorme Reserven. Und der Doppelturbo ist nicht dazu da, die Leistung zu verdoppeln, sondern um sie so sanft wie möglich aufzubauen! Im Gelände ist der Fahrer immer auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Schlupf und Grip, und der Ranger macht das leicht.
Um das Off-Roading noch einfacher zu gestalten, kann der Fahrer aus Standardprogrammen für Schlamm, Schnee, Felsen und mehr wählen. Aus diesen Programmen werden automatisch das Getriebe (hoher oder niedriger Gang), das vordere und/oder hintere Difflock und die Antischlupfregelung eingestellt. Das zentrale Display zeigt an, wie der Computer die Mechanik einstellt (für maximale Ausdauer, kein elektronischer Ersatz!), und der Fahrer hat die Möglichkeit, dies nach eigenem Ermessen anzupassen. Lediglich der Reifendruck muss vom Fahrer manuell eingestellt werden, und der wurde bei dieser Gelegenheit auf 1,5 bar gesenkt.
In der Tat wurde er für diesen Test in mittelschwerem bis schwerem Gelände mit tiefem Schlamm und steilen Hängen gefahren. Weil alles am Raptor für das Fahren im Gelände gemacht ist, vom Fahrwerk über die Mechanik bis hin zu den Reifen, gibt der Ranger immer ein perfektes Feedback. Mensch, Mechanik und Computer arbeiten im Gelände nahezu perfekt zusammen und machen das Beste aus allen Möglichkeiten. Auch dank der Kameras rundherum ist es nicht immer notwendig, auszusteigen, um das Gelände zu erkunden, und Probleme (oder schmutzige Füße) werden vermieden.
Wenn das Gelände weniger anspruchsvoll wird, kann bei Bedarf der Baja-Modus gewählt werden. Dann werden Geländetauglichkeit und Geschwindigkeit kombiniert, während die Elektronik viele Freiheiten lässt, so dass sich der Raptor-Fahrer wie ein echter Rennfahrer fühlt!
Schlussfolgerung
Steht bei der fünften Generation des Ford Ranger die Show oder die Funktionalität im Vordergrund? Das hängt stark von der gewählten Version ab. In der Basisversion mit Dieselmotor geht es vor allem um Funktionalität. Dann handelt es sich um einen geländegängigen Pickup, der mit den neuesten Luxus- und Sicherheitsmerkmalen der Pkw von Ford ausgestattet ist. Im Vergleich zum vorherigen Ranger wurde der Komfort unter anderem aus diesem Grund stark verbessert. Dank einer ausgeklügelten Hinterradaufhängung passt jetzt auch eine Europalette in die Ladefläche.
In der hier gefahrenen Raptor-Version ist der Ranger aufregender anzusehen, reichhaltiger ausgestattet und noch besser für hartes Terrain geeignet. Allerdings ist der Benzinmotor in dieser Hinsicht zu viel des Guten. Verbrauch und CO2-Emissionen sind extrem hoch und nicht mehr zeitgemäß. Außerdem liegt die eigentliche Stärke des Ranger in seiner Geländetechnik und da reicht auch ein Diesel aus. Die Kombination aus einem maßgeschneiderten Fahrgestell (nur Raptor) und die Zusammenarbeit zwischen Mechanik und Elektronik verleihen dem Ranger seine wahre Stärke.
- Äußerst geländegängig
- Groß und komfortabel auf öffentlichen Straßen
- Glatte Sitzbezüge (Raptor)
- Benzinmotor mit extrem hohem Verbrauch und Emissionen