Ford Kuga (2013 - 2019)
Das Ass in den Bergen
Die Abkürzung "SUV" steht für Sports Utility Vehicle. Ford spricht im Falle des neuen Kuga jedoch lieber über ein Smart Utility Vehicle - weil der Kuga mit mehr Elektronik ausgestattet ist als die meisten Konkurrenten.
Kluger
Die kluge Elektronik bezieht sich auf Sicherheit, Komfort, Fahreigenschaften und nicht zuletzt die Geländefähigkeit. Bezogen auf die Sicherheit bietet der Kuga alles, was derzeit üblich ist, beispielsweise selbstständiges Bremsen vor Hindernissen, Warnung bei Objekten im toten Winkel der Außenspiegel und das Lesen von Verkehrsschildern.
Natürlich wurde der Kuga mit einem integrierten Audio-, Navigations- und Kommunikationssystem versehen. Leider hat es einige Schönheitsfehler. Die Spracherkennung wirkte während der Probefahrten mäßig bis schlecht. So wurde "Play Artist Kim Wilde" verstanden als "Set user level intermediate". Seltsam.
Wer vom Klang von Sony gelieferten hochwertigen Audiosystemen verwöhnt ist, wird enttäuscht. Der Klang lässt Klarheit und Detail vermissen. Über einige Zeit wurde die Lautstärke immer wieder leiser gedreht; das ist ein schlechtes Zeichen. Andererseits wurde erst damit deutlich, wie leise der Kuga ist! Geräusche von Seitenwind, Reifen und Motor sind auf der Autobahn kaum hörbar, und bei abgeschaltetem Radio blieb nur Ruhe. Dies ist einer klugen Vorsehung zu verdanken: Im Außenspiegel befinden sich Sensoren, die den Seitenwind messen, damit die Fahrgeräusche aktiv kompensiert werden können.
Der Kuga ist wieder gut durchdacht, wo es um Geräumigkeit und praktische Möglichkeiten geht. Der neue Kuga ist kaum größer als der vorherige, aber der Innenraum wird klüger genutzt. Der Raum vorne ist ausgezeichnet. Der Raum hinten ist, dank der verstellbaren Rückenlehne, überraschend gut. Der Überhang hinter die Hinterreifen ist viel größer als vorher, was dem Gepäckraum zu Gute kommt. Auch sehr klug: Die Heckklappe ist elektronisch bedienbar. Dank eines Bewegungssensors unter der hinteren Stoßstange genügt Bewegung mit dem Fuß unter das Auto, um die Heckklappe zu öffnen.
Diesel
Der vorherige Kuga hat einen sportlichen Charakter, und um das zu betonen, war das Auto nur mit sehr kräftigen Motoren lieferbar. Der neue Kuga geht mit der Zeit und deswegen gibt es das Auto jetzt mit relativ leichten und daher sparsamen Motoren.
Für diesen Test war nur der 2.0 Liter Dieselmotor (163 PS / 340 Nm) verfügbar. Damit wurde das sportliche Gefühl von einst sogar übertroffen! Ein vorsichtiges Drücken mit dem Fuß auf das Gaspedal reicht schon für eine durchaus aggressive Beschleunigung. Wenn das Gaspedal losgelassen wird, geht die Geschwindigkeit sofort herunter. Der Kuga-Fahrer hat deswegen das angenehme Gefühl, ein sehr schnelles Auto zu fahren.
Es bleibt jedoch bei einem Gefühl. Wenn das Gaspedal längere Zeit eingedrückt bleibt, beißt der Dieselmotor kaum durch, und das überlegene Gefühl ist dann auch sofort verschwunden. Dabei ist die Drehzahl auf der Autobahn gefühlsmäßig etwas zu hoch (120 km/h = 2.500 rpm), was auch der Erfahrung etwas schadet.
Ford benutzt alle Techniken des Hauses, um den Verbrauch des Kuga zu senken, wie beispielsweise ein Stopp-/Startsystem (nicht in Kombination mit einem Automatik-Getriebe), einem aktiven Grill (öffnet und schließt je nach Bedarf an Kühlung durch Seitenwind), Regeneration vom Bremsenergie sowie spezielles Öl, um die interne Reibung des Motors zu reduzieren.
Leider ist der Effekt all dieser Vorsehungen nur geringfügig. Rechnen Sie für den hier gefahrenen "2.0 TDCi AWD Powershift" mit einem Praxisverbrauch von 10 Litern pro 100 km. Während einer sparsamen Fahrt wurde ein durchschnittlicher Verbrauch von 7,6 Litern pro 100 km erreicht; das ist immer noch viel mehr als der von Ford versprochene Verbrauch von 6,2 Litern pro 100 km.
Fahreigenschaften
Wie gesagt, Ford ist bekannt für die ausgezeichnete Straßenlage aller Modelle. Wegen des hohen Schwerpunktes und des hohen Gewichts ist es eine besondere Herausforderung, ein SUV zu bauen, welches genau so gut (und sicher!) lenkt wie ein normaler Personenwagen. Um dieses Problem zu lösen, hat Ford mit einer guten Basis angefangen: dem Fahrgestell des Focus.
Darauf hat Ford eine Unmenge elektronischer Systeme eingebaut, die sowohl die Sicherheit als auch den Komfort erhöhen. Rutschende Vorderräder ("Untersteuerung")? Überhängen? Bodenkontakt verlieren? Ungleichgewicht in den Rädern? Für alle Probleme hat Ford die passende Elektronik parat. Während der Probefahrt wurden absichtlich die größten Fehler gemacht, aber immer sorgte die Elektronik dafür, dass der Kuga seinen Weg verfolgte, als ob nichts gewesen wäre.
Der Nachteil von all dieser Elektronik ist, dass der Fahrer weniger Gefühl für die Mechanik bekommt. Der Fahrer weiß daher nicht, wo die Grenzen sind und wann diese überschritten werden, denn dann gibt es kein Fangnetz mehr. Trotzdem ist die Entscheidung von Ford eine logische, denn in der alltäglichen Praxis wird die Elektronik viel mehr Probleme lösen als sie selbst verursachen könnte.
Trotz aller guten Absichten ist die Straßenlage des Kuga nicht so gut wie die eines normalen Personenwagens. Außerdem ist der Unterschied zur Konkurrenz kleiner als bei den anderen Modellen von Ford. Der Kuga weiß mit sehr viel Komfort und einem "großen" Gefühl zu überzeugen.
Off-Road
Während die meisten SUV rein wegen des robusten Äußeren gekauft werden, kann der Kuga es wahrmachen. Die Bodenfreiheit ist ganz gut (192,9 mm) und dank des geringen Überhangs vorne und hinten (924 mm bzw. 910 mm) läuft der Kuga nicht so einfach auf Hindernissen auf.
Auch der (optionale) Allradantrieb ist "intelligent". Nicht weniger als vierzig Sensoren analysieren sowohl das Fahrverhalten als auch die Griffigkeit. Um Brennstoff zu sparen, werden in der Regel nur die Vorderräder angetrieben. Wenn nötig, helfen die Hinterräder mit. Dabei kann die Kraft über den linken und den rechten Reifen verteilt werden. Damit geht Ford einen Schritt weiter als üblich. Auf einem Display zwischen Drehzahlmesser und Tacho ist genau zu sehen, wie "iAWD" die Kraft auf die Räder verteilt.
Auch wegen des auserlesenen Allradantriebs sah Ford keinen Grund dafür, den Kuga mit einer Bergabfahrhilfe, Berganfahrhilfe, niedrigem Gearing oder ähnlichen Einrichtungen auszustatten. Zu recht, denn während der Probefahrt hat sich der Kuga überzeugend durch jede Herausforderung geschlagen.
Fazit
Ist der neue Ford Kuga der ideale SUV? Die Antwort auf diese Frage hängt stark von den Wünschen der Käufer ab. Wer auf Einfachheit und einen niedrigen Verbrauch Wert legt, wird sich vom neuen Ford Kuga nicht angesprochen fühlen. Die Masse an technischen Einrichtungen ist fast überwältigend und der Verbrauch ist hoch.
Der Kuga besticht mit dem Preis (etwa 11.000 Euro weniger als die vorherige Generation!) und mit fortschrittlicher, sinnvoller Elektronik, womit sowohl der Komfort als auch die Sicherheit erhöht wird. Schließlich ist der Kuga einer der wenigen SUV, die nicht nur auf der Autobahn, sondern auch im (leichten) Gelände zu überzeugen wissen.
- äußerst komfortabel
- Ausgezeichnete Fahreigenschaften
- Fortschrittliche, sinnvolle Elektronik
- Hoher Verbrauch 2.0 TDCi
- Mäßiger Klang des Sony Audiosystems
- Störende Reflexionen vom Interieur in den Fenstern